WORTE ÜBER PAUL VI.
zusammengestellt von Dr. Joachim May
1. "Das ist Johannes, zwanzig Jahre jünger und mit einem Gehirn."
2. "Was soll die Welt von einem Manne sagen, der sich selbst als Stellvertreter Christi auf Erden versteht und in dieser seiner Auffassung soeben noch überwältigend von einer allgemeinen Kirchenversammlung bestätigt worden ist, und der nunmehr aus Angst vor den eigenen Leuten den Mund halten muß?"
3. Die katholische Kirche nimmt seit Jahren an dem Skandal einer "Kapitulation in Raten" teil, 'der von ihrem obersten Repräsentanten zwar immer wieder treffend als SelbstzerStörung definiert, aber nicht aufgehalten wird."
4. "Der gegenwärtige Statthalter Christi, dessen Herz privat schon immer links geschlagen hat, genierte sich nicht, in einer Zeremonie, die zu peinlich war, um noch als Tragikkomödie zu figurieren, die dreifache Krone abzulegen, die einst das Abendland barg. Der gescheiterte Versuch, sie zu veräußern - um kein schärferes Wort zu gebrauchen - und ihre schließliche Ablage im Museum machen den Akt vollends zu jenem Trauerspiel, dessen tyürdelosigkeit selbst von ihren linken Anwälten mit verlegenem Schweigen quittiert wurde. Und immer wenn das Neue Ron bemüht ist, wieder einmal durch 'Demokratisierung' seine Verbundenheit mit den Massen zu demonstrieren, geht es gegen die älteste Aristokratie Europas - gegen das Heilige Kollegium der Kardinäle. Selbst ihre Robe mußte dazu herhalten, um auch optisch jene Distanz zu liquidieren, die in dor Erhabenheit des Amtes begründet ist. Mit erstaunlicher Gelassenheit gleiten die Prälaten in aller Regel über die Verwandlung von Gottesdiensten in Meßfestivals hinweg - in Jazzorgien mit Schmus und Schlimmerem, mit Coca-Cola und Fäkalien. Zuletzt ist die Kathedrale von Reims, in der Jahrhunderte hindurch die Könige von Frankreich gekrönt wurden, auf solche Weise entweiht worden."
5. Angesichts der Tatsache, daß bei der Beisetzung des Märtyrer - Kardinals Mindszenty in Mariazeil "die Präsenz des Vatikans ... merkwürdig bescheiden"' war, daß nicht einmal der Nuntius in Wien daran teilnahm, sondern seinen zweiten Mann entsandte, daß selbst Rom niemanden geschickt hatte - ein Skandal erster Güte -, schreibt W.S. Schlamm: "Wer wird sich unter den Trauergästen befinden, wenn einmal eine vatikanische Hierarchie begraben wird, die Mindszentys Martyrium auf dem Gewissen hat? Alle, die nicht zu seinem Begräbnis gekommen waren. Also vor allem die Gottlosen und die Charakterlosen. Möge der verratene Kardinal beim Allmächtigen ein gutes Wort für den Papst einlegen! Er wird es brauchen."
6. "Sogar für den Fall, daß die proletarischen Jahrzehnte, die der Westen betreten zu haben scheint, dem sozialistischen Millenium den Weg öffnen sollten ...., wäre ich überrascht, wenn Mindszenty jemals nicht als nationaler Held oder Papst Paul nicht als ein schlechter Papst in der menschlichen Erinnerung fortleben sollte." - "Meine Vermutung: die Geschichte hat bereits gegen Papst Paul entschieden."
7. "Seit Kennedy zu den jubelnden Berlinern sagte, er sei einer der ihren ('ich bin ein Berliner'), hat der Berlin-Zuzug nicht aufgehört: das so einfache wie einleuchtende, so hoffnungsvolle wie leicht nachzuahmende Wort hat viel Kopisten gefunden - was gibt es Deutlicheres und gleichzeitig Unverbindlicheres an Identifizierung, als den Berlinern zu sagen, man sei eben auch einer? - Der neueste Berliner in dieser Reihe sitzt in Rom: der Papst höchstselbst, und wer ihn zum Berliner geschlagen hat, ist sein Außenminister, Erzbischof Casaroli, der in der Ost-Berliner Herz-Jesu-Kirche, zum Ende seiner Visite in der 'DDR', seine auf deutsch gehaltene Predigt mit den Worten beschloß: 'Der Heilige Vater ist auch heute unter uns, er kann sagen, daß er ein Berliner ist.' Ob er es wirklich gesagt hat oder ob Casaroli freie Hand in der Ausdeutung seines Chefs hat, sei dahingestellt ...
8. Paul VI. "ist eine tragisehe Figur und somit eine unglückliche Erscheinung alles andere denn ein Nutzen für Kirche und Welt."
9. "Paul VI. ... war stets im Geiste fortschrittlich, im Herzen aber konservativ, folglich als Regent ein Janus mit zwei Gesichtern" - man darf hinzufügen: politisch blaßrot.
Quellen:
1. Michael Serafian, Der Pilger, Hamburg 1964, 2. Walter Hoeres, in : Zeitbühne 6/1975, S. 26. 3. ebda., S. 23. 4. Walter Hoeres, in: Zeitbühne 3/1975, S. 31. 5. Zeitbühne 7/1975, S. lo 6. Auberon Waugh, zitiert nach: Zeitbuhne 7/1975, S. 11. 7. Bayernkurier, 28.6. 1975, S. 4. 8. Münchner Merkur, 28./29. Oktober 1972. 9. Reinhard Raffalt, Wohin steuert der Vatikan, München 1973,S.7o. |