DAS GLEICHNIS VOM WELTBERÜHMTEN CHOR
von Alois Schnitzer sen.
Ein weltberühmter Chor mit seinem Orchester hat soeben eine Festaufführung beendet. Stürmischer Beifall - somit Anerkennung für die gemeinsame Leistung - durchrauscht den Festsaal. Alle Mitwirkenden fühlten sich für die vielen und harten Proben belohnt. Der Beifall war aber auch zugleich ein Lob für den Verfasser der Noten und des Textes.
Wenn nun ein Zuhörer einen guten persönlichen Kontakt mit einem Mitwirkenden hat, dann kann er sich auch Fragen, etwa wie folgt, erlauben: Sie haben doch bei dem gleichen Werk schon unter der Stabführung von A mitgewirkt. Bestehen nun Unterschiede zwischen dem Dirigenten A und dem heutigen Dirigenten B? Beidemal wurde euch doch ein stürmischer Beifall gespendet! Welcher Dirigent trifft mit seiner Stabführung am besten den Willen des Komponisten? Wir werden die Antwort bekommen: gut und sicher führt jeder der beiden Dirigenten, wenn auch bei jedem die persönliche Eigenart und dessen Temperament zum Durchbruch kommt. Von einem Stabführer muß auch erwartet werden, daß er sich bemüht, die volle Zielsetsung der vorliegenden Noten in einer Einheit fehlerfrei den Zuhörern zu Gehör zu bringen. Es ist dabei eine Selbstverständlichkeit, daß schon bei den Proben jeder Mißton und jeder falsche Einsatz eines Mitwirkenden kritisiert wird. Einem Dirigenten, dem eine solche Fähigkeit oder der Mut und die Kraft zu solcher Kritik fehlt, ist es unmöglich, d h. er ist unfähig, einen solchen Chor mit Orchester zu leiten. Die erteilte Kritik bzw. die Richtigstellung empfindet jeder Mitwirkende als notwendig. Es würde niemandem einfallen, hier von einer Diktatur oder einem Machtanspruch durch den Dirigenten zu sprechen. Diesem eisernen Zwang unterordnet sich jeder Mitwirkende, weil jeder weiß, daß nur so eine gute und erfolgreiche Aufführung möglich ist.
Für viele Besucher einer solchen Festaufführung ist es aber auch meist ein erhebendes Erlebnis, wie der Dirigent die verschiedenartigsten Instrumente wie Trommeln und Pfeifen, Pauken, Trompeten und Geigen - Sänger und Sängerinnen mit hohen und tiefen Stimmen wie er sie alle zu einer musikalischen Einheit zusammenwirken läßt, wie dadurch versucht wird, dem Willen des Künstlers, der dieses Werk geschaffen hat, gerecht zu werden. Solche Leistungen imponieren, zeigen ein gutes Können aber auch den Willen, daß jeder Mitwirkende sein Bestes für ein gutes Gelingen beiträgt. Mit dem guten Gelingen der Aufführung wird aber auch Ehre und Anerkennung dem Verfasser des Werkes zuteil.
Für die gesamte Menschheit wurde auch ein Gebotsnotenblatt geschrieben, das als das interessanteste Gemeinschaftswerk anerkannt und als solches von den Menschen zur Aufführung gelangen soll. Die besten Fachleute, die erfahrensten Kenner der menschlichen Fähigkeiten haben dieses Werk verfaßt. Überall, wo dieses Werk unverfälscht zur Aufführung kam, zeigte es in seiner Gesamtwirkung einen Wohlklang, der Friede und Harmonie in allen Menschenherzen verbreitete.
Voller Sorge frage ich mich: warum kommt dieses Meisterwerk heute nicht mehr zur Aufführung? Dessen Gebotsnoten wurden doch von unserem Herrgott selbst verfaßt! Die Vergangenheit lehrt, wo sich Menschen um die gottgewollte Aufführung bemühten, wurde Neid, Haß, Zwietracht abgebaut. Die Menschen wurden dadurch froher, zufriedener und glücklicher, dem Schöpfer des Werkes gegenüber aber auch dankbarer. Dies wäre doch Anlaß und Beweiskraft genug, sich um eine erneute Aufführung im Sinne des Verfassers zu bemühen.
