BEITRÄGE ZUM GESCHEHEN UM ECÔNE
Unsere Stellungnahme zu Erzbischof M. Lefèbvre und zu Ecóne hat R. Lauth im letzten Heft von "Einsicht" formuliert. Daran hat sich trotz verschiedener neuer Tatsachen grundsätzlich wenig geändert. Um aber dem Leser die Möglichkeit zu geben, sich weitere Klarheit über den Fall Ecóne zu verschaffen, bringen wir heute weitere Berichte, Dokumente, Nachrichten und Meinungen, die uns teils von unseren Lesern zugesandt wurden. Diese ausführliche Darstellung zum Geschehen um Ecóne erfolgt auch im Hinblick auf eine Erhellung der Person und der Handlungsweise Paul VI., dem Hauptakteur im Kesseltreiben gegen Ecóne, dieses Verräters der Kirche, der durch ein ungemein geschicktes Taktieren bisher vielen Gläubigen noch sein wahres Gesicht verbergen konnte, der aber jetzt gezwungen ist, aus seinem Nebel herauszutreten. Und das ist die raffinierte Taktik Paul VI.: zweideutiges "konservatives" Gerede, aber eindeutiges zerstörerisches Handeln. Am 16.12. 1974 veröffentlichte z.B. der "Osservatore Romano" unter dem
Titel "Paterna cum benevolentia" eine sogenannte "Apostolische Ermahnung" Paul VI., in der er u.a. denjenigen Lob spendete, die der Kirche treugeblieben sind - im traditionellen Sinne. Darum versucht er heute das Priesterseminar in Ecóne auszulöschen. "An Ihren Früchten werdet ihr sie erkennen."
Eberhard Heller
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DAS SÄBELRASSELN GEGEN ECONE
von H.H. Pericle Grimaldo
Seit Beginn dieses Jahres ist Ecóne in aller Munde - oder vielmehr in allen Gazetten; kaum eine Woche, ja zeitweise kaum ein Tag vergeht, wo nicht irgend ein Blatte je nach seinem politisch-religiösen Programm entweder primitiv-gehässig oder dann wenigstens mit dem Versuch zur objektiven Sachlichkeit über dieses Priesterseminar berichtet. An vorderster 'Front'stehen die Tageszeitungen der Westschweiz und Frankreichs, aber auch in der deutschsprachigen Schweiz und in Deutschland machen sog. katholische wie auch neutrale Zeitungen das Seminar weitesten Kreisen bekannt, - weniger zwar über das, was sich in Ecóne selber abspielt als über die Dinge, die um Ecóne in Szene gesetzt werden von den Bischöfen Nestor Adam (Sion) und Pierre Mamie (Lausanne-Genf-Fribourg). Alles das was sich in den letzten Wochen und Monaten um Ecóne zugetragen hat, läßt sich unmöglich in einem Artikel zusammenfassen,, Vielmehr sollten einige Tatsachen und Enisodcn aus der jüngsten Vergangenheit die Dinge der Gegenwart noch mehr beleuchten, ja vielleicht noch drastischer darstellen.
Beginnen wir bei der Person des Gründer-Erzbischofs Mgr. Marcel Lefèbvre
Mgr. Lefèbvre ist geb. am 29. November 19o5 in der Industrie-Stadt Tourcoing bei Lille. Für seinen Kampf für die Römisch-katholische Kirche war seine Studienzeit im Rom dar Zwanzigerjähre von größter Bedeutung. Es varen die Jahre, in denen der nach dem Io Vatikanum von Papst Leo XIII. in die Wege geleitete Neu-Thomismus, die Wiederbelebung der Theologie nach der Lehre des Hl. Thomas, ihren Zenith erreichte. Kardinal Louis dillot (+ 1931) dozierte zwar nicht mehr Dogmatik an der Päpstlichen Universität Gregoriana, doch seine Lehrbücher wurden gerade in diesen Jahren mehrfach neu aufgelegt. Durchaus in der Linie des neubelebtcn Thomismus standen die Jesuiten- Professoren dieser Zeit- die Doamatiker M. de la Taille und J. Lennerz, der Moraltheologe A. Veermersch.
Seine priesterliche Formation erhielt der Seminarist Lefèbvre im bekannten Séminaire français in der römischen Altstadt. In seine Ausbildungszeit fielen die tragischen Ereignisse um die Action française. Oie Bewegung und der Umstand der 1926 duren Pius XI. erfolgter Verurteilung sowie der Vorwurf der royalistischen Tendenz gewinnen in der Zeit nach dem II. Vatikanum und im Zusammenhang mit Ecóne eine ganze neue Bedeutung, die noch genauerer Untersuchungen bedarf. Kardinal Billot schickte 1927 auf spektakuläre Weise den Kardinalshut an Pius XI. zurück, weil er anderer Ansicht war über die Action française als der Papst. Der damalige Abt von St. Paul vor den Mauern und spätere Mailänder Kardinal Ildefons Schuster (+ 1954) wurde vom Vatikan beauftragt, das Séminaire français zu visitieren, da es als Hochburg der Action française galt. Die ganze Seminarleitung wurde in der Folge abberufen und eine schöne Anzahl von Alumnen mußten das Geminar und damit das theologische Studium verlassen.
Zum Priester geweiht wurde Mgr. Lefèbvre am 21. Sept. 1929. - Kurz zuvor wurde der Pfarrer seiner Heimatpfarrei, Achille Liénart, zum Bischof von Lille ernannt (193o Kardinal). Dieser wurde später am II. vatikanischen Konzil einer der bedeutenden Gegenspieler von Erzbischof Lefèbvre.
