BEITRÄGE ZUM GESCHEHEN UM ECONE
I. Aus einem Brief Erzbischof Lefebvres an seine Freunde und Wohltäter, Nr. 9 "Der Moment scheint mir gekommen, Ihnen die letzten Ereignisse - Ecône betreffend - zur Kenntnis zu bringen wie auch die Haltung, die wir im Gewissen vor Gott unter diesen schwerwiegenden Umständen einnehmen zu sollen glauben.
Was den Rekurs an die Signatura Apostolica angeht: Der letzte Rechtsgäng, den mein Rechtsanwalt bei den Kardinälen, die das Gericht bilden, unternahm, um genau zu erfahren, welches der Anteil des, Papstes sei in diesem Prozeß, der uns gemacht wurde, wurde in seinem Verlauf aufgehalten, durch einen eigenhändigen Brief des Kardinals Villot an Kardinal Staffa, den Vorsitzenden des Gerichts, mit dem ausdrücklichen Befehl, jeglichen Rekurs zu verbieten.
Was die Audienz beim Hl. Vater angeht, so ist sie ebenfalls durch Kardinal Villot zurückgewiesen worden. Ich würde eine Audienz erst erhalten, wenn mein Werk verschwunden sei, und wenn ich meine Denkart mit derjenigen in Übereinstimmung gebracht hätte, die in der reformierten Kirche von heute herrsche.
Indes, das wichtigste Geschehnis ist ohne Zweifel jener vom Heiligen Vater unterschriebene Brief, der mir vom Nuntius in Bern als eigenhändiges Schreiben präsentiert wurde, der aber in Wirklichkeit mit Schreibmaschine geschrieben ist, und der - in neuer Form - die Argumente oder vielmehr die Behauptungen des Briefes der Kardinäle wiederaufnimmt. Ich erhielt den Brief am vergangenen 10. Juli. Er verlangt von mir einen öffentlichen Akt, der Unterwerfung 'unter das Konzil, unter die nachkonziliaren Reformen und unter die Orientierungen, die den Papst selbst binden.'
Ein zweiter, am 10. September eingegangener Brief des Papstes verlangt mit Dringlichkeit eine Antwort auf den ersten Brief.
Dieses Mal, ohne dass ich es wünschte, da ich doch nur das eine Ziel verfolge, der Kirche in der demütigen und so trostvollen Aufgabe zu dienen, ihr wahre, ganz ihrem Dienste hingegebene Priester zu geben, standen wir den Autoritäten der Kirche bis zu ihrem höchsten Gipfel hier auf Erden , dem Papst, gegenüber. Ich habe also dem Heiligen Vater geantwortet, indem ich ihm unserer Unterwerfung unter, den Nachfolger Petri in seiner wesentlichen Funktion versicherte, die darin besteht, uns getreulich das Depositum des Glaubens zuübermitteln." ( Weiterhin fragt dann Erzbischof Lefebvre, im Anschluß an die Reaktionen auf das "Verbot" des Priesterseminars, wie man einer Hierarchie und einem Konzil gehorchen kann, die gegen die Tradition der Kirche stehen, eines Konzils, das Erzbischof des Liberalismus bezichtigt, der von der Tradition verworfen wurde. - Es folgt die Aufzählung der wichtigsten Dokumente, ebenso der Nachweis, daß die Prinzipien des - verurteilten! - Liberalismus auf dem II. Vatikanischen Konzil mitbestimmend waren. -
Dann fährt der Brief fort: "Müssen wir die Analyse fortsetzen, um zur Schlussfolgerung zu kommen? Mir scheint, diese Zeilen genügen, um sich weigern zu können, diesem Konzil, diesen Reformen, diesen Orientierungen in allem, was sie an Liberalem, und Neo-Modernistischem an sich tragen, zu folgen.
Wir wollen auf den Einwand antworten, den man uns hinsichtlich des Gehorsams und hinsichtlich der Jurisdiktion (Rechtsgewalt) derjenigen, die uns diese liberale Orientierung auferlegen wollen, zu machen nicht versäumen wird. Wir antworten: In der Kirche stehen das Recht und die Rechtsgewalt im Dienste des Glaubens, des allerersten Zweckes der Kirche. Es gibt keinerlei Recht, keine Rechtsgewalt, die uns eine Verminderung unseres Glaubens auferlegen könnte. Wir akzeptieren diese Jurisdiktion und dieses Recht, wenn sie im Dienste des Glaubens stehen. Jedoch: wer kann darüber urteilen? Die Tradition, der Glaube, der seit 2000 Jahren gelehrt wurde. Jeder Gläubige kann und soll sich jedem in der Kirche entgegenstellen, der an seinen Glauben rührt, an den Glauben der Kirche aller Zeiten - gestützt auf den Katechismus, den er in seiner Kindheit gelernt hat.
