MARIA, UNBEFLECKT EMPFANGENE, BITT FÜR UNS!
von H.H. Pfr. Joseph Leutenegger (Predigt vom 12.12.76 - München)
"Die Zeiten sind sehr schlimm. Die ganze Welt wird durch Drangsale aller Art in Verwirrung gebracht. Es wird ein Augenblick kommen, wo die Gefahr sehr groß sein wird. Man wird glauben, es sei alles verloren. Das Kreuz wird verachtet werden und man wird es zu Boden werfen. Die Seite des Herrn wird neuerdings geöffnet werden. Die Straßen werden voll Blut sein. Die ganze Welt wird in Trauer versenkt sein. Es werden große Trübsale kommen und die Gefahr wird sehr groß sein."
Diese Prophezeiung der Katharina Labouré aus den 30-iger Jahren des letzten Jahrhunderts hat sich zu einem großen Teil erfüllt oder ist nahe daran, sich zu erfüllen. In La Salette hat die Gottesmutter 1846 sie wiederholt und erhärtet.
Vielleicht stehen wir vor diesem Augenblick, vor dem die ganze Welt erzittert, vor der "alles umwälzenden Katastrophe" von der schon Papst Pius XII. sprach. Und alles redet ja heute von der "kommenden Katastrophe", die nicht mehr aufzuhalten sei. Tatsächlich ist der Blick in die Zukunft sehr düster. Welt- und Kirchenlage sind voll dunkler Wetterwolken, und diese sind voller Blitze und Donnergrollen, so daß man keinen Augenblick weiß, wann das furchtbare Weltgewitter losbricht.
Mit rein menschlichen Mitteln ist es kaum mehr aufzuhalten. Die Schwierigkeiten sind den Weltweisen über den Kopf gewacheen, und die Staats- und Kirchengewaltigen haben das Leitseil nicht mehr in den Händen, sie sind nicht mehr Herren der Lage, und wenn sie es noch so sehr meinen. Menschliche Klugheit weiß keinen Rat mehr. Die Verwirrung ist allgemein und wird immer größer von Tag zu Tag. Oft denke ich an das Schriftwort: "Auf Erden wird große Angst und Trübsal sein ob der Dinge die da kommen werden." (Mt. 24,21) Selbst die Natur ist im wildesten Aufruhr. Teuflische Gewalten treiben die Menschen ins Unglück. Lüge, Tyrannei, Raub- und Mordlust, Gewalttätigkeiten kennzeichnen den Geist, der die Menschen überfallen hat. Der Fürst der Finsternis hat seine Stunde. Die Hölle tobt, und die Geister des Bösen blasen in die Gluten, so daß der Weltenbrand unvermeidlich zu sein scheint. Alles treibt tatsächlich dem Augenblick zu, wo man glauben wird, es sei alles verloren.
In diese Völkernacht hinein aber leuchtet der Morgenstern, das herrliche Bild der UNBEFLECKTEN EMPFÄNGNIS, Hoch am Himmel leuchtet dieser Morgenstern. Hoch vom Himmel grüßt die unbefleckte Empfängnis, die Frau mit der Sonne bekleidet, die ganz Sündenreine. Sie wurde nie vom Bösen berührt, sie ist nie untergetaucht in die Nacht der Sünde. Sie war immer über den Abgründen menschlicher Schuld.
"Mit der Erbschuld Fluch bedeckt, irrt der Mensch dem Himmel fern. Sie allein strahlt unbefleckt, der Erlösung Morgenstern."
Sie hat auch nie der Schatten der Sünde, die Strafe getroffen. Das`Grab konnte sie nicht festhalten und die Verwesung konnte sie nicht fassen. Sie wurde, weil unbefleckt von jeglicher Schuld, zum Himmel emporgehoben mit Leib und Seele und strahlt heute von dort als der wahre Morgenstern der Menschheit. Decuit, potuit et ergo fecit. So geziemte es sich für die Mutter des Erlösers, und Gott konnte sie bewahren vor der Erbschuld, und Er hat sie bewahrt vor jeglicher Schuld. So lehrt der Glaube.
