MARIA HIMMELFAHRT
von H.H. Walter W.E. Dettmann
Wenn man heute dem kleinen Rest der dem alten Glauben treu gebliebenen Katholiken etwas über das Fest der Himmelfahrt der seligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria sagen will, dann muß man zuerst sagen, was Johannes XXIII., Paul VI. und die Bischöfe aus diesem Fest gemacht haben, das heißt, man muß den Gläubigen schildern, wie das größte Werk Papst Pius' XII. zerstört wurde.
Am 1. November des Jahres 1950hatte Papst Pius XII. nicht nur alle Katholiken feierlich verpflichtet zu glauben, daß die Gottesmutter mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen wurde, sondern er hatte auch zu Ehren der Gottesmutter ein neues Meßformular vorgeschrieben, worin jene einmalig schöne Lesung aus dem Buche Judith enthalten war, in der Ozias , "ein Fürst des Volkes Israel", die tapfere Heldin Judith mit folgenden Worten anspricht:
"Der Herr hat dich gesegnet in seiner Kraft; denn durch dich hat er unsere Feinde vernichtet. Gepriesen bist du, Tochter, vom Herrn, dem erhabenen Gott, vor allen Frauen auf der Erde. Gepriesen sei der Herr, der Himmel und Erde erschaffen hat, der dich dazu bestimmte, das Haupt des Obersten unserer Feinde zu treffen. Heute hat er deinen Namen so verherrlicht, daß dein Lob niemals mehr aus dem Munde der Menschen weichen wird, die der Macht des Herrn eingedenk sind in Ewigkeit. Um ihretwillen hast du dein Leben nicht geschont in der Not und Trübsal deines Volkes; vor dem Angesicht unseres Gottes bist du dem Untergang zuvorgekommen. Du bist der Ruhm Jerusalems, du bist die Freude Israels, du bist die Verherrlichung unseres Volkes!"
Dieses herrliche Lob für die Gottesmutter ist nicht nur aus dem neuen Meßbuch Pauls VI. und der Bischöfe verschwunden; es fehlt auch im neuen Verzeichnis der Lesungen für die Feste der Heiligen, weil das Buch Judith von Martin Luther nicht zum Worte Gottes gerechnet wurde. Martin Luther hat durch die Hand Pauls VI. den großen Papst Pius XII. geschlagen.
Papst Pius XII. hatte gesagt:
"Nachdem Wir immer wieder inständig zu Gott gefleht und den Geist der Wahrheit angerufen haben, verkünden, erklären und definieren Wir zur Verherrlichung des alimächtigen Gottes, dessen ganz besonderes Wohlwollen über der Jungfrau Maria gewaltet hat, zur Ehre seines Sohnes, des unsterblichen Königs der Ewigkeit, des Siegers über Sünde und Tod, zur Mehrung der Herrlichkeit der erhabenen Gottesmutter, zur Freude und zum Jubel der ganzen Kirche, in Kraft der Vollmacht Unseres Herrn Jesus Christus, cer heiligen Apostel Petrus und Paulus und Unserer eigenen Vollmacht, daß es ein von Gott geoffenbartes Dogma ist: Die unbefleckte, immerwährend jungfräuliche Gottesmutter Maria ist nach Vollendung ihres irdischen Lebenslaufes mit Leib und Seele zur himmlischen Herrlichkeit aufgenommen worden. Wenn jemand, was Gott verhüte, diese Wahrheit, die von Uns definiert worden ist, zu leugnen oder bewußt in Zweifel zu ziehen wagt, so soll er wissen, daß er vollständig vom göttlichen und katholischen Glauben abgefallen ist. (...) Keinem Menschen sei es also erlaubt, diese Unsere Erklärung, Verkündigung und Definition ungültig zu machen, ihr in verwegener Kühnheit entgegenzutreten oder sie zu bekämpfen! Sollte es aber jemand wagen, dies trotzdem zu tun, so möge er \vissen, daß er den Zorn des allmächtigen Gottes und der heiligen Apostel Petrus und Paulus auf sich herabruft!"
Wie kann jedoch eine solche Sprache Eindruck auf die heutigen jungen Geistlichen machen, wenn ihnen von allen Theologieprofessoren der Glaube an die Auferstehung und Himmelfahrt Jesu genommen wird? Professor Anton Vögtle in Freiburg/Breisgau hat jetzt ein Buch mit dem Titel herausgegeben: "Wie kam es zum Osterglauben?" (Patmos-Verlag 1975). Darin sagt er: "Die Rede von der Auferweckung Jesu von den Toten ist eine 'Sprachbarriere1 ersten Ranges Was hier als Tat Gottes behauptet wird, ist und bleibt ... von der uns bekannten und vorstellbaren Geschichte her unglaubwürdig" (Seite 11 und 12).
Die Saat des Unglaubens konnte nach dem sogenannten Zweiten Vatikanischen Konzil nur deshalb so ungeheuer rasch wachsen, weil Johannes XXIII. una Paul VI. da? Werk Papst Pius' XII. mehr zerstört hatten, als den moisten Katholiken bisher bekannt war. Papst Pius XII. hatte sein oberstes Lehramt in der feierlichsten Form vor der gesamten Kirche und vor der gesamten Welt ausgeübt: Seine beiden unmittelbaren Nachfolger Johannes XXIII. und Paul VI. dagegen erklärten vor derselben Kirche und derselben Welt: "Die katholische Lehre muß so erforscht und ausgelegt werden, wie unsere Zeit es verlangt. Man muß die Substanz der alten Lehre des Glaubensschatzes von der Formulierung ihrer sprachlichen Einkleidung unterscheiden" (Ansprache Johannes' XXIII. Zur Eröffnung des sog. Zweiten Vatikanischen Konzils am 11. Oktober 1952). Das waren die schlimmsten Worte, die während des sogenannten Konzils von höchster Scelle aus gesprochen wurden. Damit war die verbindliche Formulierung Papst Pius' XII. von der leiblichen Aufnahme der Gottesmutter in den Himmel nicht nur entwertet, sondern sie war auch der Absicht nach aufgehoben. Eine wirkliche Aufhebung eines Dogmas kann es ja niemals geben.
