Diaspora - Vom Leben in der Zerstreuung
von A. M. Wachsmann
Anmerkung der Redaktion:
Die nachfolgenden Erklärungen und Beschreibungen beziehen sich auf eine Zeit, in der es um die Diaspora-Gebiete blühendes kirchliches Leben und eine vom christlichen Glauben geprägte Gesellschaft und Kultur gab, die sich wie das "gelobte Land" darstellen konnte. Heute ist jeder allein, ohne diese Sehnsucht haben zu können. Jeder steht heute für sich an der doppelten Front von Hoffnung, Gottvertrauen und Resignation, von Leben und Gleichgültigkeit. Nein? Am letzten Wochenende wohnte ich einer Deabatte bei, wo H.H. Fr. Krier aus den USA einer tschechischen Gruppe aus Marienbad zusicherte, daß er sie nur alle halbe Jahre einmal als Seelsorger besuchen könne.
E. Heller
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Im Jahre 1935, in einer Schicksalsstunde der deutschen Diaspora, da die ersten Wellenberge jener Sturmflut sichtbar wurden, die in wachsender Gewalt immer größere Scharen katholischer Menschen aus der religiösen Geborgenheit ihrer Heimat in die Brandung der Diaspora tragen sollte, erschien eine schmale Schrift, die aufhorchen ließ und wie ein Signal für die "Wächter auf dem Deiche" war. Der Greifswalder Pfarrer und Studentenseelsorger Dr. Alphons Maria Wachsmann, den der Volksgerichtshof 1944 unter das Brandenburger Fallbeil warf, gab aus Erfahrung und kluger Einsicht eine scharfsinnige Analyse »Zur Situation der Diaspora". Darin wurde als vordringliches religiöses Bildungsanliegen die Erziehung zur Diasporareife herausgestellt.
Hier war kristallklar dargelegt, was als bittere Erfahrung und Sorge hinter den ungezählten Aufrufen und Ansprachen, Briefen und »Notizen" Carl Sonnenscheins brannte, der nur zu oft erleben mußte, daß bei so vielen das Taufwasser nicht zum »Grundwasser der Seele" geworden war und nun einfach verdunstete und versickerte auf dem Asphalt Berlins und dem Sand der Märkischen Heide.
Die gleiche Sorge trieb Bischof Maximilian Kaller immer und immer wieder durch seine Diözese und durch die katholischen Provinzen, zu Besuchen, Predigten und Ansprachen. Diaspora sollte ja den Menschen »nicht hoffnungsloses Schicksal, sondern zukunftsfrohe Aufgabe" werden. Es war, als wenn die unergründliche Ahnung eines Vaterherzens ihm gesagt habe, daß hinter dem großen Heer der "Wandernden Kirche" aus Industriearbeitern, Soldaten, Arbeitsdienstlern, Landjahrjugend, ein viel größeres, ein Millionenheer im Aufbruch sei, um in die große Bewährung geworfen zu werden.
Bei ihnen und bei allen, die in vorderster Reihe diese Sorge aufnahmen, war es das Grundanliegen: mit einem gediegenen religiösen Wissen und Leben eine gründliche Kenntnis der Diasporawirklichkeit zu verbinden, um so die notwendige Diasporafähigkeit und Diasporatüchtigkeit zu begründen. "Es genügt in der heutigen Zeit einfach nicht mehr, die Diaspora ganz allgemein als Gefahrenzone für das Glaubensleben zu charakterisieren, zu fürchten oder zu meiden. Je mehr ein Gefahrenherd in seinen einzelnen Bedrohungen erkannt wird, je klarer und deutlicher eine Situation erfaßt wird, desto leichter ist es, die von der Lebenswirklichkeit gestellte Aufgabe zu meistern. Die breiteste Möglichkeit, Kenntnis der Diaspora zu gewinnen, ist im Schrifttum gegeben."
Vom Klima in der Diaspora
Es läßt sich bei einem Vergleich des katholischen Lebensraumes mit dem der Diaspora als wichtigste Unterscheidung feststellen: Die Lebenshilfen, die im katholischen Lebensraum von selbst fast ohne eigene Anstrengung sich darbieten, fallen in der Diaspora fort.
