DIE WEISUNGEN PAPST PIUS' XII. IN DER ENZYKLIKA "MEDIATOR DEI" VOM 20. NOV. 1947
von H.H. Walter Dettmann
In der schonendsten aber auch zugleich in überaus deutlicher Weise hat Papst Pius XII. in seinem Rundschreiben "Mediator Dei" mit höchster Autorität gerade das verurteilt, was Romano Guardini, Odo Casel, Pius Persch, Prof. Josef Andreas Jungmann, Prälat Ludwig Wolker, Prof. Michael Schmaus, Bischof Landersdorfer von Passau, Bischof Stohr von Mainz, Prof. Theodor Schnitzler, Prof. Josef Pascher und andere wollten. Aber alle diese Männer taten so, als seien sie von den Worten des Papstes in keiner Weise betroffen. Sie lobten sogar auffallend einmütig das Rundschreiben "Mediator Dei" und arbeiteten rastlos und unentwegt weiter zum Umsturz der gesamten liturgischen Ordnung der römisch-katholischen Kirche.
Papst Pius XII. nannte absichtlich keine Namen. Er wollte den Betroffenen und den Schuldigen keine Gelegenheit geben, von "Denuntiantentum" im Vatikan zu reden. Es wäre aber besser gewesen, wenn der Papst das Übel beim Namen genannt hätte. Dann hätten die oben genannten Männer nicht so tun können, als seien sie gar nicht gemeint gewesen.
Der Papst sagte unter anderem "Jene Erneuerung, wie sie von manchen verstanden wird, ist im Auge zu behalten und sorgsam darauf zu achten, daß die Anregungen nicht ins Maßlose oder Fehlerhafte ausarten" (Nr. 6). "Mit Besorgnis, ja mit Furcht müssen wir wahrnehmen, daß einige zu neuerungssüchtig sind und vom Weg der gesunden Lehre und Klugheit abweichen. Den Plänen und Bestrebungen zur Erneuerung der Liturgie, an die sie herantreten, mischen sie häufig Auffassungen bei, die in der Theorie oder Praxis diese sehr heilige Sache bloß stellen und bisweilen mit Irrungen anstecken, die den katholischen Glauben und die Lehre von der Aszese berühren" (Nr. 7). "... die besonderen Verhältnisse der abendländischen Kirche sind so geartet, daß sie das Eingreifen unserer Autorität notwendig zu machen scheinen" (Nr. 8). "Vom wahren Begriff und Sinn der heiligen Liturgie irren jene entschieden ab, die unter ihr nur den äußeren und sinnfälligen Teil des Gottesdienstes oder etwa die würdige Aufmachung von Zeremonien verstehen. Ebenso gehen jene fehl, die sie nur für eine Sammlung von Gesetzen und Vorschriften der kirchlichen Hierarchie halten für die Handhabung der heiligen Riten" (Nr. 20). "Weil die heilige Liturgie an erster Stelle von den Priestern im Namen der Kirche vollzogen wird, darum muß ihr Aufbau, ihre Anordnung und ihre Form notwendig von der kirchlichen Obergewalt abhängen" (Nr. 33). "Die Liturgie ist im Einklang zu halten mit den katholischen Glaubensvorschriften, die das oberste kirchliche Lehramt erlassen hat, um die Unversehrtheit der göttlich geoffenbarten Religion zu schützen" (Nr. 34).
"Ganz zu verurteilen ist das vermessene Beginnen Jener, die mit Überlegung neue liturgische Gewohnheiten einführen oder aufgehobene wieder aufleben lassen, die mit den geltenden Gesetzen und Rubriken nicht mehr übereinstimmen" (Nr. 46) - "Daß dies vorkommt, geliebte Söhne und ehrwürdige Brüder, und zwar nicht nur in unbedeutenden Dingen, sondern auch in solchen von sehr großer Tragweite, haben Wir nicht ohne großen Schmerz erfahren. Es gibt tatsächlich solche, die sich bei der Darbringung des hochheiligen eucharistischen Opfers der Volkssprache bedienen, die schon genau festgelegte Feste auf andere Termine verlegen und die schließlich aus den amtlichen Texten für die öffentlichen Gebete die Heiligen Schriften des Alten Bundes ausmerzen, weil sie diese als für unsere heutige Zeit wenig entsprechend betrachten" (Nr. 16).
