DER ATHEISMUS - VERURTEILT IM BUCH DER SPRICHWÖRTER: 30, 1-17
von H.H. Pater Dr.theol. Severin Mathias Grill
Diese Perikope über den Atheismus in Form eines Dialoges wird bereits Spr 29,27 eingeleitet: ''Ein Greuel für den Gerechten ist der Gottlose, und ein Greuel für den Gottlosen ist der Gerechte." 30,1 beginn* der eigentliche Dialog mit der Lästerung der Gottlosen. "Die Worte des großen Haufens und der Ausspruch der Söhne des Speiers lauten: Es gibt keinen Gott und es gibt keinen Satan. Diese Leute sind (unwissender und törichter) als alle übrigen Menschen. Sie haben keine Weisheit gelernt, und die Erkenntnis des Heiligen fehlt ihnen. Es ist ein Geschlecht; daß seinem Vater flucht und seiner Mutter nicht gehorcht. Ein Geschlecht, das sich für rein hält, aber von seinem Schmutz nicht abgewaschen wird. Ein Geschlecht, das stolz die Augen emporhebt und dessen Wimpern hoch gerichtet sind. Ein Geschlecht, dessen Zähne Schwerter und dessen Backenzähne Messer sind, bereit, die Armen aufzufressen und die Bedrängten." ... Zur Rechtfertigung dieser Übersetzung ist folgendes zu sagen: Die aufscheinenden Namen sind keine Eigennamen, sondern Gattungsnamen. Jede historische oder anthropologische Erklärung derselben ist von vornherein verfehlt. Agur ist ein passives Partizip von Agar = ernten, sammeln. Von Menschen gesagt: Ansammlung, Gemeinschaft. Die alten Ausleger haben unter Agur vielfach Salomon verstanden, und mit "Sammler" übersetzt (vgl. Koheleth). Dieser werde ein Sohn des Speiers, im guten Sinne des Wortes, genannt, weil David in einem hohen Grad von der Inspiration ergriffen war. (Siehe SSCC Band XVI, Paris 1841)) Das Wort steht hier aber im üblen Sinn für die Ansammlung von schlechten-Menschen. Die Ecclesia malignatium oder das Concilium vomitatis. Statt ben Jaque ist zu lesen: bne qu' o'e, d.h. "Söhne des Speiers." Diese Lesung geht klar hervor aus dem Ausdruck der Vulgata, filii vomentis. Unter dem "Speier" ist Satan zu verstehen. "Es begannen die Kinder der Schlange zu kriechen auf dem Erdkreis, das Gift zu vermehren und viele zu verführen. Sie begannen das Gift des stinkenden Auswurfs des Drachen zu verbreiten ..." Und Brief 21: "Die alte Schlange war bestrebt, auszuplündern und versteckterweise Gift auszuspeien, um die Welt in Fäulnis zu versetzen."
Das Wort "Speier" für den Satan begegnet uns auch in dem Lesestück: "Aus der Geschichte der Martyrer der Kirche" von Beth Seloch (Brakelmann, Syrische Grammatik, Berlin 1899, S. 52). Das Zitat lautet: "Zur Zeit des Schabur spie Mani, das Werkzeug alles Bösen, sein satanisches Gift aus." Ferner in den Kommentaren des Ischoddah von Merv zum Pentateuch, sowie im Kommentar des Dionysius b.S. zur Apostelgeschichte. Prosper v. A. gebraucht ihn für die Lehre des Pelagius. "Die gesättigt ist mit der scheußlichen Galle des alten Drachen." Der Wasserstrahl, den dieser der fliehenden Frau, Off 12,15-16, nachschleudert, ist der Geifer der Schlange. Leithiel ist auch kein Eigenname, sondern aufzulösen in "lo oth el", = es gibt keinen Gott. Uchal ist der erste Bestandteil des Wortes "Ochel karso", was zunächst Verleumder bedeutet und Ankläger, dann aber für das Zeichen Satans verwendet wird. Der hl. Paulus nennt den Zauberer "bar Jesu", in der Apg 13,10 einen "ochel karso". In diesem Sinne steht das Wort im Targum zu Lev 19,16. Im NT 2 Kor 12,20; 1 Tim 3,11 und 2 Tim 2,4. Die Gottesleugner stehen im Dienste Satans und stören den Aufbau des Reiches Gottes. Das bedeutet der Satz: "Sie fluchen dem Vater, d.h. Gott; und gehorchen nicht der Mutter, d.h. dem Gesetz." Um diesen Kontext zu erreichen, sind Umstellungen vorzunehmen und alle nicht zum Thema gehörigen Sprüche auszuscheiden. An Textkritik ist nur möglich, die erste Person Singular in die dritte Person Mehrzahl zu verwandeln. Denn auch in Sapientia 13,1 und Psalm 13,1 werden sie in der Mehrzahl angesprochen Die Gesinnung und das Treiben der Gottlosen führt zur Vernichtung der menschlichen Kultur. Diese Leute setzen sich ohne Findung von Wahrheit und Sitte über alle Offenbarung hinweg und leben nur ihren Gelüsten. Daher betont der Verfasser: Bewährt ist die Lehre Gottes, sie allein befriedigt das Herz, und die Vorsehung sorgt für den nötigen Lebensunterhalt. Er betet um die Gnade, davon überzeugt zu sein und Gott als Gläubiger immer zu dienen.
Aufbau der Perikope 1) Einleitung, Kapt. 29,27. 2) Sprüche des Pöbels, 30,1. 3) Nur törichte Menschen reden so. 30,2-3. Textänderung.
Vers 4: Spott über den Glauben an die Offenbarung. Vers 5 und 6: Verläßlich ist die Rede Gottes. Vers 7 und 10: Kontext, durchbrochen durch Einzelsprüche. Vers 11 bis 14: Das unheilvolle Treiben der Gottlosen. Sie stiften Schaden in der Menschheit.
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