DIE EIGENTLICHEN VERFÜHRER ODER: DER "FELS" - EINE WANDERDÜNE
von Eberhard Heller
Es gibt viele Spielarten, wie man das Leben der Kirche zu ersticken und die Gläubigen in die Irre zu führen sucht. Hier soll nicht von denen gesprochen werden, die offenherzig, ohne Zurückhaltung und auf brutalste Weise ihr Amt dazu mißbrauchen, Christus in seiner Kirche zu verraten und an seine Feinde zu verkaufen. - Die Verträge mit der Gegenpartei sind längst geschlossen, und die anvertrauten Gläubigen läßt man geistig einfach verhungern. - Jeder, der nicht vollkommen schwachsinnig ist, kennt die Döpfners, Königs etc., die ohne viel Federlesens den Tabernakel schon längst aus der Kirche verbannt haben, und weiß, was diese sonst noch treiben. Doch diese kann man leicht als Verräter erkennen, und sie sind, trotz ihres kriminellen Amtsmißbrauches nicht die eigentlich Gefährlichen.
Es soll hier auch nicht gegen die zu Felde gezogen werden, die ohne weitere Kontrolle ihre gute Absicht schon als durchgeführtes Wissen betrachten, die z.B. durch ihre Verbreitung ungeprüfter "Botschaften" eine nüchterne Beurteilung der Situation erschweren oder erhebliche Verwirrung stiften.
Es soll aber hier von denen gesprochen werden, die sich noch mit dem Schein wahrer Katholizität umgeben und noch Reste des katholischen Glaubens auf ihr Firmenschild geschrieben haben, um so um so sicherer die noch wirklich Gläubigen zu sammeln und sie dann, ein wenig verspätet zwar, aber doch der großen Menge der längst Abgefallenen hinterherzutreiben. Dabei kann es dahingestellt bleiben, ob der Grund für diese Haltung in der eigenen Zwiespältigkeit oder in größerer Raffinesse der Verführung liegt. Die eigentliche Gefahr für die Gläubigen kommt von dieser Seite.
Gefährlich ist es z.B., wenn der "Bischof" von Regensburg, Dr. Rudolf Graber durch sein Buch "Athanasius" den Eindruck erweckt bzw. erwecken will, daß er sich durch seine zugestandenermaßen klarsichtige Kritik der heutigen Situation rühmlich von seinen "Amtsbrüdern" abhebt. Eine solche Kritik dürfte ihm sicherlich nicht schwer gefaHen sein, denn an der "durchschauten" Selbstzerstörung der Kirche hat er ja fleißig mitgewirkt, und er weiß sicherlich auch sein eigenes Handeln zu bewerten. Oder hat jemand vernommen, daß sich Dr. Graber öffentlich von den - gelinde gesagt - häretischen Beschlüssen der "Deutschen Bischofskonferenz", von dem häretischen "Missale" Paul. VI. distanziert? Daß er sich, anstatt mit den Wölfen mitzuheulen, auf sein Bischofsamt besonnen hätte und ein wirklicher Nachfolger der Apostel wäre? Ich nicht! Grabers Haltung ist bekannt: als "Diözesanbischof" ist er auch für die Progressisten verantwortlich, muß auch dessen Position teilen und vertreten. Auf die Aufforderung, eine ähnliche Erklärung abzugeben wie Erzbischof Lefèbvre am 21.11. 74 (abgedruckt in: "Einsicht" V (III) 127 f), antwortete er, die Situation zwischen Lefèbvre und einem Diözesanbischof sei völlig verschieden. Wörtlich schrieb er: "Lefèbvre kann für sich allein diese Erklärung ohne weiteres abgeben. Ein Diözesanbischof ist verantwortlich für sein ganzes Bistum, auch für progressistische Priester und progressistische Gruppen." (Der Brief liegt der Redaktion vor.) Anstatt die faulen Glieder am Körper der Kirche auszumerzen, wie es seine Pflicht wäre, arrangiert er sich feige und macht denen, die offen Christus verhöhnen, nicht nur bloß Komplimente, sondern macht deren Sache noch zu seiner eigenen. Und darum "kann" er nicht katholisch seine d.h. der Wahrheit alleine dienen. Jeder moderne Demokrat wird ihn allerdings verstehen und ob seiner "fairen" Haltung bewundern. So einfach geht das heute: man beruft sich auf die "demokratischen Pflichten", und schon hat man seinen Verrat "gerechtfertigt"!