Zu diesem Morgen- und Hoffnungsstern schauen wir aus dem dunklen Reich der Sünde, aus einer Welt voll Gottes- und Menschenhaß auf die "Siegerin in allen Schlachten", auf jene, die dem Satan schon in ihrer unbefleckten Empfängnis den Kopf zertreten hat. Sie wird die Nacht zum Tage wenden, zumal in unserer Kirche, die durch zahllose Irrlehren verwüstet ist.
"Wir hoffen auf die Intervention unserer lieben Frau, durch die nicht nur alle Irrtümer und Häresien zerstört wurden, sondern die auch das Band der Eintracht und Zusammengehörigkeit um die Völker geschlungen hat", schrieb vor Jahren ein katholisches Blatt.
"Maria wird intervenieren", schrieb 1945 Papst Pius XII. an das mexikanische Volk. "Sie war das auserwählte Werkzeug des himmlischen Vaters, um der Welt seinen unvergleichlichen Sohn zu schenken. Sie ist die Königin und Mutter der Apostel, durch welche die göttliche Wahrheit in der ganzen Welt verbreitet wird. Sie wird auch immerfort die Häresien unterdrücken und zu allen Zeiten, wo es notwendig ist, wundersam eingreifen, um den katholischen Glauben zu pflanzen, zu festigen und zu verteidigen". Und der Papst wies schon damals hin auf das machtvolle Eingreifen der Unbefleckten Königin der Welt. "Durch sie ist das Kreuz verehrt worden in der ganzen Welt. Durch sie kam jegliche Kreatur, eingehüllt in die Irrtümer der Abgötterei, zur Erkenntnis der Wahrheit. Durch sie haben die Apostel das Heil allen Nationen gepredigt."
Immer ging es durch Sie! Sie ist der Hebel der Weltgeschichte. Sie ist die Abwehrmauer gegen die Fluten der Häresien. Sie ist die siegreiche Schlachtenlenkerin in den Geisteskämpfen, in welche das Christentum immer verwickelt ist.
Der Schwarm der Sektierer in der ersten Zeit wurde weggewischt durch die Verkündigung der Gottesmutterschaft Mariens auf dem Konzil von Ephesus 431.
Der Halbmond wurde zurückgedrängt und seine Anschläge auf das christliche Abendland zunichte gemacht durch die Intervention der Rosenkranzkönigin.
Als die moderne Zeit aufstieg, die Welt mit gottlosen und revolutionären Ideen erfüllte, den Gotteshaß im Herzen und die Lästerung auf den Lippen: "Ecraset l'infame - vernichtet die Kirche, die Infame!", da ging Kardinal Lambruschini zu Pius IX. und wiederholte die inständige Bitte: "Heiliger Vater, die Welt kann nicht geheilt werden, außer durch ein Heilmittel, und das ist die feierliche Proklamation des Dogmas von der unbefleckten Empfängnis". Und der Papst verkündete das Dogma am 8. Dezember 1854 zur "Erhebung und Ausbreitung des katholischen Glaubens". Und wieder schritt der jungfräuliche Fuß der Himmelskönigin gegen die dämonischen Gewalten an; die bereits das Ende der Kirche und des Papsttums verkündet hatten. Dann begann die soziale Revolution. Die Welt erbebte unter den dröhnenden Schritten der marxistischen Legionen. Da schrieb Leo XIII. seine Rosenkranzenzykliken und erklärte: "Die Hoffnung der Kirche liegt in den Händen der unbefleckten Empfängnis." Dann erhob die Gottlosigkeit ihr Haupt, und es erfolgte der Ansturm gegen die Religion