Seinen Glauben verteidigen, dies ist die erste Pflicht eines jeden Christen, und noch vielmehr eines jeden Priesters und eines jeden Bischofs. In jedem wie auch immer gelagerten Fall, der eine Gefahr der Auflösung des Glaubens und der Sitten in sich schließt, ist der Ungehorsam eine schwere Verpflichtung.
Gerade deswegen, weil wir glauben, daß unser gesamter Glaube durch die Reformen und die nachkonziliaren Orientierungen in Gefahr ist, haben wir die Pflicht zum Ungehorsam und zur Bewahrung der Traditionen. Dieses ist der größte Dienst, den wir der katholischen Kirche, dem Nachfolger Petri, dem Heil der Seelen und unserem eigenen Seelenheil erweisen können, daß wir die reformierte und liberale Kirche zurückweisen, denn wir glauben an Unseren Herrn Jesus Christus, den menschgewordenen Sohn Gottes, der nicht liberal und auch nicht reformierbar ist.
Ein anderer, letzter Einwand: Das Konzil ist ein Konzil wie die anderen. Durch seine Ökumenizität (Allgemeinheit) und seine Einberufung: Ja; durch sein Objekt, und dies ist das Wesentliche: Nein! Ein nicht-dogmatisches Konzil kann durchaus fehlbar sein; unfehlbar ist es nur, insofern es traditionelle dogmatische Wahrheiten wiederaufnimmt. Wie rechtfertigen sie ihre Haltung gegenüber dem Papst? Wir sind die brennendsten Verteidiger seiner Autorität als Nachfolger Petri, jedoch wir lassen unsere Haltung bestimmen durch die Lehre von Pius IX., die weiter oben zitiert wurde. Wir stimmen dem Papst zu, der Echo der Tradition und treu in der Weitergabe des Glaubensgutes ist. Wir akzeptieren Neuerungen, die zutiefst mit der Tradition und dem Glauben übereinstimmen. Wir sehen uns durch den Gehorsam nicht gebunden in Bezug auf Neuerungen, die gegen die Tradition angehen und unseren Glauben bedrohen. In diesem Fall reihen wir uns ein hinter den Dokumenten, die weiter oben zitiert wurden.
Wir sehen nicht, wie ein katholischer Gläubiger, Priester oder Bischof im Gewissen eine andere Haltung gegenüber der schmerzlichen Krise, die die Kirche durchquert, einnehmen kann. 'Nihil innovetur, nisi quod traditum est' - daß man nichts Neues erfinde, daß man vielmehr die Tradition weitergebe.
Mögen Jesus und Maria uns helfen, unseren bischöflichen Verpflichtungen, die wir eingegangen sind, treu zu bleiben! 'Bezeichnet nicht als wahr, was falsch ist, bezeichnet nicht als gut, was schlecht ist.' Dies ist es, was man uns bei unserer Bischofsweihe sagte. Am Fest des hl. Pius X. 1975 Marcel LEFEBVRE"
II. Aus "CRC" Nr. 99, Nov. 1975
Abbé de Nantes weist zunächst noch einmal die verschiedenen Positionen nocheinmal ausführlich auf, die Msgr. Lefèbvre und Rom einnehmen, wobei er sich besonders auf den hier in Auszügen abgedruckten Brief stützt.
a) Der Brief vom 10.7. 1975 war zwar maschinengeschrieben, jedoch persönlich von Paul VI. unterzeichnet. In diesem Brief wird die Unterwerfung gefordert:
1. unter das Konzil 2. unter die nachkonziliaren Reformen 3. unter die Position, die der Papst selbst einnimmt.
b) Der zweite Brief vom 10.9. 1975, der von Paul VI. selbst mit der Hand geschrieben wurde (um einen möglichen Zweifel an seiner Echtheit auszuschließen), fordert eine bedingungslose Unterwerfung unter "seine Person" innerhalb von drei Tagen!
(Die entsprechende Antwort ist dann auch erfolgt. - s.b. den vorstehenden Brief.)
In diesem Zusammenhang weist Abbé de Nantes folgende Alternativen auf: "Entweder Gehorchen und Gefahr laufen, den Glauben zu verlieren, oder ungehorsam sein und seinen ganzen Glauben bewahren."
