JESUS IN DER WÜSTE
von H.H. Walter W.E. Dettmann
Im Evangelium des ersten Fastensonntags heißt es: "Jesus wurde vom Geiste in die Wüste geführt, um vom Teufel versucht zu werden".
Auch wir werden heute durch die Zulassung Gottes in eine Wüste gefahrt, um vom Teufel versucht zu werden: Die Wüste, in die wir geführt werden, ist die trostlose Masse des heutigen Bischofskollegiums.
In dieser Wüste gibt es nicht bloß 40 Tage lang keine Nahrung, sondern schon mehrere Jahre lang, und wenn es nach dem Willen dieses abgestorbenen und wüstenähnlichen Bischofskollegiums geht, dann soll die gesamte bisherige römisch-katholische Kirche zu einer unfruchtbaren und ausgebrannten ökumenischen Wüste gemacht werden ohne Tabernakel und ohne Sakramente. Nur das Geheul der Jazzmusik und des Einheitsgesangbuches ist noch in dieser Wüste zu hören, abgesehen von den Stimmen der wilden Tiere.
Als der Heiland in der Wüste war, wurde er von den wilden Tieren verschont, weil sie mit unfehlbarem Instinkt in ihm die Hoheit ihres Schöpfers wahrnahm.
Aber wir werden in der langweilig eintönigen und lebensfeindlichen Wüste des heutigen Bischofskollegiums vom krächzenden Geschrei der abgefallenen Theologieprofessoren und anderer Raubvögel verfolgt; wir hören ständig das Gebrüll progressistischer Löwen, die alles zerreißen wollen, was bisher römisch-katholische war; wir sind bedroht vom giftigen Biß zahlreicher Schlangen und ähnlicher Tiere, die sich in Exerzitienhäusern, Wallfahrtsorten und sogenannten katholischen Akademien aufhalten und ihre gefährlichsten Schlupflöcher in den Ordinariaten und in der Presse haben. Tag und Nacht werden wir belästigt von einer immer größer werdenden Herde von Wildschweinen.
Jesus fastete vierzig Tage lang; den kleinen Mundvorrat, den ihm seine hl. Mutter auf den Weg gegeben hatte, teilte er sich so ein, wie ein erprobter Soldat seine eiserne Ration für eine lange Hungerzeit einteilt. So wollte Jesus sich auf die schweren Stunden, in denen er -Blut zu schwitzen hatte und in denen er für uns gegeißelt und gekreuzigt werden mußte, vorbereiten.
Die heutigen Bischöfe aber lassen alle Gläubigen seelenruhig auch am Freitag eine gehörige Portion Fleisch essen, weil das für die ökumenische Einheit aller Christen bekömmlicher sein soll.
Jesus konnte das vierzigtägige Fasten deshalb gut aushalten, weil er eine ganz und gar gesunde und ungeschwächte Natur besaß und weil er von Jugend auf zusammen mit seiner heiligen Mutter und seinem hl. Pflegevater Josef alle vorgeschriebenen Fasttage der Israeliten beobachtet hatte. Der Heiland wollte 40 Tage und 40 Nächte fasten, damit seine Jünger lernen sollten, irdische Speise gering zu schätzen und mehr Verlangen nach seinem hl. Fleisch und Blut zu haben. Die eigentliche Nahrung Jesu war das Gebet zu seinem himmlischen Vater und die gläubige Betrachtung des göttlichen Wortes, das er von Jugend auf auswendig gelernt hatte.
Als er aber vierzig volle Tage und vierzig Nächte gefastet hatte hungerte es ihn doch. Da trat der Versucher an ihn heran und sprach: "Wenn du der Sohn Gottes bist, so sprich, daß diese Steine Brot werden!" Der Heiland erkannte seinen Feind beim ersten Mal und gab ihm kurz eine abweisende Antwort.
Das heutige Bischofskollegium ist diesem Beispiel des Herrn nicht gefolgt. Denn als Millionen katholische Gläubige und ebensoviele andere Menschen zur Zeit des sogenannten Zweiten Vatikanischen Konzil nach himmlischer Speise hungerten, da flüsterte der Versucher dem Bischofskollegium ins Ohr, das himmlische Brot des heiligen Meßopfers in die harten Steine der neuen Liturgie zu verwandeln, und die Bischöfe haben dieser Versuchung sofort nachgegeben.
