AVE CRUX, SPES UNICA DAS LEID II.
von H.H. Pfr. Alois Aßmayr
Vorbemerkung: Durch einen redaktionellen Eingriff ist in dem letzten Artikel von H.H. Pfarrer Aßmayr "Einsicht" 6(6)250 der Sinn einer Aussage entstellt worden. Anstatt: "Die Strafe ihrerseits aber ist nur sinnvoll im Hinblick auf Wiedergutmachung, auf Sühne und Besserung." muß es heißen: "Die Strafe aber hat (auch) den Sinn der Sühne und der Besserung." Ich bitte die Leser, besonders aber H.H. Pfarrer Aßmayr dieses Versehen zu entschuldigen. (E.H.)
Das Leid der Hölle, des Fegfeuers und das auf der Welt hat seinen Ursprung im Ungehorsam gegen Gott, gegen die Wahrheit und ist die natürliche Folge dieses Ungehorsams. Ein Vergleich möge dies in etwa verständlich machen: Wenn ein Autofahrer auf den Gebirgsstraßen die Kurvenzeichen bewußt mißachtet, wird er unweigerlich mit einem entgegenkommenden Auto zusammenstoßen oder in den Abgrund stürzen.
Das Leid ist aber auch eine Strafe, seitdem es ins Dasein getreten ist. Der Herr verhängte es eigens für den Ungehorsam, für die Sünden. So z.B.die Sintflut, die oftmaligen Bestrafungen des auserwählten Volkes und manche andere Strafen sind eigens von Gott verhängt worden als Strafen für ihre Sünden, auch die Zerstörung Jerusalems und die Zerstreuung des Volkes Israels in alle Welt. Von vielen Kriegen und Katastrophen wissen wir, daß sie Strafen Gottes waren. So die beiden vergangenen Weltkriege, ebenso der angedrohte kommende Weltkrieg und die kommenden und schon allenthalben wütenden Katastrophen der verschiedensten Art.
Der Herr straft durchaus nicht gern. Darum mahnt und warnt der Herr gar oft, bevor Er straft, besonders, wenn es sich um ganze Völker handelt. Erst wenn alles Mahnen und Warnen nichts nützt, greift Er zur Rute oder Geißel. Die Menschen wurden durch Noe vor der Sintflut gewarnt. Umsonst! Wie oft wurde das Judenvolk durch die Propheten gemahnt und gewarnt, zuletzt durch Jesus Christus selber. Man schlug nicht nur alle Mahnungen und Warnungen in den Wind, man verflogte alle Mahner und Warner und tötete sie sogar. Welche Warnungen hat die Mutter Gottes nicht in La Salette und Fatima z.B. an die Welt und auch (besonders) an die katholische Kirche und deren Vertreter gerichtet! Diese Mahnungen und Warnungen werden heute immer dringender und ernster. Vergeblich! Auch Don Bosco hat viele Warnungen ausgerichtet, z.B. an das Piemontesische Königshaus, als es um die Aufhebung der Klöster ging. Hoftheologen haben dem König die Warnungen ausgeredet und ihn in Sicherheit gewiegt. Auch Rom und Paris wurden von ihm gewarnt. Ebenso richtete Don Bosco an den österreichischen Kaiser Franz Joseph im Jahre 1873 eine Botschaft, in der er ihn mahnte, sich nicht mit dem protestantischen Preußen, sondern mit dem katholischen Frankreich und Spanien zu verbinden, mit Rußland aber nur Verbindung und kein Bündnis aufzunehmen. "Willst du die Rute meiner Macht sein? Willst du die geheimen Willensakte vollstrecken und der Wohltäter der Welt werden? Mit Klugheit und Tatkraft werdet ihr unbesieglich sein. Verabscheue die Feinde des Gekreuzigten und vertrau auf mich, der ich der Verleiher der Siege an die Heere bin!" Der Kaiser las die Botschaft und ließ Don Bosco danken, konnte sich aber zur Durchführung der Botschaft nicht aufraffen. Die Folgen kennen wir und leiden heute noch darunter. Auch Musolini wurde von der stigmatisierten, heiligmäßigen Schwester Helen Ajello Anfang Mai 1939 vor dem Eintritt in den Krieg gewarnt. Er dankte ihr, aber "man kann nicht immer zurück!" Wie die Herrscher Österreichs, Bayerns und Frankreichs durch Maria Anna Lindmayr gemahnt und gewarnt wurden zur Zeit des spanischen Erbfolgekrieges, ist wohl noch wenig bekannt. Wie sie die Mißachtung durch den Gang der Ereignisse büßen mußten, kann z.B. in der Weltgeschichte von Weiß, Bd. X, 655 ff nachgelesen werden. Daß der bayerische Kurfürst Max Emanuel damals dem Sterben entgangen ist, verdankt er den Gebeten und Opfern der Maria Anna Lindmayr. (Wer genaueres wissen oder erfahren will, kann sich das Buch: "Maria Anna Lindmayr, Prophetin Gottes und Helferin der Armen Seelen" von Bonifatius Günther, Jestetten 1976 - Miriam Verlag, 20.- DM bestellen. Ich kann das Buch nur sehr empfehlen.)
