Ehe, Familie und Erziehung
13. Fortsetzung von H.H. Dr.theol.Otto Katzer
Das religiöse Leben.
I.Teil
"Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben!" (Joh. 14,6)
Da das Ehelebene ein sehr enges Leben ist, verläuft es intensiver als das des Einzelmenschen. Die positiven Seiten des menschlichen Charakters werden in ihm voll ausgenützt, ihre Vollkommenheit ist eine Bedingung für das wahre Glück. Leider zeigen sich im menschlichen Leben nicht nur positive Seiten, häufiger sogar werden es negative sein, als Folge der Erbsünde, durch welche sich der Wille zum Bösen neigte. Infolgedessen fordert die Ehe ein weit intensiveres religiöses Leben, ohne welches die so wohl für das zeitliche als auch für das ewige Glück notwendige Vollkommenheit unerreichbar ist.
Ohne eine besondere Hilfe von seiten Gottes, das ist ohne die übernatürliche Offenbarung, kann der Mensch nicht mit allen, für ein geordnetes Leben notwendigen Wahrheiten, bekannt werden. Immer besteht die Gefahr eines Irrtumes, um so mehr, da die meisten Menschen überhaupt nicht wissen, was die Wahrheit ist. Die Frage des Pilatus: "Was ist Wahrheit?" - ist die Frage der Geschichte der Philosophie. Wenn wir die Worte Ciceros bedenken: "Es kann nichts so Unvernünftiges gesagt werden, daß es nicht von einem der Philosophen vorgebracht worden wäre", werden wir auch den großen griechischen Philosophen Sokrates verstehen, wenn er ausruft: "Es möge doch jemand vom Himmel kommen, der uns belehren möchte, wie wir uns Gott und den Menschen gegenüber zu benehmen haben!" Und wenn auch manche Direktiven von den Philosophen gegeben wurden, so ist ihr Wert gering, denn die, die gehorchen sollen, betrachten sich als gleichwertig denen gegenüber, welche ihnen diese Direktiven gegeben haben, sagt schon Laktantius, der "christliche Cicero".
Selbst die Lehrer des Alten Testamentes konnten keine vollauf befriedigende Antwort geben. Wie oft nur hörte der Heiland die Frage: "Was muß ich tun, um das Himmelreich zu erlangen?" Nur Er, Christus konnte sagen: "Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, daß ich der Wahrheit Zeugnis gebe!" (1)
Ohne Christus, ohne die Gnade, die Er uns durch seinen bitteren Tod am Kreuze zurückerworben hat, könnten wir nicht zur Kenntnis der Wahrheit kommen, geschweige denn zu ihrem Erlebnis! Nur durch die Gnade wird der Mensch gerechtfertigt, welche uns von der Sünde befreit, und uns zum Tempel des dreieinigen Gottes machte teilnehmen läßt an Seiner Natur!
Wenn der Mensch will, daß Gott sich zu ihm neige, muß er sich zuerst zu Ihm emporheben, natürlich mit Seiner Hilfe! So wie ein Blumenkelch sich zur Sonne wendet, so muß der Mensch sein Herz Gott öffnen! Wenn ein Kind, welches ja klein ist, einen Kuß von der Mutter, die groß ist, haben will, dann muß es sich zu ihr emporheben, worauf sie sich zu ihm neigen wird. Dasselbe tut Gott mit uns. Wie wir soeben bemerkten, ist aber auch dies nicht ohne Seine Hilfe möglich. Gott gibt sie jedoch im ausreichenden Maße einem jeden, so daß, wenn jemand sein letztes Ziel nicht erreicht, es allein seine eigene Schuld ist.
