KATECHISMUS DER KATHOLISCHEN RELIGION nach dem vom Gesamtepiskopate Österreichs 1894 approbierten Schulkatechismus
bearbeitet von H. H. Dr. theol. Otto Katzer
Vorbemerkung der Redaktion:
Der Generalangriff, der heute von der abgefallenen Hierarchie gegen die Kirche geführt wird, betrifft alle Bereiche des religiösen Lebens: nicht nur die Sakramente wurden verstümmelt oder zerstört, sondern auch die Lehre, in der die Kirche ihren Glauben bisher vollgültig darstellte, wird verfälscht. Durch all die Irrlehren der letzten Zeit wird das Wissen um den Glauben immer mehr verunsichert und relativiert. Da überdies der kontinuierliche Unterricht - und sei es auch nur die Kanzelpredigt während der Hl. Messe für viele gewesen - fehlt (weitgehend), das Selbststudium vielen zu mühsam erscheint und überdies von allen Seiten billige Ersatzlösungen in Form meist sehr dubioser "Offenbarungen", die dann noch wie Horoskope benutzt werden, angeboten werden, gerät das Glaubensgut bei vielen, die vom Herzen her noch katholisch sind und auch bleiben wollen, immer mehr in Vergessenheit.
H.H. Dr. O. Katzer möchte durch die Erklärung des kath. Katechismus, wozu auch der Beitrag von H. H. Pfr. A. Aßmayr ("Einsicht" V(2)44 f) zu rechnen ist, diese gefährliche Entwicklung bekämpfen und aufhalten, indem er in knapper Form die wichtigsten Glaubensartikel darstellt, damit unsere Leser auch weiterhin die unverfälschte Lehre der Hl. Kirche in sich aufnehmen können. Dabei ist besonders auch an diejenigen Eltern gedacht, die es nicht mehr verantworten können, ihre Kinder zu einem offiziellen "Religionslehrer" gehen zu lassen, und häufig dann selbst unterrichten müssen. Dabei sollte ihnen diese Artikelserie behilflich sein.
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Verum index sui et falsi! Die Wahrheit ist schon an und für sich allein das beste Gegengift gegen jede Irrlehre. Unsere Aufgabe ist es, die Lehre der katholischen Kirche klar darzubieten. Nur dort, wo es zu gefährlichen, irreführenden Abweichungen kommt, wird auf sie aufmerksam gemacht werden. Der Irrtum ist um so gefährlicher, je näher er an die Wahrheit heranreicht. Es kann nur eine Theologie geben, wie es auch nur eine gibt, denn "die Theologie der Häretiker ist keine wahre Theologie (...). Der formale Häretiker deduziert seine Schlüsse nicht aus aufgrund göttlichen Glaubens zu glaubenden Prinzipien, denn, indem er hartnäckig die Autorität Gottes und der Kirche in bezug auf einen Glaubensartikel verwirft, behält er den göttlichen Glauben, auch was die anderen betrifft, nicht. Er besitzt so nur einen rein menschlichen Glauben oder eine rein menschliche Meinung. Es fehlt ihm das übernatürliche Licht, und das natürliche allein gestattet ihm nicht, näher an die WAHRHEIT heranzukommen. Solche sogenannte Theologie erweist sich hiermit nur als eine Sammlung der verschiedensten Meinungen, welche mit der wahren Theologie nichts gemeinsames haben kann, und nur als Theosophie oder Anthroposophie gewertet werden kann. 1)
Das müssen wir bei der - ab und zu eintretenden - Berücksichtigung a-katholischer Anschauungen wohl beherzigen, weil hier zwei wesentlich verschiedene Gebiete nebeneinandergestellt werden, das übernatürliche und unfehlbare, und das natürliche, irrende.
