LOGENBRÜDER IM VATIKAN?
von Eberhard Heller
Die Vorwürfe einiger italienischer Zeitschriften, so z.B. "Chiesa viva", "Si si no no", "Il Borghese", gegen sogenannte "Kardinäle" und "Prälaten" des Vatikans, sie seien eingetragene Logenbrüder - u.a. wurden Casaroli (Logenbruder seit 1957!), Baggio (seit 14.8.1957), Angelini Fiorenzo (seit 14.10.1957), Macchi (seit 23.4.1958), Virgilio Levi (seit 4.7.1958), Aldesandro Gottardi (13.6.1959), Pellegrino (Eintritt 2.5.1960), Virgilio Noe (seit 3.4.1961), Bugnini, der für die neue "Messe" verantwortlich zeichnet, (seit 23.4.1963), Jean Villot (seit 6.8.1966), Suenens, der große "Spiritualist", (seit 15.6.1967), Ugo Poletti (seit 17.2.1969) genannt; der Name Montini fehlt? - wurde auf eine seltsame und makabre Weise zurückgewiesen. In der Tagesausgabe des Osservatore Romano vom 10. 10. 1976 tut Herr Levi, gegen den selbst der Vorwurf der Freimaurerei erhoben wurde, diese Behauptungen als "übelsten Antiklerikalismus" ab. "Wenn man gegen jene Verleumder gerichtlich vorginge, hieße das, ihnen eine allzu große Bedeutung beizumessen. Keiner der verleumdeten vatikanischen Prälaten habe etwas mit den Freimaurern zu tun gehabt." "Dies wird gesagt, um der möglichen Anschuldigung zu begegnen, wonach der, welcher schweigt, zustimmt." (OR, vom 15.10.1976) Die ganze Erklärung klingt wie ein einziger Hohn und ist übelste klerikale Augenwischerei, wenn man weiß, wie damals der Wiener König, auch ein sogenannter "Kardinal", seine Anklage gegen ähnliche "Verleumder" hat zurückziehen müssen, und wenn man eine Nachricht der SZ vom 8.7.1976 heranzieht, wonach sich der "Primas" von Brasilien Avelar Brandao Vilela, "Erzbischof" von Sao Salvador da Bahia offen zur Freimaurerei bekennt. (Nach dem CIC ist jeder, der der Loge angehört, ipso facto exkommuniziert!) Dieser saubere Logenbruder hat sich nicht nur den Freimaurerverdienstorden "Don Pedro" und den Titel eines großen Wohltäters verleihen lassen, sondern hat auch eine "Messe" - was das wohl für ein Satanskult gewesen sein muß! - für die Loge gelesen!
Last not least darf nicht unerwähnt bleiben, daß in dem ehemaligen Döpfner-Tempel, dem entweihten Münchner Liebfrauendom eine Schrift über die Freimaurerei auflag (Friedrich Wilhelm Haack: "Freimaurer" Münchner Reihe), in der es u.a. heißt (S. 41): "Kann ein Christ Freimaurer sein? Diese Frage muß klar mit Ja beantwortet werden!" Nach kanonischem Recht ist jeder, der der Loge angehört, automatisch exkommuniziert: CIC, § 2335: "Wer sich der Freimaurerei ... anschließt, verfällt der dem Heiligen Stuhl vorbehaltenen Exkommunikation."
Gibt es wirklich noch jemand, der sich wundert, wenn man gegen den verstorbenen Döpfner und seinen Spießgesellen Tewes den Vorwurf der Freimaurerei erhob, wenn solche Schriften in ihrem "Tempel" aufliegen? (Wer noch weiter über die "Gottgewolltheit" der Loge informiert werden will, wende sich ruhig an den Verfasser besagter Schrift, Herrn "Pfarrer" Haack, 8 München 50, Postfach 500305)
Vielleicht wundern sich auch so manche über die Form der neuen "Meßgewänder". Folgendes Zukunftsgespenst zwingt sich da fast auf: biegt man diese neuen Schamanenkittel nicht so langsam noch zu regelrechten Maurerschürzen um?
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KARDINAL ACHILLES LIENART WAR FREIMAURER
Dies bestätigt ausdrücklich der Verfasser von "L'infallibilité Pontificale" S. 80 f. bei "Diffusion de la Penseé Francaise". Der Verfasser bestätigt, daß der Kardinal erstmals 1912 in einer Loge von Cambrai debütiert habe mit dem Beinamen Ehrwürdiger Bruder Debierre. Dann besuchte er drei Logen in Lille, eine in Valenciennes und zwei in Paris, wovon eine aus Parlamentariern bestand. 1919 wurde er Visitator. (...) Hier eine bezeichnende Episode: In einem Brief an die französischen Bischöfe vom 13. Nov. 1969 schrieben die Herren Gaétan de Cadoudal, Jaques Devé und Pierre Lamaire: "Wir erinnern daran, daß auf Verlangen Pius XII. hin und unter der Leitung der Bischöfe, 1951 eine Vereinigung von Familienvätern hätte gegründet werden sollen, um unerschrocken und ohne Menschenfurcht bestimmte unmoralische und familienfeindliche Bewegungen zu bekämpfen. Der Kardinal hat aber das Projekt sabotiert, das wahrscheinlich viele Katastrophen verhindert hätte, die man im Bereich der Familie, der Schule, der Jugend, der Sittlichkeit und selbst in der Kirche erleben mußte." (Cf. "Défence du Foyer", Nr. 109, XI-XII, 1969, S. 596) (Ein solches Projekt konnte freilich bei den Logen keine Gnade finden!)
N.B. Man weiß, daß Kardinal Liénart die große Wende beim Konzil mitverursacht hat, anläßlich der Wahl der 160 Konzilsmitglieder am 15.10.1962. Als Mons. Felici (Generalsekretär des Konzils) die Bischöfe einlud, die Verhandlungen einzuleiten, erhob sich Kardinal Liénart und vom Präsidialsitz aus verlangte er die Vertagung der Verhandlungen, denn "wir sind nicht willens, Kandidaten entgegenzunehmen, die vor dem Konzil zusammengestellt worden sind, denn es fehlte uns die Zeit, die Kandidaten zu wählen". Kardinal Frings stimmte diesem Antrag zu. Dadurch wurden die Namen der Kommissionsmitglieder, die Papst Johannes XXIII. genehmigt hatte gestrichen. (Aus: "Chiesa viva", 6. Jahrgang, Nr. 51, März 1976, Adresse: Via Galileo Galilei 121, I - 25100 Brescia)
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