Erst als Neupriester und nach Erwerbung des Doktorats in Philosophie und in Theologie begann M. Lefèbvre das Noviziat in der Missions-Kongregation vom Hl. Geist. In der Folge arbeitete er als Missionar in Südamerika (Antillen) und in Afrika. Die Rischofsweihe erfolgte am 1. Sept. 1947, ein Jahr später die Ernennung zum Erzbischof und zum päpstlichen Delegaton für Afrika. In dieser Eigenschaft weihte er in Afrika viele Bischöfe. Pius XII. verlieh ihm den Titel eines päpstlichen Thronassistenten. 1955 Erzbischof von Dakar (Senegal). 1962 Ende der Minsionstätigkeit, Ernennung zum Bischof von Tulle (Südfrankreich) . Hier in Tulle wirkte Mgr. Lefèbvre nur kurze Zeit; die Kongregation der Sniritaner wählten ihn zu ihrem Generaloberen. Mgr. Lefèbvre nahm somit in doppelter Funktion am Konzil teil, als Erzbischof und als Ordensoberer.
Vor dem Konzil war es noch keineswegs bekannt, welchen Verlauf diese Versammlung nehme. Eine Minderheit hoher Prälaten jedoch hatte die insgeheime Absicht, den Ruhm beanspruchen zu wollen, daß sie diejenigen waren, die 'das konstantinische Zeitalter' der Kirche zusammenschlagen konnten. Die wenigsten merkten dabei, wie sie in dieser Gesinnung Dynamit an dio Fundamente der römisch-katholischen Kirche legten, und damit nicht nur an diese allein: sondern an die christlich-abendländische Gesellschaft überhaupt. Die Minderheit wuchs unversehens zur Mehrheit an, und Mgr. Lefèbvre befand sich in der vorher nicht vorauszusehenden Minorität. Wohl wehrte er sich mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln, er suchte die Konzilsväter zu überzeugen, er bemühte sich, durch Rundbriefe und Vorträge seine Missionskongregation vom hl. Geist bei der Wahrheit und der Tradition zu erhalten. Selbstverständlich fand er dabei lebhafte Opposition der Presse und eines beträchtlichen Teiles der Kongregation vom Hl. Geist.
Das französische Seminar in Rom hat an die Bibliothek einen Sonderraum angeschlossen, der eigentlich den Seminaristen nicht zur Verfügung steht. Es stehen dort z.B. deutschsprachige Bücher (wer versteht denn schon Deutsch ...?), aber auch indizierte Bücher, Hinterlassenschaften einiger Patres, und am Ende auch Das "Geheimarchiv" über den Casus Mgr. Lefèbvre, enthaltend Zeitschriften mit seinen Artikeln, vorfaßt während des Konzils, sowie die Rundbriefe an die Spiritanerpatres. Das ganze ist nun geordnet und zusammengeschnürt. Aber man kann annehmen, daß diese Akten im Oktober 1962 als "Belastungsmaterial" der Generalkongregation der Spiritaner dienten, die im französischen Seminar tagte und durch die Mgr. Lefèbvre zur Demission als Generaloberer vor Ablauf seiner Amtsperiode gezwungen wurde? Der Hauptagitator für diese erzwungene Demission, P. Joseph Lècuyer, wurde dann alsogleich zum neuen Generalobern gewählt. Seinen Gegenspieler P. Lecuyer konnte Mgr. Lefèbvre noch dann und wann treffen; beide waren Konsultoren der Propaganda-Fide-Kongregation - übrigens das einzige Amt, das der Vatikan noch bis 1973 dem Erzbischof beließ.
Die Seminargründung in Fribourg 1969 erfolgte eigentlich überraschend schnell. In Rom waren es französische Alumnen, die ihr Theologiestudium ein oder zwei Jahre infolge Militärdienst unterbrochen natton. Bei ihrer Rückkehr ins Seminaire française im Herbst 1960 konnten sie gleich feststellen, daß ein anderer Geist im ehrwürdigen Gemäuer herrschte und für sie deshalb kein ersprießliches Dasein mehr möglich war. Diese Alumnen wandten sich an Mgr. Lefèbvre, den sie schon von früher kannten. Gleichzeitig stand der Erzbischof in Korrespondenz mit Seminaristen in Frankreich selbst, die in ähnlichen oder noch schlimmeren Schwierigkeiten standen. Allerdings war zu diesem Zeitpunkt der Novus Ordo Missae noch nicht eingeführt.
Der Plan war bald gefaßt- Mgr. Lefèhvre ging mit diesen Alumnen nach Fribourg, wo die dem Dominikanerorden anvertraute theologische Fakultät der Universität noch im Rufe der Orthodoxie stand. In einem Studentenheim wurde ein Stockwerk gemietet und das Seminarleben konnte beginnen. Verheißungsvoll war dieses erste Studienjahr 1969/7o nicht; von den 1o Seminaristen blieben am Ende bloß 4. Doch für das neue Schuljahr meldeten sich schon eine schöne Zahl. In Fribourg wurde ein Haus gekauft und im Sommer 197o für den Seminarzweck umgebaut. Zugleich wurde auch die im Unter-Wallis gelegene Liegenschaft Ecóne gemietet,, welche 6 Jahrhunderte lang im Besitz der Chorherren vom Großen St. Bernhard war. In Fribourg waren die Fortgeschrittenen" untergebracht, welche die Vorlesungen der Universität besuchton, in Ecóne hingegen waren die Anfänger, die die Einführung ins Theologiestudiun und ins geistliche Leben sich aneigneten.
Ein besonderes Kapitel ist das über die Beziehung zu den in Frage kommenden Bischöfen, vor allem mit den Bischöfen von Lausanne-Genf-Fribourg und von Sitten. Das anfänglich gute Verhältnis zu Mgr. Lefebvre und seinem Werk hat sich seit ca 1972 stetig verschlechtert.
