54. Jahrgang Nr. 7 / Dezember 2024
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Ausgabe Nr. 4 Monat April 2004
Offener Brief an H.H. Bischof M. Pivaruns


Ausgabe Nr. 5 Monat Juni 2004
Papst Leo d.Gr.: Predigt über das Pfingstfest (Sermo LXXVI)


Ausgabe Nr. 6 Monat Juli 2004
Eberhard Heller: Der Fall Y. Yurchik: Aufnahme in die röm.-kath. Kirche?


Ausgabe Nr. 8 Monat Oktober 2004
Open Letter to most Reverend Bishop M. Pivarunas


Ausgabe Nr. 7 Monat Dezember 2005
In memoriam Frau Dr. Elisabeth Gerstner


Ausgabe Nr. 1 Monat April 1971
Zur Promulgation der Neuen Messe


Ausgabe Nr. 1 Monat Februar 2003
Über das Papsttum der Römischen Bischöfe


Ausgabe Nr. 4 Monat April 2003
La silla apostólica ocupada


Ausgabe Nr. 11 Monat December 2003
The Apostolic See Occupied


Ausgabe Nr. 5 Monat September 2002
Über das Papsttum der Römischen Bischöfe


Ausgabe Nr. 5 Monat September 2002
Der Apostolische Stuhl


Ausgabe Nr. 8 Monat December 2002
Le Siège apostolique < occupé >


Ausgabe Nr. 8 Monat December 2002
La sede apostolica


Ausgabe Nr. 2 Monat Juni 2000
RECHTFERTIGUNG EINER KÜNFTIGEN PAPSTWAHL


Ausgabe Nr. 3 Monat August 2000
¡VIVA EL CHRISTO REY! - STATIONEN EINER REISE DURCH MEXIKO -


Ausgabe Nr. 6 Monat Dezember 2000
Zum Problem einer möglichen Papstwahl


Ausgabe Nr. 7 Monat März 2001
Korrektur zu: Zum Problem einer möglichen Papstwahl


Ausgabe Nr. 6 Monat Februar 1999
DER HL. CYRILLUS VON JERUSALEM


Ausgabe Nr. 1 Monat April 1993
Mitteilungen der Redaktion


Ausgabe Nr. 4 Monat November 1996
VERSINKT DER KATHOLISCHE WIDERSTAND IM SEKTIERERTUM?


Ausgabe Nr. 4 Monat November 1996
VERSINKT DER KATHOLISCHE WIDERSTAND... (Anmerkungen)


Ausgabe Nr. 3 Monat Oktober 1995
NACHRICHTEN, NACHRICHTEN, NACHRICHTEN


Ausgabe Nr. 4 Monat Dezember 1995
NUR NOCH AUSLAUFMODELL?


Ausgabe Nr. 4 Monat Dezember 1995
DER HL. MARTIN


Ausgabe Nr. 3 Monat September 1994
HABEMUS PAPAM?


Ausgabe Nr. 4 Monat Mai 2006
Leserbriefe zu dem Beitrag Am Scheideweg


Ausgabe Nr. 1 Monat Mai 1991
PREDIGT ÜBER DAS PFINGSTFEST


Ausgabe Nr. 5 Monat Dezember 1990
DER HL. DAMASUS PAPST UND BEKENNER, + 384


Ausgabe Nr. 3 Monat Sept./Okt. 1987
DER HEILIGE KLEMENS VON ROM, PAPST UND MÄRTYRER


Ausgabe Nr. 5 Monat Januar 1987
LUTHER ALS KIRCHENVATER


Ausgabe Nr. 2 Monat Juli 1983
DIE MACHT HINTER ECONES THRON


Ausgabe Nr. 3 Monat August 1975
DIE HEILIGENFESTE DER KIRCHE


Ausgabe Nr. 1 Monat Mai 1975
DIE HEILIGENFESTE DER KIRCHE


Ausgabe Nr. 2 Monat Juni 1975
DIE HEILIGENFESTE DER KIRCHE


Ausgabe Nr. 4 Monat Oktober 1975
DIE HEILIGENFESTE DER KIRCHE


Ausgabe Nr. 5 Monat Dezember 1975
NACHRICHTEN, NACHRICHEN, NACHRICHEN


Ausgabe Nr. 12 Monat März 1975
DIE UNGÜLTIGKEIT DER NEUEN MESSE VON ANFANG AN, Fortsetzung


Ausgabe Nr. 3 Monat Mai 2007
Ratzinger und die heidnischen Sexual-Götter, Forts.


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Der hl. Ambrosius


Ausgabe Nr. 6 Monat September 1973
VOLKSSPRACHE IN DER LITURGIE?


Ausgabe Nr. 7 Monat Oktober 1973
Das Vater unser


Ausgabe Nr. 12 Monat März 2008
Apostasía y Confusión


Ausgabe Nr. 3 Monat Sptember 2011
Antwort auf einen Angriff gegen den Sedisvakantismus


Ausgabe Nr. 1 Monat Februar 2021
Hyopstatische Union


Ausgabe Nr. 4 Monat August 2023
Einige Gedanken zu einer möglichen Papstwahl


Ausgabe Nr. 5 Monat August 2024
Auslaufmodell


Über das Papsttum der Römischen Bischöfe
 
Über das Papsttum der Römischen Bischöfe, die Eigenart des Apostolischen Stuhles und eine Kirche ohne Papst

von
Prof. Dr. Diether Wendland

VII. Fortsetzung

8. Kapitel: Der langdauernde Ausfall der höchsten Lehrgewalt und der obersten Hirtengewalt in der katholischen Kirche und seine realen Folgen

Es war und ist sowohl ein philosophischer als auch ein theologischer Irrtum, von einem "Zusammenbruch der Jurisdiktionshierarchie" oder auch von einem "Zusammenbruch des kirchlichen Lehramtes" zu sprechen (was auch mit einer fehlerhaften Auffassung der 'römischen Sedisvakanz' zusammenhängt). Zudem handelt es sich hierbei um üble Profanisierungen von religiösen Sachverhalten, die manchen Klerikern und Laien nicht einmal bewußt sind, weil sie in religiösen und kirchlichen Dingen viel zu oberflächlich denken oder, was ebenfalls der Fall ist, nur juristisch oder positiv rechtlich (manche sogar positivistisch, wie man leicht nachweisen kann). Dann aber verengen und verdunkeln sich die theologischen Perspektiven, so daß überflüssigerweise neue Schwierigkeiten entstehen und zu verwirrenden Scheinproblemen führen. Niemand sollte es doch vergessen oder übersehen, daß es sich hier um zwei übernatürliche Gewalten autoritativen Charakters handelt, die göttlichen Ursprungs und eine Gnaden-Gabe Christi sind. Solche Gewalten können aber weder zusammenbrechen (confringere) noch zusammenstürzen (concidere), wohl aber ausfallen oder aus-bleiben (omittere), indem sie durch äußere Ursachen und in der Regel durch eigenes Verschulden ihrer Träger ihre Wirkung verlieren (efficientia amittere) oder derselben verlustig gehen. Dies aber geschieht plötzlich (subito), nicht jedoch allmählich (paulatim) oder erst nach einiger Zeit; viele bemerken dies nur viel später als andere und sehr oft auch viel zu spät (sero), weil sie nicht wachsam genug waren. Christus ermahnte seine Jünger und Apostel oft, wachsam zu sein, und daß heißt auch kritisch und nicht vertrauensselig! Denn "Er wußte, was im Menschen ist." Sogar der natürliche Tod tritt plötzlich ein, nicht jedoch allmählich - wie das Sterben! Sollte es beim "übernatürlichen Tode" (den man doch nicht immer so falsch als 'Seelentod' bezeichnen sollte) etwa anders sein? "Wenn du nicht wach wirst, so werde ich zu dir kommen wie ein Dieb, und du wirst nicht wissen, zu welcher Stunde ich über dich kommen werde" (Offb 3,3b).