In dir Diaspora ist der Katholik nicht mehr Glied in einer geschlossenen katholischen Gemeinde. Er ist nicht mehr einer unter vielen oder gar allen, die dieselbe religiöse Oberzeugung haben. Seine Stimme kann sich nicht mehr anlehnen oder einfügen in den Chor aller. Er ist nicht mehr Welle, die getragen wird von der Kraft des Stromes. Er ist nicht mehr Stein, der fest ruht im gut gefügten Mauerverband. Der Katholik in der Diaspora weiß nichts von dem religiösen Massenerlebnis etwa einer bischöflich präsidierten Groß-Versammlung oder einer gewaltigen Glaubeuskundgebung, wo die religiöse Entzündung nicht nur viele einzelne erfaßt, sondern die Kraft und Stärke des Erlebnisses sich steigert durch das Überspringen von Mensch zu Mensch. Das religiöse Gemeinschaftserlebnis im sonntäglichen Gottesdienst wie auch in der außerordentlichen Veranstaltung bewirkt eine Intensivierung des einzelnen, Bewußtwerdung der Stärke im Zusammenschluß, Ausgleich der eigenen Schwachheit und Unzulänglichkeit. Diese Wirkungen sind überaus wichtig; sie können nicht leicht überschätzt werden. In ihrem ganzen Ausmaß wird sie der würdigen, der selbst jahrelang unter ihrem starken Einfluß gestanden, dann aber in der Isolierung der Diaspora erfahren mußte, entweder an sich selbst oder durch Fremdbeobachtung, wie leicht aus dem Minderheitsbewußtsein ein Minderwertigkeitsbewußtsein wird.
Im geschlossenen Raum katholischen Lebens sind durch Jahrhunderte die katholischen Glaubenswahrheiten geglaubt, durchdacht und gelebt worden. Der Zweifel der wenigen, die Irrwege der einzelnen haben niemals vermocht, das religiöse Gefühl der Gesamtheit zu zerreißen, geschweige denn aufzuheben. Das Katholische ist zur Atmosphäre geworden, in der man atmet. Man mag im einzelnen sich distanzieren oder gar sich heiligen Satzungen entgegenstellen, aber man kann nicht aus der Atmosphäre heraus, in der die Generation durch Jahrhunderte gelebt, in der man selbst heimisch geworden ist. Selbst wenn einer blasiert die Fronleichnamsprozession vom Fenster aus betrachtet, weil er sein Knie nicht beugen mag, er kann sich der Schönheit dieses öffentlichen Anbetungsaktes nicht entziehen. Selbst dann, wenn eine solche Prozession im Bewußtsein entleert worden ist zu einer prunkvollen Entfaltung kirchlicher Pracht, ist sie ein Faktor, der die katholische Atmosphäre mit geheimnisvollen Energien speist. Die katholische Atmosphäre macht es leicht, aus der Verwirrung heimzukehren in die Wahrheit, aus dem Seitenweg unauffällig einzubiegen in den Hauptweg, aus der Lauheit wieder zurückzufinden in die Fülle des religiösen Lebens. Noch öfter hilft die katholische Atmosphäre, alle diese Ab- und Umwege zu meiden und katholisch zu bleiben.
Ganz anders ist das in der Diaspora. Hier kann von katholischer Atmosphäre des Lebensraumes nicht gesprochen werden. Diese ist hier eingeengt in den sakralen Raum des Gotteshauses. Die Portale der Kirche sind hier nicht die Verbindung zwischen dem Raum des Gebetes und dem Raum der Arbeit, zwischen dem Opferaltar und den opfern des Lebens. Nein, die Kirchenportale sind trennende Schließung, die verhindert, daß der Weihrauch des Hochamtes hinausströmt in die Straßen, die zu den Wohnungen führen, daß geweihtes Wasser hinausdringt bis an die Häuser, wo Menschen wohnen, daß das Lied der Anbetung seine Wellen sendet bis in die Stuben der Kranken. In der Diaspora wird die Fronleichnamsprozession dort, wo sie möglich ist, nicht jubelndes eucharistisches Gemeinschaftsleben, das den ganzen Raum durchdringt und ausfüllt, sondern nur Bekenntnisakt, der begrenzt und eingeengt wird von der Beobachtung und der innerlich protestierenden Zurückweisung der Mitbürger.
