EMPFEHLUNGEN ZUM VERHALTEN DER PRIESTER
von H.H. Dr. Günther Storck
Für jeden Priester, der zu seinem Gott gegebenen Versprechen der Treue im Gehorsam des Glaubens stehen will, ergibt sich in irgendeiner Form und zu irgendeiner Zeit die unvermeidliche Notwendigkeft zum Bruch mit der Pseudo-Hierarchie. Man kann nicht Gott gehorchen und einer Hierarchie folgen, die Gott und seine Offenbarung haßt. Der Herr hat allen, die ihm folgen und ihm den wahren Gehorsam leisten wollen, ein untrügliches und für jeden Menschen völlig eindeutiges Kriterium genannt.
Ich möchte ausdrücklich jene Priester, die immer noch schwanken, auf dieses Wort hinweisen und sie auffordern, sich auf diese Anweisung und die in ihr beschlossenen Konsequenzen festzumachen. Wer es nicht tut, der ist ungehorsam und spricht sich selbst das Gericht. "Hütet euch vor den falschen Propheten, die in Schafspelzen zu euch kommen, inwendig aber reißende Wölfe sind! An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen". (Mt. 7,15 f) Man kann nicht Gott dienen wollen und den Götzen. Wer aber das depositum fidei verletzt, die katholische Liturgie und ihre Sakramente zerstört ist ein Feind Gottes, er mag Professor, "Bischof" oder "Papst" sein. Gerade das oberste Amt der Kirche bezieht seine Autorität aus dem Gehorsam gegenüber dem Willen Jesu Christi. Macht es sich zum Herrn über das depositum fidei und die heiligen Traditionen, dann ist es satanischen Ursprungs. Gerade die Priester sollten für dieses entscheidende Kriterium ein lebendiges Bewußtsein haben. Daß es (leider!) nicht so ist, offenbart einen erheblichen Mangel an echtem Glauben und an moralischer Substanz.
Ich weise alle, die in der Frage des Gehorsams Unklarheiten und Schwierigkeiten haben, darauf hin, daß ein Gehorsam gegenüber einer Autorität, die unrechtmäßige Befehle gibt, sittlich nicht erlaubt ist. Die Militärs, die sich unter Hitler auf ihren im Eid gelobten Gehorsam beriefen, sind nach den Krieg von den Gerichten mit Recht verurteilt worden. Die Verantwortung der Priester heute ist erheblich größer als die jener Militärs unter Hitler, da es nicht um die physische Existenz, sondern um Heil oder Unheil so vieler Menschen geht. Diese Hinweise mögen als Vorbemerkungen zu den folgenden Empfehlungen verstanden werden.
Grundsätzlich sollen alle Priester der katholisch-tridentinischen hl. Messe treu bleiben und sich auch in der äußeren Form zu ihr bekennen.
Da mit dem Verbot dieser Messe die öffentliche Zelebration nicht mehr möglich ist, empfehlen wir allen Priestern, sich aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen und im Untergrund zu wirken. In der Regel dürfte es jedem heute noch möglich sein, eine Privatwohnung zu halten und in ihr ein Oratorium oder eine Kapelle einzurichten. Das Interesse an dem wahren Opfer Christi ist bei einer Zahl von Gläubigen groß genug, um mit Hilfe von Beiträgen dieser Menschen die Kosten der Miete bzw. Einrichtung für einen Ort der Zelebration aufzubringen. Für die private Zelebration, die unter den heutigen Umständen das kleinere Übel ist, empfehle ich die Beschaffung eines Altarsteines oder eines Antiminsion (= Korporale mit eingenähter Reliquie). Wer einen Altarstein oder ein Antimision benötigt, kann sich an die Redaktion der "Einsicht" wenden, um eine Adresse zu erfahren, bei der er den gewünschten Gegenstand beziehen kann. (Anm. d. Red.: Vgl auch die Bemerkung "'Einsicht" V(6)287 - dieses Heftes! - wo H.H. Dr. Katzer auf die Minimalbestimmungen zur Feier der Hl. Messe hinweist!)