Kirchliche Lehr- und Hirtengewalt (potestas magisterii et regiminis) lassen sich nicht trennen, weder in ihrer Spitze (im Papst) noch in der Ableitung von ihr (in den Bischöfen). Andernfalls wird das Verhältnis von Papsttum und Episkopat nicht erfaßt oder gründlich verkannt. Auch eine Vakanz des Apostolischen Stuhles ändert an der Untrennbarkeit dieser Gewalten nichts, da diese sich nur auf deren Macht-Ausübung bezieht, die eben ausfallen kann, und dies aus mehreren Gründen und sogar auf Dauer (was nicht dasselbe ist wie ein Ausfall 'für immer'). Zudem sind Macht und Gewalt von ihrer Ausübung real (nicht bloß 'modal') unterschieden, wie bereits jeder Macht- und Gewalt-Verlust beweist. Nur Ohnmächtige können keine Macht und Gewalt ausüben, indes diese auch nicht mißbrauchen. Eine ohnmächtige Kirche aber hat noch nie existiert, selbst wenn die Kirche noch so sehr unterdrückt wurde. Auch die schon erwähnte "römische Konzilskirche" kann aufgrund ihrer Existenz die ebenfalls existierende römisch-katholische Diaspora-Kirche zwar unterdrücken, aber niemals vernichten, da sich in deren Mitte das Kreuz Christi erhebt.

Als das von einem Häretiker und Apostaten, also das von einem Nicht-Papst einberufene 'römische Konzil' zusammentrat und eröffnet wurde und später unter dessen 'Nachfolger' gleichen Schlages zu einem 'feierlichen Abschluß' gelangte, da war die katholische Kirche, die immer aus Klerikern  und Laien besteht (nicht jedoch aus 'Priestern und Gläubigen', worin sich eine Häresie verbirgt), ihrer autoritativen Lehr- und Hirten-gewalt bereits verlustig gegangen. Es war mehr als erstaunlich, ja sogar erschütternd, daß die meisten 'Kirchengläubigen' dies nicht einmal bemerkten - trotz des offenkundigen Wirrwarrs in den 'neuen Lehrmeinungen' -, und später erkannten diese ebenfalls nicht, daß die besondere Vakanz des Apostolischen Stuhles in Verbindung mit einem bis zum bitteren Ende durchgezogenen Konzil auch eine Vakanz aller 'Bischofsstühle' nach sich zog. So etwas hatte es in der Geschichte der katholischen Kirche noch nie gegeben. Das war wirklich 'neu'! - Deshalb hat es auch keinen Sinn, nach Vergleichen in der Geschichte zu suchen, ja nicht einmal nach ähnlichen Situationen, um die vermeintliche 'Kirchenkrise' 1) von heute bewältigen zu wollen. Solche Überlegungen liefen und laufen ins Leere und können nichts erhellen.

Viele irritierten Katholiken wunderten sich nur über die immer größer werdenden Konfusionen und Widersprüche, die überall zum Vorschein kamen und bis in die Sonntagspredigten hinein, welche die "neuen Lehren" des 'Konzils' den Gläubigen schmackhaft machen sollten. Dies war aber auch der Zündstoff für die nun beginnende 'äußere Emigration' aus der katholischen Kirche, sichtbar werdend durch Wegbleiben von der 'Sonntagsmesse mit Predigt'. Klammheimlich aber wurde auch eine Veränderung der Sakraments-Riten vorgenommen, 'scheibchenweise', um 'naive Gläubige' über die beabsichtigte Zerstörung der Sakramente leichter täuschen zu können - bis diese Dinge nicht mehr verheimlicht werden konnten, angefangen mit den "neuen Riten" der Presbyter-Ordination und der Bischofs-Weihe (ab 1968). In der Tat braucht die "römische Konzilskirche" ja auch kein 'Sacer-dotium Novae Legis' (Konzil von Trient) mehr; das wäre ohne Zweifel gänzlich deplaziert! Dem Durchschnittskatholiken fiel dies alles zunächst überhaupt nicht auf, da ja schlauerweise auch die gewöhnliche 'katholische Terminologie' beibehalten wurde; indes war ihr Inhalt bereits ein anderer. Ähnlich verhielt es sich mit den äußeren Strukturen in der (sichtbaren) Gestalt der katholischen Kirche...  

Bereits während und im Zuge des 'Konzils' erhob sich nicht bloß die Frage: was geht denn da in der römisch-katholischen Kirche eigentlich vor sich, nachdem der Bruch mit der apostolischen Ecclesia Romana eingetreten war, sondern: was geschieht mit ihr oder was wird denn aus ihr von häretischen und christusfeindlichen Mitra-Trägern gemacht?! Glaubte man denn wirklich, einen lieben 'Jesus, unser aller Bruder' einvernehmen und mit ihm sozusagen Staat machen zu können? Schon während des 'Konzils' erhob sich ständig die alte Frage Christi: "für wen halten die Leute den Menschensohn?"! Auch von der Bestimmung der hierarchischen Gewalt als einer sog."königlichen, priesterlichen und prophetischen oder autoritativ lehrenden" war bei bestem Willen aber auch gar nichts zu sehen und zu spüren. Statt dessen waren die 'Rollkragenpriester' im Kommen. d.h. Kleri-ker im grauen Anzug mit weißen Rollkragenpullover und luftigem Sommerhut. Das 'Kirchenvolk' traute seinen Augen nicht und tuschelte hinter vorgehaltener Hand. Bei wem jedoch und wo eigent-lich hätten sich gebildete Laien über die vielen Mißstände beschweren können? Es war sinnlos, wenn später aufgeregte Traditionalisten häretische 'Bischöfe' anschrieben und diese beschworen, doch gegen offenkundige kirchliche Mißstände und horrende Übel einzuschreiten. Diese Schreiberlinge hatten die allgemeine kirchliche Situation nicht im mindesten begriffen und richteten weitere Schäden an; sie ärgerten sich nur darüber, keine oder nur eine völlig nichtssagende Antwort zu erhalten. Dennoch bildeten sie sich ein, einen großartigen Kampf gekämpft zu haben, sogar unter der Parole "damit die Kirche fortbestehe". Das war ein Fiasko und nichts weiter.

Der Ausfall der autoritativen und infalliblen Lehr- und Hirtengewalt machte auch den Weg frei für verborgene oder nur verdrängte Häresien, die nicht wirklich vernichtet waren, so daß nun ihre kleri-kalen Träger Morgenluft witterten und wie giftige Pilze aus 'kirchlichen Gefilden' sprießten. Es wurde immer schwieriger, in concreto die objektive Wahrheit des Glaubens (veritas fidei), die eine Gnaden-Gabe ist, von subjektiven Irrtümern im Glauben (errores in fide) zu unterscheiden, weil eben die Macht und Wirksamkeit des obersten "Lehrapostolates" mit seinem übernatürlichen Charisma einfach nicht mehr da war. 2) Nur mit großer Mühe gelang es, in diesem ganzen Wirrwarr durchzublicken, da dieser sich ständig vermehrte. Doch schon am Ende des Vatikanum 2 war es nicht wenigen Katholiken, die noch orthodox katholisch waren, theologisch evident: an der Spitze der bereits 'in nuce' existierenden "römischen Konzilskirche" stand kein "vicarius Christi", sondern ein Häresiarch mit anderen Häresiarchen 'in Kollegialität'! Es zeigte sich ein neuer und diesmal konziliarer "primus inter pares"! Später wird man von der "Kollegialität der Bischöfe" reden wie von einer "neuen Offenbarung", durch die das 'Konzil' von einem 'hl. Geiste' drei Jahre lang in jeder Sitzung 'erleuchtet' wurde. Darüber konnte niemand mehr lachen wie über die "Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute 'Gaudium et spes'" (7.12.1965). Denn es war zum Heulen.

