EMPFEHLUNGEN, WIE SICH DIE GLÄUBIGEN IN DER JETZIGEN NOTLAGE DER KIRCHE VERHALTEN SOLLTEN.
Durch das "offizielle Verbot" des hl. Meßopfers ab dem 1. Fastensonntag 1976 ist der Prozeß der Zerstörung der Kirche durch ihre abgefallene Hierarchie noch erheblich beschleunigt, ja fast vollendet worden. Die religiöse Wirklichkeit ist oder wird bald die sein, daß die Liturgie völlig zerstört ist, daß die weitaus meisten Katholiken keine Sakramente mehr haben. Die klare Absicht bei dieser Zerstörung war es, den Gläubigen den Zugang zu Gott zu verwehren und sie religiös aushungern zu lassen. Angesichts dieser erschütternden Wirklichkeit beabsichtigt die Redaktion, ihren Lesern und darüber hinaus allen interessierten Gläubigen Empfehlungen zu geben, wie sie sich in der Zeit einer solchen geistlichen Not verhalten sollten, wie sie trotz des Fehlens der realen Sakramentalität ihr religiöses Leben aufrechterhalten, ja sogar noch persönlich vertiefen können, um in diesem satanischen Kampf zu bestehen. So werden demnächst in der "Einsicht" fortlaufend Beiträge erscheinen, die grundsätzliche Hinweise und praktische Regeln zu entscheidenden Fragen des religiösen Lebens enthalten, welche durch die derzeitige Situation entstanden sind, insbesondere zur Spendung der hl. Sakramente. Die Redaktion ist sich dabei bewußt, daß sie mit diesen Hinweisen nur den weiterer Rahmen möglicher Verhaltensweisen abstecken kann. Sie ist deshalb gerne bereit, auf Anfragen in schwierigen Einzelfällen weiterzuhelfen.
Möge uns Gott den Mut und die Kraft geben, in diesem Kampf auszuharren und ihm die Treue zu bewahren. Vielfach wird heute der Vorschlag gemacht, man solle doch gewisse Mißstände stillschweigend hinnehmen, um möglicherweise größeres Übel zu vermeiden, man solle mit den Wölfen heulen, um von ihnen nicht gefressen zu werden. Dem müssen wir entschieden widersprechen: das einzige, was zählt, ist allein unsere Standhaftigkeit und Treue zu Dem, der sich uns offenbart hat. Das Beispiel des hl. Thomas Morus, über den uns eine Leserin aus der Schweiz den folgenden Bericht übersandte, sollte uns in unserem Bemühen immer vor Augen stehen.
Der Urteilsspruch über den hl. Thomas Morus, Lordkanzler und Märtyrer, lautete. "Sir Thomas More soll auf einer Schleife mitten durch die Altstadt von London nach Thyborn gezogen, daselbst bis zum Halbtode gehenkt, alsdann noch lebend herabgenommen, geschändet und ihm der Unterleib aufgerissen, die Eingeweide verbrannt, die vier Körperteile auf den vier Toren der Altstadt, der Kopf auf der Londonbrücke ausgestellt werden."
Schon damals gab es einen bequemen Weg, diesem fürchterlichen Martyrium auszuweichen, um den Preis der folgenden Worte nämlich: "Es zeigt sich zwar ein gewisser Widerspruch zwischen der Lehre der hl. Kirche und jener des Königs, der für sich beansprucht, das Oberhaupt der Kirche zu sein; wählen wir also (im stillen), was immer gelehrt wurde, machen wir aber taube Ohren gegenüber den zerstörerischen Neuerungen des Königs, so, als existierten sie nicht, tolerieren wir sie konsequenterweise, schweigend und ohne jegliche Rebellion..."