Die Diözese Lausanne-Genf-Fribourg: Mar. Francois Charriera, der Bischof dieser Diözese seit 1945, vnr mit Mgr. Lefèbvre schon viele Jahre befreundet; die Spiritaner hatten ja wie viele andere Kongregationen und Missionsgesellschaften auch in Fribourg eine Niederlassung. Als Mgr. Lefèbvre 1969 mit Mgr. Charrière über die Probleme der Priesterausbildung nach dem II. Vatikanum sprach und seinen Plan erwähnte, etwas zu tun in diesem Sinne gegen den Modernismus, wurde er vom Fribourger Oberhirten direkt ermuntert, doch ein Haus in diesem Sinne in Fribourg zu eröffnen, was dann auch geschah. Am 3. September 197o sodann wurde durch Mgr. Charriere der höchst wichtige Vertrag ausgefertigt, der die Gründung vom dgr. Lefèbvre, die Priester-Bruderschaft St. Pius X. als religiöse Vereinigung diözesanen Rechts im Sinne von Canon 4?2 des Codex iuris Canonici anerkennt und approbiert. Der Priesterbruderschaft wird durch diesen Akt rechtlichen Schutz zuteil, sie war auch nach dem Zivilgesetzbuch eine juristische Person. Sie kann vom Ortsbischof oder seinen Nachfolgern nur mit Erlaubnis des apostolischen Stuhles wieder aufgehoben werden (Canon 493 CIC).
Mgr. Charrière ist auf Ende 197o aus Altersgründen vom Bischofsamt zurückgetreten. Sein Nachfolger wurde der wegen seiner angeblichen konservativen Gesinnung umstrittene (bei einem bedeutenden Teil des Diözesanklerus) und seit 1968 als Koadjutorbischof (ohne Recht der Nachfolge) amtierenue Mgr. Pierre Mamie. Zugleich mit dem neuen Diözesanbiscnof wurde der Favorit des progressiven Flügels des Klerus Mgr. Gabriel Bullet, zum Weihbischof ernannt.
Der Bischof der Diözese Sitten, in cter Ecóne liegt, Mgr. Nestor Adam, stammt aus dem italienischen Aostatal, war Mönch und Abt der Chorherren auf dem Großen St. Bernhard, seit 1952 Bischof der walliser Diözese. Während des Konzils ist seine "sehr konservative Gesinnung" deutlich zu Tage getreten. Er war in seinen Ansichten absolut einig mit Mgr. Lefèbvre, ja, Mgr. Adam verließ vorzeitig eine Session, da er sich ohnehin mit diesem "modernen Zeugs, das nicht mehr katholisch ist", nicht zurechtfinden könne. In der Presse wurde allerdings die pontifikale Flucht aus der Roma aeterna mit dringenden Arbeiten in seinem Sprengel begründet. 1968 drohte er dem 'Walliserboten', er werde die Lektüre dieser Zeitung den Gläubigen verbieten, wenn weiterhin noch kritische Stimmen zur Enzyklika "Humanae vitae" abgedruckt würden. Jedenfalls spätestens seit Konzilsbeginn war er Mgr. Lefèbvre wohlgesinnt, er hieß die Seminargründung von Ecóne gut, 1971 besuchte er die Seminargemeinschaft. Er war sichtlich erfreut von dem Unternehmen, wie wenn es ein Hoffnungsstern der Diözese würde. 1972 stattete Bischof Adam nochmals einen Desuch ab, gab aber bereits den "guten Rat", bald den neu^n Ordo einzuführen. Der radikale Kurswechsel von Mgr. Adam war für Katholiken traditioneller Gesinnung erstaunlich, für die progressive Seite eine Überraschung. Der Stil seines Vorgehens, sein Regierungsstil, ist - wie das Beispiel mit Ecóne zeigt, - früh-mittelalterlich.
Während also am Anfang die westschweizer 3ischöfe dem Unternenmen von Mgr. Lefebvre durchaus wohlgesinnt waren, läßt sich dies von römischen Kreisen der hohen Hierarchie nicht generell sagen. Einer der ersten, der "Gefahr witterte, war Kardinal Garonne, der Prefekt der Studienkongregation. Als Franzose war dieser sowohl von in Rom ansässigen Spiritanern (General Lécuyer und dem Rektor des Séminaire français, P. Michel Picard) sowie dem französischen Episkopat instruiert und zum Vorgehen aufgefordert. Am günstigsten war dem Erzbischof der Präfekt der Kleruskongregation, dir amerikanische Kardinal Wrigth, gesinnt.
Seit 1969 versuchte Mgrr. Lefèbvre, eine Privataudienz bei Papst Paul VI. zu erhalten. Seine Versuche dazu wurden aber schon durch Titularbischof Jacques Martin, Direktor der apostolischen Paläste und einstiger Mitstudent von Mgr. Lefèbvre, verunmöglicht. Ziemlich sicher hat er Ordre von den gleichen Leuten wie Kard. Garonne erhalten.
(Fortsetzung folgt)
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"Jahr der Versöhnung, aber nicht mit Ecóne! (...) Erzbischof Lofebvre hat am II. vatikanischen Konzil teilgenommen und auch dort schon manche Intoleranz erfahren. Er kannte genau die vorbereiteten Schemata und wußte, was am SchJ uß an Dekreten herauskam. Er sah die Tendenz weiter maßgeblicher Kreise, sich dem Protestantismus zuzuwenden. Jeder urteilsfähige Mensch kann heute feststellen, daß die Situation der katholischen Kirche in jeder Beziehung katastrophal ist. Die Zerstörung konnte um sich greifen mit dem Hinweis auf den 'Geist' des Konzils und war damit sakrosankt. Daß aber 'Zerstörung' nichts zu tun hat mit 'Erneuerung' erscheint vielen nicht als klar. (...)"H.H. Kaplan Felix Jeker, Ariesheim in :"Vaterland", Nr. 176, 1.8.1975.
PRIESTERBRUDERSCHAFT ST. PIUS X.
- RUNDBRIEF -
Rom, den 21.11. 1974 - am Feste Mariae Opferung.
Wir hänpen mit ganzem Herzen und mit panzer Seele am katholischen Rom, der Hüterin des katholischen Glaubens und der für die Erhaltung dieses Glaubens notwendipen Traditionen, am Ewigen Rom, der Lehrerin der Weisheit und Wahrheit.