Nun aber wurde noch etwas anderes mehr und mehr offenkundig, wenn man in ekklesiologischen Kategorien dachte, nämlich eine Veränderung der uralten römisch-katholischen und apostolischen Kirche zu einer Diaspora-Kirche, zu einer Kirche in der Verstreuung und wobei das kirchliche Merkmal der "unitas Ecclesiae" (der transzendentalen Einheit der Kirche) aber keineswegs verloren ging, sondern nur schwer geschädigt wurde, gleichzeitig jedoch der Blick auf Jesus-Christus, den "guten Hirten" und Herrn der Kirche, hingelenkt und geschärft wurde. Denn nur von Ihm konnte in einer solchen Situation Hilfe und Rettung kommen - vorausgesetzt, man erwies sich dessen als wür-dig. Es war nicht bloß ein Irrtum nachkonziliarer Traditionalisten, von einer Zerstörung, ja sogar von einem Untergang der katholischen Kirche zu reden, denn mit einem solchen Gerede verletzte und verleugnete man hinsichtlich der Kirche sowohl die Verheißung als auch die Vorsehung Christi. Außerdem wurden dadurch alle diejenigen beleidigt, die nach wie vor in der "Nachfolge Christi" standen und denen übel mitgespielt wurde (auch in ihrer 'profanen Berufsausübung'). Die meisten Katholiken von heute wissen nichts mehr davon.

Für katholische Christen, welche die göttliche Heilswahrheit nicht immer nur suchen, sondern sie besitzen, lieben und zu verwirklichen suchen, ist der Ausfall der infalliblen Lehr- und Hirtengewalt ein furchterregendes Faktum, das indes leider auch zu Mißverständnissen und zu falschen Schlußfolgerungen Anlaß gegeben hat. Denn dieses Faktum bewegte die Gemüter so mancher Sedisvakantisten dahingehend, diesen Zustand durch eine baldige 'Papstwahl' beenden zu wollen, obwohl niemand wußte, wie sie durchgeführt werden konnte - anstatt sich darüber Gedanken zu machen, was zuerst einmal gegen die gefährliche kirchliche Diaspora-Situation getan werden muß, um sie wenigstens regional zu beseitigen und schließlich weitgehendst aufzuheben. Warum sperrt man sich gegen diesen Gedanken? Soll es zuerst noch schlimmer werden?!

Dies aber ist weder eine Sache von Klerikern allein noch von Laien allein, sondern eine zu leistende Sache von Klerikern und Laien in einem gemeinsamen Tun und mit Zielsetzungen, die freilich auch zu erreichen sein müßten, um von Nutzen zu sein. Hier aber steht an erster Stelle (wo dies möglich ist) die von noch orthodox katholischen Christen getragene Gründung von echten römisch-katholischen Christusgemeinden 3), die Gesellschaftsgebilde sind und wie Zellen derselben auch untereinander in Verbindung stehen. Es kann auch nur unter dieser Zielsetzung die üble Ausweitung der Diasporasituation römisch-katholischer Christen regional gestoppt werden. Alles muß auf Christus hin bezogen und von Ihm her geordnet werden, denn Er allein ist der Herr und das Haupt und die Mitte der einen römisch-katholischen Kirche - trotz ihrer Diasporasituation. Denn ohne Ihn kann man gar nichts tun, was Bestand haben könnte! Warum wird dies alles von 'traditionalistischen Katholiken' immer noch nicht begriffen? Der "römische Petrus" schrieb aus dem römischen "Babylon" an die Christen in der Diaspora: "Verlangt wie neugeborene Kinder nach der geistigen, lauteren Milch, damit ihr durch sie heranwachst zum Heil (...) Tretet hin zu Ihm, dem lebendigen Stein (...) Laßt euch selbst als lebendige Steine aufbauen zu einem geistigen Haus, für ein heiliges Priestertum, um geistige, Gott wohlgefällige Opfer darzubringen durch Jesus Christus." (1 Petr. 2,3-5). Auf dem Weg zum Heil ist der geistige Aufbau eines jeden Gläubigen gefordert, der ein Glied der Kirche ist und ein 'lebendiges' sein will, nicht jedoch ein 'totes'.

Zudem hat Christus, "der große (erhabene) Hirte" (Hebr 13,20), Seinen Schafen (nicht jedoch den Schafen fremder Hirten) ein geistiges Schwert in die Hand gegeben. Und dieses Schwert hat den Zweck, jedes falsche geistige Leben in seiner Unwahrheit zu töten, damit durch dessen Tod das wahre Leben geboren werde. Christus kam bekanntlich in die Welt, "um die Werke des Teufels zu vernichten" (1 Joh 3,8b) und verlangt auch in dieser Beziehung Nachfolge. Wer aber kennt sie noch, die Werke (Plural!) des Teufels oder Satans, der immer noch der "Fürst dieser Welt(zeit)" ist?! Zu den Werken des Teufels aber gehört an erster Stelle die Tatsache (gemäß der Erkenntnisordnung), daß er "das Wort wegnimmt" (Mk 3,15) 4), nämlich das Wort der göttlichen Heilswahrheit, das, wie auch das Lehrwort der höchsten kirchlichen Lehrgewalt, infallibel ist. Diese Lehrgewalt ist jedoch der vorzüglichste Bestandteil der Jurisdiktionsgewalt, weil sie von der obersten Hirtengewalt untrennbar ist. Wenn aber das Oberhaupt des Episkopates, der Römische Bischof, fehlt, d.h. nicht mehr da ist (deest), dann tritt in der Kirche auf geistig-übernatürliche Weise Christus, der Herr und Heiland, hervor, indem Er an seine Selbstoffenbarung erinnert: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater außer durch mich" (Joh 14,6). Er lehrte aber auch: "Ich bin das Licht der Welt (niemand sonst!): Wer mir nachfolgt, wandelt nicht in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben." (Joh 8,12). Eine wahre römisch-katholische Christusgemeinde wird über all das nüchtern und erkenntnisreich bereits durch Christus und Seine Apostel belehrt sein!

Warum folgen vermeintlich 'Christgläubige' Ihm denn nicht nach und hören auch nicht auf Ihn, um eigene Finsternisse und religiöse Dunkelheiten zu überwinden und dann das Notwendige mit Seiner Hilfe zu tun? Es ist ausgesprochen dumm, diese Frage nicht zu stellen. Die seit 1958 bestehende besondere Vakanz des Apostolischen Stuhles zwingt einen Katholiken geradezu dazu, seinen gei-stigen Blick (wenn er nicht bereits blind ist) auf Jesus-Christus, den göttlichen Lehrer zu richten. Dieser jedoch sagte schon zu den Pharisäern und Schriftgelehrten seiner Zeit u.a.: "Auch laßt euch nicht Lehrer nennen, denn (nur) einer ist euer Lehrer, Christus (der von Gott gesendete Logos)." (Mt 23,10). Als was, so fragen wir, könnte man wohl die sich eine 'neue Heilslehre' anmaßenden Lehrer der häretischen und apostatischen "römischen Konzilskirche" bezeichnen, vor allem ihren Oberlehrer?! Und warum eigentlich hört man diesen Leuten überhaupt noch zu und lauscht ihren Unheilsgesängen, begleitet von falsch gestimmten Harfen? Für manche sind das bedrückende Fragen. Denn dadurch wird bei anderen Zeitgenossen der Eindruck erweckt, selbst noch zu ihrem 'Kirchenverein' zu gehören, anstatt die Folgen der besonderen Sedisvakanz zu erfassen und dagegen etwas Zweckmäßiges zu tun. Denn es schwindet mehr und mehr sowohl die geistige als auch die sichere Erkenntnis der göttlichen Heilswahrheiten, so daß selbst das (unverfälschte) Große Glaubensbekenntnis der Kirche in seinen Inhalten nicht mehr richtig verstanden und oft auch gar nicht mehr begriffen wird. (Dies haben wir bei Katholiken und Nichtkatholiken nicht bloß einmal nachgeprüft.) Schon vor 30 Jahren war die Credo-Plapperei in der 'Eucharistiefeier' kaum noch zu ertragen.