Die absolute Unfähigkeit der menschlichen Natur mit seinen Kräften das ewige Heil zu erlangen, betont Christus selbst, wenn Er sagt: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als durch mich!" (2) "Niemand kann zu mir kommen, wenn der Vater, der mich gesandt hat, ihn nicht zieht!" (3) Dieses Faktum wird vom hl. Paulus hervorgehoben, wenn er sagt: "Nicht durch seine Kraft können wir etwas ausdenken; unsere Fähigkeit kommt von Gott!" (4) "Gott ist es ja, der nach seinem Wohlgefallen das Wollen und das Vollbrinnen in euch wirkt!" (5)
Deshalb brüste sich der Mensch ja nicht mit seinen Erfolgen, sei es auf dem natürlichen oder übernatürlichen Gebiet, als ob alles allein von ihm abhängen würde, denn "was hast du, das du nicht empfangen hättest? Hast du es aber empfangen, was rühmst du dich, als hättest du es nicht empfanren?!" (6) Nur unsere Fehler gehören ganz uns. Wem hat es also das Ehepaar zu verdanken, daß die Ehe noch besteht, ja etwa den Höhepunkt erreicht hat? Ist es allein das Verdienst der Eheleute? Wohl ist unsere Mitarbeit absolut notwendig, wenn etwas in unserer Seele gedeihen soll, aber unsere Bemühungen allein genügen nicht! Daß ich noch ein Mann bin, oder ein guter Ehemann, eine gute Ehefrau, dafür muß ich in der ersten Reihe Gott danken, Seiner Gnade, und dann vielleicht einem armen kleinen Negerkind, welches tief im Urwalde für den betete der des Gebetes am meisten bedarf, oder den Eltern, oder den Verwandten, sie mögen noch leben oder bereits das Jenseits betreten haben. Darüber belehrt uns der Glaubenssatz: "Gemeinschaft der Heiligen!" Deshalb ermahnt uns der heilige Paulus: "Was ist denn Apollo? was Paulus? Sie sind nur Diener, durch die ihr zum Glauben gekommen seid, und zwar so, wie es der Herr einem jeden gegeben hat. Ich habe gepflanzt, Apollo hat begossen, das Gedeihen aber hat Gott gegeben. Darum kommt es weder auf den an, der pflanzte noch auf den, der begießt, sondern auf Gott, der das Gedeihen gibt! ... Wir sind Gottes Mitarbeiter. Ihr seid Gottes Ackerfeld, Gottes Bauwerk."(7)
Wenn es auch wahr ist, daß wir versuchen müssen, alles zu leisten, was wir nur können, so müssen wir uns dennoch die Worte des Herrn zu Herzen nehmen: "So sollt auch ihr, wenn ihr alles getan habt,- was man euch aufgetragen, sagen: Wir sind geringe Knechte, wir haben nur unsere Schuldigkeit getan!" (8) "Ja aus Gnade seid ihr erlöst kraft des Glaubens. Nicht euer Verdienst ist es, es ist Gottes Geschenk! Nicht den Werken ist es zu verdanken, damit niemand sich rühmen kann! Denn sein Gebilde sind wir, in Christus Jesus geschaffen zu guten Werken. Darin zu wandeln, hat Gott uns vorherbestimmt." (9)
Dieser göttlichen Hilfe vermittels der helfenden Gnade, bedarf der Mensch nicht nur, um die Rechtfertigung zu erreichen, sondern selbst dann auch, wenn es ihm schon gelungen ist, infolge der heiligmachenden Gnade an Gottes Natur teilzunehmen. Diese besondere Hilfe Gottes besteht darin, daß sie uns:
1) gegen Versuchungen schützt, in welchen wir nicht bestehen könnten, 2) Schwierigkeiten auf dem Wege zu Gott zu überwältigen hilft, 3) in Anbetracht unserer natürlichen Schwäche, die notwendige Kraft verleiht. -
Um diese Hilfe müssen wir stets beten: "Wachet und betet, damit ihr nicht in Versuchung fallet, der Geist ist ja willig, aber das Fleisch ist schwach!" (l0) "Wir fehlen ja alle ohnehin schon genug." (11) "Der Gott aller Gnade, der euch durch Christus Jesus dazu berufen hat, nach kurzem Leiden in seine ewige Herrlichkeit einzugehen, wird euch ausrüsten, stärken, kräftigen und befestigen. Sein ist die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen." (12)
Deshalb müssen die Eheleute so häufig wie nur möglich die heiligen Sakramente empfangen, um die heiligmachende Gnade, wenn notwendig zurückzugewinnen, oder sie zu vermehren. Am notwendigsten ist die Teilnahme am hochheiligen Opfer, verbunden mit der hl. Kommunion. Das wird zwar nicht immer möglich sein, immer aber die geistige hl. Kommunion! Die Frauen zeigen hierin eine größere Aktivität; werfen wir nur einen Blick zur Kommunionbank!
Neben den Sakramenten haben wir die Sakramentalien, welche in Verbindung mit den Sakramenten oder getrennt von ihnen, uns für den Empfang der Sakramente bereiten, uns für die Gnade empfänglich, wie auch stark in den Versuchungen machen sollen. Sie sind dazu da, um alles mit übernatürlichem Licht zu durchdringen, oder Gott zu weihen.
