LESERBRIEFE, LESERMEINUNGEN
(...) Ihren Aufruf zur Spende, den ich mit der gestrigen Post erhielt, nehme ich zum Anlaß, Ihnen die längst fällige Erklärung über das bisherige (u. weitere) Ausbleiben einer finanziellen Unterstützung von meiner Seite zu geben. Daß ich das nicht schon früher tat, bitte ich Sie mit dem Hinweis auf meine karg bemessene freie Zeit sowie die Unerquicklichkeit des Gegenstandes: die das Versäumnis beförderte, zu entschuldigen. - Wie Ihnen sicher bekannt, waren mein Freund (...) und ich anfangs Mitarbeiter Ihrer Zeitschrift, bis es über eine sekundäre Frage zum Zerwürfnis in der Folge über eine primäre zum Bruch kam. Letztere war der von Ihrem Kreis in der "Einsicht" verfochtene, von uns nach eingehendem und emotionslosem Studium der kirchenrechtl. Lage und Erarbeitung eines unangreifbaren jurid. Verdikts strikt abgelehnte Kirchenaustritt (soll freilich nach Ihrer - hier nicht durchschlagenden, weil kirchenrechtl. völlig irrelevanten - Sprachregelung heißen: "Austritt aus dem Steuerverband etc."). - Daß hier, wie wir feststellen zu müssen glaubten, ein sog. Schisma purum (das es allerdings, was schon der Kirchenvater feststellte, finaliter nicht gibt) intendiert war, wurde mir kürzlich während eines Gesprächs bestätigt, das wir mit Herrn (...) zu führen die Gelegenheit hatten. Im Verlauf dieses Gesprächs äußerte der (Herr) die Bereitschaft, im äußersten Falle Zuflucht bei den sog. Orthodoxen (die keine sind) zu suchen. - So sehr man dies menschlich verstehen kann, ist dieser Weg dennoch durch ein Dogma blockiert. "(Die hl. röm. Kirche) glaubt fest, bekennt und verkündet, daß niemand außerhalb der kath. Kirche, weder Heide noch Jude noch Ungläubiger oder ein von der Einheit Getrennter des ewigen Lebens teilheftig wird, vielmehr dem ewigen Feuer verfällt ... wenn er sich nicht vor dem Tod ihr anschließt. So viel bedeutet die Einheit des Leibes der Kirche, daß die kirchl. Sakramente nur denen zum Heil gereichen, die in ihr bleiben, und daß nur ihnen Fasten, Almosen, andere frommen Werke und der Kriegsdienst des Christenlebens den ewigen Lohn erwirkt. Mag einer noch so viele Almosen geben, ja selbst sein Blut für den Namen Christi vergießen, so kann er doch nicht gerettet werden, wenn er nicht im Schoß und in der Einheit der katholischen Kirche bleibt" (Lehrbestimmung für die Jakobiten). Diese furchterregenden Worte sollten all jene reiflich überlegen, die dem Laizismus auf die Leimrute "Steuerverband" fliegen, den es, nach dem einzig maßgeblichen, weil unmittelbar u. / od. mittelbar göttl. Recht, dem Kirchenrecht, überhaupt nicht gibt, worauf offenbar selbst jene nicht gehörig aufmerksam machen, die es im eigenen Interesse tun würden. Würde also der von Ihrer Zeitschrift in dieser Sache vorgetragene Standpunkt sowie der Mangel an Bereitschaft, auf Grund des Ihnen vor Jahren zugegangenen jurist. Materials diesen Standpunkt emotionslos zu überdenken, eine finanzielle Unterstützung der "Einsicht" mir unvereinbar mit meiner Überzeugung erscheinen lassen, so nicht weniger die hoffnungslose Verworrenheit Ihres Kirchenbegriffs, der - nicht selten von Artikel zu Artikel innerhalb derselben Nummer schillernd bis Farbe wechselnd -, sofern man ihn überhaupt als solchen bezeichnen kann, nicht der rechte u. daher nicht der meine ist. Erstaunlich, wenn auch in Anbetracht der katastrophalen kirchlichen (!!!) Lage verzeihlich, ist hier die Inkonsequenz, mit der Sie einmal Bischöfe solche sein, zum anderen Mal nur "Bischöfe"sein lassen, (...) Ein aus Kompetenznot u. Empörung entstandener Wirrwarr von forum externum u. internum, Anathem u. Ratlosigkeit, Auflehnung u. kalten Füßen, aus Kellner u. "Fels". (...) - Ist mir das bisher Gesagte, wie mehrfach betont, noch durchaus menschlich zugänglich, so versagt mein Verständnis im Falle Ihrer Stellung zu Erzbischof Lefèbvre, den wir vor kurzem in Wien sprechen hörten. (...) es genügt die dürre Feststellung, daß dieser Mann meine ganze Hoffnung trägt. Diese nämlich kann nur ein Bischof tragen, (...) da die, übrigens von Ihrer Zeitschrift beharrlich ausgeklammerte, Frage der Apostolizität nach dem Willen des göttl. Stifters die Grund u. Lebensfrage der wahren Kirche ist. Hier ist der eine Bischof, nicht als apostolischer Exponent einer "Restkirche", sondern als apostolisches Zeichen des Widerspruchs, an dem so mancher bischöfliche Leugner sich aufzurichten u. bitterlich zu weinen die Chance erhält. (...) Übrigens: Wo ist "Ihr" Bischof? Wo ist "Ihre" sichtbare Kirche? Wo der Leib Christi, zu dem die Orthodoxen nicht gehören, da ihnen das Merkmal der Kirchlichkeit fehlt?
Anm.d.Red.: Im Gegensatz zu der fideistischen Haltung des Briefschreibers sind wird der Ansicht, daß der Glaube nicht blind übernommen werden und das gotteslästerliche Treiben der abgefallenen Hierarchie finanziell nicht mehr unterstützt werden darf. Was unsere Haltung zu Erzbischof Lefebvre angeht, so wurde diese von Prof. Lauth deutlich vorgetragen. Leider gab es bisher noch keinen Grund für eine Revision dieses Urteils.
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