Zeitgeschehen
Der Aufmarsch gegen den Irak
- George W. Bush auf dem Kriegspfad -
von
Eberhard Heller
Die Amerikaner und Briten halten zur Zeit mit ihren Vorbereitungen für
einen Krieg gegen den Irak die Welt in Atem. Auch wenn beim
Niederschreiben dieser Zeilen - heute ist der 26.01.2003 - noch viele
ihre Hoffnung auf die UN-Waffeninspekteure setzen, deren Resultat keine
Berechtigung für ein militärisches Eingreifen der USA liefern würde, so
steht der Entschluß der Bush-Regierung längst fest: sie will den Krieg.
Selten sind jedoch die Ziele eines solch kriegerischen Unternehmens so
schlecht kaschiert worden wie in diesem Fall. Als ich meine Familie
über die wahren Absichten Bushs aufklären wollte, unter-brach mich
meine 15-jährige Tochter mit den Worten: "Papa, das weiß doch jedes
Schuldkind, daß es den Amerikanern bloß um das Erdöl geht." Und in der
Tat: weder die Absetzung des schrecklichen Saddam Hussein, den die USA
im Krieg gegen den Iran noch massiv militärisch unterstützt hatten,
noch die Furcht vor unauffindlichen, weil nicht vorhandenen (?)
Massenvernichtungswaffen - die lagern dafür in den USA und Israel...
und natürlich auch in Rußland -, sondern die Verfügung über das
irakische Öl ist das wahre Kriegsziel. ) (Als Nahostexperten, die diese
Zielsetzung ebenso sehen, nenne ich nur den allseits anerkannten P.
Scholl Latour und Herrn Scheer, SPD-Rüstungsexperte, der belegt (JF,
17.1.03), daß allein die USA 25% des gesamten Erdöls verbrauchen.
Der amerikanische Politologe Chalmers Johnson präzisiert in einem
Interview mit der JUNGEN FREIHEIT dieses Kriegsvorhaben folgendermaßen:
"Der Plan zum Krieg war schon vor dem 11. September gefaßt. Es fehlte
allerdings am Katalysator, um die öffentliche Meinung in den USA und in
der Welt zu einer Zustimmung zu diesem Plan zu bringen. Der 11.
September war dieser Kata-lysator - auf solch einen Angriff hatte man
nur gewartet! ) Das Ergebnis des neuerlichen Irak-Krieges wird die
Etablierung von US-Stützpunkten zwischen Euphrat und Tigris sein. Der
Eroberung des Irak wird dann ein Krieg gegen den Iran folgen, der die
Region ganz und gar unter US-Kon-trolle bringen soll." (JUNGE FREIHEIT
vom 17.1.2003)
Damit erweist sich das Kriegsziel eindeutig als imperialistisches
Etappenziel und seine Initiatoren als skrupellose, menschenverachtende
Verbrecher, die nach der schamlosen Ausplünderung Afrikas nun auch den
Irak noch mehr ins Elend stürzen wollen. Ich bin überrascht, daß die
angeblich freie Presse den amerikanischen Präsidenten - in seiner
Jugend drogenabhängig - nicht schon längst als Kriegs-treiber
gebrandmarkt hat, ebenso wie sein russisches Pendant, Präsident Putin,
der das tschesche-nische Volk abschlachten läßt unter dem Vorwand, es
bestehe aus lauter Terroristen.
Wenn man bedenkt, daß nach Johnson die "US-Militär-Doktrin heute darin
besteht, die Entstehung eines Gegners gar nicht mehr zuzulassen", so
wäre in dieser Hinsicht die Entscheidung von Bundeskanzler Schröder und
seines Außenminister Fischer - auch wenn die beiden nicht zu meinem
Freundeskreises zählen - angesichts der 'klugen' "Atlantiker", die
Angst um ein "Ausscheren" haben, um so erstaunlicher, wenn sie zu den
Kriegsplänen Bush's nicht aus wahltaktischen Gründen, sondern aus
Überzeugung "Nein" sagen würden. Wenn sie dabei blieben, würden sie in
dieser Situation zur Ehrenrettung Deutschlands viel beitragen...
ähnlich wie die Widerstandskämpfer im Offizierskorps der Wehrmacht, die
die Ehre des deutschen Volkes im Kampf gegen Hitler gerettet haben und
die wegen dieses Widerstandes aus wohlverstandenem Patriotismus sogar
ihr Leben lassen mußten. Von ähnlicher Charakterstärke ist weder im US-
noch im russischen Offizierskorps etwas zu sehen.
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