DIE LETZTE ÖLUNG
Eine theologische Untersuchung der sogenannten "Krankensalbung"
von H.H. Dr. theol. Otto Katzer
Fortsetzung
5. Warum dieses Sakrament "letzte Ölung" genannt wird
"Dieses Sakrament wird deswegen letzte Ölung genannt, weil von allen heiligen Salbungen, die der Herr, unser Heiland, seiner Kirche überliefert hat, diese zuletzt erteilt werden soll. Deshalb wurde eben diese Ölung auch von unsern Vorfahren das Sakrament der Krankensalbung und das Sakrament der Verscheidenden genannt, durch welche Benennungen die Gläubigen ihrer letzten Lebensstunden sich leicht erinnern können (1). Das im Einführungswort von "Die Feier ..." so radikal geforderte Umdenken muß sich gerade auf die letzten Dinge beziehen!
6. Wozu wurde das Sakrament der Letzten Ölung eingesetzt?
Die Antwort auf die Frage gibt uns das Konzil von Trient. "Der heiligen Versammlung hat es aber gut geschienen, an die vorangehende Lehre von der Buße das anzuschließen, was über das Sakrament der letzten Ölung folgt, welches von den Vätern für den Abschluß, nicht nur der Buße, sondern auch des ganzen christlichen Lebens, welches eine beständige Buße sein muß, gehalten worden ist. Vor allem erklärt und lehrt sie demnach über die Einsetzung desselben, daß unser gütigster Erlöser, welcher für seine Diener zu jeder Zeit gegen alle Pfeile aller Feinde für heilsame Mittel gesorgt haben wollte, gleichwie er die größte Hilfe in den anderen Sakramenten bereitete, durch welche die Christen so lange sie leben sich unversehrt vor jedem schweren Schaden am Geiste bewahren können, eben so durch das Sakrament der letzten Ölung das Ende des Lebens gleichsam durch ein ganz starkes Geleit Reschützt hat. Denn obgleich unser Feind das ganze Leben hindurch Gelegenheiten sucht und ergreift, um auf irgendeine Weise unsere Seelen zu verschlingen, so gibt es doch keine Zeit, in welcher derselbe alle Kräfte seiner Hinterlist mehr aufbietet, um uns gänzlich zu verderben, und selbst, wenn er könnte, uns im Vertrauen auf die göttliche Barmherzigkeit irre zu machen, als wenn er sieht, daß uns das Ende des Lebens nahe ist (2).
Das Sakrament bezweckt also "die Reinigung von allen Überresten (Folgen) der Sünde, welche uns, was die Seele anbelangt, daran hindern in die ewige Ruhe einzutreten, hinsichtlich des Körpers seine Verherrlichung zu erlangen" (3). Das letzte Ziel ist, wie Kern angibt: "Das vollkommene Heil der Seele und ihr sofortiger Eintritt in die Seligkeit, wenn sich nicht die Wiedererstattung des körperlichen Heils des sonst natürlichen Sterbenden als mehr entsprechend erweist" (4). Jeglicher Ballast soll abgelegt werden, seien es nicht bekannte ungebüßte Sünden, die Folgen der Sünden - was die Seele und das ewige Leben betrifft natürliche wie übernatürliche, das Erlahmen der Geisteskraft und des Mutes, Traurigkeit und Beängstigung. Nicht zuletzt, wie wir noch sehen werden stellt sich auch die übernatürliche Wiedergutmachung der Folgen der Verfehlungen ein. Da dies alles nur in Verbindung mit der heiligmachenden Gnade, deren höchst mögliche Vermehrung angestrebt wird, erfolgen kann, darf natürlich von Seiten des Empfängers kein Hindernis eintreten. Besteht kein Hindernis, tritt der Erfolg für die Seele absolut ein, das körperliche Heil jedoch nur dann, wenn es dem Heil der Seele entspricht (5).