Für den Katholiken in der Diaspora ist der Lebensraum verweltlicht. Auch die Landschaft steht nicht mehr unter der Konsekration der Kirche. Auf den Wegen durch ungebrochene empfängnisfrohe Acker und blühende Wiesen zieht keine Markusprozession; auf den Wegkreuzungen steht nicht das Christuskreuz, unter der Linde kein Madonnenbild. Durch den Abendfrieden klingt nicht geweihter Glockenton. Der Raum ist verweltlicht.
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"Zusammengewebt aus den vier Rosen der Welt"
von H.H. Carl Sonnenschein
Wir (im Raum der Diaspora) sind ein Schiff auf hoher Woge. Mit breitem Kiel ächzen wir über Tal und Berg. Mit stöhnenden Masten. Mit gerafften Segeln. An diesem Steuer tut feste Hand not. Wir sind neues Land. Mit schwachem Humusboden. Unter uns märkischer Sand! Vier Jahrhunderte müssen wir graben zu katholischer Kultur. Zu vorreformatorischer Zeit! Auch das waren nur ein paar Jahrhunderte rascher Blüte. Ziegelsteinschöner Gotik. Auf heidnischem Land. Eine ganz tiefe christliche Kultur, wie sie um die Türme Wiens, Kölns und Antwerpens wittert, deckt nicht die Dächer dieser Stadt. Durchadert nicht das Land unter unseren Füßen. Alles ist letzte Stunde. Alles rasch zueinander geschaufelt. Alles von vielfachem Wind, aus den vier Rosen der Welt, an Spree, Havel und Elbe geweht. Keine Gemeinde Deutschlands, keine katholische, so traditionslos. So wenig durchwachsen. Im Glauben einig! Das ist der Glaube unserer Väter. Das ist das Wiegenlied von Donau, Mosel und Nahe! Das ist der Weihnachtsstern Schlesiens. Das sind die Johannisfeuer Westfalens. Das ist der Heiligabend Tirols. Dieselbe Liturgie! Derselbe Katholizismus! Dasselbe Christentum. Aber anderswo ist aus alle dem Kultur geworden. Die ein Gesicht hat. Die bis ins Äußere Gefüge prägt. Die auch die Fragen des öffentlichen Lebens erfaßt und dem Katholizismus die Geschlossenheit seiner Haltung gibt. Nirgends solche Zerrissenheit der politischen Atmosphäre. Bis an alle Ränder der Extreme gedrängt. Ein Heerlager mit hundert Gezeiten und hundert Fahnen! Aller Farben des gewölbten Regenbogens!
"Wir stehen in Leere getaucht"
Wir sind begraben von der Einsamkeit der Seele. Das ist der Danteschen Hölle letzter Ring. Daß wir alle Atmosphäre verloren haben. Wie wart ihr, Eltern, reich in den Dörfern eurer Heimat. Wie dünn ist alles zwischen den Wänden dieser Stadt geworden. Kein Kirchenjahr mehr! Das uns in die Arme nimmt und wiegt. Das uns selige Weihnachten, jubelnde Ostern, glühende Pfingsten auf die Altäre, und, brennend, in die Seele stellt! Kein Glockenruf mehr! Der durch unsere Höfe läutet! Keine Farbe mehr. Kein Rhythmus mehr! Kein Gang großer Gestalten durch unsere Jugend. Gestalten, die euch einst bei den Händen faßten und selig über das Pflaster der Straße trugen. Gelegentlich hat der Vater von den Bergen unserer Heimat erzählt. Von der heiligen Nacht, von den Altären des Maimonats. Von der Allerseelenandacht. Von seiner Jugend! Da bettete man das Kind in das Linnen der Taufe. Da zündete man die Kerzen um das letzte Atmen des Kranken. Da faßte man den Schmerz, an den Gräbern, in liturgische Formen. Durch alle schwanke Not ging fester Gang. Hinter euch stand, wie Wolkenmauer, die große Schau der Dinge. Die den Fürsten wie den letzten Knecht und den lebensfertigen Mann wie die betende Mutter und das lächelnde Kind mit einer großen Sicherheit umspannte. Alle Tradition ist in uns zerschlagen, und wir stehen in Leere getaucht, in Dunkel gestoßen, in Skepsis geschleudert, einsam! 0 Einsamkeit! Wir sollen uns selber den neuen Weg suchen.
