LÄCHERLICH ...
von Joachim May
Eines der lächerlichsten Argumente, die immer wieder für die Verpflichtung zum unkritischen Gehorsam der Katholiken vorgebracht werden, ist der Hinweis darauf, alle Reformdokumente würden von hohen und höchsten Stellen bzw. von "Fachleuten" geprüft. Die Gläubigen könnten also vollkommen beruhigt sein. Da könne nichts Glaubenswidriges passieren.
So operierte ein Dr. Reiner Kaczynski, Liturgie"experte" des verstorbenen Julius Döpfner (er brachte ihn noch wenige Tage vor seinem plötzlichen Tod zu einer Aussprache mit Vertretern der Una voce Deutschland und der Münchner Protestaktion für die Erhaltung der tridentinischen Messe von Karla Mertens mit!), mit der Bemerkung: "Alle Gebetstexte des lateinischen Meßbuches wurden einer genauesten Prüfung durch die Experten der Kongregation für die Glaubenslehre unterzogen". (Vortrag in der "Kath. Akademie in Bayern" am 17.10.1976) An anderer Stelle zitierte Kaczynski aus einer Stellungnahme des Liturgischen Instituts in Trier (!)
Dazu ist festzustellen: Eine solche Beweisführung für die Intaktheit der reformierten liturgischen Texte ist nichts anderes als eine Beruhigungspille für das "dumme Volk" bzw. die "mündigen Laien". Denn, so muß gefragt werden, wer garantiert dafür, daß die prüfenden Mitglieder der Kongregation für die Glaubenslehre und die Leute des Trierer Liturgischen Instituts voll auf dem Boden der überlieferten Lehre stehen? Man verzeihe mir den massiven Vergleich: Wie wird eine Jury von Dieben über das Diebstahldelikt eines angeklagten Diebes befinden, der noch einer der ihren ist? Das will sagen: Die "prüfenden" Experten sind ja doch vielfach, wenn nicht zur Gänze, von derselben reformistischen Gesinnung wie die Hersteller der Texte bzw. Übersetzungen, die sie prüfen sollen. Hier besteht doch seit Jahren eine geistige Inzucht zwischen Kontrollierten und Kontrolleuren. In der nachkonziliaren Karrieremacherei und dem grassierenden Ämterspiel sind von den Progressisten in maßgeblichen Stellungen immer mehr Leute der gleichen Couleur auf entscheidende Posten gehievt worden. Die nachkonziliare NEUKIRCHE ist ohne Zweifel fest in der Hand derer, die einen "anderen Geist" haben. Dasselbe gilt übrigens für die Kommissionen und Personen, die Marienerscheinungen zu "prüfen" haben. Es ist blanker Unfug zu sagen, "die Kirche habe z.B. San XYZ usw. "geprüft" und verworfen. Es waren einige Gruppen und Personen, die, vom rationalistischen Zeitgeist zerfressen, Wunder und Erscheinungen der Gottesmutter für ausgeschlossen ansehen, weil das "naturwissenschaftlich" unmöglich sei.
Man höre endlich auf damit, in der postkonziliaren NEUKIRCHE noch von unabhängigen Gremien und Personen an den Schalthebeln der Macht zu sprechen. Es gibt nurmehr eine allgemeine progressistische Gesinnungskumpanei, in der man sich die Bälle, unter der falschen Vorspiegelung von "Unabhängigkeit" höherer Instanzen, zynisch grinsend zuspielt. Die wirklich Unabhängigen, d.h. die voll auf der überlieferten Lehre Aufruhenden, spielen, wenn sie überhaupt noch in entscheidenden Gremien und Kommissionen und Kongregationen (als verschwindende Minderheit selbstverständlich oder gar als Einzelpersonen, isoliert!) sitzen, nurmehr die Rolle von verschämten Feigenblättern. Das Liturgische Institut in Trier ist eines der betriebsamsten und gefährlichsten Demontagezentren, die es gibt.