Aus dem Gesagten ist ersichtlich, was stets und besonders vom Tridentinum betont wurde, daß das Sakrament der letzten Ölung als Abschluß, nicht nur der Buße, sondern auch des ganzen christlichen Lebens, zu bewerten ist. Daß sich die Wirkungen nicht auf künftige Sünden und ihre Folgen beziehen könne, dürfte klar sein (6). Wohl aber wird die Bereitschaft zur Sünde geschwächt und die Entschlossenheit zum Guten gestärkt (7). Aus dem, was wir bis jetzt gesagt haben, ist völlig klar, daß den schismatischen Orientalen der Name "Letzte Ölung" nicht gefällt, ebenso den Modemisten, die, wie wir gezeigt haben, durchwegs auf das Diesseits eingestellt sind. "Doch die Stärkung der Seele für den letzten Kampf ist so sehr Hauptzweck des Sakramentes, daß es ungültig ist, wenn das Lebensende wenigstens nicht wahrscheinlich ist. In Betracht eben dieses Hauptzweckes zeigt sich die Benennung des Sakramentes als "Letzte Ölung" völlig geeignet. Infolgedessen ist es sehr gut, diese den Gläubigen entsprechend zu erklären, nicht gestattet ist es, sie anzufechten oder als weniger geeignet hintanzusetzen, dies um so weniger, da das Konzil von Trient sie feierlich anderen vorangesetzt hat, ja sogar noch ausdrücklicher auf den ähnlich Namen, Sakrament der Hinscheidenden hingewiesen hat. (Denz. 844, 907, 910, 926, 928, 929; professio fidei 996) (8).
Daraus ist ersichtlich, daß die Worte Paul VI. in seiner Konstitution, ("Feier ... S.13): Das II. Vatikanische Konzil sagt darüber hinaus noch folgendes: "Die 'Letzte Ölung', die auch - und zwar besser -, 'Krankensalbung' genannt werden kann, ist nicht nur das Sakrament derer, die sich in äußerster Lebensgefahr befinden." - wie auch seiner Kollegen, den Bischöfen des deutschen Sprachgebietes: "Von nun an soll das Sakrament die ursprünglichere und richtigere Bezeichnung 'Krankensalbung' tragen." ("Feier ... S. 21) - auf eine Veränderung des Sakramentes abzielen!
7. Von der Wirkung dieses Sakramentes
"Wesen und Wirkung dieses Sakramentes werden ferner durch die Worte angegeben: 'Und das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen, und der Herr wird ihn aufrichten, und wenn er in Sünden ist, werden sie ihm erlassen.' Das Wesen sonach ist diese Gnade des Heiligen Geistes, dessen Salbung die Vergehen, wenn solche noch zu sühnen sind, und die Überreste der Sünde austilgt, und die Seele des Kranken aufrichtet und stärkt, dadurch, daß sie in ihm großes Vertrauen auf die göttliche Barmherzigkeit anregt, durch welches der Kranke unterstützt, sowohl die Mühsale und Schmerzen der Krankheit leichter erträgt, als auch den Versuchungen des Teufels (...), leichter widersteht, und bisweilen, wenn es für das Heil der Seele gut ist, die Gesundheit des Leibes erlangt." So das Tridentinum. (9) Deshalb sollen "die Pfarrer lehren, daß durch dieses Sakrament die Gnade verliehen wird, welche die Sünden, und zwar vorzüglich die leichteren, oder, wie sie mit dem gewöhnlichen Namen genannt werden, die läßlichen, vergibt; denn die Todsünden werden durch das Sakrament der Buße getilgt. Auch ist dies Sakrament keineswegs hauptsächlich zur Vergebung der schweren Sünden eingesetzt, sondern dies bewirken durch ihre Kraft nur die Taufe und die Buße. Der zweite Nutzen der hl. Ölung besteht darin, daß sie die Seele von der Trägheit und Schwäche, welche dieselbe sich durch die Sünden zugezogen hat, und von allen sonstigen Überbleibseln der Sünde befreit."
Wie schon angegeben wurde, setzt der Widersacher gerade in diesen entscheidenden Stunden alle seine Kräfte ein, um das Erlösungswerk Christi an uns zu vernichten, "uns die Hoffnung auf die göttliche Barmherzigkeit zu entreißen. (...) Deswegen werden den Gläubigen durch dieses Sakrament die Waffen und Kräfte verliehen, wodurch sie die Macht und den Angriff des Widersachers vernichten und ihm tapfer Widerstand leisten können. Denn das Gemüt des Kranken wird durch die Hoffnung der göttlichen Güte gehoben und aufgerichtet, und durch dieselbe gestärkt, erträgt er geduldig alle Beschwerlichkeiten der Krankheit und spottet desto leichter der Kunst und Arglist des Teufels, welcher seiner Ferse nachstellt.