'Aus Rom' kommt seit über 40 Jahren nicht nur nichts Gutes, sondern es kann von dort auf abseh-bare Zeit auch nichts Gutes mehr kommen. Doch dies müssen viele 'Gläubige', die sich Katholiken nennen, erst noch zu erkennen lernen. "Lernen" aber heißt nicht bloß, sich irgendwelche Kenntnisse in religiösen Dingen aneignen, sondern klare Erkenntnisse und ein begründetes Wissen erwerben, was freilich nicht ohne Mühe und Arbeit erreicht werden kann. Außerdem muß man alte Gewohnheiten im Denken, Tun und Sichverhalten überwinden, die einem doch nur anerzogen worden waren und sich nun zu Widerständen aufblähen. Das Konzil von Florenz (1438-1445) hat den Träger des Papsttums sehr sinnvoll als das Haupt der ganzen Kirche (caput totius Ecclesiae) und als "pater et doctor omnium christianorum" bezeichnet (von Gläubigen ist hier nicht die Rede). Aber auch Bischöfe sind (zuerst) Christen, und daran ändert auch die Tatsache nichts, daß sie als Bischöfe in ihrer autoritativen Lehr- und jurisdiktionellen Hirtengewalt bzw. Jurisdiktionsgewalt selbständig und keine Vikare des Papstes sind. Indes gibt es keinen Episkopat außerhalb oder unterhalb (aber auch nicht oberhalb) des Papsttums, da beide in einer Ordnungs-Einheit 5) aufeinander bezogen sind und in einem bestimmten Verhältnis hierarchischen Charakters zueinander stehen, das jedoch nicht starr, sondern in gewissen Grenzen variabel ist.

Zudem hat das Vatikanum I gelehrt : Nach dem Willen Christi "sollten auch in Seiner Kirche Hirten und Lehrer bis zum Ende der (vergänglichen) Weltzeit sein. Damit aber der Episkopat selber eins und ungeteilt wäre und (...) die gesamte Menge der Gläubigen (= an Gott Glaubenden, credentium) in der Einheit des Glaubens und der Gemeinschaft bewahrt werde, (deshalb) hatte Er, indem er den seligen (gesegneten) Petrus den übrigen Aposteln voranstellte, in ihm selbst das beständig dauernde Prinzip und das sichtbare Fundament dieser doppelten Einheit  (utriusque unitatis) eingerichtet" (auf der sich die Kirche aufbauen (exstruere) und sich in der Kraft des Glaubens bis in den überirdischen Himmel erheben (consurgere) sollte. (Sessio IV, Constitutio Dogmatica de Ec-clesia Christi, Einleitung) - Nur die Einheit der Bischöfe, einschließlich des Römischen, garantiert die Einheit der katholischen Priester und Laien. Andernfalls kommt es fast zwangsläufig zu Sekten-bildungen und wobei es völlig gleichgültig ist, ob diese Gebilde groß oder klein sind. Die "römische Konzilskirche", dieses Produkt des Vatikanums 2, aber täuscht eine Einheit (unitas ecclesiastica) nur vor; denn in Wirklichkeit ist sie, wie auch leicht festgestellt werden kann, auf vielfache Weise in sich gespalten. Dies bewies aber schon von Anfang an ihre sich auf alle Katholiken beziehende ständige Einheits-Beschwörung, damit die Risse und Spaltungen nicht noch größer werden, allerdings ver-geblich. Denn diese 'Kirche' entwickelte sich in erstaunlich kurzer Zeit zu einer monströsen Groß-sekte; darin besteht ihre ganze 'Kirchlichkeit'. Dies sollten orthodoxe Diaspora-Katholiken deutlich erkennen, um sich selbst nicht täuschen zu lassen; dann aber sollten sie auch andere darüber aufklä-ren, die immer noch glauben oder glauben möchten, daß sie nach wie vor in der alten und altehrwür-digen römisch-katholischen Kirche leben würden. Wer davon tatsächlich überzeugt ist, war nie wirklich römisch-katholisch oder noch nie, d.h. überhaupt noch nicht.

Seit genau 1965/66 und insbesondere heutzutage gibt es zwei Arten von Katholiken, die von den Nichtkatholiken gar nicht unterschieden werden können: einerseits die echten Diaspora-Katholiken, die keinen Papst haben, aber vielleicht einen Bischof, und anderseits die 'konziliaren Neukatholiken', welche in dem Irrglauben leben, einen Papst und viele Bischöfe zu haben, die sogar von Zeit zu Zeit, um ihr Dasein zu bekräftigen, in 'nationalen Bischofskonferenzen' ein Palaver veranstalten. Manchmal berichtet über  ihre Ergebnisse auch die "freie Presse", die 'selbstverständlich' von Diaspora-Katholiken und ihrem Denken und Tun nichts weiß, bzw. nichts wissen darf. Außerdem operieren die Massenmedien bezüglich der 'katholischen Kirche' nicht bloß mit falschen Informationen, sondern ständig mit Desinformationen. Wer eigentlich glaubt noch daran, daß dies Zufall wäre? Man kann aber fast jedem Journalisten Unbildung und Schwachsinn attestieren! Katholiken, die noch irgendwie orthodox katholisch sind - das ist eine Minderheit in der 'christlichen Gesellschaft'! -, sollten sich in religiösen Dingen um eine realistisches und möglichst kritisches Denken bemühen, das nichts mit einem Vermuten oder Meinen oder irgendeinem 'Glauben' zu tun hat. Indes ist nur Einer "das Licht der Welt", die ohne jeden Zweifel im Argen liegt. Warum wendet man sich nicht direkt und unmittelbar an Ihn und bittet Ihn nicht in allen wesentlichen Angelegenheiten, welche die Kirche betreffen, um Hilfe? Oder weiß man nichts mehr von den besonderen 'Christusgnaden' oder den "Gnaden des Hauptes", die allerdings immer nur gewährt werden 'wem Er will und wie Er will'?! Dies läßt sich nicht erzwingen, ganz abgesehen davon, daß ein wirklicher und wahrer Herr immer gebeten sein will. Für Christen, die noch orthodox katholisch sind, ist das kein Problem.

Nun aber kann in der Zeit einer Vakanz des Apostolischen Stuhles auch keine ordentliche Bischofsweihe stattfinden. Ob jedoch eine außerordentliche möglich ist, das steht auf einem ganz anderen Blatt und ist ein besonderes Problem, das sich zudem noch verschärft, wenn eine besondere Sedisvakanz vorliegt, wie die seit 1958. Doch zuerst müssen ihre realen Folgen im Wesentlichen und möglichst vollständig erfaßt werden, was ohne einen fragenden Blick auf Christus, den höchsten Lehrer, den "magister per excellentiam", nicht möglich ist. Dies sollten orthodoxe Katholiken niemals vergessen und sich vor unüberlegten Bestrebungen hüten. Wem ist inzwischen nicht bekannt, was nicht alles bereits falsch gemacht wurde? Es läßt sich auch die Frage nicht mehr umgehen: warum wohl läßt der Herr der Kirche eine solche Sedisvakanz wie die heutige zu, die schon so lange andauert und eine kirchliche Diaspora-Situation erzeugte? Was ist der tiefere Sinn dieser ganzen Sache, die einen klar fixierbaren Anfang hat und deshalb irgendwann auch ein Ende haben muß? Denn nichts, was in der Zeit geschieht, dauert ewig. Und nach der Auferstehung Christi gibt es auch keinen Zweifel mehr darüber, daß sogar der natürliche Tod des Menschen nicht ewig währt. Die Vakanz des Apostolischen Stuhles aber ist kein Todesphänomen, da das Papsttum, das ein Wesens-Element der realen Kirche ist, in ihr auf übernatürliche Weise "onto-logisch 'in potentia'" 6) weiter existiert und nur seines Trägers, einer Einzelperson, ermangelt.