Da der Katechismus der Heiligen Schrift, der Tradition, dem ordentlichen und außerordentlichen Lehramte der Heiligen Kirche entnommen ist, beansprucht die Unfehlbarkeit. Er ist die Stimme Petri semper viventis, (2), des stets lebenden Petrus, nicht etwa der verstorbenen Päpste bei Mißachtung des lebenden Papstes. Sollte - Gott behüte uns davor - die Lehre des lebenden Papstes mit der des stets lebenden Petrus, wie sie im Glaubensschatz der Hl. Kirche aufbewahrt wird, nicht übereinstimmen, es sei denn auch nur in einer einzigen Glaubens- oder Sittenangelegenheit, so wie sie etwa in diesem Katechismus angeführt wird, dann ist er kein Papst mehr, wenn er es überhaupt je war!
Nach dem soeben gesagten können wir mit Gottes Hilfe an unsere Aufgabe herantreten. Die Zahlen beziehen sich auf die im Katechismus gestellten Fragen. Wir geben nur die Antworten, an welchen wir, wo es notwendig ist, einen kurzen Kommentar beifügen.
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1) Der notwendigste Unterricht, ist der Unterricht in der katholischen Religion. "Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit und alles (andere) wird euch hinzugegeben werden!" (Matth. 6,33)
2) Der Unterricht in der katholischen Religion ist darum der notwendigste Unterricht, weil er uns lehrt, was wir zu tun haben, um Gott zu dienen und ewig selig zu werden. "Denn was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber dabei seine Seele verliert?" (Matth. 16,26)
6) "Christlich glauben" heißt, alles für wahr halten, was Gott geoffenbart hat und durch die katholische Kirche zu glauben vorstellt.
Vorgreifend müssen wir zwei Tatsachen scharf ins Auge fassen! Das Wissen ist ein Endergebnis der Verstandestätigkeit der Glaube ist eine Gabe Gottes kommt von Gott! Zu irgendeinem Wissen von Gott muß ein jeder gelangen, wenn er nur richtig von seiner Vernunft Gebrauch macht, auch wenn er sich verneinend gegenüber Gott stellt.
Zum Glauben an Gott gelangen nur die Menschen, die ein reines Herz haben und guten Willens sind!
"Wenn jemand sagen sollte, daß der eine und wahre Gott, unser Schöpfer und Herr, vermittels der geschaffenen Dinge nicht mit Gewißheit durch das natürliche Licht der menschlichen Vernunft erkannt werden kann, der sei im Banne!" (Denz.1807)
"Der Glaube ist eine übernatürliche Tugend, Licht und Kraft, durch welche wir bei Eingebung und Hilfe der Gnade Gottes, das, was von Ihm geoffenbart wurde, für wahr halten, nicht aufgrund der inneren Wahrheit, wie sie durch das natürliche Licht der Vernunft erkannt wurde, sondern ob der Autorität des offenbarenden Gottes selbst, der weder irren noch irreführen kann." (Denz. 1789)
Es heißt: was die katholische Kirche zu glauben vorstellt, nicht etwa diese oder jene Person aus sich allein, mag sie noch so hochgestellt sein. Dies zu tun, hat sie das Recht und die Macht nur dann, wenn das Geforderte im Einklang mit dem Glaubensschatz ist. Im entgegengesetzten Falle ist das Geforderte null und nichtig.
7) Was Gott geoffenbart hat, müssen wir für wahr halten, weil Gott die Wahrheit selbst ist und daher weder irren noch irreführen kann.
8) Was wir glauben sollen, hat Gott durch die Patriarchen und Propheten und zuletzt durch seinen Sohn Jesus Christus und die Apostel geoffenbart.
9) Was Gott geoffenbart hat, wurde von Jesus Christus der katholischen Kirche anvertraut.
10) Was Gott geoffenbart hat, wurde der katholischen Kirche zu dem Zwecke anvertraute daß sie es unversehen bewahre, alle Menschen lehre und ihnen vorstelle, was sie glauben und tun müssen, um selig zu werden.