Bei der zweiten Versuchung nahm der Teufel den Herrn mit in die heilige Stadt und stellte ihn auf die Zinne des Tempels und sprach: "Wenn du der Sohn Gottes bist, stürze dich hinab. Denn es steht geschrieben: 'Gott hat seinen Engeln deinetwegen befohlen, daß sie dich auf den Händen tragen, damit du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest"'. Jesus entgegnete: "Es steht ebenfalls geschrieben: 'Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen"'. Das heutige Bischofskollegium ist seinem Herrn auch bei dieser erneuten Abweisung des Teufels nicht gefolgt.
Jesus Christus duldete es, vom bösen Feind auf die Zinne des Tempels gestellt zu werden, weil er uns in allem, die Sünde ausgenommen, ähnlich sein wollte (Hebr. 4,15).
Viele der heutigen Bischöfe konnten es aber gar nicht erwarten, daß sie in die heilige Stadt Rom gebracht und beim sogenannten Konzil auf die Zinne des von Johannes XXIII. gegründeten Einheitssekretariates gestellt wurden. Sie warteten gar nicht, bis der Teufel ihnen sagte: "Stürze" euch hinab! Denn es steht geschrieben: 'Es wird ein Hirt und eine Herde sein"'.
Johannes XXIII., Paul VI. und die Bischöfe mußten wissen, daß der Sprung in das widersinnige Abenteuer des sogenannten Einheitssekretariates nicht gut enden konnte. Es mußte ihnen klar sein, daß gerade dieses verfehlte Unternehmen innerhalb der Kirche die größte Spaltung hervorrufen und die schärfste Auseinandersetzung heraufbeschwören werde.
Heute verdrehen Paul VI. und das ihm in diesem Punkte blind folgende Bischofskollegium (in anderen Punkten folgt es ihm gar nicht!) die Tatsachen: Überall, in Kirchenzeitungen und in der Tagespresse, lassen Paul VI.und die Bischöfe ihren Kollegen Marcel Lefebvre als den "Rebellen" und als den Zerstörer der Einheit und als Unruhestifter beschimpfen, weil er sich weigerte, mit ihnen zusammen in den Abgrund des Glaubensverrates zu springen, der mit dem schönen Namen "Einheit" getarnt worden war. Dem Fürsten der Finsternis, der nur in Haß und Bosheit gegenüber Gott verfinstert ist, während er sonst einen überaus hellen Verstand besitzt, mußten die Antworten Jesu nach der ersten und nach der zweiten Versuchung großen Eindruck machen.
Jesus hatte sich nicht im geringsten Angst einflößen und aus der Ruhe bringen lassen. Seine Antworten waren kurz und sicher und so ruhig und so elegant, daß der Versucher überrascht sein mußte. Schon bei der ersten Frage war Jesus gut ausgewichen. Der Teufel hatte gesagt: "Wenn du der Sahn Gottes bist, so sprich, daß diese Steine Brot werden". Jesus ließ sich nichts anmerken und sagte, als ob er die Hauptsache überhört hätte: "Es steht geschrieben: 'Der Mensch lebt nicht nur vom Brote sondern von jedem Wort, das aus dem Munde Gottes kommt"'. Auf den Auadruck "Sohn Gottes" ließ sich Jesus gar nicht ein; seine Antwort bezog sich auf Moses, der dies zu den Israeliten gesagt hatte (Deut 8,3), und damit war der Teufel auch an jene anderen Worte des Moses erinnert, die dieser fast gleichzeitig (Deut 9,9) gesagt hatte, nämlich: "Ich habe vierzig Tage und Nächte auf dem Berge ausgehalten, ohne Brot zu essen und ohne Wasser zu trinken, und der Herr hat mir zwei steinerne Tafeln gegeben, die Tafeln des Bundes ..."
Auf diese Weise hatte Jesus dem Teufel klar gemacht: Wenn Moses auf dem Berge Sinai nach 40 Tagen die Steine nicht zu Brot gemacht hat, brauche ich es dir zuliebe auch nicht tun.