überhaupt. Da verkündete Pius XII. das Dogma von der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel, und er erklärte: "Wir haben die feste Hoffnung und Zuversicht, daß diese feierliche Proklamation und Definition der Aufnahme Mariens in den Himmel für die ganze Menschheit von größtem Vorteil und Nutzen sein wird." Und welchen Nutzen erwartete der Papst damals von der Dogmatisierung der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel? Neben der Bekehrung Rußlands - und ohne diese gibt es nie Frieden; denken wir an die Prophezeiung der Gottesmutter in Fatima: "Rußland wird überall Kriege entfachen und Unruhen stiften und seine verderblichen Lehren auf der ganzen Welt verbreiten" erwartete der Papst:
Die Wiedervereinigung der Christen auf Erden. Seit der Reformation ist sie gespalten in unzählige Gemeinschaften und Sekten. Es ist das seit 500 Jahren der große Skandal der Christenheit. Seit dem letzten Konzil will man diese Zerrissenheit unbedingt beseitigen und zwar durch den Oekumenismus. Aber wie er heute betrieben wird, wird er mehr und mehr zur großen Apostasie, zum Abfall von der wahren Kirche. Man will um jeden Preis diese Wiedervereinigung erzwingen. Man wirft die heiligsten Belange unseres Glaubens weg. Man hat unzählige Kirchen "entrümpelt", die Heiligenbilder und -statuen entfernt! Oekumenische Gottesdienste mit Interzellebration und Interkommunion sind keine Seltenheit mehr. Offen erklären sich katholische Geistliche zu der zwinglischen Auffassung von der Hl. Eucharistie. Die Hostie ist nur ein Symbol! Die Wiedervereinigung kommt nur zustande durch Maria, die Mutter aller Christgläubigen. Wie die Mutter das einigende Band der Familie ist, so Maria für die ganze Christenheit. Wiedervereinigung ist Gnade. Maria aber ist die Gnadenvermittlerin. Darum weihte der Papst damals die Kirche dem unbefleckten Herzens Mariens. Sie ist der geistige Mittelpunkt und Einigungspunkt. Der heutige Oekumenismus lehnt Maria ab. Damit zeigt er, wessen Geistes Kind er ist. Apostasie auf der ganzen Linie. Hinführung zur freimaurerischen Weltkirche,ohne Dogma, ohne feste moralische Grundsätze, ohne den päpstlichen Primat.
In diesem gefährlichen Augenblick erklärte der Papst Maria zur Mutter der Kirche. Und die Mutter wacht!
Wir sind entsetzt über die Verwüstungen in unserer Kirche. Hunderte und tausende Fragen: Was wird das Ende sein? Warum kam dieser Zerfall so schnell? Wir wissen die Antwort: Satan ist eingebrochen und bis in die höchsten Spitzen hinauf gedrungen. (Botschaft von La Salette) Wir sind entsetzt über die Dinge, die sich jetzt in der Welt abspielen. Diese Gewalttätigkeiten, Flugzeugentführungen, Menschenraub, Erpressung, Eigentumsdelikte, den millionenfachen Mord am ungeborenen Leben, die unheimliche Pornographie und Sexualisierung, die selbst vor der Kleinkinderwelt nicht halt macht. Wir fragen wieder nach den Ursachen und erhalten die gleiche: Satan ist eingebrochen, der Seelenverderber und Menschenmörder von Anbeginn. Er geht auf das ganze. Die Hölle hat Generalmobilmachung.