Französische Priester haben Dr. Graber nach Erscheinen seines Buches Athanasius gefragt, ob er nicht selbst dieser neue Athanasius sein wolle, da er doch so gut über diese heutige Situation Bescheid wisse; denn mit einer bloßen Diagnose hilft man keinem Patienten. Von Graber jedoch Widerstand gegen Paul VI. zu erwarten, ist zwecklos. Anläßlich einer Pilgerfahrt beriet er im Petersdom in Rom, welches Geschenk man denn am besten dem "Hl. Vater" machen könnte. Niemals wird sich der "katholische Bischof" Dr. Graber gegen den "Hl. Vater" Paul VI. auflehnen! Doch das Schlimme ist nicht nur, daß Herr Graber über die heutige Situation bloß schreibt und nicht entsprechend handelt, sondern daß er bei den wenigen Gläubigen Hoffnungen weckt, die dann um so bitterer enttäuscht werden. Lieber baut er vor sich wirklich große Männer auf, um sich dann selbst feige hinter ihnen zu verstecken.
Die gleiche Haltung kommt auch im "Fels'' zum Ausdruck. Man kann es auch so sagen: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, wie der Herr, so's Gescherr, wie Graber, so sein "Fels"! Dort ist es nicht der heilige Athanasius, den man mißbraucht, um seiner Feigheit ein Mäntelchen umzulegen, sondern der hochverdiente Kardinal Graf von Galen, der unter ständiger Lebensgefahr im Dritten Reich wirklichen Widerstand leistete. In einer gewissen Art von Selbsttäuschung versucht man sich selbst und seinen Lesern vorzumachen, schon die Erinnerung an glaubenstreue Männer genüge gegen den modernen Unglauben. Wer wirklich katholisch bleiben will, kann nicht mit der Reformsekte Paul VI. letztlich doch gemeinsame Sache machen. Man kann nicht zugleich der Freund dieses Verräters werden und der des Hl. Petrus bleiben. Man befriedigt sich mit ein paar erhabenen Gefühlen, und dabei muß es auch sein Bewenden haben! Das gute Beispiel wird nur mißbraucht. Dabei haben all diese Halbherzigen nichts weiter zu befürchten als die allgemeine öffentliche Meinung, die Welt, von der die wahren Gläubigen sowieso gehaßt werden.
Pater Hermes, der Herausgeber des "Fels" und sicherlich ein begabter Mann, hat natürlich schleunigst seine Meinung widerrufen, die Wandlungsworte seien gefälscht. Es wäre auch zu gefährlich gewesen, bei der Wahrheit zu bleiben. Katholisch ist man nur in der Vergangenheit nicht im gegenwärtigen Handeln. Die Kommentare im "Fels" zum Geschehen um Ecône lesen sich wie Fortsetzungsromane in den entsprechenden Wochenblättern; den "Hl. Vater" als den Hauptschuldigen erwähnt man gleich gar nicht.
Aber wenn man schon mit den Wölfen heult, warum dann noch der "katholische" Aufwand, den sowohl Herr Graber als auch der "Fels" betreiben? Man will seine Hände in Unschuld waschen wie Pilatus! Man will sich und den Gläubigen durch Verdrehungen und falsche historische Relativierungen vorgaukeln, die heutige "Kirche" unter "Papst" Paul VI. sei nahtlos mit der präkonzliaren Kirche zu verbinden. Graber und sein "Fels" sind zu feige, entschieden ihren Glauben zu bekennen und fordern die Gläubigen noch auf, zwar etwas langsamer als die anderen, aber doch einträglich mit dem "Hl. Vater" selbst wenn Paul VI. sichtbar Hörner wüchsen und er einen Pferdefuß hätte mit der "abgelegten Tiara" auf dem Haupt wär's der Hl. Vater! und man würde lieber Selbstmord begehen als den "Hl. Vater" kritisieren - in den Abgrund zu marschieren, obwohl sie um das Verderben wissen, in das sie rennen! Anstatt verantwortlich zu handeln, arrangiert man sich feige und macht diese Feigheit zur allgemeinen Norm.
Die große Gefahr, die von dieser Seite kommt, liegt in der Macht der Verführung, die ihr Wissen einsetzt, die heutigen Zustände - letztlich - zu verharmlosen, um so über die wahren Hintergründe der Selbstzerstörung der Kirche hinwegtäuschen zu können. Dabei wird auch das Bedürfnis der Gläubigen nach einer religiösen Heimat, nach Sicherheit im Glauben, das besonders in einer Zeit wie der heutigen nur allzu verständlich ist, genau einkalkuliert. Ich werfe Herrn Dr. Graber und dem "Fels" nicht in erster Linie vor, daß sie feige sind, sondern daß sie hinter ihr wirkliches Wissen zurückgehen, um so in elender Weise die Gläubigen zu betrügen, die noch hoffen, an ihnen Halt zu finden. Die wenigen Unruhigen speist man mit billigen Ausreden ab. Am allerwenigsten kann man natürlich Gläubige vertragen, die einem das Konzept verderben wollen, die immer noch an dem längst abgetanen Glauben hängen.
Darum: Der "Fels" ein Fels, unerschüttert in der modernistischen Brandung? Eine Wanderdüne ist er! Und Stück für Stück wandert sie dorthin, wo Graber und letztlich der "Hl. Vater" Paul VI. hinblasen.
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