Wie wir heute allenthalben gemahnt und gewarnt werden, ist allgemein bekannt. Auch ohne "Botschaft von oben" können wir uns weitgehend ausrechnen, was wir zu erwarten haben. Die Folgen werden wir tragen müssen, besonders wir, die Priester, Bischöfe, Kardinäle und Paul VI. Wer nicht hören will...
Strafe hat meistens auch den Sinn der Besserung. Manchmal hat der Herr auch eine solche Besserung erreicht. Leider hält die Besserung selten lange an. Wenn es nimmer weh tut, vergißt man bald, wie wehe es getan hat.
Wenn Kreuz und Leiden zunächst die natürliche Folge der Sünde sind und auch Strafcharakter haben, hat Gott der Herr in Seiner Güte, Liebe und Macht auch bewirkt, daß in ihnen sehr große Werte stecken, die wir kaum hoch genug veranschlagen können: Leiden sühnt, d.h.: Leid ist imstande, eigene Schuld und fremde Sünden wieder gut zu machen und zu tilgen. Freilich kommt es dabei darauf an, in welcher Gesinnung Kreuz und Leid getragen werden. Wir wissen alle, daß der Sohn Gottes Mensch geworden ist, um u.a. die Schuld, die Sünden der Menschen zu sühnen und wieder gut zu machen, um dadurch den Frieden zwischen ihnen und Gott wieder herzustellen und ihnen den Zugang zum ewigen Glück im Himmel wieder möglich zu machen. Es ist uns bekannt, daß daher Sein ganzes Leben vom Anfang bis zum Ende ein hartes Opfer-, Buß- und Gebetsleben war. Jesus hat die Sünden der ganzen Menschheit auf sich genommen und sich bereit erklärt, alles willig auf sich zu nehmen, was der Vater in Seiner Gerechtigkeit zur vollständigen Wiedergutmachung verlangt und verlangen muß. Jesus ist für uns gehorsam geblieben bis zum letzten Atemzug am Kreuz. Was Jesus als Mensch dabei körperlich und seelisch gelitten hat, davon können wir uns keine rechte Vorstellung machen, erst recht nicht von Seiner Gesinnung, mit welcher Er all das gelitten hat. Daraus aber, daß das Leiden des mensch-gewordenen Gottessohnes imstande war, die gewaltige Sündenschuld der ganzen Menschheit zu sühnen und gut zu machen, könnten wir ungefähr abschätzen, welch riesiger Wert im Kreuz und im Leid verborgen ist - wenn wir sie nur in der richtigen Gesinnung tragen. Auch sehen wir daraus, daß ein Mensch durch Leiden die Sünde eines anderen Menschen gut machen kann. Es ist ein großes Geschenk Gottes an uns Menschen. Die Büßer und Sühneseelen sind Beispiele dafür. Ich denke da an Pater Pio, an Maria Anna Lindmayr. Was hat gerade Bayern und besonders München nicht dieser Sühneseele zu verdanken, aber auch viele andere. Ich denke an Theresia Neumann, an Katharina von Siena und viele andere. Alle Heiligen waren solche Wohltäter der Menschheit. Wieviele Strafen und Katastrophen diese leidenden, sühnenden und büßenden Menschen vermindert oder ganz verhindert haben, werden wir wohl erst in der Ewigkeit erfahren.