Eine weitere Frage von Katholiken ist: wie lange wohl dieser Zustand noch andauern wird? Etwa so lange, wie die selbstverschuldete Diaspora-Situation nicht generell behoben ist bzw. nichts gegen sie wirklich getan wird (vor allem von denen, die dagegen etwas tun könnten)? Das ist in der Tat sehr gut möglich und sogar höchst wahrscheinlich. Es war und ist jedoch ein großer Irrtum, in diesem Zusammenhang auf ein direktes und unmittelbares Eingreifen Christi zu hoffen und erst recht nicht ein 'Schauwunder' zu erwarten, da ein solches gegenstandslos ist und somit auch überflüssig. Christus hat nie etwas Überflüssiges getan und griff auch niemals in ein übles Geschehen oder in üble Vorgänge ein, sondern Er half einigen und half vor allem denen, die unverschuldet "mühselig und beladen sind", gleichgültig mit welchen physischen und psychischen Übeln. Die kirchliche Diaspora-Situation aber ist ein fast genau so großes Übel wie die besondere Vakanz des Apostolischen Stuhles, die ihr voraus- und zu Grunde liegt. Es existieren in der Tat zwei ekklesiologische Grundübel, die bereits 1965 zusammen in Erscheinung traten und sofort hätten bekämpft werden müssen. Doch dies ist nirgendwo geschehen und konnte wohl auch noch nicht geschehen, weil darüber unter Katholiken weitgehendst Unkenntnis und Unwissenheit herrschte. Nur wenige hatten diese schauerliche Situation erkannt, aber doch noch nicht ganz durchschaut. Es mußten erst noch andere Übel hinzutreten, z.B. das Erscheinen von katholisierenden Sektierergruppen in Verbindung mit 'katholischen Illuminaten' (à la Roncalli) und besonders erleuchteten 'Marianisten' (d.h. Katholiken, die von einer falschen Mariologie geprägt waren, vor allem die 'Don Gobbi-Priester' mit ihren 'inneren Einsprechungen' einer 'Muttergottes').

Dies alles erschwerte und verhinderte sogar bei vielen eine klare Erkenntnis der sich wandelnden kirchlichen Dinge, ganz abgesehen von einer zunehmenden Konsolidierung der "römischen Konzilskirche" mit ihren neuen "Episkopen", "Presbytern" und "Diakonen", die jedoch nicht bloß die 'konziliaren Neugläubigen' "weideten" und immer leichter beherrschen konnten, sondern auch andere Katholiken, wenn sich diese ihnen nicht entzogen. Nur auf die echten Sedisvakantisten hatten sie keinen Einfluß. Deshalb bekämpften sie diese durch anhaltendes Schweigen und Verschweigen ihrer Position, als ob sie überhaupt nicht existierten. Denn ein anderes 'Mittel' haben sie nicht, abgesehen von Verleumdungen und übler Nachrede. Die "römische Konzilskirche" 'verdeckt' für Außenstehende weitgehend die römisch-katholische Diaspora-Kirche, die in ihrer Einheit schwer geschädigt wurde, aber immer noch eine apostolische ist. Einheit (Seinseinheit) und Apostolizität (Sendungseinheit) der Kirche Jesu-Christi lassen sich nicht trennen, wohl aber real unterscheiden. Leider herrscht darüber sehr viel Unklarheit.

Wen in den 'Kirchen' interessiert und beunruhigt denn die ungewöhnliche und außergewöhnliche Vakanz des Apostolischen Stuhles mit ihren realen Folgen, die man - wie seltsam! - täglich vor Augen hat und doch nicht sieht? Es sieht auch niemand einen "Scheinpapst" oder "Scheinbischöfe", wie manche kritiklos verbreiten, wohl aber klerikale Amtspersonen einer 'Kirche', die, indem sie Macht ausüben und sogar autoritativ zu lehren versuchen, einen Papst oder einen Bischof "schauspielern" und allerdings nur von naiven 'Kirchengläubigen' beklatscht oder mit Beifall geehrt werden können. Die erste Auswirkung einer solchen religiösen Sachlage aber zeigte sich in einer allgemeinen Geistesverwirrung, die zugleich der Anfang einer religiösen Finsternis im biblischen Sinne ist. "Wehe jenen, die das Böse als gut, das Gute als böse bezeichnen, die die Finsternis zu Licht und das Licht zu Finsternis machen, die aus bitter süß und aus süß bitter zu machen verstehen." (Isaias 5,20). Das 'Kirchenvolk' wird von einer kirchlichen 'Obrigkeit' (magistratus ecclesiasticus) auf verschiedene Weise zu einem Denken und Tun veranlaßt, ja sogar gezwungen, das es im Grunde gar nicht will, sich dagegen aber nicht wehren kann, weil es in religiöser Unwissenheit befangen ist. Das ist noch übler als jede ideologische Indoktrination in den sog. "Gemeinschafts-schulen" mit ihrer 'Gleichschaltung' von menschlichen Individuen. Indes gibt es auch eine 'Gleich-schaltung' von Gläubigen in den 'Kirchen', genannt "Ökumenismus", den man auch als 'christlichen Gesellschaftsbrei' bezeichnen kann; denn dieser ist radikal antihierarchisch geprägt. Dieser Gesellschaftsprozeß wird auch als 'liberal' ausgegeben, obwohl er dies gar nicht ist. Man muß nur genauer hinschauen und sich nicht durch Gerede irremachen lassen. Christus, unser Lehrmeister, hat immer differenziert, sogar unter den Aposteln, gleichzeitig jedoch diese auch zu einer Einheit untereinander verpflichtet.

Als nach dem Vatikanum 2 aus einem verdunkelten Hintergrund eine römisch-katholische Diaspora-kirche langsam in Erscheinung trat, da besaß dieselbe weder einen Papst noch Bischöfe 7), wohl  aber noch eine größere Anzahl orthodox katholischer, indes weit verstreut lebender Priester und Laien, die der kirchlichen Situation nach dem Tode Christi ähnelte. Die damaligen Diaspora-Katho-liken verhielten sich ebenfalls wie gelähmt, weil die meisten von ihnen eine solche Erfahrung auch noch nie gemacht hatten. Erst viel später traten einzelne 'Sammlungsbewegungen' in Erscheinung die jedoch von religiösen Zeloten (Eiferern) fehlgeleitet wurden und schließlich ins Leere liefen. 8) Dafür gibt es mehrere Gründe. Diese Zeloten mit ihrer offenkundigen Neigung zum Sektierertum waren keine Sedisvakantisten, ja nicht einmal Semi-sedisvakantisten. Denn die echten Sedisvakantisten erkannten auch klar den inneren Zusammenhang der Sedisvakanz mit einem allgemeinen Konzil, dem Vatikanum 2.

Die schwerverwundete römisch-katholische Diaspora-Kirche hat keinen Papst, könnte aber einen haben, denn sie ist weder häretisch noch schismatisch noch lebt sie in einer Apostasie. Dies sollte kein orthodoxer Katholik übersehen. Wann aber wird sie wieder einen Papst haben? Wir fragen hier nicht, wie sie wieder zu einem Papst kommen könnte, denn das weiß heute noch niemand und kann dies auch nicht wissen. Wohl aber kann gewußt werden, wann sie einen haben wird und dadurch dann auch ihren Diaspora-Zustand endgültig aufheben könnte. Wenn wir also von einer Kirche ohne Papst sprechen, dann ist die römisch-katholische Diaspora-Kirche gemeint in ihrer noch existierenden, aber schwer geschädigten Einheit und Apostolizität. Denn das Papsttum, das ein Wesens-Element der Kirche ist, erzeugt nicht die Einheit und Apostolizität derselben, sondern es erhält und stützt sie nur, damit sie nicht verlorengehe, wie dies bei anderen 'Kirchen' oder kirchenähnlichen Gebilden der Fall ist. Die "römische Konzilskirche" ist ganz offenkundig weder eine 'heilige' (sancta) noch eine 'apostolische' (apostolica) und imitiert nur die alte katholische Ecclesia Romana, um vor allem Katholiken zu täuschen und sich einzuverleiben. Niemand kann behaupten, daß dies seit 1965 erfolglos verlaufen wäre.