Wir lehnen es hingegen ab, und haben os immer abgelehnt, dem Rom der neo-modernistischen und neo-protestantischen Tendenz zu folgen, die klar im 2. Vatikanischen Konzil und nach dem Konzil in all den Reformen, die daraus hervorgingen, zum Durchbruch kam.
Alle diese Reformen haben in der Tat dazu beigetragen und wirken weiter an der Zerstörung der Kirche, dem Ruin des Priestcrtums, an der Vernichtung des Hl. Meßopfers und der Sakramente, am Verschwinden des religiösen Lebens, an dem naturalistischen und teilhardistischen Unterricht in den Universitäten, Priesterseminarien, in der Katechese, einem Unterricht, der aus dem Liberalismus und Protestantismus hervorgegangen ist und schon etliche Male voir feierlichen Lehramt der Kirche verurteilt worden ist.
Keine Autorität, selbst nicht die höchste in der Hierarchie, kann uns zwingen, unseren Glauben, so wie er vom Lehramt der Kirche seit neunzehn Jahrhunderten klar formuliert und verkündet wurde, aufzugeben oder zu schmälern.
Der hl. Paulus sapt:
"UND WÜRDEN WIR SELBER ODER EIN ENGEL VOM HIMMEL EUCH EIN ANDERES EVANGELIUM LEHREN ALS DAS, WAS ICH EUCH GELEHRT HABE, SO SEI ER VERFLUCHT!" (Gal 1,8).
Ist es nicht das, was uns der Heilige Vater heute ins Gedächtnis ruft? Und wenn zwischen seinen Worten und Taten sich ein gewisser Widerspruch ergab, so wie bei den Akten der Dikasterien, so wählen wir das, was immer gelehrt wurde, und wir stellen uns taub gegenüber den zerstörerischen Neuerungen in der Kirche.
Man kann nicht tiefgreifende Veränderungen auf dem Gebiet der "lex orandi" (Liturgie) vornehmen, ohne die "lex credendi" (Glaubenslehre) zu verändern. Der neuen Messe entspricht ein neuer Katechismus, ein neues Priestertum, neue Seminarien, neue Universitäten, eine charismatische, pentekostalische Kirche, lauter Dinge, die der Rechtgläubigkeit und dem Lehramt aller Zeiten entgegengesetzt sind. Da diese Reform vom Liberalismus und Modernismus ausgeht, ist sie ganz und gar vergiftet; sie stammt aus der Häresie und führt zur Häresie, selbst dann, wenn nicht all ihre Akte direkt häretisch sind! Daher ist es jedem wachen und treuen Katholiken unmöglich, diese Reform anzunehmen und sich ihr in welcher Weise auch immer zu unterwerfen.
Die einzige Haltung der Treue gegenüber der Kirche und der katholischen Lehre besteht um unseres Heiles willen in der kategorischen Weigerung der Annahme der Reform. Deshalb setzen wir unser Werk der priesterlichen Ausbildung fort ohne jegliche Bitterkeit, ohne Rebellion, ohne Groll unter dem Stern dos Lehramts aller Zeiten, überzeugt, daß wir der Heiligen Katholischen Kirche, dem Papst und den zukünftigen Generationen keinen größeren Dienst erweisen können.
Daher halten wir an all dem fest, was von der Kirche aller Zeiten und vor dem modernistischen Einfluß des Konzils geglaubt und im Glauben praktiziert wurde: In der Sittenlehre, im Kult, im Katechismusunterricht, in der Priesterausbildung, in drn kirchlichen Institutionen und in allem, was in den Büchern kodifiziert niedergelegt wurde; indem warten wir darauf, daß das wahre Licht der Tradition die Finsternis zerstreue, welche den Himmel des Einigen Rom verdunkelt.
Indem wir so handeln mit der Gnade Gottes und der Hilfe der Jungfrau Maria, des hl. Josef, des hl. Papstes Pius X. sind wir überzeugt, der römisch-katholischen Kirche, sowie allen Nachfolgern Petri treuzubleiben und so "fidèles dispensatores mysteriorum, Domini Nostri Jesu Christi in Spiritu Sancto" zu sein. Amen.
+ Erzbischof M. Lefebvre.
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Die vorstehende Erklärung von Erzbischof Lefèbvre, die, wie wir erfahren haben, zunächst als Rundbrief für seine Seminaristen gedacht, durch Indiskretion an die Öffentlichkeit gelangt, worauf sich Mgr. zu einer korrekten Publikation in " Itinéraires", Jan 1975, veranlaßt sah, bildet die offizielle Grundlage, auf der die "Bischöfe" und die "Kardinalskomission" ihren Entzug der Approbation - veröffentlicht am 6.5. bzw. 9.5. 1975 - für die Priesterbruderschaft und für das Seminar in Ecône zu "begründen" und zu"rechtfertigen" versuchen. (Über den "Entzug" der Approbation haben wir bereits in "Einsicht" V (2) berichtet.) Wie Erzbischof Lefebvre selbst sagt (vgl. "Fels, August 1975, Nr. 8, S. 229), erfolgte seine Erklärung im Zustande starker Entrüstung, nachdem die "apostolischen Visitatoren", die das Seminar in Ecône inspizieren sollten, handfeste Häresien von sich gegeben hatten. In der "Begründung" des "Entzuges der Approbation" durch "Bischof" Mamie wird Erzbischof Lefebvre ausdrücklich seine Verbundenheit zur katholischen Tradition vorgeworfen. Wörtlich heißt es dort (vgl. "DT" vom 2o./21.5. 75): "Die ausgesprochen betonte Verbundenheit dieser Bruderschaft (und namentlich auch des Seminars von Econe im Wallis) mit den alten liturgischen Traditionen und der lateinischen Sprache sowie ihrem Willen, für die Kirche wesentliche Werte des Glaubens und der Disziplin gegenüber gewissen Denk- und Verhaltensrichtungen zu verteidigen, waren de facto mit der ganz bewußten uns ausdrücklichen Ablehnung der Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils und der Autorität Papst Pauls VI. identisch. Dessen wurde man bald gewahr." Offenherziger kann sich niemand als Häretiker und Apostat bekennen! In einem offiziellen Dokument, das der Öffentlichkeit voll und ganz zugänglich i s t , "verurteilt" Herr Mamie im Auftrag von Paul VI. (oder Montini) jemanden, der den katholischen Glauben verpflichtet bleiben will! Damit wird ausdrücklich kundgetan, daß man selbst Häretiker oder Apostat sein will! ("Wenn ein Getaufter ein eigentliches Dogma vorsetzlich leugnet und bezweifelt, macht er sich der Sünde der Häresie schuldig - CIC 1325 §2 - und verfällt der Strafe der von selbst eintretenden Exkommunikation - CIC 2341 §1 -',' in: L. Ott, "Grundriß der Dogmatik", Freiburg I970, S. 6)
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Zu dem "Entzug" der Approbation nun verschiedene Stellungnahmen (vgl. dazu auch die Berichte von Dr. Joachim May in: "DRM", Nr. 27 ff):
An den Vorsitzenden der Schweizerischen Bischofskonferenz Msgr. Nestor Adam, CH - 1951 - Sitten / Sion-Wallis
Sehr geehrter Herr Vorsitzender!
