EHRE SEI GOTT UND FRIEDE DEN MENSCHEN!
von H.H. Pfr. Alois Aßmayr
Als der Herr die Engel und die Menschen erschaffen hatte, waren sie gut und glücklich. Sie waren ausgestattet mit vielen herrlichen Gaben. Nur Liebe, Freude und Frieden herrschte unter ihnen. All das sollte noch viel größer und sogar unverlierbar werden, wenn sie Gott als ihren uneingeschränkten und sie innig liebenden Herrn anerkennen und sich in ihrem Tun und Lassen danach richten würden. Widrigenfalls müßten sie die Folgen tragen: von Gott verstoßen, von den Freuden des Himmels ausgeschlossen hätten sie Unfrieden, Haß, Kreuz und Leiden auf sich zu nehmen und im Unfrieden mit Gott zu leben. Beide, die Engel und die Menschen konnten sich für das eine oder das andere entscheiden.
Wir wissen, daß viele Engel und die ersten Menschen dem Herrn den Gehorsam verweigert und sich damit für das zweite entschieden haben. Mit den Menschen hat der Herr Mitleid gehabt, da sie nicht so schuldig waren wie die Engel. Sie hatten die Unsinnigkeit ihres Ungehorsams eingesehen und bereut. Die Folgen ihres Ungehorsams hatten auch ihr Kinder zu büßen, die für den Ungehorsam ihrer Stammeltern nichts konnten. Der Herr versprach ihnen in Seiner Liebe und Barmherzigkeit einen Erlöser, der die Schuld der Menschen sühnen, der sie von der Herrschaft des Teufels befreien und ihnen den Zugang zum Himmel wieder frei machen würde. Dieses Versprechen Gottes war für die Menschen ein großer Trost. Trotzdem waren die Folgen des Ungehorsams für alle Menschen schlimm genug. Wir kennen sie und seufzen oft unter ihnen. Wie hart haben die frommen Menschen auf das Kommen des Erlösers gewartet ...
Nun ist Er da! Engel verkünden frommen Hirten die frohe Botschaft der Ankunft des Erlösers und sie können Ihn sogar besuchen. Ihre Freude können wir uns heute kaum noch vorstellen. Die Ehre Gottes soll wieder hergestellt werden und es soll wieder Frieden zwischen Gott und den Menschen herrschen. Hatte doch die Menschheit den Unfrieden mit Gott schwer büßen müssen. Unfrieden kann sich fürchterlich auswirken. Ich denke da nur daran, was das in der Familie für ein Leben sein muß, wenn Unfriede herrscht, wo man so nahe miteinander leben muß und jeder auf den anderen immer wieder angewiesen ist. Es muß das so eine Art Hölle sein, in der jede gute Regung und jede Tugend erstickt. Aber dann noch Unfrieden in der Gemeinde, im Staat und unter den Staaten, der häufig zu vernichtenden Kriegen führt: ich meine wir haben diesein grauvollen Unfrieden genug erfahren. Wie muß sich erst der Unfrieden mit Gott unserem Herrn auswirken, auf den wir jeden Augenblick ganz und gar angewiesen sind, von dem wir vollkommen abhängig sind, dem wir jeder Zeit und in jeder Hinsicht auageliefert sind! Es müßte uns alles daran liegen, mit Ihm wieder in Frieden zu leben. Da müßte aber das Unrecht wieder gutgemacht werden, das die Menschen Gott zugefügt haben; die Ehre Gottes müßte wieder hergestellt werden, welche die Menschen so schwer verletzt haben. Zu beidem aber waren die Menschen vollkommen unfähig.
Der Sohn Gottes Gottes bietet sich in Seiner Liebe an, diese Aufgabe auf sich zu nehmen, Mensch zu werden und als Gottmensch die Sünden der Menschen wieder gutzumachen und so den Frieden wieder herzustellen, den Menschen also wieder den Frieden mit Gott zu bringen. Der Sohn Gottes war sich genau bewußt, was Er dabei auf sich nimmt, was Er da durchmachen muß, daß Er dafür vielfach Lauheit, Gleichgültigkeit, Undank und sogar erbitterten Haß ernten wird. Er weiß im Vorhinein, daß nur wenige Menschen Ihm dafür aufrichtigen Dank und herzliche Liebe entgegen bringen. Er weiß genau, daß Er selbst von Seinem auserwählten Volke nur wenige Prozente retten kann. Sicher hat Er auch gewußt, wieviele Prozente Er von Seinem neuen auserwählten Volke, den Christen, retten kann. Wenn wir die heutige Christenheit anschauen, dürften es nicht viele sein.