Ich denke an das, was die Mutter Gottes in Marienfried gesagt haben soll: "Der Stern der Unterwelt und des Abgrundes wird wütender toben denn je, und er wird noch furchtbare Verwüstungen anrichten. Die Welt muß den Zornesbecher bis zur Neige trinken wegen der unzähligen Sünden, durch die mein unbeflecktes Herz beleidigt wird, und weil sie meinen Sohn verlassen haben. Die Welt ist meinem unbefleckten Herzen geweiht worden, aber diese Weihe ist ihr zur furchtbaren Verantwortung geworden, weil sie diese Weihe nicht gelebt hat." Maria gab Richtlinien an, um aus dem drohenden Verderben herauszukommen: "Ich will, daß die Menschen die Weihe restlos leben und ein restloses Vertrauen auf mein unbeflecktes Herz haben. Betet und opfert! Betet den Rosenkranz! Macht euer Gebet zum Opfer! Erbittet vom Vater alles durch mein unbeflecktes Herz! An euch liegt es, die Tage der Dunkelheit abzukürzen. Euer Beten und Opfern wird die Macht des Tieres zertrümmern. Seid uneigennützig! Leistet dem ewigen Vater Sühne! Wenn ihr euch dafür restlos einsetzt, will ich für das andere sorgen. Ich allein kann euch noch helfen. Nur durch meine Fürbitte kann die Welt noch gerettet werden".
Maria, Morgen- und Hoffnungsstern! Hell strahlt dieser Stern heute am Feste der unbefleckten Empfängnis. Richten wir unsere Augen und unser Herz auf sie. Dann gewinnen wir die ruhige und feste Zuversicht in dieser gefahrvollen Zeit.
Als in den Jahren des 30-jährigen Krieges, der Deutschland und das angrenzende Lothringen in eine Wüste verwandelte, fast alle Dörfer Lothringens von herumziehenden Kriegerhorden verwüstet wurden, ordnete der damalige Pfarrer von Mataincourt, der heiligmäßige Petrus Fourrier an, daß alle Familien des Dorfes sich dem unbefleckten Herzens Mariens weihen sollten. Als äußeres Zeichen dieser Weihe mußten sie über der Haustür einen Zettel anbringen mit der Inschrift: "Maria, unbefleckt Empfangene, bitte für uns!" Und siehe da, das ganze Dorf blieb wie durch ein Wunder vor der Brandschatzung verschont. Kein feindlicher Soldat hatte das Dorf betreten.
Maria, unbefleckt Empfangene, bitte auch für uns, die wir jetzt in dieser bedrängten und gefahrvollen Zeit unsere Zuflucht zu Dir nehmen! Sei von jetzt an der große Notruf, das Sturmgebet, zumal dann, wenn die Gefahr akut werden sollte - beim Einbruch der "alles umwälzenden Katastrophe", von der Dein großer Verehrer und Dein Diener Pius XII. wiederholt sprach. Amen.
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WEIHE AN DEN SCHUTZENGEL:
Heiliger Schutzengel, der du mir von Anbeginn meines Lebens als Beschützer und Begleiter gegeben bist, hier, vor den Augen meines Herrn und Gottes, meiner himmlischen Mutter Maria und aller Engel und Heiligen, will ich armer Sünder mich heute dir weihen: Ich will deine Hand ergreifen und sie nie mehr loslassen.
Ich verspreche in diese deine Hand, meinem Herrn und Gott und der Heiligen Kirche immer treu und gehorsam zu sein.
Ich verspreche in diese deine Hand, mich immer zu Maria, meiner Herrin, Königin und Mutter zu bekennen und ihr Leben zu meinem Vorbild zu machen. Ich verspreche in diese deine Hand, mich auch zu dir, meinem heiligen Beschützer, zu bekennen und die Verehrung der heiligen Engel nach Kräften zu fördern als den Schutz und die Hilfe, die uns in besonderer Weise in diesen Tagen des geistigen Kampfes um das Reich Gottes zuteil werden.
Ich bitte dich, mein Engel Gottes, um die ganze Kraft der Liebe, daß ich von ihr entzündet werde, um die ganze Kraft des Glaubens, daß ich nie mehr strauchle. Ich bitte dich um deine Hand zur Abwehr des bösen Feindes. Ich bitte dich um die Gnade der Demut Mariens, daß ich allen Gefahren entrinne und, durch dich geführt, das Tor des himmlischen Vaterhauses erreichen kann. Amen.
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