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Der Glaube an die Zahl ist ein Aberglaube. Man verliert den Mut, weil nur drei Männer zur Versammlung gekommen sind. Dabei waren es drei Christen, oder wenigstens drei, die Christen werden wollen. Wie viele waren denn im Abendmahlssaal? Zwölf, und es ging um die Eroberung der Welt. Und dennoch hat das Christentum so begonnen. Für die Bekehrung einer Pfarrei genügt vollauf ein Abendmahlssaal von drei Männern, wenn der Heilige Geist in ihnen brennt.
Kardinal Saliège
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Im Magnetfeld
von Georg Faber
In die Stadt fuhr Wiesner nur, wenn er Beizen und Lacke zu kaufen oder ein verbrauchtes Werkzeug zu erneuern hatte. Seine auf Ausbesserungsarbeiten und andere Kleinigkeiten beschränkte Tischlerei betrieb er nicht mehr als Broterwerb, vielmehr nur, um nicht zu rosten und sich die Selbständigkeit seinen Kindern gegenüber zu wahren. Auch den Haushalt besorgte er seit dem Tode seiner Frau allein, und so war sein Leben in eine Ruhe gesunken, die sich in einem behäbigen Gange und der auffallenden Gepflogenheit, die Worte auf süddeutsche Weise weich und klingend zu sprechen, ausprägte.
Tatsächlich stammte er auch aus dem Hügellande hinter der Donau, von wo er vor einem Menschenalter als Tischlergeselle ausgezogen war, um dann in diesem kleinen Küstendörflein hängen zu bleiben. Was noch hin und her gehende Briefe eine Zeitlang aufrecht zu erhalten vermochten, die innere Verbundenheit mit der Heimat und ihrem katholischen Glauben verlor sich, als ihn die Sorge um eine eigene Familie mehr und mehr ausfüllte. Das Land rechts und links der Bahnstrecke kannte er genau mit allen seinen Stegen und Brücken und den niedrigen hineingestreuten Höfen, er wußte die Namen fast aller ihrer Besitzer und war mit einzelnen sogar verschwägert oder sonstwie verbunden. Dennoch wich nie das Gefühl, das ihm sagte: Du bist hier nicht zu Hause.
Die wenigen Besorgungen waren schnell gemacht, Wiesner schlenderte, mit dem und jenem ein paar Worte wechselnd, durch das Städtchen und blieb dann vor einem schmalen Gebäude stehen, über dessen Tür ihm ein handhohes hölzernes Kreuz auffiel. Das muß die neue katholische Kapelle sein, dachte er, die man für die Leute aus dem Osten gebaut hat. Ich will sie mir innen ansehen, vielleicht ist sie offen. Die einseitig einem Gartenfleck zu geöffneten Fenster warfen ein grünliches Licht in den niedrigen, nicht allzu großen Raum, so daß er trotz der bescheidenen, fast ärmlichen Ausstattung auf Wiesner freundlich und anheimelnd wirkte, als trete er in die große Stube seines schwäbischen Elternhofes.
Immer noch an der Tür stehend, musterte er den Raum, einfache, von ungeübten Händen gefügte Bänke, eine Schranke vor dem Altar, die zu deuten er einen Augenblick überlegen mußte, und dann dieser selbst, breit, nüchtern, von einem dunklen Kreuz überragt. Das rote Licht an der Seite ging fast im hellen Tag unter, und doch schien es den Raum zu beherrschen, so sehr, daß diese Kapelle nicht mehr die gleiche sein würde, wenn es fehlte.
