DAS ATHANASIANISCHE GLAUBENSBEKENNTNIS
Das sogenannte athanasianische Glaubensbekennntnis, nach dem
Anfangswort auch "Quicumque" genannt, stammt nach allgemeiner
Auffassung nicht vom heiligen Athanasius, sondern wurde zwi-schen dem
Ende des 4. und dem Ende des 6. Jahrhunderts zuerst in lateinischer
Sprache verfaßt. Vielleicht ist der heilige Ambrosius der Urheber.
Dieses Glaubensbekenntnis, das in der katholi-schen Kirche stets
anerkannt und hochgehalten worden ist, enthält eine der klarsten
Formulierungen des Geheimnisses der Heiligsten Dreifaltigkeit und der
Menschwerdung Jesu Christi.
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Wer da selig werden will, der muß vor allem den katholischen Glauben
festhalten; wer diesen nicht in seinem ganzen Umfange und unverletzt
bewahrt, wird ohne Zweifel ewig verloren gehen.
Dies ist aber der katholische Glaube: Wir verehren den Einen Gott in
der Dreifaltigkeit und die Drei-faltigkeit in der Einheit, ohne
Vermengung der Personen und ohne Trennung der Wesenheit. Eine andere
nämlich ist die Person des Vaters, eine andere die des Sohnes, eine
andere die des Heiligen Geistes. Aber Vater und Sohn und Heiliger Geist
haben nur Eine Gottheit, gleiche Herrlichkeit, gleich ewige Majestät.
Wie der Vater, so der Sohn, so der Heilige Geist. Unerschaffen ist der
Vater, unerschaffen der Sohn, unerschaffen der Heilige Geist.
Unermeßlich ist der Vater, unermeßlich der Sohn, unermeßlich der
Heilige Geist. Ewig ist der Vater, ewig der Sohn, ewig der Heilige
Geist. Und doch sind es nicht drei Ewige, sondern Ein Ewiger, wie auch
nicht drei Unerschaffene und nicht drei Unermeßliche, sondern Ein
Unerschaffener und Ein Unermeßlicher. Ebenso ist allmächtig der Vater,
allmachtig der Sohn, allmächtig der Heilige Geist, und doch sind es
nicht drei Allmächtige, sondern Ein Allmächtiger. So ist der Vater
Gott, der Sohn Gott, der Heilige Geist Gott, und doch sind es nicht
drei Götter, sondern es ist mlr Ein Gott. So ist der Vater Herr, der
Sohn Herr, der Heilige Geist Herr, und doch sind es nicht drei Herren,
sondern es ist nur Ein Herr. Denn wie wir nach der christlichen
Wahrheit jede Person einzeln als Gott und Herrn erkennen, so verbietet
uns doch auch der katholische Glaube, drei Götter oder Herren
anzunehmen. Der Vater ist von niernand gemacht, noch geschaffen, noch
gezeugt. Der Sohn ist vom Vater allein, nicht gemacht, noch
ge-schaffen, sondern gezeugt. Der Heilige Geist ist vom Vater und vom
Sohn, nicht gemacht, noch geschaffen, noch gezeugt, sondern
hervorgehend. Es ist also Ein Vater, nicht drei Väter, Ein Sohn, nicht
drei Söhne, Ein Heiliger Geist, nicht drei Heilige Geister. Und in
dieser Dreieinigkeit ist nichts früher oder später, nichts größer oder
kleiner, sondern alle drei Personen sind sich gleich ewig und gleich
groß, so daß in allem, wie bereits vorhin gesagt wurde, sowohl die
Einheit in der Dreifaltig-keit als auch die Dreifaltigkeit in der
Einheit zu verehren ist. Wer daher selig werden will, muß dies von der
heiligsten Dreifaltigkeit glauben.
Aber zum ewigen Heil ist es ferner notwendig, treu auch an die
Menschwerdung unseres Herrn Jesus Christus zu glauben. Das ist nun der
rechte Glaube: Wir müssen glauben und bekennen, daß unser Herr Jesus
Christus, der Sohn Gottes, Gott und Mensch ist. Gott ist er aus der
Wesenheit des Vaters von Ewigkeit gezeugt, und Mensch ist er aus der
Wesenheit der Mutter in der Zeit geboren. Vollkommener Gott,
vollkommener Mensch, bestehend aus einer vernünftigen Seele und einem
menschlichen Leibe. Dem Vater gleich der Gottheit nach, geringer als
der Vater der Menschheit nach. Da er nun Gott ist und Mensch zugleich,
so sind doch nicht zwei, sondern nur ein Christus. Einer aber, nicht
als ob die Gottheit in Fleisch verwandelt worden wäre, sondern weil
Gott die Menschheit angenomrnen hat. Einer ganz und gar, nicht durch
Vermengung der Wesenheit, sondern durch die Einheit der Person. Denn
wie die vernünftige Seele und der Leib nur einen Menschen ausmachen, so
ist auch Gott und Mensch nur ein Christus. Der gelitten hat um unseres
Heiles willen, abgestiegen ist zur Unterwelt, am dritten Tage wieder
auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himnlel, sitzet zur
Rechten Gottes des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu
richten die Lebendigen und die Toten.
Bei seiner Ankunft werden alle Menschen in ihren Leibern auferstehen
und Rechenschaft ablegen über ihre eigenen Handlungen. Und die, welche
Gutes getan haben, werden eingehen zum ewigen Leben, die aber Böses
getan haben, ins ewige Feuer.
Dies ist der katholische Glaube! Wer ihn nicht treu und fest umfaßt, kann nicht selig werden.
(zitiert nach: Neuner-Roos: "Der Glaube der Kirche in
den Urkunden der Lehrverkündigung", 7. Aufl. 1965, S. 448-450; Verlag
Friedrich Pustet, Regensburg)
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