Über das Papsttum der Römischen Bischöfe, die Eigenart des Apostolischen Stuhles und eine Kirche ohne Papst
von
Prof. Dr. Diether Wendland
VII. Fortsetzung
8.
Kapitel: Der langdauernde Ausfall der höchsten Lehrgewalt und der
obersten Hirtengewalt in der katholischen Kirche und seine realen
Folgen
Es war und ist sowohl ein philosophischer als auch ein theologischer
Irrtum, von einem "Zusammenbruch der Jurisdiktionshierarchie" oder auch
von einem "Zusammenbruch des kirchlichen Lehramtes" zu sprechen (was
auch mit einer fehlerhaften Auffassung der 'römischen Sedisvakanz'
zusammenhängt). Zudem handelt es sich hierbei um üble Profanisierungen
von religiösen Sachverhalten, die manchen Klerikern und Laien nicht
einmal bewußt sind, weil sie in religiösen und kirchlichen Dingen viel
zu oberflächlich denken oder, was ebenfalls der Fall ist, nur
juristisch oder positiv rechtlich (manche sogar positivistisch, wie man
leicht nachweisen kann). Dann aber verengen und verdunkeln sich die
theologischen Perspektiven, so daß überflüssigerweise neue
Schwierigkeiten entstehen und zu verwirrenden Scheinproblemen führen.
Niemand sollte es doch vergessen oder übersehen, daß es sich hier um
zwei übernatürliche Gewalten autoritativen Charakters handelt, die
göttlichen Ursprungs und eine Gnaden-Gabe Christi sind. Solche Gewalten
können aber weder zusammenbrechen (confringere) noch zusammenstürzen
(concidere), wohl aber ausfallen oder aus-bleiben (omittere), indem sie
durch äußere Ursachen und in der Regel durch eigenes Verschulden ihrer
Träger ihre Wirkung verlieren
(efficientia amittere) oder derselben verlustig gehen. Dies aber
geschieht plötzlich (subito), nicht jedoch allmählich (paulatim) oder
erst nach einiger Zeit; viele bemerken dies nur viel später als andere
und sehr oft auch viel zu spät (sero), weil sie nicht wachsam genug
waren. Christus ermahnte seine Jünger und Apostel oft, wachsam zu sein,
und daß heißt auch kritisch und nicht vertrauensselig! Denn "Er wußte,
was im Menschen ist." Sogar der natürliche Tod tritt plötzlich ein,
nicht jedoch allmählich - wie das Sterben! Sollte es beim
"übernatürlichen Tode" (den man doch nicht immer so falsch als
'Seelentod' bezeichnen sollte) etwa anders sein? "Wenn du nicht wach
wirst, so werde ich zu dir kommen wie ein Dieb, und du wirst nicht
wissen, zu welcher Stunde ich über dich kommen werde" (Offb 3,3b).
Kirchliche Lehr- und
Hirtengewalt (potestas magisterii et regiminis) lassen sich nicht
trennen, weder in ihrer Spitze (im Papst) noch in der Ableitung von ihr
(in den Bischöfen). Andernfalls wird das Verhältnis von Papsttum und
Episkopat nicht erfaßt oder gründlich verkannt. Auch eine Vakanz des
Apostolischen Stuhles ändert an der Untrennbarkeit dieser Gewalten
nichts, da diese sich nur auf deren Macht-Ausübung bezieht, die eben
ausfallen kann, und dies aus mehreren Gründen und sogar auf Dauer (was
nicht dasselbe ist wie ein Ausfall 'für immer'). Zudem sind Macht und
Gewalt von ihrer Ausübung real (nicht bloß 'modal') unterschieden,
wie bereits jeder Macht- und Gewalt-Verlust beweist. Nur Ohnmächtige
können keine Macht und Gewalt ausüben, indes diese auch nicht
mißbrauchen. Eine ohnmächtige Kirche aber hat noch nie existiert,
selbst wenn die Kirche noch so sehr unterdrückt wurde. Auch die schon
erwähnte "römische Konzilskirche" kann aufgrund ihrer Existenz die
ebenfalls existierende römisch-katholische Diaspora-Kirche zwar
unterdrücken, aber niemals vernichten, da sich in deren Mitte das Kreuz
Christi erhebt.
Als das von einem Häretiker und Apostaten, also das von einem
Nicht-Papst einberufene 'römische Konzil' zusammentrat und eröffnet
wurde und später unter dessen 'Nachfolger' gleichen Schlages zu einem
'feierlichen Abschluß' gelangte, da war die katholische Kirche, die
immer aus Klerikern und
Laien besteht (nicht jedoch aus 'Priestern und Gläubigen', worin sich
eine Häresie verbirgt), ihrer autoritativen Lehr- und Hirten-gewalt
bereits verlustig gegangen. Es war mehr als erstaunlich, ja sogar
erschütternd, daß die meisten 'Kirchengläubigen' dies nicht einmal
bemerkten - trotz des offenkundigen Wirrwarrs in den 'neuen
Lehrmeinungen' -, und später erkannten diese ebenfalls nicht, daß die
besondere Vakanz des Apostolischen Stuhles in Verbindung mit einem bis
zum bitteren Ende durchgezogenen Konzil auch eine Vakanz aller
'Bischofsstühle' nach sich zog. So etwas hatte es in der Geschichte der katholischen Kirche noch nie gegeben.
Das war wirklich 'neu'! - Deshalb hat es auch keinen Sinn, nach
Vergleichen in der Geschichte zu suchen, ja nicht einmal nach ähnlichen
Situationen, um die vermeintliche 'Kirchenkrise' 1) von heute
bewältigen zu wollen. Solche Überlegungen liefen und laufen ins Leere
und können nichts erhellen.
Viele irritierten Katholiken wunderten sich nur über die immer größer
werdenden Konfusionen und Widersprüche, die überall zum Vorschein kamen
und bis in die Sonntagspredigten hinein, welche die "neuen Lehren" des
'Konzils' den Gläubigen schmackhaft machen sollten. Dies war aber auch
der Zündstoff für die nun beginnende 'äußere Emigration' aus der
katholischen Kirche, sichtbar werdend durch Wegbleiben von der
'Sonntagsmesse mit Predigt'. Klammheimlich aber wurde auch eine
Veränderung der Sakraments-Riten vorgenommen, 'scheibchenweise', um
'naive Gläubige' über die beabsichtigte Zerstörung der Sakramente
leichter täuschen zu können - bis diese Dinge nicht mehr verheimlicht
werden konnten, angefangen mit den "neuen Riten" der
Presbyter-Ordination und der Bischofs-Weihe (ab 1968). In der Tat
braucht die "römische Konzilskirche" ja auch kein 'Sacer-dotium Novae
Legis' (Konzil von Trient) mehr; das wäre ohne Zweifel gänzlich
deplaziert! Dem Durchschnittskatholiken fiel dies alles zunächst
überhaupt nicht auf, da ja schlauerweise auch die gewöhnliche
'katholische Terminologie' beibehalten wurde; indes war ihr Inhalt
bereits ein anderer. Ähnlich verhielt es sich mit den äußeren
Strukturen in der (sichtbaren) Gestalt der katholischen Kirche...
