DIE LITURGISCHE REBELLION GEGEN PAPST PIUS XII.
von H.H. Walter W.E. Dettmann
Viele Katholiken wundern sich heute über die Unduldsamkeit der Bischöfe und der Kirchenzeitungen gegenüber Erzbischof Lefebvre. Aber der Kampf gegen diesen Erzbischof ist nur ein Kinderspiel im Vergleich zur Rebellion der liturgischen Neuerer gegenüber Papst Pius XII. - Dem Volke gegenüber taten die Führer der liturgischen Bewegung immer so, als seien sie ganz und gar kirchlich und päpstlich gesinnt und als hätten sie nur die Wiederbelebung des religiösen Eifers im Auge. Untereinander aber waren sie fest entschlossen, den Kampf gegen Papst Pius XII. bis zum Letzten zu führen und den Anweisungen dieses Papstes in liturgischen Dingen auf keinen Fall zu gehorchen.
Eine Schlüsselfigur in diesem Kampfe gegen Papst Pius XII. ist dessen heutiger Nachfolger, nämlich Paul VI., wie aus den jetzt vorliegenden Dokumenten nachgewiesen werden kann.
Dr. Johannes Wagner vom Liturg. Institut in Trier, der schon vor dem 2. Weltkrieg zu den liturgischen Umstürzlern gehörte, hat im "Liturgischen Jahrbuch" von 1951 kurz geschildert, wie sich die liturgische Bewegung aus ihren Anfängen entwickelte ("Liturgisches Referat - Liturgische Kommission - Liturgisches Institut"):
Zur ersten Liturgischen Kommission, die nach der Fuldaer Bischofskonferenz des Jahres 1940 gebildet wurde, gehörten die beiden Bischöfe Dr. Albert Stohr von Mainz und Dr. Simon Konrad Landersdorfer von Passau. Diese stellten einen Rat auf, in den sie je einen Vertreter der Abtei Beuron, der Abtei Maria Laach, des Stiftes Klosterneuburg und des Oratoriums in Leipzig sowie einige andere Persönlichkeiten, z.B. Romano Guardini, Prof. J.A. Jungmann, Prälat Wolker, beriefen. Dieses "Gremium" wurde als Liturgische Kommission bezeichnet; es wurde ihm ein eigenes Sekretariat mit dem Sitz in Trier zugewiesen. Die Leitung dieses Sekretariates hatten Dr. Joh. Wagner aus Trier und Prof. Dr. Theodor Schnitzler aus Köln.
Von 1940 bis 1949 hielt die genannte liturgische Kommission 15 (fünfzehn) mehrtägige Plenarsitzungen, von denen jene in Augsburg vom 16. - 19. Dezember 1947 besonders erwähnt werden muß.
Dr. Joh. Wagner schreibt darüber nämlich folgendes:
"Am 17. Dezember 1947 in Augsburg, unter dem ersten Eindruck der soeben zu ihrer Kenntnis gelangten Liturgie-Enzyklika Papst Pius' XII. 'Mediator Dei' vom 20. November 1947, entschlossen sich die anwesenden Mitglieder der Kommission, zur Förderung des liturgischen Apostolates in seinem ganzen Umfang und in allen deutschen Bistümern ein Liturgisches Institut zu gründen. Zu Vorsitzenden wurden gewählt Generalvikar Dr. Heinrich von Meurers und der Bonner Universitätsprofessor Dr. Theodor Klauser ..."
Aus diesem Text geht für den Eingeweihten folgendes hervor: Die Mitglieder der Liturg. Kommission waren darüber erschrocken, daß Papst Pius XII. in seinem Rundschreiben "Mediator Dei' den modernen Tisch als Altar verboten hatte. Trotzdem aber faßte die Kommission den Beschluß, jetzt erst recht Propaganda für den liturgischen Tisch zu machen. Dieser Beschluß wurde als "Förderung des liturgischen Apostolates" getarnt, und, um ganze Arbeit zu machen, wurde beschlossen in allen deutschen Bistümern ein "Liturgisches Institut" zu gründen, das den Gebrauch des vom Papst verbotenen Tisches vorbereiten sollte.
Zwei Monate vor diesem offenen Ungehorsam gegenüber Papst Pius XII. hatte in derselben Stadt Augsburg die Diözesansynode getagt, bei der unter dröhnendem Beifall der Anwesenden der Glaube an die Erscheinung der seligsten Jungfrau Maria in La Salette, Lourdes und Fatima als "Aftermystik" bezeichnet worden war. Es war gesagt worden, die "Flamme der Aftermystik", die in Marienfried auf deutschen Boden übergegriffen habe, müsse "im Keime erstickt werden", weil sie eine Gefahr für die "ökumenische" Zusammenarbeit zwischen Katholiken und Protestanten bedeute.
Als im Jahre 1951 Dr. Johannes Wagner von Trier den Rückblick auf sein sonderbares "Liturgisches Apostolat" im Liturgischen Jahrbuch veröffentlichte, wurde gerade der verdiente Pfarrer Johann Gailer von Heroldsbach gezwungen, auf seine Pfarrei zu verzichten und sich in eine oberfränkische Winkelgemeinde zurückzuziehen, weil er von der Echtheit der Marienerscheinungen in Heroldsbach überzeugt war und weil er die mangelhafte kirchliche Untersuchung durchschaut hatte.
Pfarrer Gailer wurde abgesetzt. Romano Guardini dagegen und seine Gesinnungsgenossen, die zum offenen Ungehorsam gegen den Papst zusammengekommen waren und die schon damals Steh- und Handkommunion austeilten, wurden nicht abgesetzte sondern sie genossen den Schutz der Bischöfe und wurden großartig gefeiert.
Die Heroldsbacher wurden als fanatische Sektierer und "Sektenhäuptlinge" beschimpft und als Verächter des Papstes gebrandmarkt, während die eigentlichen Rebellen gegen Papst Pius XII. straflos ausgingen, weil sie Rückendeckung durch jenen Mann besaßen, der heute der Nachfolger Papst Pius XII. ist, nämlich Paul VI.
|