Das Leid als solches kann man unmöglich gern haben. Wenn wir aber wissen oder wüßten, was für ungeheure Werte darin stecken, wenn wir es richtig tragen, dann muß sich unsere Einstellung zum Leid ganz radikal ändern. Wenn wir aber wissen, was wir aus Kreuz und Leid machen können, können wir auch das Verhalten Jesu gegen Petrus verstehen, der den Herrn vom Leiden abhalten wollte. Nur dann verstehen wir die Aussprüche großer Heiliger wie den der hl. Theresia von Avila: "Leiden oder sterben." und den der hl. Magdalena von Pazzis: "Leiden und nicht sterben!" Nur dann kann man auch den Ausspruch des hl. Joh. Maria Vianney, des Pfarrers von Ars, verstehen: "Durch Leiden werden mehr Menschen gerettet als durch glänzende Predigten." Nur wenn man den Wert des Leidens kennt, kann man auch den Leidensdurst und den Leidenshunger und das fürchterliche Bußleben der Maria des Vallees (+ 1665), aber auch das der Anna Schäffer (+ 1925) verstehen, die dem Herrn herzlich gedankt haben, daß sie so viel leiden durften. Freilich gehört zu einer solchen Einstellung eine große Gottes- und Nächstenliebe, die leider bei so wenigen zu finden ist und über die leider auch ich selbst nicht verfüge. Nur solche dürfen es wagen, den Herrn um Leiden zu bitten, denn sie würden sonst jämmerlich versagen. Ich möchte daher davor warnen. Der Herr schickt uns schon, was wir gebrauchen, und erst recht sollen wir uns die Kreuze nicht selber machen: willig d i e annehmen, die uns der himmlische Vater schickt oder uns durch Mitmenschen auferlegt werden. Viel weiter werden wir gewöhnliche Christen es wohl nicht bringen.
Wenn wir nur den Sühnewert des Leidens überlegen, müßten wir Kreuz und Leid mit ganz anderen Augen ansehen als es gewöhnlich geschieht. Ohne Kreuz und Leid wären wir nicht erlöst. Ohne Kreuz und Leid werden auch wir nicht in die Herrlichkeit eingehen. Jesus selbst sagt: "Wer mir nachfolgen will, verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach." (Mat. 16,24)
Das Leiden birgt aber auch noch andere Werte in sich; darüber ein andermal.
Es grüßt alle Freunde und Leser freundlich und segnet sie
A - 6633 Biberwier / Tirol, Maria Lichtmeß 1977
Alois Aßmayr, Pfarrer.
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DAS LEIDEN CHRISTI
vom Hl. Bernhard
Sieh, jenes Haupt, vor dem die himmlischen Geister erzittern, wird mit dicht geflochtenen Dörnern durchstochen; jenes Angesicht, so schön von Gestalt vor Menschenkindern,.wird von den Speicheln der Juden entstellt; jene Augen, deren Strahlen die Sonne verdunkeln, erlöschen im Tode; jene Ohren, die der Engel Lobgesänge hören, werden von den Lästerungen der Sünder erfüllt; jener Mund, aus dem die Engel Weisheit lernen, wird mit Essig und Galle getränkt; jene Füße, deren Schemel ein ehrwürdiges Heiligtum ist, werden mit Nägeln an's Holz geheftet; jene Hände, welche die Himmel erschufen, werden am Kreuze ausgespannt und durchbohrt; sein Leib zerfleischt, seine Seite mit der Lanze geöffnet, kurz, nichts blieb ihm frei als die Zunge, um für die Sünder zu beten und seine Mutter dem Jünger zu empfehlen.
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Hl. Chrysostomus
"Das Kreuz hat den Zorn Gottes gegen die Menschen getilgt, die Versöhnung bewirkt, die Erde in einen Himmel verwandelt, die Menschen mit den Engeln verbunden, die Burg des Todes zerstört, die Kraft des Teufels gebrochen, die Macht der Sünde getilgt, die Welt vom Irrtum befreit, die Wahrheit zurückgebracht, die bösen Geister verscheucht, die Götzentempel zerstört, die Tugend gepflanzt, die Kirche gegründet. Das Kreuz ist der Wille des Vaters, die Ehre des Sohnes und die Freude des Heiligen Geistes. Das Kreuz hat die Handschrift, die gegen uns zeugte, zerrissen, den Kerker des Todes vernichtet, und uns die göttliche Liebe in vollster Klarheit gezeigt."
Homil. Pater, si possibile.
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