"Ebenso zu beurteilen sind die Versuche und Bestrebungen, alle möglichen alten Riten und Zeremonien wieder in Gebrauch zu bringen. Die Liturgie der alten Zeit ist ohne Zweifel verehrungswürdig. Aber ein alter Brauch ist nicht allein schon deshalb, weil er Altertum ausstrahlt, in sich oder für spätere Zeiten und neue Verhältnisse für geeigneter und besser zu halten" (Nr. 48).
"Es ist nicht weise und nicht lobenswert, alles um jeden Preis auf das Altertum zurückzuführen. So würde z.B. vom rechten Wege abirren, wer dem Altar die alte Form des Tisches wiedergeben wollte, wer die liturgischen Gewänder niemals in Schwarz haben wollte; wer die Heiligenbilder und Statuen aus den Kirchen entfernen wollte, wer die Nachbildung des gekreuzigten Erlösers so machen ließe, daß sein Leib die bitteren Qualen, die er erduldete, nicht zum Ausdruck brächte ...." (Nr. 49).
"Wenn es sich um die heilige Liturgie handelt, ist offensichtlich der von keinem weisen und gesunden Eifer getrieben, der zu den alten Riten und Gebräuchen zurückkehren wollte und die neuen ablehnte, die doch unter dem Walten der göttlichen Vorsehung mit Rücksicht auf die geänderten Verhältnisse eingeführt worden sind (Nr. 50).
"Es gibt Leute, die meinen, es sei besser, wenn die Priester zusammen mit dem anwesenden Volk konzelebrieren, als daß sie privat in Abwesenheit des Volkes das Opfer darbringen" (Nr. 65).
"Es fehlt auch nicht an denen, die behaupten, die Priester dürften nicht gleichzeitig an mehreren Altären das heilige Opfer feiern, weil sie damit die Gemeinschaft lockerten und deren Einheit in Gefahr brächten. Ebenso gibt es solche, die so weit gehen, zu meinen, das Volk müsse das heilige Opfer bestätigen und bekräftigen, um ihm seine Geltung und Wirksamkeit zu verleihen." (Nr. 73)
"Eine heilige Messe mit abwechselnd gesprochenen Gebeten kann nicht das festlich begangene Opfer ersetzen ..." (Nr. 82). "Deshalb ermahnen Wir euch, ehrwürdige Brüder, daß jeder in seiner Diözese oder in seinem kirchlichen Sprengel die Teilnahme des Volkes an der liturgischen Handlung gemäß den Normen, die das römische Meßbuch aufstellt und nach den von der Ritenkongregation und dem kirchlichen Gesetzbuch erlassenen Vorschriften leiten und ordnen möge. So soll alles in rechter Ordnung und Würde aufgeführt werden, ohne daß der Einzelne, auch wenn er Priester ist, das Recht habe, die heiligen Stätten nach seinem Belieben gleichsam zu Versuchen zu gebrauchen ..." (Nr. 84).
Papst Pius XII. hat also schon im Jahre 1947 alle diese Dinge entschieden verurteilt, die wir heute in der Praxis beklagen müssen.
Nachtrag: Es ist auffallend, daß das Rundschreiben "Mediator Dei" Papst Pius' XII. vom 20. November 1947 von den liturgischen Neuerern ebenso gelobt wurde wie vier Jahre zuvor das Rundschreiben desselben Papstes Über die Förderung der Biblischen Studien vom 30. September 943 ("Divino afflante Spiritu"). Dies ist ein Hinweis darauf, daß die modernistischen Professoren alle Rundschreiben des Papstes so zu deuten suchten, wie es ihnen gefiel und paßte.
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