Gemäß der infalliblen Lehre des Vatikanums I hat es Christus gewollt und bestimmt, daß der "selige Petrus beständige Nachfolger (perpetuos successores) im Primat über die gesamte Kirche habe" und ein solcher Nachfolger nur "der Römische Bischof (Romanus Pontifex) sei" und sein könne. (Sessio IV, Caput 2). "Beständig" ist aber nicht dasselbe wie "ununterbrochen" (continuus), sonst gäbe es keine Vakanz des Apostolischen Stuhles und schon gar nicht eine solche wie heute. Ein weiteres Problem von heute aber bezieht sich auf ihre zeitliche Dauer und spitzt sich diesbezüglich wegen ihrer Länge noch zu. Indes hat Christus nicht geoffenbart, daß die Hölle nicht Päpste überwältigen werde, sondern nur Seine Kirche nicht überwältigen wird, eben weil sie Seine Gründung ist und nicht die eines Menschen, so daß sie als "Ecclesia militans (et in via)" bis zum Ende der Welt(zeit) existieren werde. In Bezug auf den Teufel aber sagte der Herr  doch wohl deutlich genug: "nur an Mir hat er nichts (= keinen Anteil)" (Joh 14,30) und somit auch keinen Anteil an Seinem Tatwirken. Deshalb muß man sich hüten, mit falschen (nicht bloß mit ungeeigneten) Mitteln die heutige Diasporasituation bekämpfen zu wollen; denn dadurch wir sie nur vergrößert. Hier zeigte sich schon bald ein schwerwiegendes Problem, das kaum Beachtung gefunden hat, ja dem auch ständig ausgewichen wurde. Man denke z.B. nur an die zwielichtigen Einrichtungen privater 'Meßzentren' ohne kirchliche Gemeindebildung, die von vornherein zum Scheitern verurteilt waren. Welchen Sinn sollte und soll das denn haben, diesen vom Staate genehmigten "e.V.-Gebilden" einen Wert beizumessen, den sie nicht haben oder sie zu beschönigen? Was sich dort unter dem Fähnchen des 'Traditionalismus', der nicht einmal bis zum Trienter Konzil (1545-1563) zurückreichte (manchmal auch nur bis ins 18. u. frühe 19. Jahrhundert), eingeschlichen hatte und ausbreitete, wurde nachgerade unerträglich (einschließlich des wieder aufblühenden 'Klerikalismus' bei sich für 'erleuchtet' haltenden Geistlichen und ihrer Klientel). Dadurch aber vertiefte sich die Diasporasituation bei allen noch orthodox katholischen Christen. Warum schließt man davor die Augen?

So manche Diasporakatholiken bedauerten es auch, daß sie nicht nur keinen Papst hatten, sondern auch keinen Bischof und kamen dann zu der 'Überzeugung', daß nur ein Bischof ihnen aus ihrer Misere heraushelfen und sie von ihr befreien könnte. 9) Doch heute wissen diese Katholiken, daß auch dies ein Irrtum war (denn es änderte sich überhaupt nichts), aber sie wissen eben nicht, worin der Irrtum besteht und welches seine Wurzeln sind. Wir werden versuchen, diese konfuse Situation, die schon seit 20 Jahren besteht, ein wenig aufzuhellen, damit vielleicht auch ein Ausweg aus ihr gefunden wird. Denn es gibt keinen bischöflichen Hirten ohne eine Herde, es sei denn, er wurde aus ihr vertrieben. Indes ist uns ein solcher Vertriebener unbekannt und auch noch nie begegnet. Selbst Christus hätte kein Hirt sein können ohne eine Herde: "Fürchte dich nicht, du kleine Her-de!", hat Christus gemahnt - es sei denn vor einem falschen Hirten, der in Wirklichkeit ein Wolf ist.

Wenn sich katholische Christen ernsthaft und nüchtern über die Beendigung der schon so lange andauernden Vakanz des Apostolischen Stuhles Gedanken machen, dann ist es notwendig, die Hindernisse (obstaculae) zu beachten, die sich ihr ständig entgegenstellen. Zu diesen aber gehört an erster Stelle die seit 1965 immer deutlicher hervorgetretene Diaspora-Situation der römisch-katholischen Kirche. Deshalb muß zuerst gegen dieses große Übel angegangen werden, und zwar durch eine Gründung von, wie bereits erwähnt, echten "römisch-katholischen Christusgemeinden" - am besten durch einen Bischof oder in seinem Auftrag und getragen von theologisch gebildeten Priestern und Laien mit klar umrissenen Kompetenzen, die in einer Satzung festzuhalten sind. Derartige Christusgemeinden sind keine privaten religiösen Gemeinschaften (communitates), sondern kirch-liche Gesellschaftsgebilde (societates) mit einem gemeinsamen und spezifisch christlichen Glauben gemäß der normativen Forderung des hl. Paulus "ein (einziger)Herr, ein (wahrer) Glaube, eine (sakramentale) Taufe, ein Gott und Vater aller, der über allen ist und durch alle und in allen" und wobei (wie schon damals) jedem ihrer Träger "die Gnade verliehen wurde nach dem Maß der Gabe Christi." (Eph 4,5-7). Dies muß ihre Basis oder ihr Fundament sein, um dann auch Früchte bringen zu können, welche nicht nur auf eine Beseitigung der Diasporasituation, sondern auch auf eine Beendigung der Sedisvakanz wirksam hingeordnet sind und dies auch sein können - indes immer nur mit der Hilfe Christi, dem Begründer des Papsttums. Niemand sollte sich hier einbilden, sozusagen das Pferd am Schwanze aufzäumen zu können, wofür es doch schon genug peinliche Beispiele gegeben hat, welche die Sedisvakanzposition in Mißkredit brachten. Es ist absurd, das heutige Papstproblem ohne Christus lösen zu wollen. Hier können auch keine Heiligen helfen, selbst wenn man sie um Hilfe anfleht. Die heutige Vakanz des Apostolischen Stuhles und die kirchliche Diasporasituation hängen zusammen; sie bilden gleichsam einen 'gordischen Knoten'; wir aber brauchen ein Schwert, das ihn auflöst, und vielleicht sogar viele Schwerter, wenn das eine stumpf geworden ist.

Nicht der leidende Christus, sondern der auferstandene  hat dem Apostel Simon-Petrus den Primat und Prinzipat über Seine (bereits existierende) Kirche verliehen, und zwar nicht im geheimen oder hinter verschlossenen Türen (wie die "clavis sacramentalis" des Bußsakramentes), sondern öffentlich in Anwesenheit von 6 Zeugen: 4 Aposteln, die bereits Priester waren, und 2 Jüngern, die jedoch keine Diakone waren, sondern mündig gewordene und gesendete 'christliche Laien', die wahrscheinlich aus 'Johannesjüngern' zu 'Christusjüngern' berufen worden waren. Dies alles hat eine viel tiefere Bedeutung, als gewöhnlich angenommen wird (falls man sich daran noch erinnert, was jedoch von nachkonziliaren Traditionalisten nicht erwartet werden kann). Man muß in die Anfänge der Ecclesia zurückgehen, um die heutige Situation zu durchschauen und keine falschen Wege zu gehen bei einem Wiederaufbau der römisch-katholischen Kirche.