Bereits während und im Zuge des 'Konzils' erhob sich nicht bloß die
Frage: was geht denn da in der römisch-katholischen Kirche eigentlich
vor sich, nachdem der Bruch mit der apostolischen Ecclesia Romana eingetreten
war, sondern: was geschieht mit ihr oder was wird denn aus ihr von
häretischen und christusfeindlichen Mitra-Trägern gemacht?! Glaubte man
denn wirklich, einen lieben 'Jesus, unser aller Bruder' einvernehmen
und mit ihm sozusagen Staat machen zu können? Schon während des
'Konzils' erhob sich ständig die alte Frage Christi: "für wen halten
die Leute den Menschensohn?"! Auch von der Bestimmung der
hierarchischen Gewalt als einer sog."königlichen, priesterlichen und
prophetischen oder autoritativ lehrenden" war bei bestem Willen aber
auch gar nichts zu sehen und zu spüren. Statt dessen waren die
'Rollkragenpriester' im Kommen. d.h. Kleri-ker im grauen Anzug mit
weißen Rollkragenpullover und luftigem Sommerhut. Das 'Kirchenvolk'
traute seinen Augen nicht und tuschelte hinter vorgehaltener Hand. Bei
wem jedoch und wo eigent-lich hätten sich gebildete Laien über die
vielen Mißstände beschweren können? Es war sinnlos, wenn später
aufgeregte Traditionalisten häretische 'Bischöfe' anschrieben und diese
beschworen, doch gegen offenkundige kirchliche Mißstände und horrende
Übel einzuschreiten. Diese Schreiberlinge hatten die allgemeine
kirchliche Situation nicht im mindesten begriffen und richteten weitere
Schäden an; sie ärgerten sich nur darüber, keine oder nur eine völlig
nichtssagende Antwort zu erhalten. Dennoch bildeten sie sich ein, einen
großartigen Kampf gekämpft zu haben, sogar unter der Parole "damit die
Kirche fortbestehe". Das war ein Fiasko und nichts weiter.
Der Ausfall der autoritativen
und infalliblen Lehr- und Hirtengewalt machte auch den Weg frei für
verborgene oder nur verdrängte Häresien, die nicht wirklich vernichtet
waren, so daß nun ihre kleri-kalen Träger Morgenluft witterten und wie
giftige Pilze aus 'kirchlichen Gefilden' sprießten. Es wurde immer
schwieriger, in concreto die objektive Wahrheit des Glaubens (veritas
fidei), die eine Gnaden-Gabe ist, von subjektiven Irrtümern im Glauben
(errores in fide) zu unterscheiden, weil eben die Macht und Wirksamkeit
des obersten "Lehrapostolates" mit seinem übernatürlichen Charisma
einfach nicht mehr da war. 2) Nur mit großer Mühe gelang es, in diesem
ganzen Wirrwarr durchzublicken, da dieser sich ständig vermehrte. Doch
schon am Ende des Vatikanum 2 war es nicht wenigen Katholiken, die noch
orthodox katholisch waren, theologisch evident: an der Spitze der
bereits 'in nuce' existierenden "römischen Konzilskirche" stand kein
"vicarius Christi", sondern ein Häresiarch mit anderen Häresiarchen 'in
Kollegialität'! Es zeigte sich ein neuer und diesmal konziliarer
"primus inter pares"! Später wird man von der "Kollegialität der
Bischöfe" reden wie von einer "neuen Offenbarung", durch die das
'Konzil' von einem 'hl. Geiste' drei Jahre lang in jeder Sitzung
'erleuchtet' wurde. Darüber konnte niemand mehr lachen wie über die
"Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute 'Gaudium et
spes'" (7.12.1965). Denn es war zum Heulen.
Nun aber wurde noch etwas anderes mehr und mehr offenkundig, wenn man
in ekklesiologischen Kategorien dachte, nämlich eine Veränderung der
uralten römisch-katholischen und apostolischen Kirche zu einer Diaspora-Kirche,
zu einer Kirche in der Verstreuung und wobei das kirchliche Merkmal der
"unitas Ecclesiae" (der transzendentalen Einheit der Kirche) aber
keineswegs verloren ging, sondern nur schwer geschädigt wurde,
gleichzeitig jedoch der Blick auf Jesus-Christus, den "guten Hirten"
und Herrn der Kirche, hingelenkt und geschärft wurde. Denn nur von Ihm
konnte in einer solchen Situation Hilfe und Rettung kommen -
vorausgesetzt, man erwies sich dessen als wür-dig. Es war nicht bloß
ein Irrtum nachkonziliarer Traditionalisten, von einer Zerstörung, ja
sogar von einem Untergang der katholischen Kirche zu reden, denn mit
einem solchen Gerede verletzte und verleugnete man hinsichtlich der
Kirche sowohl die Verheißung als auch die Vorsehung Christi. Außerdem
wurden dadurch alle diejenigen beleidigt, die nach wie vor in der
"Nachfolge Christi" standen und denen übel mitgespielt wurde (auch in
ihrer 'profanen Berufsausübung'). Die meisten Katholiken von heute
wissen nichts mehr davon.
Für katholische Christen, welche die göttliche Heilswahrheit nicht
immer nur suchen, sondern sie besitzen, lieben und zu verwirklichen
suchen, ist der Ausfall der infalliblen Lehr- und Hirtengewalt ein
furchterregendes Faktum, das indes leider auch zu Mißverständnissen und
zu falschen Schlußfolgerungen Anlaß gegeben hat. Denn dieses Faktum
bewegte die Gemüter so mancher Sedisvakantisten dahingehend, diesen
Zustand durch eine baldige 'Papstwahl' beenden zu wollen, obwohl
niemand wußte, wie sie durchgeführt werden konnte - anstatt sich
darüber Gedanken zu machen, was zuerst einmal gegen die gefährliche
kirchliche Diaspora-Situation getan werden muß, um sie wenigstens
regional zu beseitigen und schließlich weitgehendst aufzuheben. Warum
sperrt man sich gegen diesen Gedanken? Soll es zuerst noch schlimmer
werden?!
Dies aber ist weder eine Sache von Klerikern allein noch von Laien allein, sondern eine zu leistende Sache von Klerikern und
Laien in einem gemeinsamen Tun und mit Zielsetzungen, die freilich auch
zu erreichen sein müßten, um von Nutzen zu sein. Hier aber steht an
erster Stelle (wo dies möglich ist) die von noch orthodox katholischen
Christen getragene Gründung von echten römisch-katholischen Christusgemeinden 3), die Gesellschaftsgebilde
sind und wie Zellen derselben auch untereinander in Verbindung stehen.
Es kann auch nur unter dieser Zielsetzung die üble Ausweitung der
Diasporasituation römisch-katholischer Christen regional gestoppt
werden. Alles muß auf Christus hin bezogen und von Ihm her geordnet werden, denn Er allein ist der Herr und das Haupt und die Mitte
der einen römisch-katholischen Kirche - trotz ihrer Diasporasituation.
Denn ohne Ihn kann man gar nichts tun, was Bestand haben könnte! Warum
wird dies alles von 'traditionalistischen Katholiken' immer noch nicht
begriffen? Der "römische Petrus" schrieb aus dem römischen "Babylon" an
die Christen in der Diaspora: "Verlangt wie neugeborene Kinder nach der
geistigen, lauteren Milch, damit ihr durch sie heranwachst zum Heil
(...) Tretet hin zu Ihm, dem lebendigen Stein (...) Laßt euch selbst
als lebendige Steine aufbauen zu einem geistigen Haus, für ein heiliges
Priestertum, um geistige, Gott wohlgefällige Opfer darzubringen durch
Jesus Christus." (1 Petr. 2,3-5). Auf dem Weg zum Heil ist der geistige
Aufbau eines jeden Gläubigen gefordert, der ein Glied der Kirche ist
und ein 'lebendiges' sein will, nicht jedoch ein 'totes'.