Sind etwa die festgelegten Gebotsnotenanweisungen für den Menschen unerfüllbar? Nein - die Gebotsnoten sind so einfach, für jeden Menschen, der guten Willens ist, verständlich - und von jedem erfüllbar; fast möchte man^sagen zu einfach. Nur deshalb fühlten sich so viele erste Dirigenten veranlaßt Änderungen auf das Notenblatt zu schreiben. Tausende von Unterdirigenten wollten auch beweisen, daß sie vom Notenschreiben etwas verstehen und haben auch ihre menschlichen Vorstellungen ins Notenblatt eingeschrieben. Dies genügte noch nicht. Die Hunderttausende von Mitwirkenden glaubten sich auch berufen Änderungsvorschläge ansubringen. Diese durchgeführten Änderungen wurden im Zuhörervolk bekannt; deshalb forderte auch dieser Personenkreis, daß Änderungen nach ihren Vorstellungen zur Durchführung kommen. Diese interessierten Volkszuhörer schlossen sich, um ihre Forderungen aussichtsreicher durchsetzen zu können, zu Verbänden zusammen. Wir kennen sie unter der Bezeichnung Synodalen und Pfarrgemeinderäte. Einer von denen, die da Änderungsvorschläge einreichten oder solche unterstützten, fragte sich, was der Verfasser des Werkes eigentlich erreichen wollte. Welches Hauptziel hatte der Gebotsnotenschreiber angepeilt? Für alle eingebrachten Änderungsvorschläge galt nur der Wunsch: wie kann ich erreichen, daß meine persönlichen Ansichten berücksichtigt werden. Solches konnte nur durch demokratische Abstimmungen erreicht werden. Nur so konnte jeder menschlichen Eitelkeit zum Sieg verholfen werden.
Leider stellten alle christlichen Dirigenten im katholischen wie im orthodoxen und evangelischen Lager keine falschen Einsätze und Töne fest' Zumindest fühlten sie sich nicht zur Stellungnahme veranlaßt. Oder mußten sie aus moralischen Gründen schweigen, weil sie selbst das Rainsmal der eigenmächtigen Änderungen auf der Stirne trugen? Sei es wie es wolle - diese Dirigenten haben sich das Original-Gebotsnotenblatt entreißen lassen, und somit dürfen sie heute religiöse Revolutions-Schlagerlieder und Texte, nervenaufpeitschende Jazzmusik, ja sogar ein Musical AVE EVA aufführen. Dabei freuen sich diese Dirigenten, daß sie Beifall bekommen, wenn auch nur von Menschen, die Gottesanweisungen kritisieren, von Menschen, die unserem Herrgott die Gefolgachaft verweigern.
Der Aufführungsraum für die Veranstaltungen, in welchem die alten und heute die sogenannten vermenschlichten Noten zum Vortrag kommen, ist der gleiche geblieben. Auch bemühte man sich,in Kleidung und Veranstaltungsablauf nichts Auffälliges zu verändern. Nur der Innenraum wurde umgestellt, angeblich dem Volkswillen angepaßt. Infolge solcher Täuschungsmanöver ist es dem Volke unmöglich, die Fälschung vom Original zu unterscheiden. Auch wurde Wildwuchs und übles Rankwerk schon lange nicht mehr zugeschnitten. Zugleich wurde reichlich weltliches Blendwerk in Wort und Schrift verkündet und buntbemalte Kulissen vorgeschoben. So wurde der edle Grundcharakter des göttlichen Meisterwerks versteckt. Primitiver Ersatz wurde allseits angeboten. Eigenartig war dabei, daß die Dirigenten noch immer die Aufführung und die Aufgaben des Hauptrahmengebots ankündigten. Das Thema: Gottes- und Nächstenliebe blieb somit aktuell.