Johannes XXIII. und Paul VI. wollten keine verbindliche Formulierung des Dogmas; sio meinten statt dessen, Kirche und Welt mit unverbindlichen Lehren "erneuern" zu können. Das ist aber das Gegenteil des Geistes Jesu Christi. Johannes XXIII. und Paul VI., der als der Verfasser der Eröffnungsansprache des Konzils gilt, versprachen am 11. Oktober 1962, die alte Lehre "in wirksamerer Weise" (als Papst Pius XII. es getan hatte) zu verkünden.
Kardinal Julius Döpfner praktizierte dies so, daß er anordnete: "Die Lehrer jeder Konfession müssen bei der Gestaltung des Unterrichts (nämlich des Pveligionsunterrichts) auf ihnen wichtige und liebe religiöse Themen verzichten. Diese Beschränkung läßt gleichzeitig die zentralen Glaubenssätze klar hervortreten und erleichtert den Schülern die Erkenntnis des gemeinsamen Glaubensgutes" ("Leitsätze für den Unterricht und die Erziehung nach gemeinsamen Grundsätzen der christlichen Bekenntnisse", Amtsblatt der Diözese Augsburg, 77. Jahrg. Nr. 19 v. 24. Nov. 1967, Seite 335 - 338). Döpfner hatte schon als Bischof von Würzburg in einer Predigt gesagt: "Auch die Dogmen tragen ein irdisches Gewand".
Papst Pius XII. hatte gesagt: "Wenn jemand diese Wahrheit, die von Uns definiert worden ist, zu leugnen oder bewußt in Zweifel zu ziehen wagt, so soll er wissen, daß er vollständig vom göttlichen und katholischen Glauben abgefallen ist". Johannes XXIII., Paul VI. und Döpfner aber sprachen: Substanz der alten Lehre des Glaubensschatzes von der ihrer sprachlichen Einkleidung unterscheiden".
Bezüglich der Himmelfahrt der Gottesmutter bestand die sog. Substanz der alten Lehre in einer unverbindlichen Vorstellung von der leiblichen Aufnahme Marias in den Himmel. Papst Pius XII. aber hatte kraft seines höchsten Amtes diese Glaubenslehre in der strengsten Form verbindlich gemacht. Seine beiden Nachfolger kümmerten sich jedoch deshalb nicht darum, weil sie sich sagten, auch das Dogma der päpstlichen Unfehlbarkeit sei in seiner "alten Substanz' zu unterscheiden von jener verbindlichen Formulierung, die es im Jahre 187o durch Papst Pius IX. erhalten hatte.
Johannes XXIII. hatte an 11. Oktober 1962, dem Fest der Mutterschaft Marias, das sog. Zweite Vatikanische Konzil mit einer versteckten Kampfansage an das damals noch verhältnismäßig neue Dogma der Himmelfahrt Maria begonnen.
Heute kann man deutlich sehen, daß aus dieser getarnten Kampfansage eine ungeheure Flut des Unglaubens entstanden ist. Auch die völlige Zerstörung des heiligen Meßopfers hängt unmittelbar damit zusammen. Die Art und Weise, wie Johannes XXIII. das große Werk seines Vorgängers Papst Pius' XII. zerstört hat, war eine Herausforderung an den ganzen Himmel, und die eigentliche und richtige Antwort darauf werden die Menschen erst noch zu spüren bekommen. Der jetzt im Gang befindliche große Abfall vom Glauben auf der gesamten Erde ist erst das Vorspiel davon. Johannes XXIII. hatte zwar in seinem menschlichen Benehmen nach außen das Bild eines väterlichen Oberhirten geboten. In seinem eigentlichen kirchlichen Verhalten dagegen war er noch unglücklicher als sein gleichnamiger Vorgänger (auch Johannes XXIII.) zur Zeit des Konstanzer Konzils.
Das Fest der leiblichen Aufnahme der Gottesmutter in den Himmel ist für den gläubigen Laien getrübt; für einen aufmerksamen Priester dagegen ist das Fest sogar zerstört, weil sich Johannes XXIII. gegen das Dogma ausgesprochen hat, und weil Paul VI. nicht nur das Meßformular Papst Pius' XII. zerrissen, sondern auch das eigentliche Wesen des Meßopfers an die Feinde verraten hat. Papst Pius XII. wollte alle Gläubigen mit größerem Vertrauen auf die in Himmel thronende Mutter des Heilands erfüllen; seine Nachfolger dagegen meinten irrtümlich, er habe des Guten zu schweren Lage kaum zu beten: "Heilige und in der Stunde viel getan; man dürfe die heutigen Katholiken nicht mehr auf irgendein Dogma verpflichten. Gläubige Katholiken können in dieser etwas Besseres tun, als täglich oft und inständig Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder, jetzt unseres Todes!"
Wenn wir uns in der heutigen Zeit täglich vertrauensvoll an die Gottesmutter wenden und im Geiste vor ihrem himmlischen Throne den Rosenkranz beten, wird sie der gesamten Kirche bald durch ihre außergewöhnliche mütterliche Hilfe zeigen, daß sie wirklich Leib und Seele in den Himmel aufgenommen wurde. |