Sie koordinieren den Menschen und seine ganze Umgebung, in welcher er lebt, zu Gott:
a) indem sie den Fluch der Sünde beseitigen und alles aus der Macht des Teufels befreien (Exorzismen), b) besondere Güter, geistige oder körperliche, natürliche oder übernatürliche bringen Segnungen, c) ihr Objekt zum Dienste Gottes bestimmen, und es unter Seine besondere Fürsorge stellen. (Weihen.)
Die Sakramentalien unterscheiden sich von den Sakramenten dadurch, daß sie nicht von Christus eingesetzt wurden, weninstens nicht direkt, sondern von der Kirche. Ihre Wirkung bekommen sie sowohl auf die Anrufung der Kirche, als auch aufgrund frommen Gebrauches (ex opere operantis), nicht aufgrund ihrer Einsetzung von Gott (ex opere operato).
Zu den Sakramentalien, welche zu Hause gebraucht werden, gehört das Weihwasserbecken, welches früher häufiger zu sehen war, wenn es ab und zu noch zu sehen ist, dann meistens ohne Weihwasser.
Die Juden hatten und haben, mancherorts noch heute, die Gewohnheit, eine Pergamentrolle an den Türpfosten anzubringen, mit den beiden Aschnitten Deut 6, 4-9 (Schema) und. l1, 13-21. "Höre Israel! Der Herr ist unser Gott, der Herr allein. So liebe denn den Herrn, deinen Gott, mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und all deinerKraft! Diese Gebote, die ich dir heute gebe, seien dir ins Herz geschrieben! Schärfe sie deinen Kindern ein! Rede von ihnen, ob du zu Hause weilst oder auf Reisen bist, ob du dich niederlegst oder aufstehst! Binde dir sie als Denkzeichen auf dein Hand! Trage sie als Merkzeichen auf der Stirne, und schreibe sie auf die Türpfosten und auf deine Tore!" Im zweiten Teil wird von der Verantwortung des Menschen beim Einhalten der Gebote Gottes gesprochen, wie auch von der Belohnung dafür. Ein frommer Jude soll beim Eintreten und Verlassen des Hauses die Mesusa mit einem Finger berühren und dann den Finger küssen.
Warum könnte der Christ, der ja "Israelite" im wahren Sinne des Wortes ist, nicht dasselbe tun, wenn auch in einer etwas anderen Form? Ist es denn so schwer sich mit Weihwasser zu bekreuzigen und zu sagen - beim Verlassen des: Hauses: "Mein Jesus behalte mein Herz rein", bei der Rückkehr: "Herr Jesus, mache mein Herz rein!"?
Wie besorgt sind wir um unsere Bekleidung, wenn wir das Haus verlassen, wie pflegen wir sie nur, wenn wir zurückkehren! Unsere Seele ist es nicht wert?
Der Name "Jesus", den wir aussprechen, bedeutet im Hebräischen "Gott" hilft" oder "Gott hilf!". Schon mit dem bloßen Aussprechen dieses Namens rufen wir die soeben angeführten Stellen des Deuteronomiums in das Gedächtnis zurück, nicht nur die Liebe Gottes zu uns, sondern auch unsere Liebe zu ihm, welche durch das getreue Befolgen der Gebote verwirklicht wird. Leider wurd selbst in ktholischen Familien das religiöse Leben nur zum Oberbau, welcher sein kann, aber nicht muß. Nichts geschieht, so sagt man, wenn kein religiöses Leben geführt wird. Und wirklich, es geschieht nichts, d.h. es kommt zu keinem Fortschritt im geistigen Leben, ja selbst im Alltagsleben nicht! Stehn bleiben heißt aber zurückgehen, bis jener Ort erreicht wird, woher keine Rückkehr mehr möglich ist, wo allein nur noch die Barmherzigkeit Gottes rettend eingreifen kann. Verpflichtet ist aber Gott dazu nicht!
Warum konnte nicht der Mann der Frau und die Frau dem Mann das heilige Kreuzzeichen auf die Stirn zeichnen, wie die Eltern ihren Kindern? Schämen wir uns des Glaubens? Wir werden noch später darüber sprechen müssen, wenn wir das Gebet behandeln werden, und zeigen, wie wenig wir im geistigen Leben fortgeschritten sind,
Das Haus, den Stall, die Garage usw. zu segnen, das kommt heute nicht mehr vor, weil die meisten Menschen praktische Materialisten geworden sind, und nur das glauben, was ihnen ihre Sinne zutragen! Was sie nicht sehen oder nicht betasten können, usw. existiert bei ihnen einfach nicht!