Zudem hat Christus, "der große (erhabene) Hirte" (Hebr 13,20), Seinen
Schafen (nicht jedoch den Schafen fremder Hirten) ein geistiges Schwert
in die Hand gegeben. Und dieses Schwert hat den Zweck, jedes falsche
geistige Leben in seiner Unwahrheit zu töten, damit durch dessen Tod
das wahre Leben geboren werde. Christus kam bekanntlich in die Welt,
"um die Werke des Teufels zu vernichten" (1 Joh 3,8b) und verlangt auch
in dieser Beziehung Nachfolge. Wer aber kennt sie noch, die Werke
(Plural!) des Teufels oder Satans, der immer noch der "Fürst dieser
Welt(zeit)" ist?! Zu den Werken des Teufels aber gehört an erster
Stelle die Tatsache (gemäß der Erkenntnisordnung), daß er "das Wort
wegnimmt" (Mk 3,15) 4), nämlich das Wort der göttlichen Heilswahrheit,
das, wie auch das Lehrwort der höchsten kirchlichen Lehrgewalt,
infallibel ist. Diese Lehrgewalt ist jedoch der vorzüglichste
Bestandteil der Jurisdiktionsgewalt, weil sie von der obersten
Hirtengewalt untrennbar ist. Wenn aber das Oberhaupt des Episkopates,
der Römische Bischof, fehlt, d.h. nicht mehr da ist (deest), dann tritt
in der Kirche auf geistig-übernatürliche Weise Christus, der Herr und
Heiland, hervor, indem Er an seine Selbstoffenbarung erinnert: "Ich bin
der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater außer durch mich" (Joh 14,6). Er lehrte aber auch: "Ich bin das
Licht der Welt (niemand sonst!): Wer mir nachfolgt, wandelt nicht in
der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben." (Joh 8,12).
Eine wahre römisch-katholische Christusgemeinde wird über all das
nüchtern und erkenntnisreich bereits durch Christus und Seine Apostel
belehrt sein!
Warum folgen vermeintlich 'Christgläubige' Ihm denn nicht nach und
hören auch nicht auf Ihn, um eigene Finsternisse und religiöse
Dunkelheiten zu überwinden und dann das Notwendige mit Seiner Hilfe zu
tun? Es ist ausgesprochen dumm, diese Frage nicht zu stellen. Die seit
1958 bestehende besondere
Vakanz des Apostolischen Stuhles zwingt einen Katholiken geradezu dazu,
seinen gei-stigen Blick (wenn er nicht bereits blind ist) auf
Jesus-Christus, den göttlichen Lehrer
zu richten. Dieser jedoch sagte schon zu den Pharisäern und
Schriftgelehrten seiner Zeit u.a.: "Auch laßt euch nicht Lehrer nennen,
denn (nur) einer ist euer Lehrer, Christus (der von Gott gesendete
Logos)." (Mt 23,10). Als was, so fragen wir, könnte man wohl die sich
eine 'neue Heilslehre' anmaßenden Lehrer der häretischen und
apostatischen "römischen Konzilskirche" bezeichnen, vor allem ihren
Oberlehrer?! Und warum eigentlich hört man diesen Leuten überhaupt noch
zu und lauscht ihren Unheilsgesängen, begleitet von falsch gestimmten
Harfen? Für manche sind das bedrückende Fragen. Denn dadurch wird bei
anderen Zeitgenossen der Eindruck erweckt, selbst noch zu ihrem
'Kirchenverein' zu gehören, anstatt die Folgen der besonderen
Sedisvakanz zu erfassen und dagegen etwas Zweckmäßiges zu tun. Denn es
schwindet mehr und mehr sowohl die geistige als auch die sichere
Erkenntnis der göttlichen Heilswahrheiten, so daß selbst das
(unverfälschte) Große Glaubensbekenntnis der Kirche in seinen Inhalten
nicht mehr richtig verstanden und oft auch gar nicht mehr begriffen
wird. (Dies haben wir bei Katholiken und Nichtkatholiken nicht bloß
einmal nachgeprüft.) Schon vor 30 Jahren war die Credo-Plapperei in der
'Eucharistiefeier' kaum noch zu ertragen.
'Aus Rom' kommt seit über 40 Jahren nicht nur nichts Gutes, sondern es
kann von dort auf abseh-bare Zeit auch nichts Gutes mehr kommen. Doch
dies müssen viele 'Gläubige', die sich Katholiken nennen, erst noch zu
erkennen lernen. "Lernen" aber heißt nicht bloß, sich irgendwelche
Kenntnisse in religiösen Dingen aneignen, sondern klare Erkenntnisse
und ein begründetes Wissen erwerben, was freilich nicht ohne Mühe und
Arbeit erreicht werden kann. Außerdem muß man alte Gewohnheiten im
Denken, Tun und Sichverhalten überwinden, die einem doch nur anerzogen
worden waren und sich nun zu Widerständen aufblähen. Das Konzil von
Florenz (1438-1445) hat den Träger des Papsttums sehr sinnvoll als das
Haupt der ganzen Kirche (caput totius Ecclesiae) und als "pater et doctor
omnium christianorum" bezeichnet (von Gläubigen ist hier nicht die
Rede). Aber auch Bischöfe sind (zuerst) Christen, und daran ändert auch
die Tatsache nichts, daß sie als Bischöfe in ihrer autoritativen Lehr-
und jurisdiktionellen Hirtengewalt bzw. Jurisdiktionsgewalt selbständig
und keine Vikare des Papstes sind. Indes gibt es keinen Episkopat
außerhalb oder unterhalb (aber auch nicht oberhalb) des Papsttums, da
beide in einer Ordnungs-Einheit 5) aufeinander bezogen sind und in
einem bestimmten Verhältnis hierarchischen Charakters zueinander
stehen, das jedoch nicht starr, sondern in gewissen Grenzen variabel
ist.
Zudem hat das Vatikanum I gelehrt
: Nach dem Willen Christi "sollten auch in Seiner Kirche Hirten und
Lehrer bis zum Ende der (vergänglichen) Weltzeit sein. Damit aber der
Episkopat selber eins und ungeteilt wäre und (...) die gesamte Menge
der Gläubigen (= an Gott Glaubenden, credentium) in der Einheit des
Glaubens und der Gemeinschaft bewahrt werde, (deshalb) hatte Er, indem
er den seligen (gesegneten) Petrus den übrigen Aposteln voranstellte,
in ihm selbst das beständig dauernde Prinzip und das sichtbare Fundament dieser doppelten Einheit
(utriusque unitatis) eingerichtet" (auf der sich die Kirche aufbauen
(exstruere) und sich in der Kraft des Glaubens bis in den überirdischen
Himmel erheben (consurgere) sollte. (Sessio IV, Constitutio Dogmatica
de Ec-clesia Christi, Einleitung) - Nur die Einheit der Bischöfe,
einschließlich des Römischen, garantiert die Einheit der katholischen
Priester und Laien. Andernfalls kommt es fast zwangsläufig zu
Sekten-bildungen und wobei es völlig gleichgültig ist, ob diese Gebilde
groß oder klein sind. Die "römische Konzilskirche", dieses Produkt des
Vatikanums 2, aber täuscht eine Einheit (unitas ecclesiastica) nur vor;
denn in Wirklichkeit ist sie, wie auch leicht festgestellt werden kann,
auf vielfache Weise in sich gespalten. Dies bewies aber schon von
Anfang an ihre sich auf alle Katholiken beziehende ständige
Einheits-Beschwörung, damit die Risse und Spaltungen nicht noch größer
werden, allerdings ver-geblich. Denn diese 'Kirche' entwickelte sich in
erstaunlich kurzer Zeit zu einer monströsen Groß-sekte; darin besteht
ihre ganze 'Kirchlichkeit'. Dies sollten orthodoxe Diaspora-Katholiken
deutlich erkennen, um sich selbst nicht täuschen zu lassen; dann aber
sollten sie auch andere darüber aufklä-ren, die immer noch glauben oder
glauben möchten, daß sie nach wie vor in der alten und altehrwür-digen
römisch-katholischen Kirche leben würden. Wer davon tatsächlich
überzeugt ist, war nie wirklich römisch-katholisch oder noch nie, d.h.