Niederknien! hatte ihm die Mutter gesagt, als sie ihn das erstenmal an der Hand in die kleine Dorfkirche führte. Ihm war, als sei das erst gestern geschehen, oder sie stünde gar neben ihm und spräche die gleichen Worte. Doch er kniete nicht, er setzte sich in die letzte Bank, und das seltsame Gefühl, wieder daheim zu sein, überkam ihn noch stärker. Was ihn eben noch beschäftigt hatte, die Besorgungen, die Angehörigen und Bekannten, rückte von ihm ab und verlor sich, als sei er nur zu dem einen in die Stadt gefahren, um hier an einem Orte zu sitzen und nachzusinnen, den er bislang nicht einmal gekannt hatte. Dort, woher er stammte, traten die Leute auch wohl untertags in die Kirche, wenn sie gerade vorbei-gingen oder dem etwas zu sagen hatten, für den das rote Licht brannte, und dessen Gegenwart bis in den letzten Winkel fühlbar wurde.
Man kommt nach einem Jahr Fernsein nach Haus, dachte Wiesner, aus dem Tal hebt sich der Kirchturm und dann die roten Hausdächer, man kennt Strauch und Baum, das Herz wird einem voll und übervoll, und man möchte jedem Vogel, der vorbeifliegt, einen Gruß zunicken. Da vor dem Tabernakel, auf einmal wußte er wieder das Wort dafür, hab ich als Bub im roten Ministrantenrock gekniet, habe fromme und auch andere Gedanken im Kopf gehabt und war im Herzen froh und glücklich. Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn, wie um etwas fortzuwischen: Hätte hier immer schon ein Kirchlein gestanden, ich glaube, es wäre mit mir nicht so gekommen, wie es kam. Nun auf einmal wußte er, daß sie ihm damals, vor fünfzig Jahren, bei aller scheinbaren Gleichgültigkeit, gefehlt hatte. In den evangelischen Kirchen vermißte er das Herz, hatte er sich nie wohlgefühlt, er war auch nicht evangelisch geworden und hatte doch durch seine Ehe und die Erziehung der Kinder den Glauben verraten.
Eine alte Frau trat ein, ging langsam bis zur Kommunionbank und kniete dort für ein paar Varterunserlängen. Indem er sie betrachtete, kam ihm ein Vergleich. Gestern spielte der Enkel mit einem Magneten. Brachte er ihn in eine gewisse Nähe von Eisenfeilspänen, so begannen diese zu zucken und sich zu bewegen, als wenn Leben in ihnen erwachte. Ging nicht auch vom Tabernakel oder von dem, der darin wohnte, eine Gewalt aus, bildete sich nicht, gleichwie beim Magneten, ein Kraftfeld ringsherum, lebenspendend für den darin Weilenden, der erst erstarrt, wenn er es verläßt.
Fünfzig Jahre früher, und ich hätte meinen Glauben nicht vertan und verraten.
Wiesner merkte gar nicht, daß er längst kniete. Als er sich dessen bewußt wurde, erstaunte er nicht einmal, seine Augen gingen zum Herz-Jesu-Bilde, und er sammelte dabei aus seiner Erinnerung, was er noch über die Beichte wußte. Es müßte doch auch für seine Schuld eine Buße und Nachlassung geben, er müßte einmal den Pfarrer fragen, der gewiß nicht schwerer zu finden sei, wie dieses Kirchlein und vielleicht ganz in der Nähe wohne. Noch war eine Stunde Zeit bis zur Abfahrt des Zuges.
Beim Hinausgehen schob er ein Geldstück in den Opferkasten, dabei dachte er gar nicht daran, eine Gabe zu schenken, sondern er tat es im frohen Gefühl der Zugehörigkeit.
(aus: "Auf Gottes Waage - Christen in Glaubensnot und Zerstreuung" hrsg. von Hubert Butterwege und Albert Erdle, Paderborn 1956, S. 125 ff.)
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