Wer beginnt heute noch seine Arbeit mit dem hl. Kreuzzeichen? Wenn wir die Handschriften des berühmten tschechischen Komponisten Antonín Dvorák in die Hand nehmen, sehen wir immer neben dem Datum ein "Mit Gott" zu Beginn, und ein "Vergelt's Gott" am Ende. Warum könnten wir nicht mit unserem Herrn beginnen, von dem wir so viele Gnaden bekommene uns aber um sie nicht kümmern!? Verdient dies allein nicht schon eine Bestrafung? So berauben wir uns der im Familienleben so notwendigen Kräfte? Es ist unberechtigt, sich über die Gebote Gottes zu beklagen, wenn wir keinen Gebrauch von der so großen Hilfe machen, die uns vom Herrn angeboten wird.
Wenn wir die Frage stellen, was denn eigentlich die Religion ist und wer als ein religiöser Mensch zu betrachten ist, dann müssen wir sagen: Religion ist die Koordination der gesamten Person und ihrer ganzen Umwelt, soweit diese verfügbar ist, zu Gott hin. Derjenige ist ein religiöser Mensch, der alles unternimmt, was er kann, um das Reich Gottes in seinem Herzen zu verwirklichen, wie auch in dem Bereich, in dem er tätig ist. Religion ist gewissermaßen ein "Zurücktragen" des Menschen und seiner ganzen Welt, zu Gott! Die vollkommenste Verwirklichung dessen geschieht bei dem Offertorium der heiligen Messe, welche der Tatsache nach eine Vergegenwärtigung und Erneuerung des Opfers Christi am Kreuze ist. Hier brachte Christus dem himmlischen Vater alles zurück, was der Mensch Ihm entwenden wollte. Hier zeigt Er uns, wie ein religiöses Leben in Wirklichkeit aussieht! "Seid so gesinnt wie Christus Jesus. Er, der in Gottesgestalt war, erachtete sein gottgleiches Sein nicht für ein Gut, das er mit Gewalt festhalten sollte. Vielmehr entäußerte er sich, nahm Knechtsgestalt an und wurde den Menschen gleich. Er erschien im Äußern als Mensch und erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tode, ja bis zum Tode am Kreuze. Darum hat ihn Gott auch so hoch erhoben und ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist: Im Namen Jesu soll sich jedes Knie beugen im Himmel und auf Erden und in der Unterwelt, und jede Zunge soll zur Ehre Gottes des Vaters bekennen: Jesus Christus ist der Herr!" (13)
Die ersten Christen brachten neben anderen Gaben noch Brot und Wein in die Kirche. Sie brachten es nicht allein deshalb, weil das Brot Jesu Leib werden sollte und der Wein Jesu Blut, sondern auch wegen der natürlichen Symbolik! Im Brot, das sie zum Altar brachten, brachten sie ihre Arbeit dar. So sollen auch wir es tun! Welchem Beruf wir auch nachgehen, immer geschieht es, um uns unser tägliches Brot dadurch zu erwerben. Wein symbolisiert menschliches Leid. Trauben müssen an der Sonne reifen. Je heißer die Sonne, um so süßer werden sie. Dann kommen sie in die Kelter. Auch uns wird es manchmal recht heiß in unserem Leben, und wir sind oft sehr niedergedrückt von den Schwierigkeiten, die sich so leicht einstellen, so sehr, daß nicht selten die Tränen in unseren Augen erscheinen.
Vor dem Kirchentor befand sich in den ersten christlichen Jahrhunderten ein großes Waschbecken, worin sich die Gläubigen ihre Hände wuschen. Das war nicht allein eine aus der alten Synagoge entnommene Gewohnheit, sondern praktisch notwendige denn sie bekamen die heilige Kommunion nicht in den Mund wie jetzt, sondern auf die Hand und reichten sie sich selber in den Mund. Allerdings müssen wir in Anbetracht des meist blasphemischen Brauches, wie er sich leider heute überall einmistete bemerken das dies bei tiefer Verbeugung geschah, und die Frauen ein weißes Tüchlein über die Handfläche gelegt haben mußten, das sogenannte "dominicale"! Diese Christen würden alle vor der modernen Gewohnheit zurückschaudern! Später, als man begonnen hatte, die heilige Kommunion in den Mund auszuteilen, war es nicht mehr notwendige ein großes Becken beim Eingang der Kirche zu haben, es wurde kleiner und kleiner, bis zu dem Weihwasserbecken, welches wir bei der Pforte der Kirche heute noch finden. Wir bitten den himmlischen Vater, unser Herz rein zu machen und auch rein zu erhaltene in welchem Er ja für immer wohnen will!