Der Heilige hatte aber nichts übrig für ''taube Ohren" und Toleranz, und, obgleich er sofort alle seine Ämter und fast sämtliche Einkünfte verlor, stellte er sich mutig dem König, seinen häretischen Thesen und der Meinung der überwiegenden Mehrheit seiner Landsleute entgegen. Er wurde eingekerkert und nach langer Haft im Tower als Hochverräter zum Tode verurteilt. Nach der Urteilsverkündigung beendete er sein Schlußwort mit der folgenden Zusammenfassung:
"So bin ich, hochedle Herren, nicht verpflichtet, mein Gewissen den Gesetzen eines Königreiches anzupassen, wenn diese Gesetze im Widerspruch stehen mit der ganzen Christenheit. Für einen Bischof, der auf eurer Seite steht, habe ich mehr als hundert Bischöfe, die wie ich denken; für euer Parlament - und Gott weiß, aus wem es zusammengesetzt ist - habe ich die Billigung aller Konzilien der letzten tausend Jahre, für ein einziges Königreich habe ich Frankreich auf meiner Seite und alle Königreiche der christlichen Welt."
Der König "begnadigte" den Heiligen zur einfachen Enthauptung, und er wurde am 6.7.1535 durch das Beil hingerichtet. (nach Schamoni, Das wahre Gesicht der Heiligen)
BESUCH DER HL. MESSE:
1. Die Gläubigen dürfen nur an einer gültigen hl. Messe teilnehmen, d.h. an einer Messe, in der von einem Priester erstens noch gültig geopfert und zweitens noch gültig konsekriert wird. (Ausführungen dazu erschienen in der "Einsicht" so häufig, daß dieses Problem nicht mehr erörtert zu werden braucht.) Dabei ist in jedem Falle diejenige hl. Messe vorzuziehen, in der die vom hl. Papst Pius V. vorgeschriebene Form der hl. Messe (tridentinische Messe) benutzt wird. Falls bestimmte Gebete (z.B. der Psalm Judica oder das Schlußevangelium) vom Priester ausgelassen werden, sollten diese von den Gläubigen still ergänzt werden. Wenn sonntags keine Möglichkeit zum Besuch der gültigen hl. Messe gegeben sein sollte, dann sollten die Gelegenheiten am Werktag benutzt werden.
2. An "Messen", an deren Gültigkeit die Gläubigen berechtigte Zweifel haben, dürfen sie nicht teilnehmen (der ''NOM" ist gewiß ungültig!); denn erstens würden die Gläubigen in jedem Fall durch ihren Besuch einer in sich sakrilegischen Handlung Gott verunehren und zum anderen selbst eine sakrilegische Handlung begehen, wenn sie diese "Veranstaltung" durch ihren Besuch noch aktiv unterstützen wollten. Dabei kann auch der Fall eintreten, daß man nicht bloß berechtigte Zweifel an der Gültigkeit der Form, sondern auch an der richtigen Intention des Priesters hat. So ist es durchaus denkbar, daß ein Priester die vollkommen intakte Form (tridentinische) benutzt, aber den Opfercharakter der hl. Messe leugnet. Er wäre dann intentional nicht disponiert und würde ebenfalls ungültig zelebrieren.
3. Wenn keine Möglichkeit mehr zu einem Besuch der hl. Messe besteht, sollten die Gläubigen die entsprechenden Texte der hl. Messe zu Hause still für sich beten, wobei sie sich direkt an das hl. Meßopfer, das ein ihnen bekannter Priester noch gültig feiert, geistig anschließen können und sollten. Wenn von einem bestimmten Priester nicht mehr gewußt wird, dessen Vollzug des hl. Meßopfers man sich anschließen kann, dann sollte man in gleicher Weise geistig an einem hl. Meßopfer teilnehmen, das noch bestimmt irgendwo zelebriert wird. Die Redaktion ist aber auch bereit, solche, die nicht mehr wissen, wo eine gültige Hl. Messe gefeiert wird, auf Anfrage entsprechende Hinweise zu geben. Dabei ist es auch möglich - und die Gläubigen sollten das sehr häufig tun -, geistig zu kommunizieren. Entsprechende Gebete zur Vorbereitung findet man im Schott.
4. Es besteht auch die Möglichkeit, daß sich mehrere Personen, die überhaupt keine Gelegenheit zum Besuch der hl. Messe mehr haben, treffen und gemeinsam die Texte der hl. Messe beten. H. H. Dr. Katzer hat dazu genauere Anweisungen erarbeitet, die wir demnächst veröffentlichen werden.