Hinzu kommt endlich auch noch die Gesundheit des Leibes, wenn sie anders dienlich ist. Erlangen die Kranken diese zu unsrer Zeit weniger, so muß man nicht annehmen, daß dieses von der Unzulänglichkeit des Sakramentes, sondern vielmehr daher rührt, daß ein großer Teil derer, die entweder mit dem heiligen Öle gesalbt werden, oder von denen es ausgespendet wird, einen zu schwachen Glauben hat. Denn der Evangelist bezeugt, der Herr habe bei den Seinen "wegen ihres Unglaubens" nicht viele Wunder verrichtet. Gleichwohl kann man auch mit Recht sagen, die christliche Religion bedürfe, seitdem sie gleichsam tiefere Wurzeln in den Herzen der Menschen geschlagen hat, jetzt der Beihilfe solcher Wunder weniger, als ehedem zu Beginn der aufkeimenden Kirche nötig zu sein schienen." (10)
Die Wirkungen sind auch aus dem entsprechenden Kanon ersichtlich: "Wenn jemand sagt, daß die heilige Salbung der Kranken keine Gnade mitteile, und weder Sünden tilge, noch die Kranken aufrichte, sondern jetzt aufgehört habe, als ob sie ehedem nur die Gnadengabe der Heilung gewesen sei: der sei ausgeschlossen." (11)
Daraus ergibt sich, daß der Haupteffekt der Letzten Ölung die Gnade oder Vermehrung der heiligmachenden Gnade, mit den sie begleitenden besonderen Hilfsmitteln gegen die Geneigtheit zum Bösen, Trägheit und Schwäche zum Guten ist, welche nach den vorausgegangenen Sünden zurückgeblieben sind und deshalb als Überreste der Sünden bezeichnet werden.
Der sekundäre Effekt des Sakramentes ist die Wiedererlangung der Gesundheit, aber nur bedingt; nur dann nämlich, wenn es der Seele zum Guten gereicht, und es den Plänen der Vorsehung Gottes entspricht (12).
8. Die von der "Feier ..." geforderte Rückbesinnung auf die Weisung der Schrift.
Im Zusammenhang mit der letzten Ölung ist im Jakobusbrief hervorzuheben: "Das aus der ganzen Kraft des Glaubens hervorgehende Gebet des Presbyters (das der Salbung erst den rechten Wert verleiht) wird den Kranken (wörtlich: den sich Abmühenden, der mit der Krankheit ringt) retten, es wird ihn aufrichten, und wenn Sünden vorhanden sind, werden sie ihm nachgelassen werden. Es fragt sich vor allem, wie die ersten beiden Begriffe zu fassen sind. Meistens versteht man sie im Sinne der körperlichen Heilung. Und es ist gar keine Frage, daß das im griechischen Texte gebrauchte Wort "sozein" die körperliche Heilung ausdrücken kann. Allein man beachtet bei dieser Auffassung nicht: a) daß das fünfte Kapitel (wie überhaupt der Brief) Mahnungen zu einem religiös-sittlichen Leben gibt und eschatologisch gestimmt ist. In diesem Zusammenhang paßt die Weisung, für körperliche: Heilung von Krankheiten zu sorgen, sehr wenig. Daß aber die Heilung den Zweck haben soll, die Anwesenheit bei der Parusie des Herrn zu ermöglichen (Calmes), klingt doch sehr gesucht. b) "Die Zusage der Heilung ist ganz uneingeschränkt ausgesprochen; von der Möglichkeit eines Mißerfolges ist keine Rede" (Dibelius). Wenn man hier nicht an eine ganz mechanische Herübernahme einer Aussage aus einer angeblich früheren, rein charismatisch bestimmten Auffassung denken will, muß das Wirken der Presbyter auf Heilung im höheren Sinn abzielen Wenn man aber die Einschränkung hinzudenkt "falls es zu seinem Besten geschieht" (Bardenhewer 153), so ist das sachlich richtig, paßt hier aber nicht, weil es sich um die an erster Stelle genannte Hauptwirkung handelt. c) Das Wort "sozein" wird im Jak vorher (1,21; 2,14; 4,12) und nachher (5,20) angewendet und ist stete von der Verleihung des ewigen Heils zu verstehen. d) Wenn hier von der Ölsalbung eines körperlich Kranken und von seiner Heilung die Rede ist, so ist das eine symbolische Sprache der Tat. Ist doch auch früher vom Mord (4,2; 5,6) und vom Ehebruch (4,4) im übertragenen Sinne die Rede. Somit ist es näherliegend, die ersten beiden Wirkungen im Sinne von der Rettung zum ewigen Heil und von der Aufrichtung aus Niedergeschlagenheit und Verzweiflung zu verstehen. Daß die dritte Wirkung von der Nachlassung der Sünden in enger Beziehung zu einem Sündenbekenntnis steht, zeigt die folgende Mahnung, die Sünden zu bekennen, die mit "also" an das Vorhergehende angeschlossen ist. Mit Recht sagt auch Hollmann: "Stillschweigend wird vorausgesetzt, daß die Kranken ihre Sünden bekennen." (13) Es sei hier bemerkt, daß das Wort "astchenei" - "Ist jemand krank unter euch", in der biblischen Sprache an eine schwere Krankheit deutet (Luk 7,10; Joh 4,46-47; Philip 2,26-27), die in den Tod mündet.