Es ist sinnvoll, daß Priester sich zur Erleichterung ihrer Aufgabe bestimmter Organisationsformen der Laien bedienen. (Auf eine solche organisierte Form der Laien zur Unterstützung der Priester werden wir noch ausführlich in einer anderen Nummer der "Einsicht" eingehen. Anm. d. Red.) Auf diese Weise ist es auch am ehesten möglich, einen geeigneten Raum zu ermitteln und einen angemessenen Beitrag für die Aufwendungen, die zu leisten sind, zu erheben.
Für ältere und kranke Priester bietet diese Lösung keine Schwierigkeiten. Es ist uns ein besonderes Anliegen, diese Priester um ihre Hilfe für die Gläubigen, die in geistlicher Not sind und keine Möglichkeit mehr haben, zu den Sakramenten zu kommen, zu bitten.
Freilich ist auch in diesem Punkt der Widerstand gegen die offizielle Anweisung notwendig, die die Zelebration der Hl. Messe mit Gemeinde bekanntlich verbietet. (Rechtliche Konsequenzen wird aber in diesem Fall ein Ordinariat schwerlich durchsetzen können, da es sich ja in der Regel um Privaträumlichkeiten handelt, in denen die Hl. Messe gefeiert wird, die dann auch nicht öffentlich zugänglich sind. Anm. d. Red.).
Das Verbot der katholischen Hl. Messe und die Einführung der Pseudomesse des Novus ordo bringt für die Priester, die nicht offen Widerstand wagen wollen bzw es vorziehen, bei ihrer Gemeinde zu bleiben, besondere Schwierigkeiten. Es hat seine besonderen Gefahren, Kompromisse zu schließen, um dadurch eindeutigen Stellungnahmen zu entgehen. Wir möchten trotz aller Berücksichtigung der Schwierigkeiten nicht auf den Hinweis verzichten, daß es oberste Pflicht des katholischen Priesters ist, öffentlich für die Katholische Hl. Messe einzutreten. Da jeder Christ (und besonders der Priester) in erster Linie Gott verantwortlich ist, kann es keine Entbindung von dieser Verpflichtung geben. Der Terror der Modernisten ist deshalb so unerträglich massiv geworden, weil es den Priestern an Tapferkeit, Courage und Klarheit gefehlt hat. Hier liegt eine große Schuld vor!
Wer es nach allem, was geschehen ist; vorzieh,9 den "amtierenden Bischöfen" Gehorsam zu leisten, aber dennoch am Vollzug des wahren Meßopfers festhalten möchte, der sei auf nachfolgende Erläuterungen hingewiesen: Unentbehrlich (conditio sine qua non) ist die intentio ecclesiae. Jeder Priester soll deshalb vor der Feier der Messe konzentriert die "declaratio intentionis ante missam" beten. In den still gebeteten Partien der Messe (Opferung, Kanon) soll der Priester die entsprechenden tridentinischen Gebetsformulare beten. Das ist ohne weiteres möglich! Das liturgische Gebet dieser Formulare betont die objektive Gewähr für den wahren Vollzug des Opfers. Keiner soll es wagen, in diesem Punkt von dem Minimum, das den Vollzug des Opfers garantiert, ahzuweichen! Wer es dennoch tut, macht sich vor Gott und den Gläubigen unendlich schuldig! Jeder Priester ist streng verpflichtet, dafür Sorge zu tragen, daß durch gültige Gebetstexte das Sakrament vollzogen wird. Es ist unerträglich und unverantwortlich, in dieser Hinsicht Experimente anstellen zu wollen und das Risiko einzugehen, daß den Gläubigen das Sakrament vorenthalten wird. (Demnächst werden wir auf die arbeitsrechtlichen Möglichkeiten hinweisen, falls einem Priester mit dem Entzug der Pension gedroht werden sollte. Die Red. hilft mit ihren Möglichkeiten allen gern!)
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