Daraufhin nahm der abgewiesene Teufel den Heiland mit auf die Zinne des Tempels. Ebenso gut wie er ihn hinaufbringen konnte, hätte er sofort versuchen können, ihn von dort herunterzustürzen. Dann hätte er ja gesehen, ob die Engel ihm zu Hilfe kamen oder nicht. Aber er wollte nichts anderes als die Seele des Heilands auf die Probe stellen.
Jesus blieb ebenso ruhig wie beim ersten Mal und sagte nur: "Es steht geschrieben: 'Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen"' (Deut 6,16). Die Worte "Den Herrn, deinen Gott" sprach Jesus mit so ruhiger Klarheit, daß der Versucher am liebsten vor Schmerz laut geschrien hätte. Er spürte die Hoheit Jesu und merkte, daß es jetzt auf alles ankam. In einem einzigen Augenblick bot er seine Macht auf und entrollte vor den Augen Jesu alles, was die damalige Welt zu bieten hatte. Von einem "sehr hohen Berge" aus zeigte er ihm zweifellos die Pracht jener Supermacht, unter deren Knechtschaft Israel zu leiden hatte. Es war vom Teufel ernst gemeint, dem Heiland für eine gewisse Zeit zur politischen Herrschaft über die damalige Welt zu verhelfen. Aber nur unter einer einzigen Bedingung: "wenn du niederfällst und mich anbetest".
Damit ist klar ausgedrückt, daß der Teufel so wie zur Erlangung der messianischen Macht auch zum Besitzt der höchsten kirchlichen Würden verhelfen kann. Bei dem einen Jesus von Nazareth war er allerdings besiegt und abgewiesen, kaum daß er sein letztes Wort gesagt hatte. Dagegen konnte er den weitaus größten Teil der Bischöfe des sog. Zweiten Vatikanischen Konzils einschließlich des obersten Machthabers spielend leicht betören, weil sie die Fata Morgana weltlicher Pracht und weltlicher Mode und weltlichen Treibens mehr liebten als das Wohl der römisch-katholischen Kirche.
Beim heutigen Bischofskollegium hat die Rücksicht auf die Welt den Vorrang gegenüber den Geboten Gottes und gegenüber den unabänderlichen Grundsätzen der römisch-katholischen Kirche. Aus Rücksicht auf die vom "Aggiornamento" verlockend dargestellte Welt verweigert das heutige Bischofskollegium dem Heiland im Altarssakrament jene Anbetung, von der das Tridentinische Konzil gesagt hatte: "Wer behauptet, im hl. Sakrament der Eucharistie dürfe Christus, der eingeborene Sohn Gottes nicht auch mit der äußeren Huldigung der Gottesverehrung angebetet werden ..., der sei ausgeschlossen aus der Kirche" (Sess. XIII. c.6, Denz. 888). Bei den modernen Geistlichen lernt kein Kind mehr, eine Kniebeugung vor dem Tabernakel zu machen. Schon daran kann man erkennen, daß auch in der Liturgie bald die allerletzte Kniebeugung noch verschwinden wird. Daran kann man aber auch das erkennen, daß dort, wo heute zwei oder drei oder fünf "Bodensee-Bischöfe" im Namen des "Aggiornamento" und angeblich im Namen Jesu sowie angeblich im Namen der kirchlichen Einheit beisammen sind, um gegen Erzbischof Lefebvre zu beraten, nicht Jesus sondern ein anderer mitten unter ihnen ist.
Die heutigen Bischöfe glauben ebenso stur an den ökumenischen "Endsieg", wie einst im Dritten Reich an den "Endsieg" geglaubt wurde. Aber wer nicht hören will, der muß fühlen.
Wir nehmen es als eine Zulassung Gottes an, daß für uns die Fastenzeit nicht mehr bloß aus 40 Tagen besteht, sondern aus einer unbekannten Zahl von Jahren, in denen künftig viele Gläubige auf die wirkliche hl. Messe und auf die wirkliche hl. Kommunion verzichten müssen. Wenn wir den Blick auf unseren Herrn Jesus Christus in der Wüste richten, werden wir auch diese Zeit zu seiner Ehre überstehen.
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