MULTI = VIELE - AUCH FÜR NICHT LATEINER VERSTÄNDLICH GEMACHT
von Hermann Schrott
In der Diskussion um das "pro multis = für viele" (welches von den Modernisten falsch mit 'für alle' übersetzt wird), wird gewöhnlich ein Tatsache mit Stillschweigen übergangen, nämlich, daß die Konsekrationsworte im selben Atemzug mit den Abschiedsreden sowie dem Hohenpriesterlichen Gebet gesprochen wurden. Da diese Reden aber von Johannes im 14.-1,. Kap. äußerst ausführlich aufgezeichnet wurden, braucht man nur diese vier Kapitel zu lesen und schon wird völlig klar, wie das "pro vobis et pro multis" richtig aufzufassen ist.
Aus diesen Reden geht mit aller nur wünschenswerten Deutlichkeit hervor, daß Jesus in jener Stunde nur die Erlösung seiner Jünger sowie jener, "die auf ihr Wort hin" später zum Glauben an ihn kommen sollten (= viele !!) vor Augen hatte - nicht hingegen die Erlösung 'aller'. So betonte er im Hohenpriesterlichen Gebet sogar ausdrücklich, nicht für die Welt zu bitten, die ja die Jünger haßt, und auch den Hl. Geist, die Frucht der Erlösung, überhaupt nicht empfangen kann, da sie ihn nicht sieht und nicht kennt. (Umgekehrt hat Christus die Verdammten "nie gekannt". (vgl. Mt. ,,23) ) Er bat nur für die, die ihm der Vater "aus der Welt" gegeben hatte. Die, die auf das Wort der Jünger hin im Lauf der Jahrhunderte auf dem ganzen Erdkreis zum Glauben an Christus kommen sollten, sind zwar "viele" im Vergleich zu der kleinen Schar der damaligen Jünger, stellen jedoch innerhalb der gesamten Menschheit nur eine Minderheit daß. Es wäre also auch falsch zu sagen, 'viele' würde in diesem Fall soviel bedeuten wie 'fast alle' oder - aufgerundet! - 'alle'.
Nimmt man nun noch hinzu, daß Johannes der Jünger war, der beim letzten Abendmahl an der Brust Jesu ruhte und so unmittelbarer Zeuge der Reden Jesu war, ferner, daß Johannes sein Evangelium nach dem Zeugnis des Hl. Hieronymus vor allem zur Abwehr von Irrlehren sowie zur Ergänzung der drei Synoptiker geschrieben hat, so wird es völlig unverständlich, wie sich das 'alle' in den Einsetzungsbericht einschleichen konnte. Es werden dadurch ja nicht nur die Worte Christi verändert, sondern man gibt diesen auch einen Sinn, der im krassen Widerspruch steht zu dem, was Christus nachweislich gemeint hat. Von einer Konsekration kann unter diesen Umständen natürlich in keiner Weise die Rede sein. Da hilft auch kein noch so lautes "Herr, Herr" Geschrei - wer nicht tut, was Jesus uns zu tun gebot, sondern sich einen "Christus" nach seinen eigenen Vorstellungen schafft, mit dem will Jesus nichts zu tun haben, den läßt er bei seinem Götzendienst. Denn um einen Götzendienst und um nichts anderes handelt es sich, wenn heute der moderne Mensch den wahren (und historischen!) Christus beiseite schiebt, nur weil er einst der Welt bezeugt hat, daß sie schlecht ist, und den Menschen nur einen Weg zum Heil anbot, nämlich den der Selbstverleugnung, und an dessen Stelle einen "Christus setzt, der den Menschen (gültig) tun und machen läßt, was er will (der Mensch), der nur Fortschrittsglaube und Hingabe an die Welt fordert. Einem solchen "UNO-Christus" zu dienen, fällt natürlich nicht schwer, hat man ihn doch selbst geschaffen - und wer schafft sich schon einen unbequemen Gott! Dies ist noch wesentlich schlimmer als der Götzendienst der Heiden, die von Christus noch nie etwas gehört haben. Hinter diesem "UNO-Christus" verbirgt sich nämlich niemand anderer als jener Geist des Antichrist, der dem in Menschengestalt erscheinenden Antichrist vorausgehen