Die bürgerliche Anrede dieser Welt soll Sie nicht darüber täuschen, daß ich Ihnen und Ihren Spießgesellen im Amt ein dreifaches Seid verflucht! entgegenschleudern möchte, so ich dieses vermag. Die Kirchengeschichte kennt keine größere Infamie als Ihre Untat gegen Ihren Mitbruder Marcel Lefebvre, nur vergleichbar mit dem Mord Kains an seinem Bruder Abel. Im sicheren Besitze der Macht haben Sie sich an einem Wehrlosen vergriffen, so wie es einst der Hohe Rat an Dem getan hat, auf den Sie geweiht wurden: Jesus Christus. Die Auslassungen Ihrer 148. Sitzung in Einsiedeln erwähnen den Herrn der Kirche mit keinem Wort, um so mehr betonen Sie die Treue zum Papst und zu sich selbst. Feige, wie alle Machthaber, vergreifen Sie sich an Wehrlosen, verschonen dagegen die zu Fürchtenden wie Pfürtner und Küng, deren Teleagressionen Sie wie die Pest perhorreszieren. Der angeblich vom Konzil abgeschaffte und fast anathematisierte Klerikalismus zeigt hier sein altes Gesicht und erweist, um auf Ihren Vorwurf, Ihre Erinnerung und überhaupt Ihre Berufung zu kommen, die Janusköpfigkeit dieses - Ihres Konzils!
Dieses Konzil - Ihr Konzil - ist der wirkliche Zerstörer der Einheit, an die Sie appellieren. Mein Ziel, ja mein Lebensziel ist es, Ihnen, den Machern dieses Konzils, die Maske vom Gesicht zu reißen, unter der Sie sich hypokritisch zu verbergen trachten. Alles Handeln des postkonziliaren Episkopats ist eine gigantische Apostasie, die Selbstzerstörung der Kirche, die Paul der VI. larmoyant beklagt. Sie decouvrieren sich selbst, wenn Sie sagen, Sie wollen "das Leben für die heutige Zeit gestalten". Dies ist nicht die Sprache der Kirche, so hat sie nie gesprochen. Es ist die Sprache des Abfalls (décharge, ordure)! Den dummen Satz von der Berufung auf die Päpste von gestern und der Gehorsamsverweigerung gegenüber dem heute residierenden Papst haben Sie der Kardinalskomission nachgeplappert. Er wäre überflüssig, wenn nicht der enorme Dissens zwischen heutigen und allen vorausgehenden Verlautbarungen der Päpste und Konzilien bestünde, wenn nicht die absolute dialektische Antithese zur Kirche vor Vaticanum II existierte. Denn, alles was bisher seit dem Apostel Paulus durch Anathema mit dem Bannfluch belegt war, haben Sie in einer großzügig-liberalen Anwandlung von Permissivität dem Belieben der Gewissen anheimgegeben. Nur die ewig gültige Messe mit der damasianisch-gregorianischen Liturgie - nicht, wie fälschlich gesagt wird, Missale Pius V. (Gamber) -, möchten Sie ausmerzen, am liebsten als Einziges anathematisieren. Das ist in Wahrheit der Grund Ihres Attentats auf Ihren Bruder Lefebvre.
Die hl. Messe ist die Säule, auf der Ecóne ruht. Wegen dieser hl. Messe und der daraus abzuleitenden Grundhaltung des Seminars strömen Scharen von Seminaristen nach Ecóne, während Ihre Seminare immer leerer werden. Das erweckt Ihren Neidkomplex, Ihren Haß und Ihre Eifersucht. Das ließ Sie nicht mehr schlafen genau wie Kain, wie Annas und Kaiphas. Der Erzbischof war Ihnen ein Dorn im Auge, er wurde für Sie zum Feindbild Nro 1, schlimmer als alle aktuellen Feindbilder, schlimmer als Marxismus, Bolschewismus, Faschismus und Rassismus, schlimmer als Abtreibung, Ehescheidung und Hedonismus überhaupt.
Ja, die Maske runter! So stehen Sie da, geweihte Nachfolger der Apostel, Apostaten, gefallene Engel à la Luzifer. Da sind Sie nur noch abscheuliche Machthaber, Unterdrücker, Anwender von Gewalt, Musterbeispiel der Intolleranz, der Unbrüderlichkcit und der Ungleichheit: Mauljakobiner, die in concreto das Gleichheitsprinzip mit Füßen treten.
"An Ihren Früchten werdet ihr sie erkennen!" Dieses Herrenwort aktualisiert sich wie nie zuvor nach diesem Konzil, Ihrem Konzil, auf das Sie uns zum Gehorsam zu verpflichten wagen. Welche Anmaßung, welcher Irrsinn!