11) Was durch die katholische Kirche zu glauben vorgestellt wird, müssen wir für wahr halten:
I. weil Jesus Christus der Kirche die Gabe der Unfehlbarkeit verliehen, II. weil er ausdrücklich befohlen hat, die Kirche zu hören.
Die Unfehlbarkeit ist keine persönliche Charaktereigenschaft, welche der Papst von seiner Wahl an besitzt, sondern eine mit einer gewissen Ausübung seines Amtes verbundene Fürsorge Gottes, der nicht irre noch irreführen kann.
12) Was Gott geoffenbart hat und durch die Kirche zu glauben vorstellt, ist teils in der heiligen Schrift oder Bibel, teils in der mündlichen Überlieferung oder Tradition enthalten.
13) Die Heilige Schrift ist die Sammlung jener Bücher, welche unter Eingebung des Heiligen Geistes geschrieben und von der Kirche als Wort Gottes anerkannt sind.
14) Die Heilige Schrift wird eingeteilt in die Schrift des Alten und des Neuen Bundes oder Testamentes.
15) Die Heilige Schrift des Alten Testamentes enthält die Offenbarungen Gottes von der Erschaffung der Welt bis auf Christus den Herrn.
16) Die heilige Schrift des neuen Testamentes enthält die Offenbarungen, welche wir durch Jesus Christus und seine Apostel empfangen haben.
17) Unter der mündlichen Überlieferung versteht man jene geoffenbarten Wahrheiten, welche die Apostel zwar gepredigt, aber nicht niedergeschrieben haben.
18) Die mündliche Überlieferung kam bis zu uns:
I. durch den mündlichen Unterricht und die heiligen Riten; II. durch die Glaubensbekenntnisse, mit welchen die heilige Kirche ihren Glauben bekannte; III. durch die Dekrete der römischen Päpste und der Konzilien; IV. in den Schriften der Kirchenväter und durch kirchliche Denkmäler.
Da die heiligen Riten Quelle der Überlieferung sind, ist es klar, daß sie weder ausschließlich noch hauptsächlich eine Sache der veränderlichen Disziplin sind, sondern im Gegenteil ein Ausdruck des Glaubens von höchster Bedeutsamkeit. "Lex supplicandi, lex credendi", sage mir, wie du betest, und ich werde dir sagen, was du glaubst!
Die Dekrete der römischen Päpste wie auch Konzilien sind keine äußerst seltene Erscheinung, wie heute oft angegeben wird! "Tausende und abertausende dogmatische Urteile wurden vom Apostolischen Stuhl ausgesprochen", (3) und dürften nie, weder dem Sinne noch der Form nach, verändert werden! (Denz. 1800)
Der Papst definiert seinen die Lehre betreffenden Beschluß in Angelegenheiten des Glaubens und der Sitten, wenn er direkt und endgültig diesen so zum Ausdruck bringt, daß ein jeder der Gläubigen mit Gewißheit erkennen kann, was in dieser Sache die Meinung des apostolischen Stuhles ist, daß der römische Papst diese oder jene Doktrin als häretische der Häresie zunächstkommend, als eine sichere oder irrtümliche usw. beurteilt hat.
Wenn der Übertreter beim Nichtbefolgen auch nicht immer Häretiker ist, einen überaus schweren Irrtum und eine überaus schwere Sünde begeht er in jedem Falle.
Die traurigen Folgen sind: der sofortige Verlust der heiligmachenden Gnade, aller von Gott eingegossenen Tugenden des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, der Klugheit, der Gerechtigkeit, des Starkmutes und der Mäßigung. Der Geist des Menschen wird nicht mehr göttlich erleuchtete um richtig sehen zu können, und das Herz nicht mehr zur wahren Lebensweise erweicht! (5)
Ganz besonders müssen die Priester diese Tatsachen beherzigen, denn ein jeder von ihnen hat mehrfach, zuerst vor der Subdiakonatsweihe, das Tridentinisch-Vatikanische Glaubensbekenntnis abgelegt, ein Eidesgelöbnis, bei welchem er Gott zum Zeugen anruft, daß er das, was die Kirche verurteilt, verworfen und verdammt hat, ebenfalls verurteilt, verwirft und verdammt, und zwar für sein ganzes Leben, daß er sich danach bei der Ausübung seines Amtes richten werde und es auch von den ihm anvertrauten Seelen fordern werde!