Trotzdem ist der Sohn Gottes als Mensch in die Welt gekommen, um jedem Menschen die Möglichkeit zu geben, mit Gott in Frieden zu kommen und in den Himmel eingehen zu können, wenn er nur ernstlich will. Man hätte erwarten können, daß der Erlöser mit großer Begeisterung, Dankbarkeit und Liebe empfangen wird. Wie aber die Wirklichkeit war, ist uns allen bekannt. Der Apostel Johannes faßt sie in folgenden Worten zusammen: "Er kam in sein Eigentum und die Seinen nahmen Ihn nicht auf". Auch der Grund hierfür wird in der hl. Schrift angegeben: "Die Finsternis war ihnen lieber als das Licht, denn ihre Werke waren böse".
Die Christenheit feiert an Weihnachten den Gedächtnistag des Kommens des Erlösers und zwar wohl mit großer Feierlichkeit, Gaben und Geschenken und mit noch vielem anderen. Ist aber der Hauptgrund der Freude der Erlöser und Sein Kommen oder sind es bloß die materiellen Geschenke? Darüber mag sich jeder selbst Rechenschaft geben. Tatsache ist, daß sich jeder ehrliche gläubige Christ herzlich freuen darf und soll. Ihm ist der Frieden mit Gott sicher, wenn auch nicht der Frieden mit der Welt. Im Gegenteil: Mit der Welt wird er im ständigen Krieg sein müssen und auch mit seinen Leidenschaften. Das stört aber den Frieden mit Gott nicht, macht ihn sogar immer fester. Wer den Frieden mit Gott hat, hat auch die Freundschaft mit Gott und damit alles, um glücklich und zufrieden zu sein. Sorgen wir für die Ehre Gottes, d.h. halten wir Seine Gebote, dann haben wir den Frieden in der Seele und das ist das Ausschlaggebende, um glücklich zu sein. Wir haben also allen Grund, das Weihnachtsfest mit aufrichtiger, herzlicher Freude zu feiern und das wünsche ich allen Lesern von ganzem Herzen: also recht frohe Weihnachten!
Euer Alois Aßmayr, Pfarrer
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AN DAS JESUSKIND
"Mein liebes Christuskind, zu Bethlehem, da bist Du geboren, da hast Du gelebt. Gott hat Dir den Stern mit auf den Weg gegeben, für Dich und für uns. Den Stern von Bethlehem. Zu Dir sind sie gekommen aus aller Welt. Die Weisen haben Dir Weihrauch, Gold und Myrrhe gebracht. Die Hirten und die Schriftgelehrten haben vor Dir ihr Knie gebeugt. In einem Stall bist Du geboren. Kein Gold war um Dich herum. Du warst ein Kind wie alle anderen auf der ganzen Welt. Ein Kind, gleich wie wir, und doch Gottes eingeborener Sohn. Wir alle, von Anfang an bis jetzt, sind Geschwister des heiligen Kindes. Wir sind gleich dem heiligen Kindel Wir sind Gottes Kinder. Der Weg des heiligen Kindes war Leid und Tränen. Unser Weg, unser Leben. In Armut bist Du geboren, heiliges Kind, hast alle Schmerzen auf Dich genommen, hast sie getragen bis zum Kreuz. Du bist für uns gestorben, Du, heiliges Kind, Du Herr Jesus. Amen."
Der achtjährige Eugenio Pacelli (nachmals Papst Pius XII.), ]884' an einem Adventssonntag in der Kirche Aracoeli, Rom, an das Jesuskind, wo eine vergoldete Statue des Santo Bambino verehrt wird.
(Aus: "Auch Päpste waren Lausbuben", Schneider-Verlag, München)
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Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden den Menschen auf Erden, die guten Willens sind!
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