Laudetur Jesus Christus
Dr. Günter Schafhausen, Facharzt für Augenkrankheiten, 41 Duisburg Am Burgacker 14-16
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aus: M(anti)KKZ, 15.6. 1975
"Ein Bischof gegen Papst und Kirche(...) Paul VI. hat Biscnof Mamie von Fribourg der von Lefebvre gegründeten 'Priesterbruderschaft St. Pius X.' in Econe/Schweiz die kirchliche Genehmigung entzogen. Mit anderen Worten: das Priesterseminar von Econe ist kein Seminar mehr. Dort ausgebildete Theologen bringen nach dieser Entscheidung nicht die Voraussetzungen und den Geist mit, die für eine Priesterweihe gefordert werden müssen. Das deutet darauf hin, daß Vatikan und Schweizer Bischöfe die durch Lefebvre betriebene Verketzerung des 2. Vatikanischen Konzils und seiner Reformen nicht länger hinzunehmen bereit sind. (...) (K.W. = Karl Wagner)" - Dazu eine Dame aus München: "Die ganze ohnmächtige Wut der Progressisten könnt in diesem Artikel gegen die wahre katholische Kirche zum Ausdruck!" (M.L.)
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aus: DT, 27./28.6. 1975
"Econe - Für den Abdruck des Römischen Schreibens sowohl als auch des Manifestes von Msgr. Lefebvre danken wir Ihnen sehr. Nun mag sich der Leser selber ein Urteil bilden, wo der Bruch und wo die Treue zu finden sind. Rom lobt das Gute, das in Econe geleistet wurde. Sagt nicht der Heiland: An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen? Die Entscheidung von Rom ist bitter, aber klärend für den, der Augen und Ohren hat, zu hören und zu sehen. A. Götz, 845 Amberg" "Approbationsentzug - Je mehr der Entzug der Approbation für das Priesterseminar in Econe bekannt wird, um so mehr Bestürzung und Protest löst er aus. 'Das kann ja wohl nicht wahr sein', hört man immer wieder. Die Diskrepanz bei den verantwortlichen Stellen in Rom ist für viele nicht mehr zu verkraften. Wo bleibt da eigentlich die vielgerühmte Pluralität? Gilt sie nur für Extremisten? Und außerdem - waren wir denn vor dem Konzil nicht katholisch? C. Pauldrach, 48 Bielefeld"
aus: DT, 3o./31.5. 1975
"Kirchliche Approbation entzogen - (...) Ein Herr Küng kann das Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes und noch andere Dogmen leugnen, (...) Ein Herr Haag darf ungestraft in Schrift und Fernsehen die von der Bibel klar bezeugte Wahrheit von der Existenz eines persönlichen Teufels in Abrede stellen. (...) Ein Herr Greinachtr darf seiner Kirche selbst in so wichtigen Fragen wie im Fall ß 218 in den Rücken fallen (...) Aber einem Bischof, der aus ehrlicher Sorge um die Reinerhaltung des katholischen Glaubens eine Priesterbruderschaft und ein Seminar für glaubenstreuen Priesternachwuchs ins Leben ruft, wird von Bischöfen (...) für seine Einrichtungen die kirchliche Approbation entzogen. (...) Pfr. M. Schmittlein, 8524 Neunkirchen"
Den Fall Ecóne bringt Dr.theol. Johannes Josef Schulz, 7o7 Schwäbisch Gmünd in Zusammenhang mit ähnlichen Vorkommnissen aus der schweizerischen Kirchengeschichte. In DT, 25.6. 1975 schreibt er folgendes: "... wie im Todeskampf - Aus Züricher und Freiburger Studien vor der Schicksalhaftigkeit dts Erzbischofs Lefebvre vom Institut und der Bruderschaft Pius1 X. in Econe, Bistum Freiburg in der Schweiz, in ihrer Prozeßhaftigkeit schlagt schweizerische Kirchengeschichte von 1841 ins Gewissen. Damals wurden durch den Aargauer Freisinnigen Rat die Mönche von Wettingen und Muri des Landes verwiesen. (...) In einer Zeit, durch die der große Kardinal Newman prophetisch auch jetzt wieder warnt: 'Die Sache Christi liegt wie im Todeskampf.'"
aus: DT, 16.7. 1975
"Für rechte Einsicht - (...) Als man vor einigen Jahren zum erstenmal von diesem Seminar etwas hörte oder lesen konnte, war man erfreut und voller Hoffnung, (...) Und nun sind Kräfte am Werk, diese große Hoffnung zu zerstören, warum wohl? - Wie man heilige Meßopfer in lateinischer Sprache, nach dem Ritus Pius1 V. gefeiert wird und nicht in der heutigen, nachkonziliaren V?eise. (...) M. Arbogast, 7521 Karlsdorf"
aus: DT, 24.6. 1975
"Um Häresie handelt es sich nicht - flan kann zu dem Seminar in Econe und der !Priesterbruderschaft St. Pius X.' stehen vie man will. Eines ist jedenfalls sicher; Um eine Häresie handelt es sich nicht. (...) Ist es nicht eine Art von Schizophrenie, wenn die jahrhundertealte Meßliturgie von Pius V. verboten wird, während man es immer wieder erleben kann, daß völlig selbst erfundene und bisweilen an Gotteslästerung grenzende 'Meßfeiern' geduldet werden und man den dafür zuständigen Bischof fast zwingen muß, sich hinterher davon zu distanzieren? (...) H. Muggenthaler, Pfarrer, 9o69 Paunzhausen (Qbb.)"