Dieselbe progressistische Inzucht ist bei der Verleihung von Preisen, Titeln und Ämtern anzutreffen: "Karl Rahner erhält Innitzerpreis 76", meldete die DT vom 3./4. 12.76. Wer anders, ist man versucht zu sagen, als Rahner (oder einer seiner modernistischen Einfärbung)! Auch hier das gleiche Bild: An den Stellen, die über Titel und Preise verfügen, sitzen nachkonziliare Intellektuelle, Neuinterpretatoren, Modetheologen, Anpassungsspezialisten - und sie ehren Leute des gleichen Schlages. Wer in der postkonziliaren NEUKIRCHE mit derartigen Auszeichnungen bedacht wird, ja wer auf einen entscheidenden, einflußreichen Posten balanciert wird, und sei es der eines Bischofs, ist mit äußerstem Mißtrauen unter die Lupe zu nehmen. Das System der vom Glauben und der Lehre in so vielen Fällen abirrenden NEUKIRCHE wird immer lückenloser, und nur mehr selten schlüpft der progressistischen Schickeria einer, der nicht mit häresieverdächtigem Öl gesalbt ist, durch die Maschen. Da ist dann eine Panne passiert oder man hat halt mal ein Auge zugedrückt, um den Schein von Objektivität bzw. Pluralismus zu wahren. Es ist in der NEUKIRCHE keineswegs mehr so, daß eben einmal jemand eine "unglückliche Hand" bei der Auswahl und Besetzung von Posten hatte, wie seinerzeit Julius Döpfner, als er den Pfarrer von St. Laurentius in München, Ernst Tewes, zum Weihbischof machte. Was damals als Versehen aufgefaßt werden konnte und wurde (noch heute sprechen Geistliche der Erzdiözese München davon), entpuppte sich wegen seiner Folgerichtigkeit sehr bald als Methode. Döpfner hat die wichtigsten Stellen mit lauter Parteigängern der progressistischen Schickeria besetzt, ja er machte selbst einen erklärten Zölibatsgegner - Gilbert Niggl - zum Regens des Priesterseminars. Das alles ist, zusammengesehen, nicht mehr als eine Serie von Pannen einzuschätzen, sondern es ist die zielklare Umstülpung der Kirche alter Prägung zur NEUKIRCHE! Es ist insofern eine sublime Form des Terrors, als alle Gläubigen gezwungen werden (sollen), den Mund zu halten und jede Änderung, weil sie von oben kommt, zu akzeptieren, unter Berufung auf den Gehorsam.
Ein weiteres Beispiel: Pfarrer Josef Seufert, langjähriger Sekretär der EG-Kommission, erhielt, nachdem das miserable Machwerk "Gotteslob" fertiggestellt war, einen wohlklingenden neukirchlichen Titel (wohl Prälat oder ähnlich) und avancierte zum Rundfunkbeauftragten der deutschen Bischöfe. Man sieht: Die Linie stimmt, und die Methode auch.
Drittes Beispiel: Weihbischof Reuß (Mainz), der in einer Schrift, in der er gegen die Enzyklika "Humanae vitae" zu Felde zog, von sich reden machte, erhielt "vom Internationalen Kolpingwerk die große Gedenkmedaille in Gold für seine jahrzehntelangen Bemühungen um die theologische und religiös-pädagogische Ehe- und Familienbildung". 1974 überreichte ihm Ministerpräsident Kohl im Namen des Bundespräsidenten das Große Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik. Im II. Vatikanum war er Konzilsberater, Paul VI. berief ihn in die päpstliche Kommission zum Studium der Bevölkerungs-, Familien- und Sexualprobleme. Daß Re'' ß in allen Positionen fehl am Platze war, scherte niemanden. Er und seinesgleichen sitzen an den Schalthebeln von Macht und Einfluß und bestimmen die Richtung.
Indessen - wir lassen uns weder einschüchtern noch in die Irre fahren noch den Mund verbieten. Wir nennen die Dinge und Personen schonungslos beim Namen. Das Recht, das jedem der zahllosen Häretiker und Irrlehrer in der Kirche zugestanden wird, lassen wir uns nicht nehmen. Es beeindruckt uns nicht, wenn die "Zeitgeist-Destillateure" auf die Riesenmehrheiten verweisen, die hinter ihnen köpfchennickend stehen. "Die geistige Macht kommt woanders her: Es ist die Macht des leidenschaftlichen Einstehens, die Macht des Bekennermutes. Er war von jeher ein Vorrecht adliger Menschen." (J. Fernau)
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AUS EINEM ÖSTERREICHISCHEN VERORDNUNGSBLATT:
(Richtlinien für den Diözesanklerus) Unter dem Titel "Ehrfurcht beim Kommunionempfang" heißt es unter Punkt 6.: "Etwa abgebrochene Teile des konsekrierten Brotes (Anm.d.Red.: eigentlich müßte es heißen: des verfluchten) sind ehrfürchtig zu behandeln, wie dies früher immer schon der Fall war. Doch soll auch nicht Ängstlichkeit obwalten. In allerkleinsten Partikelchen muß man nicht fürchten, daß die Gegenwart des Herrn noch besteht, weil es sich hier nicht mehr um Speise handelt." - Abgesehen von der Ungültigkeit der "Wandlung" wird hier eine handfeste Häresie ausgesprochen: die Gegenwart Christi wird geleugnet; selbst in den kleinsten Partikeln ist Christus gegenwärtig - nach der Lehre der Kirche!
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