Auch müssen wir in diesem Zusammenhang mit dem hl. Bellarmin wohl bedenken, daß "die Sakramente sich ihrem Wesen nach auf die Seele beziehen, auf den Körper nur bedingt, oder sekundär!" Das ist nach ihm auch aus dem Worte "egeiro" zu erkennen, denn wenn dieses Wort auch eigentlich auf ein Erwachen, Erheben deutet, was sich auf den Körper bezieht, so bedeutet es doch aufgrund der in der Heiligen Schrift gebräuchlichen Metapher auch die Wehmut, Trauer, Nachlässigkeit, Trägheit und Untätigkeit vertreiben; auf den Körper wird es nur sekundär angewendet.(14)
9. Die Materie der letzten Ölung, das Olivenöl
Das Element oder die Materie derselben ist also, wie es die Konzilien, besonders das Trienter, bestimmt haben, das vom Bischof geweihte Öl, das nicht aus jeglicher öligen und fetten Substanz, sondern nur aus den Beeren des Ölbaums gepreßt werden darf. Diese Materie bezeichnet aber höchst passend, was mittelst des Sakramentes innerlich in der Seele bewirkt wird. Denn wie das Öl sehr viel zur Linderung körperlicher Schmerzen beiträgt, so vermindert auch die Kraft des Sakramentes die Traurigkeit und den Schmerz der Seele. Das Öl stellt überdies die Gesundheit wieder her, bringt Heiterkeit und gibt dem Lichte gleichsam seine Nahrung; auch ist es ganz besonders dazu geeignet, die Kräfte des Körpers, wenn er ermüdet ist, wieder herzustellen. Dies alles zeigt an, was durch die göttliche Kraft durch die Erteilung dieses Sakramentes im Kranken bewirkt wird." (15)
An und für sich sollten wir, uns mit der Erklärung des Römischen Katechismus begnügen, da es aber von "höchster Stelle" zu einem Unerlaubten, verhängnisvollen Eingriff gekommen ist, müssen wir uns mit der Sache etwas näher befassen.
In der diesbezüglichen Konstitution Paul VI. (16), lesen wir: "Da das Olivenöl, das bisher zur gültigen Spendung des Sakramentes vorgeschrieben war, in einigen Gegenden nicht vorhanden oder nur schwer zu beschaffen ist, haben Wir auf Bitten zahlreicher Bischöfe verordnet, daß in Zukunft den Umständen entsprechend auch anderes Öl verwandt werden kann, das jedoch aus Pflanzen gewonnen worden ist, d.h. dem Olivenöl möglichst ähnlich ist." Wie verhält es sich aber in der Wirklichkeit? ! Da nicht nur die Materie, sondern auch die Form geändert wurde, wie wir noch später zeigen werden, zwingt sich als erste Frage die nach der Erlaubtheit eines solchen Eingriffes auf. Die Antwort ist absolut negativ, denn, wie die unumstößliche Überzeugung der Theologen angibt, "sind die Sakramente nicht unter der Gewalt der Kirche, sie sind nur in ihrem Gebrauch, so daß sie nur zu dem Zweck verwendet werden dürfen, zu welchem sie von Christus eingesetzt wurden" (17). Diese immerwährende Überzeugung der Kirche betont der hl. Pius X. noch einmal in seinem Rundschreiben "Ex quo" vom 26.12.1910: "Der Kirche (und auch dem sie repräsentierenden Papst; o.k.) ist es keineswegs gestattet, irgendetwas an der Substanz der Sakramente zu verändern! (18) Ein jedes Sakrament erfordert~ aber eine gültige Materie, eine gültige Form und eine getreue Intention, welche alle von göttlicher Anordnung sind.