überhaupt noch nicht.
Seit genau 1965/66 und insbesondere heutzutage gibt es zwei Arten von
Katholiken, die von den Nichtkatholiken gar nicht unterschieden werden
können: einerseits die echten Diaspora-Katholiken, die keinen Papst
haben, aber vielleicht einen Bischof, und anderseits die 'konziliaren
Neukatholiken', welche in dem Irrglauben leben, einen Papst und viele
Bischöfe zu haben, die sogar von Zeit zu Zeit, um ihr Dasein zu
bekräftigen, in 'nationalen Bischofskonferenzen' ein Palaver
veranstalten. Manchmal berichtet über ihre Ergebnisse auch die
"freie Presse", die 'selbstverständlich' von Diaspora-Katholiken und
ihrem Denken und Tun nichts weiß, bzw. nichts wissen darf. Außerdem
operieren die Massenmedien bezüglich der 'katholischen Kirche' nicht
bloß mit falschen Informationen, sondern ständig mit Desinformationen.
Wer eigentlich glaubt noch daran, daß dies Zufall wäre? Man kann aber
fast jedem Journalisten Unbildung und Schwachsinn attestieren!
Katholiken, die noch irgendwie orthodox katholisch sind - das ist eine
Minderheit in der 'christlichen Gesellschaft'! -, sollten sich in
religiösen Dingen um eine realistisches und möglichst kritisches Denken
bemühen, das nichts mit einem Vermuten oder Meinen oder irgendeinem
'Glauben' zu tun hat. Indes ist nur Einer "das Licht der Welt", die
ohne jeden Zweifel im Argen liegt. Warum wendet man sich nicht direkt
und unmittelbar an Ihn und bittet Ihn nicht in allen wesentlichen
Angelegenheiten, welche die Kirche betreffen, um Hilfe? Oder weiß man
nichts mehr von den besonderen 'Christusgnaden' oder den "Gnaden des
Hauptes", die allerdings immer nur gewährt werden 'wem Er will und wie
Er will'?! Dies läßt sich nicht erzwingen, ganz abgesehen davon, daß
ein wirklicher und wahrer Herr immer gebeten sein will. Für Christen,
die noch orthodox katholisch sind, ist das kein Problem.
Nun aber kann in der Zeit einer Vakanz des Apostolischen Stuhles auch keine ordentliche Bischofsweihe
stattfinden. Ob jedoch eine außerordentliche möglich ist, das steht auf
einem ganz anderen Blatt und ist ein besonderes Problem, das sich zudem
noch verschärft, wenn eine besondere
Sedisvakanz vorliegt, wie die seit 1958. Doch zuerst müssen ihre realen
Folgen im Wesentlichen und möglichst vollständig erfaßt werden, was
ohne einen fragenden Blick auf Christus, den höchsten Lehrer, den
"magister per excellentiam", nicht möglich ist. Dies sollten orthodoxe
Katholiken niemals vergessen und sich vor unüberlegten Bestrebungen
hüten. Wem ist inzwischen nicht bekannt, was nicht alles bereits falsch
gemacht wurde? Es läßt sich auch die Frage nicht mehr umgehen: warum
wohl läßt der Herr der Kirche
eine solche Sedisvakanz wie die heutige zu, die schon so lange andauert
und eine kirchliche Diaspora-Situation erzeugte? Was ist der tiefere
Sinn dieser ganzen Sache, die einen klar fixierbaren Anfang hat und
deshalb irgendwann auch ein Ende haben muß? Denn nichts, was in der
Zeit geschieht, dauert ewig. Und nach der Auferstehung Christi gibt es
auch keinen Zweifel mehr darüber, daß sogar der natürliche Tod des
Menschen nicht ewig währt. Die Vakanz des Apostolischen Stuhles aber
ist kein Todesphänomen, da das Papsttum, das ein Wesens-Element der
realen Kirche ist, in ihr auf übernatürliche Weise "onto-logisch 'in
potentia'" 6) weiter existiert und nur seines Trägers, einer
Einzelperson, ermangelt.
Eine weitere Frage von Katholiken ist: wie lange wohl dieser Zustand
noch andauern wird? Etwa so lange, wie die selbstverschuldete
Diaspora-Situation nicht generell behoben ist bzw. nichts gegen sie
wirklich getan wird (vor allem von denen, die dagegen etwas tun
könnten)? Das ist in der Tat sehr gut möglich und sogar höchst wahrscheinlich.
Es war und ist jedoch ein großer Irrtum, in diesem Zusammenhang auf ein
direktes und unmittelbares Eingreifen Christi zu hoffen und erst recht
nicht ein 'Schauwunder' zu erwarten, da ein solches gegenstandslos ist
und somit auch überflüssig. Christus hat nie etwas Überflüssiges getan
und griff auch niemals in ein übles Geschehen oder in üble Vorgänge
ein, sondern Er half einigen und half vor allem denen, die
unverschuldet "mühselig und beladen sind", gleichgültig mit welchen
physischen und psychischen Übeln. Die kirchliche Diaspora-Situation
aber ist ein fast genau so großes Übel wie die besondere Vakanz des
Apostolischen Stuhles, die ihr voraus- und zu Grunde liegt. Es
existieren in der Tat zwei ekklesiologische Grundübel,
die bereits 1965 zusammen in Erscheinung traten und sofort hätten
bekämpft werden müssen. Doch dies ist nirgendwo geschehen und konnte
wohl auch noch nicht geschehen, weil darüber unter Katholiken
weitgehendst Unkenntnis und Unwissenheit herrschte. Nur wenige hatten
diese schauerliche Situation erkannt, aber doch noch nicht ganz
durchschaut. Es mußten erst noch andere Übel hinzutreten, z.B. das
Erscheinen von katholisierenden Sektierergruppen in Verbindung mit
'katholischen Illuminaten' (à la Roncalli) und besonders erleuchteten
'Marianisten' (d.h. Katholiken, die von einer falschen Mariologie
geprägt waren, vor allem die 'Don Gobbi-Priester' mit ihren 'inneren
Einsprechungen' einer 'Muttergottes').
Dies alles erschwerte und verhinderte sogar bei vielen eine klare
Erkenntnis der sich wandelnden kirchlichen Dinge, ganz abgesehen von
einer zunehmenden Konsolidierung
der "römischen Konzilskirche" mit ihren neuen "Episkopen", "Presbytern"
und "Diakonen", die jedoch nicht bloß die 'konziliaren Neugläubigen'
"weideten" und immer leichter beherrschen konnten, sondern auch andere
Katholiken, wenn sich diese ihnen nicht entzogen. Nur auf die echten
Sedisvakantisten hatten sie keinen Einfluß. Deshalb bekämpften sie
diese durch anhaltendes Schweigen und Verschweigen ihrer Position, als
ob sie überhaupt nicht existierten. Denn ein anderes 'Mittel' haben sie
nicht, abgesehen von Verleumdungen und übler Nachrede. Die "römische
Konzilskirche" 'verdeckt' für Außenstehende weitgehend die
römisch-katholische Diaspora-Kirche, die in ihrer Einheit schwer
geschädigt wurde, aber immer noch eine apostolische ist. Einheit
(Seinseinheit) und Apostolizität (Sendungseinheit) der Kirche
Jesu-Christi lassen sich nicht trennen, wohl aber real unterscheiden.