5. Diese Form der geistigen Vergegenwärtigung des hl. Meßopfers und der Teilnahme an ihm sollte auch häufiger an Alltagen benutzt werden, wenn dazu an Sonn- und Feiertagen keine Gelegenheit gegeben sein sollte, (etwa durch Berufsarbeit, die auch an Sonntagen verrichtet werden muß). Überhaupt sollten bei dieser Form auch die Leoninischen Gebete, die sonst häufig ausgelassen werden, nicht vergessen werden.
6. Gebetsgemeinschaften: Angesichts der aufgezeigten Situation der Kirche und der besonderen Gefährdung im Glauben sollten sich die Leser der Einsicht zu einer besonderen Gebetsgemeinschaft zusammenschließen. Wir haben absichtlich darauf verzichtet, ein quantitativ großes Programm zu entwerfen, das den einzelnen überfordern würde. Andererseits soll aber doch eine gewisse Forderung gestellt werden, auf die man sich frei (d.h. man begeht bei Nicht-Erfüllung keine Sünde) verpflichten sollte. Der besonderen Gefährdung des spezifisch Christlichen entsprechend empfohlen wir als grundlegendes Gebet für alle, die an dieser Gebetsgemeinschaft teilnehmen möchten, das dreimal am Tage zu verrichtende Gebet des Engel des Herrn. Das Andenken an die Menschwerdung Gottes soll mit diesem Gebet lebendig bewahrt bleiben. Die spezifische Intention, die wir damit verbinden sollten - und die uns auch als Gemeinschaft zusammenführen sollte, sollte die sein, daß wir die Herrlichkeit des erschienenen Gottessohnes dort aufrichten, wo andere sie mit Gewalt zerstören wollen. Wenn möglich sollte der Engel des Herrn zu den in der Kirche üblichen Zeiten gebetet werden: am frühen Morgen (600), zum Mittag (1200) und am Abend (1800). Wer diese Zeitpunkte nicht einhalten kann, kann das Gebet zu dem ihm möglichen Termin verrichten. Dabei sollte jeder der anderen mitgedenken. Wünschenswert wäre es, wenn diejenigen, die sich an dieser Gebetsgemeinschaft beteiligen wollen, dies der Redaktion mitteilen.
Außerdem wird den Teilnehmern nahegelegt, zum Wochenende, am Samstagabend oder am Sonntag - als dem Tag des Andenkens an die Auferstehung des Herrn - sich eine gewisse Zeit dem Gebet oder der Betrachtung der Auferstehung des Herrn zu widmen. Dazu kann man den Freudenreichen Rosenkranz beten oder eine bestimmte Passage aus der hl. Schrift lesen. (Aus der ganzen hl. Schrift! Vielfach wird das Alte Testament vernachlässigt. Mit der Zeit sollte man dahin gelangen, daß man die hl. Schrift wirklich kennt.)
Darüber hinaus möchten wir in diesem Zusammenhang noch einmal daran erinnern, daß wir uns jeden Donnerstagabend vor dem Herz-Jesu-Freitag um 1930, zusammenfinden, um den Rosenkranz zu beten, das Kampfgebet, das schon so häufig hilfreich war und durch dessen Verrichtung die entsprechenden Gnadenmittel auf die Fürbitte der allerseligsten Jungfrau von Gott gewährt wurden.
Mit der erbetenen Erklärung, in der die Teilnahme an dieser Gebetsgemeinschaft bekannt gegeben werden sollte, sollten sich die Teilnehmer an ihr für das angeführte Programm frei verpflichten.
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Vom Lesen der hl. Schrift:
Wahrheit, nicht Beredsamkeit muß man in den heiligen Schriften suchen. Die ganze Heilige Schrift soll in dem nämlichen Geiste gelesen werden, in welchem sie verfaßt worden ist. Wir sollen in derlei Schriften mehr den Nutzen als die Feinheit des Ausdrucks suchen. Ebenso gerne müssten wir in Andacht und Einfalt geschriebene Bücher lesen als hohe und tiefsinnige. Stoße dich nicht an dem Ansehen des Schriftstellers, ob er von geringer oder großer Gelehrsamkeit war; nur die Liebe zur lauteren Wahrheit ziehe dich zum Lesen hin. (...) Ohne Ansehen der Person redet Gott auf mancherlei Weise zu uns. (...) Willst du Gewinn schöpfen, so lies mit Demut, mit Einfalt und Treue (...). (Aus: Nachfolge Christi) |