"Entweder gehorchen und an der Zerstörung der Kirche mitarbeiten, oder nicht gehorchen und an der Bewahrung und Fortdauer der Kirche arbeiten." Wörtlich schreibt der Abbé: "Das Dilemma ist offensichtlich. Entweder steht Erbischof Lefèbvre auf der Seite Paul VI., dann muß er sein Werk aufgeben und vom Papst eine Verdammung des Liberalismus des II. Vatikanums erreichen, ( ... ) oder Erzbischof Lefèbvre gesteht ein, daß Paul VI. das Verschwinden von Ecône deshalb will, damit überall SEINE HÄRESIE triumphiert. (Dann) muß er die Einheit mit ihm (Paul VI.) aufgeben, um ihm Gelegenheit zugeben, Abbitte zu leisten." (Wie sich das Abbé de Nantes nun vorstellt, daß Paul VI. bei Erzbischof Lefèbvre Abbitte für seine - gelinde gesagt - Häresien leistet, ist der Redaktion fremd, wenn nicht gar unverständlich.) III. Aus einem Bericht der "UVK" vom Sept./Okt. 1975, S. 302
(Am 6.9. sprach Erzbischof Lefèbvre vor einem kleinen Kreis sogenannter führender Traditionalisten, wobei er besonders auf die heutige Situation der Kirche zu sprechen kam.) "An den Vortrag schloß, sich eine freimütige Aussprache an. Seine Analyse der gegenwärtigen kirchlichen Situation wurde ihm von allen Anwesenden, soweit sie sich äußerten, bestätigt. Es meldeten sich aber auch kritische Stimmen: Ob er sich mit seinem Seminar nicht in eine Isolation begebe, ob seine Haltung zum Konzil und Papst nicht gegen ein katholisches Prinzip, verstoße und er sich damit nicht in einen geheimen Selbstwiderspruch setze. (Anm. d. Red.: Man muß wissen, daß die "UVK" dem "Heiligen Vater Paul VI. huldigt und daß die Person des "Heiligen Vaters Paul VI." wichtiger ist als der Glaube. Man könnte dann mit Abbé de Nantes fragen: warum das konservative Gewand, wenn man Anhänger Paul VI. ist? und dann das endlose "Entweder - oder". Oder sammelt man da auch nur, um die Gläubigen einzusammeln, um sie in eine ganz klare Richtung zu führen, die sicherlich aus dem Glauben hinausführt, nur ein bißchen langsamer?) Msgr. Lefèbvre stellte noch einmal fest, daß das Konzil kein dogmatisches gewesen sei und die schädlichen Reformen die offiziellen Reformen dieses Konzils seien. Er weigere sich, seine Seminaristen in Seminare zu schicken, die dem Modernismus verfallen sind, und sehe seine Aufgabe darin, die Position zu halten, um arbeiten zu können, wenn es besser wird. Er ließ aber auf entsprechende Fragen keinen Zweifel daran, daß er auf keinen Fall ein Schisma wolle. Bei der Alternative "Hierarchie oder Glaube" habe allerdings der Glaube den Vorrang. So sehr sich der Papst in manchen Dingen mit sich selbst im Widerspruch befände, so sei er doch fest in der Doktrin." (Man kann nur fragen: wo und in welchen Punkten überhaupt ist Paul VI. noch rechtgläubig? Eine einzige Häresie genügt, und er ist ipso facto exkommuniziert, und ist seines Amtes verlustig geworden. Die aufgetane Alternative gibt es darum legitimerweise nicht - die zwischen Hierarchie und Glaube -: das Amt bzw. den Leitungsauftrag habe ich nur durch und im Glauben.) IV. Prof. Küng zu Fragen um die Aufhebung des Priesterseminars von Ecône
(Hans Küng, Professor und moderner Irrlehrer, Apostat etc. wurde um eine Stellungnahme zum Geschehen um Ecône gebeten, er, der wegen seiner Äußerungen von Rom "gerügt" wurde. Hören wir wie "katholisch" er ist. - zitiert nach "Neue Zürcher Zeitung" vom 3. 10.1975)
"ich bin nie auf die Idee gekommen, in der Pose eigener Unfehlbarkeit den römischen Autoritäten die katholische Orthodoxie zu bestreiten, wie dies in dies in der für mich völlig unakzeptablen Erklärung Mgr. Lefèbvres vom 21. November 1974 geschehen ist. (...) Erst recht hatte ich bei aller Kritik an der Halbherzigkeit der konziliaren Dokument keinen Anlaß, das Vatikanum II global als neomodernistisch, neoprotestantisch, häretisch zu diskreditieren. ( ... ) Ich habe auch keinen eigenen ('progressiven') Verein gegründet, sondern habe mich von allen sektiererischen Bestrebungen von vorneherein distanziert. Ich wollte nie katholischer sein als die katholische Kirche und habe deshalb, so gut ich konnte, überall für die Einheit unserer Kirche gesprochen und gewirkt. ( ... ) Offengestanden kann ich nicht verstehen, warum man für die Anliegen Mgr. Lefèbvre einen eigenen Verein und ein eigenes Priesterseminar gründen muß."
V. Alle Leser, die wegen der Vorgänge in Maria-Zell - Österreich angefragt haben, wo Erzbischof Lefèbvre eine "Segensandacht mit Kommunionfeier" abgehalten hat, müssen wir auch weiterhin in einer schmerzlichen Ungewißheit belassen, da wir auf entsprechende Anfragen keine Antwort erhielten. (Es ging darum, ob die während dieser Kommunionfeier ausgeteilten Hostien konsekriert waren oder nicht.)
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