Leider herrscht darüber sehr viel Unklarheit.
Wen in den 'Kirchen' interessiert und beunruhigt denn die ungewöhnliche
und außergewöhnliche Vakanz des Apostolischen Stuhles mit ihren realen
Folgen, die man - wie seltsam! - täglich vor Augen hat und doch nicht
sieht? Es sieht auch niemand einen "Scheinpapst" oder "Scheinbischöfe",
wie manche kritiklos verbreiten, wohl aber klerikale Amtspersonen einer
'Kirche', die, indem sie Macht ausüben und sogar autoritativ zu lehren
versuchen, einen Papst oder einen Bischof "schauspielern" und
allerdings nur von naiven 'Kirchengläubigen' beklatscht oder mit
Beifall geehrt werden können. Die erste Auswirkung einer solchen
religiösen Sachlage aber zeigte sich in einer allgemeinen
Geistesverwirrung, die zugleich der Anfang einer religiösen Finsternis
im biblischen Sinne ist. "Wehe jenen, die das Böse als gut, das Gute
als böse bezeichnen, die die Finsternis zu Licht und das Licht zu
Finsternis machen, die aus bitter süß und aus süß bitter zu machen
verstehen." (Isaias 5,20). Das 'Kirchenvolk' wird von einer kirchlichen
'Obrigkeit' (magistratus ecclesiasticus) auf verschiedene Weise zu
einem Denken und Tun veranlaßt, ja sogar gezwungen, das es im Grunde
gar nicht will, sich dagegen aber nicht wehren kann, weil es in
religiöser Unwissenheit befangen ist. Das ist noch übler als jede
ideologische Indoktrination in den sog. "Gemeinschafts-schulen" mit
ihrer 'Gleichschaltung' von menschlichen Individuen. Indes gibt es auch
eine 'Gleich-schaltung' von Gläubigen in den 'Kirchen', genannt
"Ökumenismus", den man auch als 'christlichen Gesellschaftsbrei'
bezeichnen kann; denn dieser ist radikal antihierarchisch geprägt.
Dieser Gesellschaftsprozeß wird auch als 'liberal' ausgegeben, obwohl
er dies gar nicht ist. Man muß nur genauer hinschauen und sich nicht
durch Gerede irremachen lassen. Christus, unser Lehrmeister, hat immer
differenziert, sogar unter den Aposteln, gleichzeitig jedoch diese auch
zu einer Einheit untereinander verpflichtet.
Als nach dem Vatikanum 2 aus einem verdunkelten Hintergrund eine
römisch-katholische Diaspora-kirche langsam in Erscheinung trat, da
besaß dieselbe weder einen Papst noch Bischöfe 7), wohl aber noch
eine größere Anzahl orthodox katholischer, indes weit verstreut
lebender Priester und Laien, die der kirchlichen Situation nach dem
Tode Christi ähnelte. Die damaligen Diaspora-Katho-liken verhielten
sich ebenfalls wie gelähmt, weil die meisten von ihnen eine solche
Erfahrung auch noch nie gemacht hatten. Erst viel später traten
einzelne 'Sammlungsbewegungen' in Erscheinung die jedoch von religiösen
Zeloten (Eiferern) fehlgeleitet wurden und schließlich ins Leere
liefen. 8) Dafür gibt es mehrere Gründe. Diese Zeloten mit ihrer
offenkundigen Neigung zum Sektierertum waren keine Sedisvakantisten, ja
nicht einmal Semi-sedisvakantisten. Denn die echten Sedisvakantisten
erkannten auch klar den inneren Zusammenhang der Sedisvakanz mit einem allgemeinen Konzil, dem Vatikanum 2.
Die schwerverwundete römisch-katholische Diaspora-Kirche hat keinen
Papst, könnte aber einen haben, denn sie ist weder häretisch noch
schismatisch noch lebt sie in einer Apostasie. Dies sollte kein
orthodoxer Katholik übersehen. Wann aber wird sie wieder einen Papst
haben? Wir fragen hier nicht, wie sie wieder zu einem Papst kommen
könnte, denn das weiß heute noch niemand und kann dies auch nicht
wissen. Wohl aber kann gewußt werden, wann sie einen haben wird und
dadurch dann auch ihren Diaspora-Zustand endgültig aufheben könnte.
Wenn wir also von einer Kirche ohne Papst sprechen, dann ist die
römisch-katholische Diaspora-Kirche gemeint in ihrer noch
existierenden, aber schwer geschädigten Einheit und Apostolizität. Denn
das Papsttum, das ein Wesens-Element der Kirche ist, erzeugt nicht die Einheit und Apostolizität derselben, sondern es erhält und stützt sie nur,
damit sie nicht verlorengehe, wie dies bei anderen 'Kirchen' oder
kirchenähnlichen Gebilden der Fall ist. Die "römische Konzilskirche"
ist ganz offenkundig weder eine 'heilige' (sancta) noch eine
'apostolische' (apostolica) und imitiert nur die alte katholische
Ecclesia Romana, um vor allem Katholiken zu täuschen und sich
einzuverleiben. Niemand kann behaupten, daß dies seit 1965 erfolglos
verlaufen wäre.
Gemäß der infalliblen Lehre des Vatikanums I hat es Christus gewollt
und bestimmt, daß der "selige Petrus beständige Nachfolger (perpetuos
successores) im Primat über die gesamte Kirche habe" und ein solcher
Nachfolger nur "der Römische Bischof (Romanus Pontifex) sei" und sein
könne. (Sessio IV, Caput 2). "Beständig" ist aber nicht dasselbe wie
"ununterbrochen" (continuus), sonst gäbe es keine Vakanz des
Apostolischen Stuhles und schon gar nicht eine solche wie heute. Ein
weiteres Problem von heute aber bezieht sich auf ihre zeitliche Dauer
und spitzt sich diesbezüglich wegen ihrer Länge noch zu. Indes hat
Christus nicht geoffenbart, daß die Hölle nicht Päpste überwältigen
werde, sondern nur Seine Kirche nicht überwältigen wird, eben weil sie
Seine Gründung ist und nicht die eines Menschen, so daß sie als
"Ecclesia militans (et in via)" bis zum Ende der Welt(zeit) existieren
werde. In Bezug auf den Teufel aber sagte der Herr doch wohl
deutlich genug: "nur an Mir hat er nichts (= keinen Anteil)" (Joh
14,30) und somit auch keinen Anteil an Seinem Tatwirken. Deshalb muß
man sich hüten, mit falschen (nicht bloß mit ungeeigneten) Mitteln die
heutige Diasporasituation bekämpfen zu wollen; denn dadurch wir sie nur
vergrößert. Hier zeigte sich schon bald ein schwerwiegendes Problem,
das kaum Beachtung gefunden hat, ja dem auch ständig ausgewichen wurde.