Der auferstandene Christus wird (nicht irgendeiner, sondern nur) Seiner Kirche auf übernatürliche Weise immer gegenwärtig sein und sie gleichsam 'mit sanfter Gewalt' leiten auf unsichtbare Weise. Daran ändert auch eine Vakanz des Apostolischen Stuhles, wie die heutige, nichts, absolut gar nichts. Es stellt sich nur die Frage, welcher Bischof noch ein 'lebendiges Glied" der Kirche ist, sich Christus in unbedingtem Gehorsam freiwillig unterwirft und wirklich tut, was Er will, und Ihm auch rückhaltlos nachfolgt?! Dies aber kann man sehr wohl in Erfahrung bringen und ohne große Schwierigkeiten erkennen, wenn der Wille dazu vorhanden ist. Doch viele wollen dies gar nicht und stellen statt dessen die sophistische Frage: "Bin ich denn der Hüter meines Bruders?"! Sprach nicht schon Christus von sichtbar werdenden "Früchten" (guten und faulen), an denen jeder 'wachsame Gläubige' sogar hohe 'Prälaten' in ihrem wahren Wesen wird erkennen können? Welche Früchte bringen so manche klerikalen 'Früchtchen' von heute hervor, nachdem schon die "Konzilsbischöfe" des Vatikanums 2 pastoraliter in die Häresie und Apostasie gefallen waren?! Das trifft freilich auch auf die Kardinäle und Ordensoberen zu. Bischöfe müssen sich heute ausweisen, daß sie wirklich und wahrhaft Bischöfe sind, nicht jedoch religiöse Scharlatane mit einer Mitra auf dem Kopf. Nie-mand kann sich heute davor drücken, diese Leute zu beurteilen und was ja nicht dasselbe ist, wie über sie ein Gerichtsurteil zu fällen. Viele Katholiken müssen das erst noch lernen, was wiederum bestimmte Gründe hat, wenn sie es nicht tun.

Es gibt schon seit mehreren Jahren ein Bischoftum (episcopatur) katholischer Bischöfe, das sich auf die 'Spendung' (Erteilung) bestimmter Sakramente beschränkt, obwohl man dies möglicherweise gar nicht will und auch nicht beabsichtigt. Wir meinen hier einige sog. 'Thuc-Bischöfe', die von Mgr. Ngô-dinh-Thuc selbst 10) oder von Nachfolgern konsekriert (geweiht) wurden, sich jedoch nur als sog. "Weihbischöfe" verstanden, was wir aber nicht bloß für einen kleinen Irrtum halten. Denn Mgr. Thuc beabsichtigte ja nun gerade mit seinen Bischofsweihen (nicht etwa mit den Priesterordinationen) die sog. "apostolische Sukzession", also die Nachfolge in der autoritativen Lehr- und Hirtengewalt der Kirche, sicherzustellen und nicht aussterben zu lassen (wie dies in der "römischen Konzilskirche" der Fall ist). Und er berief sich dabei auch - was allerdings nicht richtig, indes auch überflüssig ist - auf den hl. Paulus, der "ohne Wissen (und ohne Genehmigung?) des hl. Petrus Bischöfe geweiht habe". Doch dies konnte er doch schon deswegen tun, weil er ein inspirierter Apostel und ein auf eine außerordentliche Weise unmittelbarer Nachfolger Christi war. Zudem hatte er selbst mit Nachdruck darauf verwiesen!

Man darf auch nicht übersehen, daß der von Christus zum 'Völkerapostel' berufene Apostel Paulus zuerst Gemeinden gegründet hat. Diese waren echte Christusgemeinden, deren Mitglieder er geistig bis zum "Vollalter Christi" (Eph 4,13), d.h. der geistigen Mannesreife in Religion und Glaube, zu führen und aufzubauen suchte, und mit denen er ständig in Verbindung blieb. Auch hatte er solche Gründungen beinahe mit seinem Leben bezahlt, wie z.B. in Philippi und Ephesus. Man sollte nichts miteinander vergleichen, das überhaupt nicht vergleichbar ist oder auch nur eine sehr weit entfernte Analogie (analogia remotissima) mit etwas hat.

Was wissen die 'erleuchteten Traditionalisten' von den urchristlichen Zeiten und den damaligen Kämpfen gegen den die Christgläubigen bedrohenden Judaismus? - Die Bischöfe waren keine Apo-stel; sie traten nur als Apostelschüler an ihre Stelle, teils vor teils nach ihrem Tode, je nach den Umständen. Nur Linus, der erste Römische Bischof und Papst, was ein Schüler von sogar zwei Aposteln und zugleich der erste Nachfolger Petri im Primat. Er war nicht inspiriert wie jeder einzelne Apostel, wohl aber besaß er bereits das übernatürliche Charisma der infalliblen Lehr- und Hirtengewalt über die ganze Kirche bzw. die gesamte Kirche (tota resp. universa Ecclesia).

Es sollte aber auch niemand ein Charisma und insbesondere nicht dieses mißverstehen, wie es so oft der Fall ist. Denn ein Charisma ist keine heiligmachende Gnade (gratia gratum faciens), die ein Glied der Kirche heilig zu machen vermag, sondern eine "gratia gratis data", eine Gnaden-Gabe als frei gewährte Zugabe für etwas in der geistigen Natur des Menschen Liegendes zum Zwecke des Aufbaues und zum Nutzen der Kirche (nicht zur persönlichen Heiligung und zu eigenen Nutzen). Deshalb ist das Charisma der Lehr- und Hirten-gewalt in der Kirche bezüglich ihrer Träger weder eine göttliche Eingebung (inspiratio) noch eine Erleuchtung (illuminatio) durch den heiligen Geist, sondern 'nur' eine "assistentia divina", eine göttliche Hilfe bzw. ein Beistand des Hl. Geistes, um die göttlichen Heilswahrheiten infallibel lehren und autoritativ verkünden zu können, sie also unfehlbar wahr und frei von jedem Irrtum oder irrtumslos aussagen zu können, auch in Lehrurteilen und Lehrentscheidungen.

Das Charisma wird oft für ein göttliches Attribut gehalten, obwohl es dies gar nicht ist, sondern eben nur eine gnadenhafte Beistands-Gabe und ein Stärkungsmittel für einen bestimmten Zweck im Aufbauen der Kirche Christi (nicht jedoch zu deren Ruin).

Mit Recht schrieb in diesem Zusammenhang der große Dogmatiker Matthias Joseph Scheeben:

"Der Traditionalismus verkennt die innere Triebkraft des der (menschlichen) Natur anerschaffenen Lichtes und sogar seine Wesenheit als wahres Licht, d.h. als beleuchtendes und erleuchtendes Prinzip, indem er das äußere Wort als wesentliche Bedingung seiner Wirksamkeit ansieht. Ebenso wird die Triebkraft verkannt durch die Behauptung der Notwendigkeit einer übernatürlichen inneren Erleuchtung vonseiten Gottes. - Der Ontologismus verkennt, daß dieses Licht als von Gott ausgegangen, aber zur geschöpflichen Natur gehörig, direkt auf die Beleuchtung der geschöpflichen Dinge gerichtet sein kann und muß, ohne, wie das Licht Gottes selbst, das Wesen Gottes direkt beleuchten zu können und zu brauchen. - Und ebenso verkennt das System der eingeborenen Ideen, daß dieses Licht aus eigener Kraft mit Hilfe der sinnlichen Vorstellungen die sinnfälligen Dinge beleuchtet und die geistigen (intelligiblen) 'Vorstellungen' desselben erzeugen kann und muß, ohne daß diese und alle weiteren auf diese gebauten und daran anknüpfenden Vorstellungen von vornherein dem Geiste eingepflanzt sein müßten.
Das Wahre, was dem letzteren System vorschwebt, ist, daß die Kraft des innern Lichtes allerdings nicht darauf beschränkt ist, eine geistige Auffassung der sinnlichen Dinge zu ermöglichen, sondern in sich selbst einen idealen Keim enthält, mit dem es die von außen empfangenen (sinnlichen) Vorstellungen seinerseits befruchtet und eine ideale Beurteilung der wirklichen Dinge möglich macht." (Handbuch der katholischen Dogmatik", 1. Buch, Theologische Erkenntnislehre, Nr. 16, Herausgeber Martin Grabmann, Herder 1948)

