SCHAFE WEIDEN IHRE HIRTEN
von Hermann Schrott
Man ist von unseren, nunmehr ganz offensichtlich vom wahren Glauben abgefallenen Bischöfen zwar schon einiges gewöhnt; ihre Erklärung zum neuen sogenannten Meßbuch schlägt aber doch dem Faß den Boden aus. Da hat man also zunächst einmal den alten Meßritus blindlings zerschlagen, weil er angeblich das "Heilige nicht deutlich genug zum Ausdruck brachte". Aber nachdem man den Scherbenhaufen angerichtet hatte, merkte man erst, daß man selbst keinerlei klare Vorstellungen hatte, wie das "Heilige nun deutlicher zum Ausdruck" zu bringen sei. So entschloß man sich, einmal fünf Jahre lang munter darauf los zu proben.
Ein ganz unerhörter Vorgang, wenn man bedenkt, daß hinter diesem Proben und Herumwursteln der Gläubige das Wirken des Geistes Gottes sehen sollte. Wir brauchen nur die erste Seite der Hl. Schrift aufzuschlagen; um den Unterschied zum Wirken Gottes zu sehen. Da heißt es nämlich fünfmal hintereinander "Gott sprach: es werde (...), und es geschah so (...) und Gott sah, daß es gut war (...)." Ja gerade beim sechsten Mal, wo man eigentlich erwarten müßte, Gott erkenne nun seine Fehler und schlage alles wieder in Stücke, da heißt es sogar noch ausdrücklich: "Gott sah alles, was er gemacht hatte, und fürwahr, es war sehr gut." Oder lesen wir doch bei Lukas (22,7-13), wie das damals bei der Einsetzung der Eucharistie war, ob da Jesus etwa fünf Jahre lang mit seinen Jüngern vorher geprobt hat! Nein! - ganz im Gegenteil! Wie zielstrebig und eindeutig ist er da doch vorgegangen und wie präzise waren die Anweisungen, die er Petrus und Johannes bezüglich der Bereitung des Ostermahles gegeben hat.
Betrachten wir endlich das Wirken des Heiligen Geistes in seiner Kirche bis zu Pius XII.. Niemals hat es da in einer derartigen Sache ein Probieren gegeben! - alles ist organisch gewachsen.
Ein Herumprobieren bei der Hl. Messe muß auch noch aus einem ganz anderen Grund strikt abgelehnt werden. Man nimmt von vorneherein auch mißglückte Versuche in Kauf. Wer verantwortet da den Schaden an den Seelen? Wo bleibt das Verantwortungsgefühl jener Herren, auf denen angeblich die Verantwortung so schwer lastet?
Aber es kommt noch schlimmer: Hätte man wenigstens um Erleuchtung von oben gebeten und die Hl. Kirchenlehrer zu Rate gezogen! Nein! - die neue "Messe" mußte ja dem Klerus und dem Volk gefallen. Das war doch die Hauptsache! Daß das demokratische Prinzip in der wahren katholischen Kirche gänzlich fehl am Platze ist, da sie ja von Gott selbst gegründet wurde, das stört diese Herren nicht. Sie bieten dem Volk das, was es (scheinbar) wünscht. Eine Religion (scheinbar) von unten! -
Hat Jesus in der Synagoge von Kapharnaum; als viele seiner Jünger seine Rede hart fanden und zu murren begannen (Joh 6, 48 ff) nicht ganz klar gezeigt, daß er sich nicht im geringsten darum kümmerte, wie seine Lehre vom Volk aufgenommen würde? Und als sich damals viele seiner Jünger zurückzogen, da bat er die Zwölf nicht zu bleiben, sondern fragte sie nur: "Wollt auch ihr weggehen?" Unsere abgefallenen Bischöfe meinen dagegen, daß die Erprobung der neuen Texte "in entscheidender Weise zur Verbesserung der Texte beigetragen habe". Das volle Ausmaß ihrer völligen Verblendung offenbaren sie schließlich, wenn sie sagen: "Noch nie in der Geschichte hatten Klerus und Volk eine so umfassende Möglichkeit, auf den Inhalt eines authentischen Liturgiebuches Einfluß zu nehmen". Das ist es doch gerade, was sie nachdenklich machen müßte, daß nun zum ersten Mal in der fast 2000-jährigen Geschichte der katholischen Kirche die Liturgie von unten kommt! Und was kann eine Liturgie von unten anders bedeuten als "der Greuel der Verwüstung an heiliger Stätte"'? Ein noch erbärmlicheres Bild kann man sich wirklich nicht vorstellen Schafe (und was für Schafe!!!) , die ihre Hirten weiden ...
Aber letztlich ist es völlig egal, wer hier wen weidet, hat doch Jesus einmal gesagt in bezug auf die Pharisäer (Mt 15,14): "sie sind blind und Führer von Blinden. Wenn aber ein Blinder einen anderen Blinden führt, fallen beide in die Grube."
|