Beim Offertorium brachten die Gläubigen ihre Gaben zum Altar und übergaben sie dem Priester. Wenn die Eheleute in die Kirche gehen, dann dürfen gerade sie nie vergessen, das Brot ihrer Arbeit mitzunehmen, wie auch den Wein des Leides, denn es gibt in Familien, Schmerz, Trauer usw., daß das gemeinsame Leben sich nich selten sehr hart gestaltet, kurz, alle guten, als auch im Geiste der Reue die schlechten. Im Augenblicke der hl. Wandlung wird das Feuer des Heiligen Geistes all das, was schlecht ist, verbrennen, und das andere in die Perlen und Edelsteine der Tugenden und guten Werke verwandeln, von welchen wir sagten, daß sie mehr glänzen, als der herrlichste Diamant der Welt!
Beim Offertorium sollten wir also nicht in der Bank bleiben, sondern im Geiste an den Altar herantreten, und dem Priester auf die Patene das Brot unseres Lebens legen! Es befinden sich so viele Körnchen in ihm, so viele Schritte, Bewegungen des Herzens und der Hand es gab, usw. In den Kelch des Priesters sollen wir all unser Leid gießen; so viele Tröpfchen wie viele Tränen, Schmerzen und Weh.
Bevor wir aber an den Altar herantreten, müssen wir die Worte des Herrn bedenken: "Wenn du also deine Opfergabe zum Altare bringst und dich dort erinnerst, daß dein Bruder etwas gegen dich hat, so laß deine Gabe vor dem Altare, geh zuvor hin und versöhne dich mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe." (14) Das nämlich, was in der LIEBE vereint werden solle muß Liebe beinhalten. Es ist für die Eheleute wie auch für alle anderen praktisch unmöglich, sich z B. länger zu ärgern, als bis zum Beginn der hl. Messe, wenn sie wirk1ich fromm sein wollen. Wie leicht ist es, hier vor dem Herrn das Eheband zu stärken und verstärken!
Sollte es aber jemand trotzdem versuchen, getrennt von den anderen an den Altar heranzutreten, um dort seine Gabe, sein Leben niederzulegen, dann möge er bedenken, daß er dies nur in Verbindung mit den anderen verwirklichen kann, wie auch mit Christus! Wenn er es nicht tun will, dann ist seine Gabe ein Brocken, der getrennt von der Opfergabe am Altare liegt, ein Brocken, bei welchem der Priester nicht die Absicht hat, ihn zu konsekrieren, ihn in Christus zu verwandeln! Solch ein Mann oder solch eine Frau werden die Kirche so verlassen, wie sie sie betreten haben, unverwandelt, Ja mit einer noch größeren Sünde beladen. Leider machen sich die meisten Menschen keine Gedanken darüber! Das Feuer der göttlichen Liebe kann ihr Herz nicht berühren und so das Unkraut der menschlichen Natur verbrennen, es wird weiter wachsen und ihnen den Himmel verdunkeln. Müssen wir da nicht von jenen, die das Gebot der Liebe nicht erfüllen sagen: "Den Weg des Friedens kennen sie nicht, und kein Recht ist in ihrem Wandel; ihre Pfade krümmen sie; wer immer darauf wandelt, weiß nichts vom Frieden." Wären sie aufrichtige dann müßten wir von ihnen die Worte hören: "Darum ist fern von uns das Gericht, und die Gerechtigkeit erreichte uns nicht, wir warten auf Licht, und siehe da die Finsternis folgt auf den Glanz, und wir wandeln im Dunkeln. Wir tappen nach der Wand wie Blinde, und wie die, die keine Augen haben, tasten wir; wir stoßen im Mittage an wie in der Finsternis, und sind im Dunkel, wie die Toten. Wir brummen wie die Bären alle, und seufzen sehnsüchtig wie die Tauben; wir harren auf das Gericht, und es kommt nicht, auf Rettung, und sie ist fern von uns. Denn unsere Missetaten sind gar viele vor Dir, und unsere Sünden zeugen wider uns; denn unsere Laster sind vor uns und unsere Missetaten kennen wir!" (15)