Meineid und Eidbruch sind Todsünden. Wer das Wort Gottes verfälscht, gehört zu den Ungläubigen, deren Sinn der Gott dieser Welt verblendet hat, daß ihnen nicht leuchte das Licht des Evangeliums von der Herrlichkeit Christi, der da ist das Ebenbild Gottes." (2 Kor 4,4) Dieser Zustand wird so lange andauern, so lange diese Sünde nicht gebeichtet wird. Je länger er andauert, desto hartnäckiger wird er.
19) Einige von den geoffenbarten Wahrheiten können wir auch mit der Vernunft erkennen, viele von ihnen kann aber keine erschaffene Vernunft erfassen, geschweige denn begreifen.
20) Die geoffenbarten Wahrheiten, welche keine erschaffene Vernunft erkennen und begreifen kann, nennen wir Glaubensgeheimnisse. Könnte der Mensch alles von Gott erfassen und begreifen, dann müßte er entweder Gott sein oder Gott ein Mensch! "Wer Gott naht, muß glauben!" (Hebr. 11,6)
21) Der Glaube ist zur Seligkeit unumgänglich notwendig, denn "ohne Glauben ist es unmöglich Gott zu gefallen!" (Hebr. 11,6)
Anmerkungen: (1) De Revelatione, P. Fr. Reg. Garrigou-Lagrange, O.P. Romae 1945, Tom. I, S.16 f (2) Chrysologus, vgl. "Auctorem fidei" Pius VI., Einleitung (3) Coll. Lac. VII, col. 401, Acta et decreta Ss. Concilii Vaticani. (4) ebendort col. 474 f (5) S.Thomas Aqu., Summa I.II.79 a.3 und II.II.15 a.1
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Spektakuläre Demut:
Wo neue Theologie gemacht und Kirche reformiert wird, ist Karl Rahner nicht weit. Wo Linke Theologen rühmen, ist Rahner aber noch näher. Tatsächlich hat der rührige Mann (von dem boshafte Zungen behaupten, daß er zwei Tonbänder gleichzeitig mit ganz verschiedenen Themen zu sprechen vermöge) zu allen spektakulären Fragen Stellung genommen, die heute "in" sind, und morgen allerdings auch schon wieder "out": sei es nun die Abstammung des Menschen vom Affen, das Priestertum der Frau, die Abtreibung oder die Möglichkeit, die Ideologien der Aufklärung zu taufen. Neuerdings freilich überrascht uns der Vielgefeierte mit einem seltsamen Eingeständnis. Außer einigen dogmengeschichtlichen Aufsätzen über die Bußgeschichte (so bekennt er im Geleitwort eines der dickleibigen Werke, die bereits jetzt über ihn verfaßt wenden) sei alles, was er geschrieben habe, keine theologische Wissenschaft, dafür sei es "viel zu dilettantisch". Aber seine progressiven Verehrer in aller Welt brauchen sich deshalb nicht genasführt zu wähnen. Denn "anders ... als auf diese unwissenschaftliche Weise", so beteuert Rahner, könne man heute gar nicht mehr schreiben, "wenn man zu Menschen spricht, die existentiell etwas wissen wollen. Welch ein Trost! Und vor allem: welch ein Alibi für die unzähligen theologisierenden Neutöter, die uns mit ihrer Flut kurzatmiger Neuentwürfe einer "politischen Theologie", einer "Theologie der Zukunft", der "Gesellschaft", überschwemmen! Wo kommen sie hin, wenn sie erst noch im Sinne der guten alten Schultheologie mühsam erforschen mußten, was die Kirche schon immer geglaubt und gelehrt hat!
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