aus Rheinischer Merkur, 13.6.1975
"Anfrage in Sachen Ecóne - (...) Wo bleibt die Information über das rechtsförmige, überorüfbare Vorfahren, aus der auch die interessierte kirchliche Öffentlichkeit entnehmen kann, welche Verfehlungen Anlaß dazu boten, in unserer so experimentierfreudigen Zeit ein Experiment vorzeitig abzubrechen, in dem viele - und nicht gerade die der Kirche Fernststehenden - eine Zukunftshoffnung inmitten einer düsteren Szenerie der Resignation und des Verfalls erblicken zu können meinten, während willkürliche Änderungen der Kanon-Texte, an doren dogmatischer Falschheit überdies keine Zweifel möglich sind, auch Predigten, die glaubenszerstörende Sentenzen enthalten, jahrelang ohne Sanktion bleiben? - Nur wenn der Öffentlichkeit überzeugende Gründe vorgelegt werden können, ist die Vermutung aus der Welt zu schaffen, diesjs Experiment sei nicht zuletzt deshalb beendet worden, weil sein erfolgversprechender Vorlauf eine bittere und beschämende Widerlegung der angeblich unvermeidlichen Praktiken in vielen anderen Seminaren zu werden drohte. (...) Prof.Dr. Otto B. Roegele, München
aus Rheinischer Merkur, 27.6. 1975
"Das Konzil - ein neues Tabu? - Dankenswerterweise hat Herr Prof.Dr. Roegele das fatale Stillschweigen über den Skandal von Leone gebrochen. (...) Demnach haben die römischen Stellen an einem Schreiben Anstoß genommen, das Erzbischof Lefèbvre am 21.11.1974 von Rom aus an seine Priesterbruderschaft gerichtet hatte. In diesem Brief bekundet er seine unwandelbare Treue zu Rom und den Lehren der Kirche, geht aber scharf mit aer "'neomodernistischen und neoprotestantischen Tendenz" ins Gericht, die an II. Vatikanischen Konzil und darnach in den aus ihm hervorgegangenen Reformen ganz klar zutage trat'. (...) In der nachkonziliaren Kirche ist bekanntlich manches Tabu gebrochen worden. Es nab und gibt kein_ Glaubensaussage, die nient in Frage gestallt,- keine Lehre der Väter, die nicht kritisiert, kein bisher gültiges Kirchengebot, das nicht angetastet worden wäre. Man ist sogar vor einer Umdeutung der Sakramente nicht zurückgeschreckt. Statt dessen wurde ein anderes Tabu errichtet" Das II. Vatikanum und die aus ihm entspringenden Reformen. - Es ist an der Zeit, darüber zu reden. Denn auch ein Konzil, so viele Hoffnungen es aeweckt haben mag, trägt seinen Sinn nicht in sich selber. Auch das II. Vatikanum muß 'an seinen Früchten' gemessen werden. Und die Fragen, die hier gestallt werden, lauten: Hat dieses Konzil - oder die aus ihm hervorgegangene Entwicklung - die Frömmigkeit vertieft, das Gebetsleben vermehrt, die Opferbereitschaft gefördert? Hat es den Glauben gefestiat, die Ausstrahlungskraft der Kirche, ihre Würde, ihre Geschlossenheit und damit ihre Glaubwürdigkeit vermehrt? - Diese Fragen stellen heißt sie verneinen. Die sittlichª, und religiöse Qualität dor Kirche hat Schaden gelitten - darüber kann kein verkrampfter Optimismus hinwegtäuschen. Die'häretische Mentalität' dieser mit dem Modernismus und Liberalismus infizierte Restglaube, der schon vor dem Konzil weit.- Kreise der Katholiken erfaßt hatte, ist durch die Reformen nicht gestoppt, sondern weithin gefördert worden. (...) Liselotte Herminghaus, Wiesbaden.
(Leserzuschrift von H.H.) :
"Nun ist durch Paul VI. die CHRTSTENVERFOLGUNG angefangen worden. Es wurde schon von MARIA vorausgesagt: Auch der Abfall von vielen Bischöfen und Priestern! Jetzt wird alles verurteilt, was seit CHRISTUS und den Aposteln nicht in Euren Kram paßt! Die Kirche wird auch diesen Ketzersturm überleben! Bei Hochw. Herrn Bischof LEFEBVRE und seinem Werk haben sie angefangen, obwohl sie nichts, aber schon gar nichts nachweisen konnten, das der apostolischen Glaubenslehre schadet. Auch der Bericht der Kathpress über Econe ist eine Fälschung, daher Lüge! Doch Papst Paul hat es noch nicht bewiesen, daß seine Meßreform etc. GOTTES WILLE ist! Aber der Fluch der Reformen des II. Vaticanums ist weltweit sichtbar, Verfall der Sitten und religiösen Lebens etc. Das haben sie mit ihrer teuflischen Ökumene und der geschändeten Messe verschuldet! Nur die meist dummen Kirchenblattschreiber merken das nicht!" Bezeichnend sind die Worte, die Döpfner zum "Entzug" der Approbation der Priesterbruderschaft und des Seminars von Ecóne gefunden hat. (Nach unbestätigten Aussagen soll Döpfner sogar durch persönliche Intervention versucht haben, Erzbischof
Lefèbvre bei seinem Besuch in München im April d.J. die Möglichkeit zum Zelebrieren zu nehmen.) In einer Predigt zum "Papstsonntag" (vgl. dazu die Berichte in der "Süddeutschen Zeitung" vom 7.7., in "DT" vom 9.7. und der "Borkener Zeitung" vom 2.8.) bedauert er mit Bezug auf Erzbischof Lefèbvre, daß "sogar ein Konzilsvater in folgenschwerer Verkennung das Konzil als solches für eine wesentliche Ursache der sicherlich in manchem sorgenvollen Situation der Kirche ansieht". Erzbischof Lefèbvre habe mit seinen Vorträgen "manchen gutmeinenden Gläubigen verwirrt und sicher nicht im Sinne des Heiligen Vaters" gesprochen, meint Döpfner. In diesem Zusammenhang begrüßte Döpfner das "Ja" von Paul VI. zum II. Vatikanum, das der Kirche "notgetan" habe. Daß gerade Döpfner sich auf "Papstworte" zum Konzil beruft, ist interessant. Seine eigene widersprüchliche Haltung, die darin zum Vorschein kommt, deutet recht gut der OberStudienrat Hans Werner Reißner, Düsseldorf an (DT, 23.7.75), wenn er Döpfner fragt: " ( . . . ) Das 2. Vatikanum hat keinerlei Dogma verkündet und rangiert darum entschieden unter dem Tridentinum oder dem 1. Vatikanum. Eine Kritik am 2. Vatikanum i s t folglich weit eher möglich als eine an den genannten Konzilien! (...) Der von EB Lefèbvre erwähnte" falsche Ökumenismus" sowie die "Protestantisierung" der katholischen Kirche sind doch Tatsachen!" (Zu erwähnen wäre noch, daß dor Schreiber dieser Zeilen Konvertit i s t ; er war früher Protestant.