Es ist natürlich eine Frage, wem wir eigentlich opfern - ist es der wahre, eine Gott, oder sind es unsere Idole? An unsere Idole können wir herantreten, wie wir wollen, nicht aber an den Herrn! Liebe muß es seine die uns zu Ihm treibt, nicht nichtsnutziger Tand, wenn wir Liebe erwarten. Deshalb ermahnt der hl. Paulus: "Ich will, daß die Männer allerorten reine Hände zum Gebet erheben, frei von Zorn und liebloser Gesinnung. Desgleichen sollen die Frauen in wohlanständiger Haltung erscheinen, sich mit Züchtigkeit und Sittsamkeit schmücken und nicht mir Haargeflecht, Goldgeschmeide, Perlen und kostbaren Kleidern, vielmehr mit guten Werken, wie es Frauen geziemt, die gottesfürchtig sein wollen." (16)
Brot und Wein symbolisiert auch die Arbeit und das Leiden Christi, sagt Er denn nicht von sich selber: "Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist,"(17) und: "Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Weingärtner."(18) Wenn der mystische Christus opfert, d.h. er sich selbst und wir uns in Ihm, so ist es einleuchtend, daß wir, die wir seit der hl. Taufe Seine Glieder sind, uns durch Ihn, in Ihm und mit Ihm, auch aufopfern müssen; dazu wurde ja die unblutige Vergegenwärtigung und Erneuerung des einmaligen Opfers eingesetzt! Unsere Stammeltern dachten nur an sich, und wollten nur alles für sich in ihrem wahnsinnigen Bestreben ohne Gott wie Gott zu sein. Christus aber kam, um den Willen seines himmlischen Vaters zu erfüllen, um uns zu ermöglichen, jenes Opfer, das wir durch Adam, in Adam und mit Adam verweigert haben, nun durch Ihn, mit Ihm und in Ihm darzubrinen und so die ewige Seligkeit zu erlannen. Auch alle unsere Arbeit und jedes Leid soll der Verwirklichung dessen dienen, was wir von Ihm gelernt haben: "Unser Vater . .. Dein Wille geschehe!" Für Dich will ich alles tun, für Dich will ich alles leiden - Dein Sohn und mein Bruder - Jesus Christus, soll mir Beispiel sein!
Seit je sehnte sich der Mensch nach wertvollen Schätzen, selbst wenn er sah, daß alles Irdische veränglich ist. Wer könnte da noch die Worte des Heilandes nicht verstehen, der da sagt: "Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber dabei seine Seele verliert?"(19) Der Tod reißt einem jeden unbarmherzig alles aus der Hand, was aus dieser Welt ist. Wenn der Mensch nicht rechtzeitig um ewige Güter besorgt ist, kommt der Tag, an welchem er mit leeren Hände vor seinem Richter stehen wird, mit einem vergeudeten Leben! Und er wird deshalb so dastehen, weil er die vergänglichen Güter nicht in unvergänliche verwandelt hat, aus eigener Schuld. Er hätte einen Schatz im Himmels wenn er das Vergängliche Gott beim Qffertorium dargeboten hätte!
Im Augenblicke der heiligen Wandlung werden nicht nur Brot in den allerheiligsten Leib und Wein in das allerheiligste Blut verwandelt, sondern auch alle unsere Lebensäußerungen, wie wir bereits bemerkt haben. So wird auch der Ärmste an irdischen Gütern reich vor Gott, und der Reiche, der seine Schätze Gott nicht aufgeopfert hat, ein elender Bettler.
(Fortsetzung folgt)
Anmerkungen:
(1) Joh,:18,37. (2) Joh. 14,6. (3) Joh. 6,44. (4) 2 Kor. 3,5. (5) Phi1. 2,13. (6) 1 Kor. 4,7. (7) 1 Kor. 3,5-9. (8) Luk 17,10. (9) Eph. 2,8-10. (l0) Matth. 26,41. (11) Jak. 3,2. (12) 1 Petr. 5,10. (13) Phil. 2,5-11. (14) Matth, 5,23-24. (15) Is. 59,9-12. (16) l Tim. 2,8-11. (17) Joh. 6,51. (18) Joh. 15,1. (19) Matth. 16,26.
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