Man denke z.B. nur an die zwielichtigen Einrichtungen privater
'Meßzentren' ohne kirchliche Gemeindebildung, die von vornherein zum
Scheitern verurteilt waren. Welchen Sinn sollte und soll das denn
haben, diesen vom Staate genehmigten "e.V.-Gebilden" einen Wert
beizumessen, den sie nicht haben oder sie zu beschönigen? Was sich dort
unter dem Fähnchen des 'Traditionalismus', der nicht einmal bis zum
Trienter Konzil (1545-1563) zurückreichte (manchmal auch nur bis ins
18. u. frühe 19. Jahrhundert), eingeschlichen hatte und ausbreitete,
wurde nachgerade unerträglich (einschließlich des wieder aufblühenden
'Klerikalismus' bei sich für 'erleuchtet' haltenden Geistlichen und
ihrer Klientel). Dadurch aber vertiefte sich die Diasporasituation bei
allen noch orthodox katholischen Christen. Warum schließt man davor die
Augen?
So manche Diasporakatholiken bedauerten es auch, daß sie nicht nur
keinen Papst hatten, sondern auch keinen Bischof und kamen dann zu der
'Überzeugung', daß nur ein Bischof ihnen
aus ihrer Misere heraushelfen und sie von ihr befreien könnte. 9) Doch
heute wissen diese Katholiken, daß auch dies ein Irrtum war (denn es
änderte sich überhaupt nichts), aber sie wissen eben nicht, worin der
Irrtum besteht und welches seine Wurzeln sind. Wir werden versuchen,
diese konfuse Situation, die schon seit 20 Jahren besteht, ein wenig
aufzuhellen, damit vielleicht auch ein Ausweg aus ihr gefunden wird.
Denn es gibt keinen bischöflichen Hirten ohne eine Herde, es sei denn,
er wurde aus ihr vertrieben. Indes ist uns ein solcher Vertriebener
unbekannt und auch noch nie begegnet. Selbst Christus hätte kein Hirt sein können ohne eine Herde:
"Fürchte dich nicht, du kleine Her-de!", hat Christus gemahnt - es sei
denn vor einem falschen Hirten, der in Wirklichkeit ein Wolf ist.
Wenn sich katholische Christen ernsthaft und nüchtern über die Beendigung
der schon so lange andauernden Vakanz des Apostolischen Stuhles
Gedanken machen, dann ist es notwendig, die Hindernisse (obstaculae) zu
beachten, die sich ihr ständig entgegenstellen. Zu diesen aber gehört
an erster Stelle die seit 1965 immer deutlicher hervorgetretene
Diaspora-Situation der römisch-katholischen Kirche. Deshalb muß zuerst
gegen dieses große Übel angegangen werden, und zwar durch eine Gründung
von, wie bereits erwähnt, echten "römisch-katholischen
Christusgemeinden" - am besten durch einen Bischof oder in seinem
Auftrag und getragen von theologisch gebildeten Priestern und Laien mit
klar umrissenen Kompetenzen, die in einer Satzung festzuhalten sind.
Derartige Christusgemeinden sind keine privaten religiösen
Gemeinschaften (communitates), sondern kirch-liche Gesellschaftsgebilde
(societates) mit einem gemeinsamen und spezifisch christlichen Glauben
gemäß der normativen Forderung des hl. Paulus "ein (einziger)Herr, ein
(wahrer) Glaube, eine (sakramentale) Taufe, ein Gott und Vater aller,
der über allen ist und durch alle und in allen" und wobei (wie schon
damals) jedem ihrer Träger "die Gnade verliehen wurde nach dem Maß der
Gabe Christi." (Eph 4,5-7). Dies muß ihre Basis oder ihr Fundament
sein, um dann auch Früchte bringen zu können, welche nicht nur auf eine
Beseitigung der Diasporasituation, sondern auch auf eine Beendigung der
Sedisvakanz wirksam hingeordnet sind und dies auch sein können - indes immer nur mit der Hilfe Christi, dem Begründer des Papsttums.
Niemand sollte sich hier einbilden, sozusagen das Pferd am Schwanze
aufzäumen zu können, wofür es doch schon genug peinliche Beispiele
gegeben hat, welche die Sedisvakanzposition in Mißkredit brachten. Es
ist absurd, das heutige Papstproblem ohne Christus lösen zu wollen.
Hier können auch keine Heiligen helfen, selbst wenn man sie um Hilfe
anfleht. Die heutige Vakanz des Apostolischen Stuhles und die
kirchliche Diasporasituation hängen zusammen; sie bilden gleichsam
einen 'gordischen Knoten'; wir aber brauchen ein Schwert, das ihn
auflöst, und vielleicht sogar viele Schwerter, wenn das eine stumpf
geworden ist.
Nicht der leidende Christus, sondern der auferstandene
hat dem Apostel Simon-Petrus den Primat und Prinzipat über Seine
(bereits existierende) Kirche verliehen, und zwar nicht im geheimen
oder hinter verschlossenen Türen (wie die "clavis sacramentalis" des
Bußsakramentes), sondern öffentlich in Anwesenheit von 6 Zeugen: 4
Aposteln, die bereits Priester waren, und 2 Jüngern, die jedoch keine
Diakone waren, sondern mündig gewordene und gesendete 'christliche
Laien', die wahrscheinlich aus 'Johannesjüngern' zu 'Christusjüngern'
berufen worden waren. Dies alles hat eine viel tiefere Bedeutung, als
gewöhnlich angenommen wird (falls man sich daran noch erinnert, was
jedoch von nachkonziliaren Traditionalisten nicht erwartet werden
kann). Man muß in die Anfänge der Ecclesia zurückgehen, um die heutige
Situation zu durchschauen und keine falschen Wege zu gehen bei einem
Wiederaufbau der römisch-katholischen Kirche.
Der auferstandene Christus wird (nicht irgendeiner, sondern nur) Seiner
Kirche auf übernatürliche Weise immer gegenwärtig sein und sie
gleichsam 'mit sanfter Gewalt' leiten auf unsichtbare Weise. Daran
ändert auch eine Vakanz des Apostolischen Stuhles, wie die heutige,
nichts, absolut gar nichts. Es stellt sich nur die Frage, welcher
Bischof noch ein 'lebendiges Glied" der Kirche ist, sich Christus in
unbedingtem Gehorsam freiwillig unterwirft und wirklich tut, was Er
will, und Ihm auch rückhaltlos nachfolgt?! Dies aber kann man sehr wohl
in Erfahrung bringen und ohne große Schwierigkeiten erkennen, wenn der
Wille dazu vorhanden ist. Doch viele wollen dies gar nicht und stellen
statt dessen die sophistische Frage: "Bin ich denn der Hüter meines
Bruders?"! Sprach nicht schon Christus von sichtbar werdenden
"Früchten" (guten und faulen), an denen jeder 'wachsame Gläubige' sogar
hohe 'Prälaten' in ihrem wahren Wesen wird erkennen können? Welche
Früchte bringen so manche klerikalen 'Früchtchen' von heute hervor,
nachdem schon die "Konzilsbischöfe" des Vatikanums 2 pastoraliter in
die Häresie und Apostasie gefallen waren?! Das trifft freilich auch auf
die Kardinäle und Ordensoberen zu. Bischöfe müssen sich heute
ausweisen, daß sie wirklich und wahrhaft Bischöfe sind, nicht jedoch
religiöse Scharlatane mit einer Mitra auf dem Kopf. Nie-mand kann sich
heute davor drücken, diese Leute zu beurteilen und was ja nicht
dasselbe ist, wie über sie ein Gerichtsurteil zu fällen. Viele
Katholiken müssen das erst noch lernen, was wiederum bestimmte Gründe
hat, wenn sie es nicht tun.
Es gibt schon seit mehreren Jahren ein Bischoftum (episcopatur)
katholischer Bischöfe, das sich auf die 'Spendung' (Erteilung)
bestimmter Sakramente beschränkt, obwohl man dies möglicherweise gar
nicht will und auch nicht beabsichtigt. Wir meinen hier einige sog.