Der Titel des Hauptwerkes wurde noch verkündet, aber die zehn Leitsätze, auf deren Grundfeste der Aufführungsplan für das Hauptwerk aufzubauen ist, wurde einem menschlichen Beseerwissen untergeordnet. Menschliches Besserwissen heißt, die religiösen Aufgaben der Leitsätze beiseiteschieben, dafür Wünsche und Forderungen der erdgebundenen Menschen erfüllen. Die der Welt versklavten Menschen klammern sich eben nur an irdische Werte, an Besitz und Einkommensmehrung, an immer höheren [ebensstandard. Damit verfällt der Mensch den Leidenschaften der Unzufriedenheit, dem Neid, dem Haß. Das sind aber auch die Voraussetsungen bzw. die Gründe für gegenseitigen Streit und Kampf. Aus Neid erfolgte der erste Mord, Kain erschlug seinen Bruder Abel. Der Neid verkörperte schon damals wie heute den Geist dieser Welt, wird sichtbar im Auseinanderleben der Familien, im Gegeneinander der kleinen und großen Interessengemeinschaften. Für allen Unfrieden auf dieser Welt tragen diese erdgebundenen Leidenschaften die Schuld. Nur damit tragen die Menschen immer wieder den gegenseitigen Kampf und Kriege in die Menschheit. Auffallend ist, daß alle Menschen, welche dieser Geisteshaltung verfallen sind, auch die Befolgung der zehn Gebote ablehnen, weil sie mit der Befolgung da und dort auf einen persönlichen Vorteil zu Gunsten des Nächsten verzichten sollten. Menschen, die solchem Materialismus verfallen sind, lehnen auch alles Überirdische ab. Für sie ist es unmöglich, daß die Gottesmutter unbefleckt empfangen hat. Für diese Leute gilt es als unglaublich, daß Brot und Wein in das Fleisch und Blut Christi verwandelt werden kann. Diese Materialisten sagten schon zu Christus, als er sprach "ich werde euch mein Fleisch zu essen und mein Blut zu trinken geben": "Deine Rede ist hart, wir gehen". Und solche Leute haben heute Dirigentenstellungen in unserer Kirche. Von diesen Leuten wurden auch die religiösen Aufgaben des Gebotes der Liebe mit sozialen und humanen Aufgaben ersetzt. Diese Leute kümmern sich nicht, was der Hauptinterpret des göttlichen Meisterwerks "Paulus" bereits schriftlich festgehalten hat. Er hatte schon niedergeschrieben ... "und wenn du deine ganze Habe an die Armen verteilst, dann ist dies wertlos, wenn du das Gebot der Liebe, die zehn Gebote nicht erfüllst".
Alle Dirigenten, welche soziale und humane Leistungen als Ersatz für die Erfüllung der göttlichen zehn Gebote fordern, widersprechen damit dem Willen des Verfassers des Meisterwerks, unterminieren das Leitziel für ein besseres Gemeinschaftswerk - Gemeinschaftsleben der Menschen, dulden Ersatzaufführungen, dulden falsche Einsätze und Töne. Deshalb kommt es auch derzeit zu keiner Festaufführung des göttlichen Meisterwerks. Ja, es können nicht einmal Proben durchgeführt werden, weil die zuständigen Dirigenten die Originalnoten und Texte von den daswischen-geschriebenen Ersatzideen nicht mehr zu trennen vermögen. Der Name des Dirigenten, die Mitwirkung der unterschiedlichsten Instrumentalisten, Sänger usw. würde wahrhaft keine Rolle spielen, wichtig wäre nur, daß alle, Dirigent und Mitwirkende, gewissenhaft bestrebt wären, die göttlichen Gebotsnoten fehlerfrei und unverändert zur Aufführung zu bringen.
Wenn sich nur ein einziger Dirigent fände, der bereit sein würde den Taktstock gewissenhaft und verantwortungsbewußt nach den göttlichen Originalgebotsnoten zu führen, keinen falschen Einsatz und keinen falschen Ton dulden würde - wahrlich, sein Chor und sein Orchester könnte an Zahl der Mitwirkenden klein sein - die Menschheit würde sofort das Echte erkennen und käme zu der Feststellung, hier wird Gottgewolltes geübt und aufgeführt. Sicherlich würde auch die Zahl der Bewerber, die mitwirken möchten, sich sofort um ein Erhebliches vermehren. Ich erinnere nur an die kleine Zahl der Apostel zur Gründungsseit der katholischen Kirche.
Freilich würden die Anhänger des Materialismus, wie seit 2000 Jahren üblich, sich zum Widerstand zusammenfinden. Sie würden sich evtl. auch mit Gewalt wehren, weil sie sich durchschaut fühlten, daß sie nämlich nur ihre eigenen Interessen vertreten, daß sie nicht bereit sind, auf persönliche Vorteile zu verzichten, die sie sonst doch nur auf Kosten ihres Nächsten einheimsen können.
So lehrt es uns die Kirchengeschichte, so sagte es Christus voraus, die der Welt versklavten Menschen werden euch hassen, so wie sie mich gehaßt haben. Dem Knecht geht es nicht besser wie dem Meister.
Eine klare Trennung der Werke, wie sie Gott vorschlägt, von den menschlichen Werken, wie sie die Welt fordert, ist jedoch die Voraussetsung für die Reinheit und Klangfülle, somit für die Erfolgsaussicht einer Aufführung des göttlichen Meisterwerkes.
Nur an einem sauber geschriebenen und verkündeten Gebotsnotenblatt erkennt die Menschheit die Kompaßrichtung, die Gott der Menschheit für eine bessere [ebensgemeinschaft vorschlägt. Nur mit der von Gott empfohlenen Kompaßrichtung kann die Menschheit in eine friedlichere, glücklichere, in die christliche Endzeit geführt werden.
Mit einem Treu Kolping grüßt Alois Schnitzer sen. 822 Traunstein
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