wird und von dem in den Johannesbriefen sowie im 2. Brief an die Thessalonicher die Rede ist. An dem Beispiel der falschen Übersetzung des 'pro multis' sieht man im übrigen sehr deutlich, warum letzten Endes die Landessprache in den Gottes eingeführt wurde: (es mag zwar ursprünglich - das sei unbestritten, auch Leute gegeben haben, die nur die Verständlichkeit der Texte im Auge hatten, die aber dabei vergaßen, daß das die Ehrfurcht vor dem Mysterium wichtiger ist als eine unmittelbare verstandesmäßige Durchdringung desselben - die aber auch durch die Verständigkeit noch lange nicht gegeben ist -, und daß Jesus die stille Bewunderung, die ihm Maria entgegenbrachte, dem Geplapper der Heiden vorzog, "die meinen, sie fänden Erhörung, wenn sie viele Worte machen". - Mt. 6,7) Aber diese ehrenwerte Absicht kann man heute keinem der Reformer mehr abnehmen - zu deutlich ist mittlerweile zu Tage getreten, daß es im Grunde gar nicht um die Übersetzungen der Hl. Texte geht - die hatte man ja auch schon für die Gläubigen im Schott übersetzt -, sondern nur darum, endlich von den eindeutig festgelegten Texten loszukommen, um so die Möglichkeit zu erhalten, eigene Texte zu schaffen, und zwar solche, die eine Huldigung an den "UNO-Christus" darstellen.
Der Geist des Antichrist hat also mit seiner raffinierten Verführungskunst dasselbe erreicht, was einst der als Mensch auftretende Antichrist mit Gewalt durchsetzen wird, nämlich die Abschaffung des öffentlichen Gottesdienstes, wie dies Daniel prophezeit hat. Die Verhältnisse sind damit heute genau umgekehrt wie zu Zeiten Kaiser Konstantins - wie richtig haben die Kirchenväter doch die bekannte Stelle des 2. Briefes des Hl. Paulus an die Thessalonicher (2,7) ausgelegt!
Nicht um die Erschließung der alten Texte ging es also bei der Einführung der Landessprache letztlich, sondern um die willkürliche Gestaltung eines antichristlichen Gottesdienstes. Da mußte natürlich nicht nur das verhaßte Johannesevangelium am Schluß gestrichen werden, da wurden auch jene eingangs erwähnten vier Kapitel des Johannesevangelium völlig ignoriert, obwohl doch gerade sie den Hintergrund für den Einsetzungsbericht bilden. Seltsam, daß hierbei auch jene "Bischöfe" mitgewirkt haben, die sich "Marienverehrer" nennen und eine "biblisch-orientierte Marienverehrung" fordern. Von solchen Leuten könnte man doch erwarten , daß sie zumindest rein zufällig schon einmal auf das 19. Kapitel des Johannesevangeliums gestoßen sind und dieses bis zum 2. Vers gelesen habe. Sie hätten nämlich dann merken müssen, daß man kein Marienverehrer sein kann, wenn man den Hl. Johannes gleichzeitig mit Verachtung straft...
Noch besser wäre es freilich, wenn sich unsere "Hierarchie" mit der bekannten Auslegung von Joh. 21,22 des großen abendländischen Kirchenlehrers Ambrosius einmal befassen würde! Aber wer an die Stelle des wahren Christus seinen eigenen "Christus" (= Anti-Christus; die griechische Präposition 'anti' bedeutet auch: 'an Stelle von'!) setzt, der kümmert sich natürlich noch viel weniger um Johannes und schon gleich gar nicht um den Hl. Bischof Ambrosius. Die gehören ja alle nur der triumphierenden Kirche an, und eine solche gibt es doch gar nicht, so denken jene. Wir aber, die wir am überlieferten Glauben festhalten, müssen uns umso demütiger jenen echten Bischöfen der triumphierenden Kirche unterwerfen je mehr wir gezwungen werden, uns von den falschen Bischöfen der irdischen Kirche zurückzuziehen!
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