'Thuc-Bischöfe', die von Mgr. Ngô-dinh-Thuc selbst 10) oder von
Nachfolgern konsekriert (geweiht) wurden, sich jedoch nur als sog.
"Weihbischöfe" verstanden, was wir aber nicht bloß für einen kleinen
Irrtum halten. Denn Mgr. Thuc beabsichtigte ja nun gerade mit seinen
Bischofsweihen (nicht etwa mit den Priesterordinationen) die sog.
"apostolische Sukzession", also die Nachfolge in der autoritativen
Lehr- und Hirtengewalt der Kirche, sicherzustellen und nicht aussterben
zu lassen (wie dies in der "römischen Konzilskirche" der Fall ist). Und
er berief sich dabei auch - was allerdings nicht richtig, indes auch
überflüssig ist - auf den hl. Paulus, der "ohne Wissen (und ohne
Genehmigung?) des hl. Petrus Bischöfe geweiht habe". Doch dies konnte
er doch schon deswegen tun, weil er ein inspirierter Apostel und ein
auf eine außerordentliche Weise unmittelbarer Nachfolger Christi war.
Zudem hatte er selbst mit Nachdruck darauf verwiesen!
Man darf auch nicht übersehen, daß der von Christus zum 'Völkerapostel' berufene Apostel Paulus zuerst Gemeinden gegründet hat. Diese waren echte Christusgemeinden,
deren Mitglieder er geistig bis zum "Vollalter Christi" (Eph 4,13),
d.h. der geistigen Mannesreife in Religion und Glaube, zu führen und
aufzubauen suchte, und mit denen er ständig in Verbindung blieb. Auch
hatte er solche Gründungen beinahe mit seinem Leben bezahlt, wie z.B.
in Philippi und Ephesus. Man sollte nichts miteinander vergleichen, das
überhaupt nicht vergleichbar ist oder auch nur eine sehr weit entfernte
Analogie (analogia remotissima) mit etwas hat.
Was wissen die 'erleuchteten Traditionalisten' von den urchristlichen
Zeiten und den damaligen Kämpfen gegen den die Christgläubigen
bedrohenden Judaismus? - Die Bischöfe waren keine Apo-stel; sie traten
nur als Apostelschüler an ihre Stelle, teils vor teils nach ihrem Tode,
je nach den Umständen. Nur Linus, der erste Römische Bischof und Papst,
was ein Schüler von sogar zwei Aposteln und zugleich der erste
Nachfolger Petri im Primat. Er war nicht inspiriert wie jeder einzelne
Apostel, wohl aber besaß er bereits das übernatürliche Charisma der infalliblen Lehr- und Hirtengewalt über die ganze Kirche bzw. die gesamte Kirche (tota resp. universa Ecclesia).
Es sollte aber auch niemand ein Charisma und insbesondere nicht dieses
mißverstehen, wie es so oft der Fall ist. Denn ein Charisma ist keine
heiligmachende Gnade (gratia gratum faciens), die ein Glied der Kirche
heilig zu machen vermag, sondern eine "gratia gratis data", eine
Gnaden-Gabe als frei gewährte Zugabe für etwas in der geistigen Natur
des Menschen Liegendes zum Zwecke des Aufbaues und zum Nutzen der
Kirche (nicht zur persönlichen Heiligung und zu eigenen Nutzen).
Deshalb ist das Charisma der Lehr- und Hirten-gewalt in der Kirche
bezüglich ihrer Träger weder eine göttliche Eingebung (inspiratio) noch
eine Erleuchtung (illuminatio) durch den heiligen Geist, sondern 'nur'
eine "assistentia divina", eine göttliche Hilfe bzw. ein Beistand
des Hl. Geistes, um die göttlichen Heilswahrheiten infallibel lehren
und autoritativ verkünden zu können, sie also unfehlbar wahr und frei
von jedem Irrtum oder irrtumslos aussagen zu können, auch in
Lehrurteilen und Lehrentscheidungen.
Das Charisma wird oft für ein göttliches Attribut gehalten, obwohl es
dies gar nicht ist, sondern eben nur eine gnadenhafte Beistands-Gabe
und ein Stärkungsmittel für einen bestimmten Zweck im Aufbauen der
Kirche Christi (nicht jedoch zu deren Ruin).
Mit Recht schrieb in diesem Zusammenhang der große Dogmatiker Matthias Joseph Scheeben:
"Der Traditionalismus
verkennt die innere Triebkraft des der (menschlichen) Natur
anerschaffenen Lichtes und sogar seine Wesenheit als wahres Licht, d.h.
als beleuchtendes und erleuchtendes Prinzip, indem er das äußere Wort
als wesentliche Bedingung seiner Wirksamkeit ansieht. Ebenso wird die
Triebkraft verkannt durch die Behauptung der Notwendigkeit einer
übernatürlichen inneren Erleuchtung vonseiten Gottes. - Der
Ontologismus verkennt, daß dieses Licht als von Gott ausgegangen, aber
zur geschöpflichen Natur gehörig, direkt auf die Beleuchtung der
geschöpflichen Dinge gerichtet sein kann und muß, ohne, wie das Licht
Gottes selbst, das Wesen Gottes direkt beleuchten zu können und zu
brauchen. - Und ebenso verkennt das System der eingeborenen Ideen,
daß dieses Licht aus eigener Kraft mit Hilfe der sinnlichen
Vorstellungen die sinnfälligen Dinge beleuchtet und die geistigen
(intelligiblen) 'Vorstellungen' desselben erzeugen kann und muß, ohne
daß diese und alle weiteren auf diese gebauten und daran anknüpfenden
Vorstellungen von vornherein dem Geiste eingepflanzt sein müßten.
Das Wahre, was dem letzteren System vorschwebt, ist, daß die Kraft des
innern Lichtes allerdings nicht darauf beschränkt ist, eine geistige
Auffassung der sinnlichen Dinge zu ermöglichen, sondern in sich selbst
einen idealen Keim enthält, mit dem es die von außen empfangenen
(sinnlichen) Vorstellungen seinerseits befruchtet und eine ideale
Beurteilung der wirklichen Dinge möglich macht." (Handbuch der
katholischen Dogmatik", 1. Buch, Theologische Erkenntnislehre, Nr. 16,
Herausgeber Martin Grabmann, Herder 1948)
Die religiöse Gabe eines Charisma 11) bezieht sich auf die von Gott
erschaffene geistige Natur des Menschen in ihren Seelen-Potenzen, um
diese stark zu machen oder zu erkräftigen, und so auch das natürliche
Licht des Intellekts (lumen intellectus), das der Sache nach mit
'intellectus agens' (der tätigen Vernunft) identisch ist. Man darf den
Charismata keinen Sinn beilegen, den sie nicht haben, sonst gelangt man
sehr schnell in die Gefilde der Illuminaten und Gnostiker. Eine lange
Vakanz des Apostolischen Stuhles aber erschwert, ja verhindert sogar
das Wirken (operatio activa) der "assisten-tia divina", weil sie nicht
in den realen Vollzug kommt. Zudem ist es nicht dasselbe, ob eine
solche Vakanz (Verwaistsein) eine natürliche ist, die mit dem
physischen Tode eines Papstes eintritt., oder bei einer getauften
Person aus der Häresie und/oder der Apostasie (vom 'wahren Glauben',
dem Offenbarungsglauben) stammt. Dieser generelle Mangel an
Unterscheidung hatte zu den größten Verwirrungen unter Katholiken,
Klerikern und Laien geführt, so daß man auch die kirchliche Situation
(Sach- und Lebenslage) verkannte, die sich ständig veränderte (ab 1958,
1962 und 1965 ...)