Das Magisterium Ordinarium, wie auch extraordinarium, die ununterbrochene Überzeugung der ganzen Kirche sieht in der "Materie" der Krankenölung reines, vom Bischof geweihtes Olivenöl. "Da der Apostel Jakobus als Element "elaion" (oleum von olea = Olive) angibt, hat nur Olivenöl als Materie Gültigkeit. (Vgl. Decretum pro Armenis bei Denz. n. 700: Materia est oleum olivae per Episcopum benedictum.")
Hiernach wären andere Öle, wie Rüben-, Nuß-, Sesam-, Kokosöl ungültige Materie."(19) Das vom Bischof geweihte Olivenöl ist also aufgrund des Konzils von Trient (Dez. 908) und des Dekretes an die Armenier (Denz. 700) als De fide zu betrachten, hiermit Glaubensgut. (20) Diese Definition des Konzils von Florenz ist, wie u.a. der hl. Thomas und Scotus mit der ganzen Schule betonen, durch die Eigenschaften des Olivenöls begründet, wie das Wasser für die Taufe, das Weizenbrot und natürlicher Wein für die Eucharistie. Auch ist zu beachten, daß die Väter bei diesem Sakramente, das die Vollendung der Buße ist, nur das Olivenöl, welches bei der Herstellung des Chrisam gebraucht wird, als Vorbild des Glanzes des Gewissen benützen." (21) Wirklich als kläglich erweisen sich die "Bitten zahlreicher Bischöfe auch anderes dl verwenden zu können, da dieses in ihren Gegenden nicht vorhanden ist oder nur schwer zu beschaffen ist". Auf die Nichtigkeit solcher Gründe weist schon der hl. Thomas v. Aquin hin, wenn er betont: "Zur dritten (Einwendung) ist zu sagen, daß wenn auch die Olive nicht überall wächst, es doch eine Leichtigkeit ist, das Öl überall hin zu befördern" (22). Wenn heute "einszwei" selbst Kanonen von Überschallflugzeugen befördert werden, kann man auch noch ein Paar Flaschen Olivenöl transportieren.
Die Dieseitseinstellung ist auch aus der Weihe des Öles ersichtlich, wenn ein Priester, für den Fall, daß er dazu berechtigt ist ("Feier ... Nr. 21) - diese vornimmt. ("Feier .. Nr. 74 oder noch deutlicher Nr. 242) Von einem Exorzismus ist keine Rede mehr, und vorsichtshalber wird vom Olivenöl nicht mehr gesprochen. Vergleichen wir nur die rechtgläubige Weihe: "Ich beschwöre dich, unreiner Geist, und jeden Angriff Satans und jedes Blendwerk im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes: Weiche von diesem Öle, damit es eine geistige Salbung werden kann, um stark zu machen den Tempel des lebendigen Gottes, auf daß in ihm wohnen kann der Heilige Geist, durch den Namen Gottes, des allmächtigen Vaters, und durch den Namen seines geliebten Sohnes,unsres Herrn Jesus Christus, der kommen wird, zu richten die Lebendigen und die Toten und die Welt durch Feuer.
R. Amen V. Der Herr sei mit euch R. Und mit deinem Geiste.
Lasset uns beten. Herr wir bitten Dich: sende vom Himmel herab Deinen Heiligen Geist, den Tröster, in dieses Olivenöl, das Du huldreich aus grünendem Holze zu geistiger und leiblicher Erquickung hervorquellen ließest. Durch Deinen heiligen Segen komme über jeden, der mit dem himmlischen Heilmittel dieses Öles gesalbt wird, Schutz für Leib und Seele, damit vertrieben werden alle Schmerzen, alle Krankheiten, alle geistigen und leiblichen Gebrechen. Mit ihm hast du ja Priester Könige, Propheten und Martyrer gesalbt. Deine Salbung, oh Herr, für uns von Dir gesegnet, sei ein vollkommenes Werk und bleibe immerdar in uns. Im Namen unsres Herrn Jesus Christus."