Zu der Predigt von Döpfner noch eine Stellungnahme: 'Die von Kardinal Döpfner bt-klagte K r i t i k dos H.H. Erzbischof Marcel Lefèbvre an der nachkonziliaren Kirche besteht leider zu Recht. Es i s t doch erwiesen, daf die katholische Kirche nach dem Konzil in eine Krise allergrößten Ausmaßes geraten ist, so daß man versucht ist zu glauben, die Zeit des großen Abfalls (2. Thess 2,3) sei gekommen. (...) Josef Messmer, Würzburg, Eichendorffstr. 8"
Gegen den Bescheid des "Entzuges" der Approbation für seine Priesterbruderschaft und das Seminar kündigte Erzbischof Lefèbvre auf einer Pilgerfahrt in Rom Ende Mai eine Berufung an. Diese erfolgte bald darauf. Doch schon am 10.6.1975 wurde Erzbischof Ltèbvre vom "Gerichtshof der Apostolischen Signatur im Vatikan'" mitgeteilt, daß sein Einspruch gegen die "vatikanischen" Beschlüsse abgewiesen worden ist. (Vgl. dazu den beigefügten Kommentar auf Seite 133) Erzbischof Lefèbvre führt sein Seminar weiter und will sogar am 1.9. in Weissbad bei Appenzell (Schweiz) ein deutschsprachiges Priesterseminar eröffnen. Den Ärger über das Verhalten Erzbischof Lefèbvres konnten seine"Amtsbrüder" aus der Schweiz nicht verbergen.
In einer Presseerklärung - abgedruckt in "DT" vom 18./19.7. heißt es:
"An ihrer Versammlung vom 2. bis 4, Juli 1975 in Einsiedeln haben die Schweizer Bischöfe den schwerwiegenden Entscheid, der letzthin über die Priesterbruderschaft des hl. Pius X. und das Seminar von Ecóne gefällt wurde, offiziell zur Kenntnis genommen. Diesem Entscheid gingen lange Verhandlungen voraus. Er wurde überdies von den höchsten römischen Instanzen veranlaßt, und zwar im ausdrücklichen Auftrag des Papstes. Die Schweizer Bischöfe erklären sich mit diesem Entscheid solidarisch (...) Trotz dor Klarheit dieses Erlasses bleibt eine bedeutende Verwirrung der Geister zurück. Die Schweizer Bischöfe sind der Ansicht, die Zeit sei nun gekommen, alle, Priester und Laien, daran zu erinnern, daß die Kirche von heute nur durch die Annahme und Anwendung aller Richtlinien des Konzils und des kirchlichen Lehramtes aufgebaut werden kann. - Jeder Katholik bekennt siclx frei zu seiner Kirche. Diese Zustimmung stellt aber wesentliche Forderungen, wovon beim heutigen Stand der Dinge die Treue zum jetzigen Nachfolger des heiligen Petrus, Papst Paul VI., wie auch die "indung an den Diözesanbischof, der in Einheit mit dem Papst für die Ortskirche sorgt, hervorzuheben sind. (...) Es ist mit einer echten katholischen Lebensweise unvereinbar, sich zum obersten Richter über1 die Weisungen der Kirche zu erheben, der selbst entscheidet, ob er sich diesen Richtlinien unterwerfen wolle oder nicht. (...) die einen berufen sich auf die Päpste von gestern, um den Gehorsam gegenüber dem heutigen Papst zu verweigern, die anderen berufen sich auf cinc Kirche der Zukunft, um unerlaubte, ganz und gar unvorsichtige und verantwortungslose Experimente zu rechtfertigen. - Die Treue ist jedoch unteilbar. Sie kennt nur eine echte Stütze, nämlich den Herrn, der in der Kirche von heute gegenwärtig ist. (...)" Man beachte besonders den letzten Satz!
aus: "DT" vom 22.7. 1975
"Postwendend - Fast noch mehr als der Entzug der kirchlichen Approbation für Econo empört die Schnelligkeit, mit der der Gerichtshof der Apostolischen Signatur,, der sonst nicht für übergroße Hektik bekannt ist, den Einspruch von Erzbischof Lefebvre zurückgewiesen hat (vgl. DT vom 24. Juni 1975, S.7). Man muß fast annehmen, daß dieses Gremium den Einspruch und dessen Begründung prophetisch vorausgesehen hat: sonst hätte es nicht so rasch und postwendend reagieren können. - Da braucht man buchstäblich Jahre, um sich zu einer schwächlichen Ermahnung an Küng, die fast einer Entschuldigung gleichkommt, durchzubringen. Man läßt mit mildem Tadel Coca-Cola-Messen und neuerdings auch Fastnachtsmessen passieren. Aber im Fall Econe schlägt man mit dem Donnerkeil zu: erbarmungslos und vor allem rasch! - Wo bleiben jetzt die Greinacher und Kollegen, die uns unentwegt über die mangelnde "Solidarität" und den mangelnden "Konzilsgeist" in der Kirche vorjammern, mit ihren Protesten? Prof.Dr. kalter Hoeres, 6 Frankfurt a.M.
Die "Einsicht" wird auch weiterhin über das Geschehen un Ecóne berichten und kommentieren.
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