Die religiöse Gabe eines Charisma 11) bezieht sich auf die von Gott erschaffene geistige Natur des Menschen in ihren Seelen-Potenzen, um diese stark zu machen oder zu erkräftigen, und so auch das natürliche Licht des Intellekts (lumen intellectus), das der Sache nach mit 'intellectus agens' (der tätigen Vernunft) identisch ist. Man darf den Charismata keinen Sinn beilegen, den sie nicht haben, sonst gelangt man sehr schnell in die Gefilde der Illuminaten und Gnostiker. Eine lange Vakanz des Apostolischen Stuhles aber erschwert, ja verhindert sogar das Wirken (operatio activa) der "assisten-tia divina", weil sie nicht in den realen Vollzug kommt. Zudem ist es nicht dasselbe, ob eine solche Vakanz (Verwaistsein) eine natürliche ist, die mit dem physischen Tode eines Papstes eintritt., oder bei einer getauften Person aus der Häresie und/oder der Apostasie (vom 'wahren Glauben', dem Offenbarungsglauben) stammt. Dieser generelle Mangel an Unterscheidung hatte zu den größten Verwirrungen unter Katholiken, Klerikern und Laien geführt, so daß man auch die kirchliche Situation (Sach- und Lebenslage) verkannte, die sich ständig veränderte (ab 1958, 1962 und 1965 ...)
(Fortsetzung folgt)



Anmerkungen:
1) Eine 'Kirchenkrise' kann es gar nicht geben, da nur Jesus Christus der Gründer und Erhalter der Kirche ist, nicht jedoch der Mensch. Was zum Vorschein kam, das war nichts anderes als eine Krise des Klerus, eine "Kleruskrise" als eine allgemeine im Welt- und Ordensklerus.
2) Das Vatikanum I  hatte die kirchliche Lehrgewalt (potestas docendi) in der 'potestas vere episcopalis des Papstes' miteinbegriffen, an der aber auch nur Bischöfe partizipieren können. Im übrigen sind Lehrapostolat und Glaubensverkündigung (Kerygma) nicht dasselbe. Dies war schon früher vielen sog. 'einfachen Priestern' überhaupt nicht mehr klar.
3) Die sog. "Meßzentren" waren und sind keine katholischen Gemeinden mit kirchlichem Gemeindecharak-ter. Vielmehr neigten sie von Anfang an zum Sektierertum und wurden, wenn sie nicht eingingen, sogar zu unverkennbaren 'Sektiererzentren'. Dafür gibt es viele Gründe. Darüber sollte sich niemand täuschen.
4)So etwas geschieht auch durch Verfälschung der Lehrworte Christi, und dafür braucht man natürlich Helfershelfer, die freilich leicht zu finden sind.
5) Denn "'eins gemäß Ordnung sein' ist nicht dasselbe wie 'ein schlechthin Eines sein'; ist doch die Einheit der Ordnung die kleinste der Einheiten (minima unitatum)." Thomas v. Aquin, (ScG, Buch II Kap.58)
6) Es ist schon philosophisch notwendig, im analogen Seinsbegriff (conceptus essendi) das ontologisch-transzendentale Seiende (ens transcendentale) vom ontisch-kategorialen Seienden (ens categoriale) klar zu unterscheiden. Wenn man dies nicht beachtet oder nicht zu unterscheiden vermag, dann verdirbt man so-wohl die Philosophie bis in die Metaphysik als auch das philosophische Element in der spekulativen Theologie. Nicht wenige 'Theologen' haben davon nicht die mindeste Ahnung, was schwerwiegende Folgen hat. Außerdem ist nicht jeder ein Theologe, der sich für einen solchen hält und ausgibt. Viele 'gutgläubi-ge Gläubige' (creduli fidenti animo) sind diesen Zeitgenossen hilflos ausgeliefert, weil ihnen das nötige christlich-religiöse Wissen fehlt, worauf schon der hl. Paulus hinweisen mußte. ("Fides quaerens intellectum" heißt ein Prinzip der Fundamentaltheologie.") Es gibt aber noch ein anderes und kaum beachtetes Erschwernis im Erfassen der kirchlichen Situation von heute, so daß eine missionarische Aufklärungsarbeit fast unmöglich geworden ist. Denn man trifft in allen 'Kirchen' (!) nicht bloß auf Ungläubige mit 'tauben Ohren', sondern auch auf ein typisches Neuheidentum, das unbekehrbar ist und von dem schon der hl. Paulus gewarnt hatte. Fürwahr, es gibt nichts abolut Neues unter der Sonne, wenn man sich die Mühe macht, auf so manches, das beachtet werden möchte, genauer hinzuschauen. Zudem begegnen einem viele religiöse Großschwätzer, die nichts Vernünftiges zu sagen haben, wie auch die Fernseh-prediger vom 'Wort zum Sonntag'. Für diese 'christlichen Leute', meist Ökumenisten, bleibt eine außergewöhnliche Vakanz des Apostolischen Stuhles grundsätzlich unerkennbar.
7) Die Bischöfe sind die Häupter der kirchlichen Hierarchie. Der Papst jedoch ist sowohl das Haupt der  ganzen hierarchischen Kirche als auch, weil selbst Bischof, das Oberhaupt der Bischöfe und somit kein "primus inter pares".
8) Die hl. Messe ist kein Kampfmittel, sondern neben ihrem Opfercharakter ein gnadenhaftes Stärkungsmittel für die Heiligung, da sie auch 'läßliche Sünden-Schuld' tilgt. Es ist freilich leicht, die Worte Christi nachzuplappern oder zu zerreden: "Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, hat ewiges Leben, und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage. Denn mein Fleisch ist eine wahre Speise und mein Blut ist ein wahrer Trank." (Joh 6,54.55.)
9) Wir sprechen hier nicht vom Ex-Erzbischof von Hué (früher Süd-Vietnam), Mgr. P. M. Ngô-dinh-Thuc und seinen Bischofsweihen in Europa, mit denen er nur die sog. "apostolische Sukzession" retten wollte.
10) Wir meinen hier nicht den verstorbenen französischen 'Mgr' Guérard des Lauriers O.P.. Denn dieser zwielichtige Ordenspriester war kein Sedisvakantist, ja nicht einmal ein Semi-sedisvakantist, wohl aber ein eingefleischter Klerikalist. Er verstand merkwürdigerweise auch nichts von der besonderen Vakanz des Apostolischen Stuhles von heute und scheint hinsichtlich ihrer sich überall zeigenden realen Folgen 'blind' gewesen zu sein. Aber auch seine seltsame Auffassung von einem "papa materialiter", nicht jedoch schon "formaliter", war nichts anderes als begriffsleeres Gerede und ebenfalls nicht ein nur interpretatorischer 'Hilfsbegriff' für eine Aufhellung der vorliegenden Sedisvakanz, denn die ontischen Prinzipien der Dinge "materia" und "forma" sind auf den Träger des Papsttums überhaupt nicht anwendbar.  Außerdem ist das Papsttum kein Sakrament, ja nicht einmal ein der Substanz der Dinge oder einem realen Subjekt inhärierendes Akzidens, sondern nur eine äußere Adhäsion  (Thomas v. Aquin), also gemäß philosophischer Kategorienlehre nicht einmal ein "ens entis"! Es ist lächerlich zu behaupten, daß ein ungläubiger 'papa materialiter', wenn er sich bekehrt, zu einem 'papa formaliter' wird. Wie kann man nur so etwas Absurdes für wahr halten?

11) Es sei hier eigens darauf hingewiesen, daß bestimmte Charismata vom Teufel in seinen Einwirkungen auf den Menschen imitiert (nachgeäfft) werden können, um die Kirche als 'mystischen Leib Christi' zu schädigen. Dies ist beispielsweise der Fall in der sog. "luziden Besessenheit", die eine sehr subtile Form der dämonischen Besessenheit eines Menschen ist. Ich habe eine solche aufgewiesen und dargelegt in meiner längeren Abhandlung: "Der Besessenheitsfall von Klingenberg" mit dem Untertitel: "Der Teufel, die Justiz und die Kirche", Manuskript, 1983; veröffentlich durch Computer-Ausdruck von Edwin Schütz, Hechingen 1997. Außerdem sollten die Charismata nicht verwechselt werden mit den "Früchten des Heiligen Geistes" (fructus Spiritus sancti), die zur Besonderheit der christlichen Vollkommenheiten gehören. Doch davon weiß man ja heutzutage auch nichts mehr.

 
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