Natürlich zwingt sich da erneut die Frage auf, ob es erlaubt ist, die von Gott eingesetzte Materie oder Form zu ändern. Die Antwort ist entschieden negativ, denn "die Spender der Sakramente (und zu denen ist selbst der Papst zu rechnen! O.K.) sind durch göttliches Recht verpflichtet, die von Christus eingesetzten Materien und Formen zu gebrauchen. Das ist eine sichere Glaubenswahrheit und ergibt sich innerlich aus der Einsetzung selbst, die Spender sind verpflichtet, wahre Sakrament zu vollbringen, nicht erdichtete oder falsche. Sie vollbringen aber keine wahren Sakramente, wenn sie nicht die von Christus eingesetzten Materien und Formen gebrauchen." (23) Es ist hier schon überflüssig, abermals auf das Grundgesetz hinzuweisen, daß dort, wo eine sichere Materie oder Form vorhanden ist, eine unsichere nicht gebraucht werden darf; das Nichtbefolgen ist sakrilegisch.
Nun ist es aber ganz sicher, daß im Alten Testament das "Öl von gestoßenen Oliven als rein betrachtet und in rituellen Zusammenhängen gebraucht wurde. Das Behalten der kultischen Reinheit war das Ziel der Salbung mit ihm," wie auch die Reinheit der Seele der Hauptzweck dieses Sakramentes ist. (24) Allein von diesem Öl spricht die apostolische Tradition, auch die ganze kirchliche Tradition, wie der hl. Alfons di Liguori in seiner Moral anführt (25).
Anmerkungen: 1) Röm. Katechismus 6. Hauptstück, zweite Frage. 2) Denz. 907. Übersetzung Dr. Valentin Loch. 3) Straub, op. cit. Nr. 942. 4) Hurter, op. cit. Nr. 541. 5) Vgl. Bellarmin op. cit. cap. VI. 6) Straub, op. cit. Nr. 938. 7) Summa contra gentiles, Lib. IV. cap.73. 8) Straub, op. cit. 935. 9) Denz. 909. 10) Röm. Katechismus, II. Teil, VI. Hauptstück,14. Frage. 11) Denz. 927. 12) Vgl. Billuart op. cit. et loco, Art. IV. 13) Bonner Bibel IX, S. 51-52. 1932(4. Aufl.), Komm. v. Prof. Dr. Max Meinertz. 14) Bellarmin, op. cit. cap. II, III, VI. 15) Röm. Katechismus 2. Teil, 6. Hauptstück. 5. Frage . 16) "Feier..." S.13. 17) Zach. Pasqualigo, De Sacrificio Novae Legis Quaestiones Theologicae, Morales, Juridicae Lugduni 1662, Tract. II. qu. 22. 18) AAS 3, 119. 19) Lehrbuch d. Dogmatik, Joseph Pohle, III. S. 580, VI. Aufl. 1916. 20) Tractatus de Sacramentis II. G. van Noort, editio altere 1930, Nr . 168. cf. Merkelbach, Summa Theol. Mor. Tom. III. Nr. 692. Desclée 1942 cf. Enchiridion Theologiae Dogmaticae specialis, Egger-Mayer, ed. IX. Brixianae 1928. Thes. 264. cf . Billuart op. cit. Art. II § 1. Bellarmin op. cit. cap.VII. Coll. Lac. Tom. II . Constitutiones et Canones S. Synodi Montis Libani a.1736 a Benedicto XIV. confirmati, col.150, et Decreta S. Synodi prov. Ruthenorum 1720, col. 36. 21) Joannis Duns Scoti quaestiones in lib. IV. Sententiarum cum commentario R.P.F. Hiquaei, Lugduni 1639, Tom . IX . Nr .35- 36. Summa S. Thom. Aqu. suppl. 29 a. IV. 22) Summa S. Thom. Aqu. suppl. a. IV. 23) Suarez, op. cit. Tom. III. Disp. XVI. sect. II. 24) Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Anderson, Cazelles etc. Kohlhammer 1975. Zajit und zakah, col. 564-569. 25) Ligorie, op. cit. Nr. 708.
(Fortsetzung folgt! )
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