(Fortsetzung folgt)
Anmerkungen:
1) Eine 'Kirchenkrise' kann es gar nicht geben, da nur
Jesus Christus der Gründer und Erhalter der Kirche ist, nicht jedoch
der Mensch. Was zum Vorschein kam, das war nichts anderes als eine
Krise des Klerus, eine "Kleruskrise" als eine allgemeine im Welt- und
Ordensklerus.
2) Das Vatikanum I hatte die kirchliche Lehrgewalt (potestas
docendi) in der 'potestas vere episcopalis des Papstes'
miteinbegriffen, an der aber auch nur Bischöfe partizipieren können. Im
übrigen sind Lehrapostolat und Glaubensverkündigung (Kerygma) nicht
dasselbe. Dies war schon früher vielen sog. 'einfachen Priestern'
überhaupt nicht mehr klar.
3) Die sog. "Meßzentren" waren und sind keine katholischen Gemeinden
mit kirchlichem Gemeindecharak-ter. Vielmehr neigten sie von Anfang an
zum Sektierertum und wurden, wenn sie nicht eingingen, sogar zu
unverkennbaren 'Sektiererzentren'. Dafür gibt es viele Gründe. Darüber
sollte sich niemand täuschen.
4)So etwas geschieht auch durch Verfälschung der Lehrworte Christi, und
dafür braucht man natürlich Helfershelfer, die freilich leicht zu
finden sind.
5) Denn "'eins gemäß Ordnung sein' ist nicht dasselbe wie 'ein
schlechthin Eines sein'; ist doch die Einheit der Ordnung die kleinste
der Einheiten (minima unitatum)." Thomas v. Aquin, (ScG, Buch II Kap.58)
6) Es ist schon philosophisch notwendig, im analogen Seinsbegriff
(conceptus essendi) das ontologisch-transzendentale Seiende (ens
transcendentale) vom ontisch-kategorialen Seienden (ens categoriale)
klar zu unterscheiden. Wenn man dies nicht beachtet oder nicht zu
unterscheiden vermag, dann verdirbt man so-wohl die Philosophie bis in
die Metaphysik als auch das philosophische Element in der spekulativen
Theologie. Nicht wenige 'Theologen' haben davon nicht die mindeste
Ahnung, was schwerwiegende Folgen hat. Außerdem ist nicht jeder ein
Theologe, der sich für einen solchen hält und ausgibt. Viele
'gutgläubi-ge Gläubige' (creduli fidenti animo) sind diesen
Zeitgenossen hilflos ausgeliefert, weil ihnen das nötige
christlich-religiöse Wissen fehlt, worauf schon der hl. Paulus
hinweisen mußte. ("Fides quaerens intellectum" heißt ein Prinzip der
Fundamentaltheologie.") Es gibt aber noch ein anderes und kaum
beachtetes Erschwernis im Erfassen der kirchlichen Situation von heute,
so daß eine missionarische Aufklärungsarbeit fast unmöglich geworden
ist. Denn man trifft in allen 'Kirchen' (!) nicht bloß auf Ungläubige
mit 'tauben Ohren', sondern auch auf ein typisches Neuheidentum, das
unbekehrbar ist und von dem schon der hl. Paulus gewarnt hatte.
Fürwahr, es gibt nichts abolut Neues unter der Sonne, wenn man sich die
Mühe macht, auf so manches, das beachtet werden möchte, genauer
hinzuschauen. Zudem begegnen einem viele religiöse Großschwätzer, die
nichts Vernünftiges zu sagen haben, wie auch die Fernseh-prediger vom
'Wort zum Sonntag'. Für diese 'christlichen Leute', meist Ökumenisten,
bleibt eine außergewöhnliche Vakanz des Apostolischen Stuhles
grundsätzlich unerkennbar.
7) Die Bischöfe sind die Häupter der kirchlichen Hierarchie. Der Papst
jedoch ist sowohl das Haupt der ganzen hierarchischen Kirche als
auch, weil selbst Bischof, das Oberhaupt der Bischöfe und somit kein
"primus inter pares".
8) Die hl. Messe ist kein Kampfmittel, sondern neben ihrem
Opfercharakter ein gnadenhaftes Stärkungsmittel für die Heiligung, da
sie auch 'läßliche Sünden-Schuld' tilgt. Es ist freilich leicht, die
Worte Christi nachzuplappern oder zu zerreden: "Wer mein Fleisch ißt
und mein Blut trinkt, hat ewiges Leben, und ich werde ihn auferwecken
am Jüngsten Tage. Denn mein Fleisch ist eine wahre Speise und mein Blut
ist ein wahrer Trank." (Joh 6,54.55.)
9) Wir sprechen hier nicht vom Ex-Erzbischof von Hué (früher
Süd-Vietnam), Mgr. P. M. Ngô-dinh-Thuc und seinen Bischofsweihen in
Europa, mit denen er nur die sog. "apostolische Sukzession" retten
wollte.
10) Wir meinen hier nicht den verstorbenen französischen 'Mgr' Guérard
des Lauriers O.P.. Denn dieser zwielichtige Ordenspriester war kein
Sedisvakantist, ja nicht einmal ein Semi-sedisvakantist, wohl aber ein
eingefleischter Klerikalist. Er verstand merkwürdigerweise auch nichts
von der besonderen Vakanz des Apostolischen Stuhles von heute und
scheint hinsichtlich ihrer sich überall zeigenden realen Folgen 'blind'
gewesen zu sein. Aber auch seine seltsame Auffassung von einem "papa
materialiter", nicht jedoch schon "formaliter", war nichts anderes als
begriffsleeres Gerede und ebenfalls nicht ein nur interpretatorischer
'Hilfsbegriff' für eine Aufhellung der vorliegenden Sedisvakanz, denn
die ontischen Prinzipien der Dinge "materia" und "forma" sind auf den
Träger des Papsttums überhaupt nicht anwendbar. Außerdem ist das
Papsttum kein Sakrament, ja nicht einmal ein der Substanz der Dinge
oder einem realen Subjekt inhärierendes Akzidens, sondern nur eine
äußere Adhäsion (Thomas v. Aquin), also gemäß philosophischer
Kategorienlehre nicht einmal ein "ens entis"! Es ist lächerlich zu
behaupten, daß ein ungläubiger 'papa materialiter', wenn er sich
bekehrt, zu einem 'papa formaliter' wird. Wie kann man nur so etwas
Absurdes für wahr halten?
11) Es sei hier eigens darauf hingewiesen, daß bestimmte
Charismata vom Teufel in seinen Einwirkungen auf den Menschen imitiert
(nachgeäfft) werden können, um die Kirche als 'mystischen Leib Christi'
zu schädigen. Dies ist beispielsweise der Fall in der sog. "luziden
Besessenheit", die eine sehr subtile Form der dämonischen Besessenheit
eines Menschen ist. Ich habe eine solche aufgewiesen und dargelegt in
meiner längeren Abhandlung: "Der Besessenheitsfall von Klingenberg" mit
dem Untertitel: "Der Teufel, die Justiz und die Kirche", Manuskript,
1983; veröffentlich durch Computer-Ausdruck von Edwin Schütz, Hechingen
1997. Außerdem sollten die Charismata nicht verwechselt werden mit den
"Früchten des Heiligen Geistes" (fructus Spiritus sancti), die zur
Besonderheit der christlichen Vollkommenheiten gehören. Doch davon weiß
man ja heutzutage auch nichts mehr.
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