MAN WEISS NIE ...
von Eberhard Heller
Mir wurde einmal folgende Geschichte erzählt, die schlaglichtartig die geistige und religiöse Verfassung so vieler, all zu vorsichtig taktierender Gläubigen - besser sollte man gleich sagen: Halb- oder Ungläubiger erhellt und aufdeckt: Ein Küster beobachtet ein altes Weiblein, wie es eine Kerze am Marienaltar in der Kirche aufstellt und zu Ehren der Mutter Gottes leuchten läßt. Brave, fromme Frau, denkt der Küster. Doch dann geht unser Weiblein weiter, in den Chorraum - die Kirche ist alt, sehr alt, da gibt es noch das schöne gotische Chorgestühl, reich verziert, selbst Teufel und Dämonen sieht man da, die von Engeln besiegt werden und zündet auf dem Schwänzlein eines dieser Teufel ebenfalls eine Kerze an. Ganz verwirrt darüber geht der Küster der Frau nach und fragt sie, warum sie denn für den Teufel auch eine Kerze angezündet habe. "Ja", sagt das biedere Weiblein, "man weiß nie, zu was es 'mal gut ist." Denkt sie vielleicht, der Teufel wird sie nicht gar so heiß braten, wenn sie trotz aller Kerzen, die sie bei der Mutter Gottes anzündet, doch noch in die Hölle kommen sollte? Vielleicht konnte man froher einmal über diese Geschichte mit ihrem naiven Skeptizismus schmunzeln. Angesichts des heutigen Halb-Glaubens und der zunehmenden Feigheit, die Wahrheit zu bekennen, vergeht einem selbst dieses harmlose Lachen. Das normale Streben herauszufinden, was man in religiösen Dingen wissen kann, ist durch die total verwirrte Situation immer mehr in einen bodenlosen Skeptizismus umgeschlagen, der einsichtig und unmittelbar vollzogene Glaube einem reinen Willkürglauben gewichen: letztlich kann man glauben, was man will, und besonders "fromme Frauen" vergessen nie, diesem geglaubten Wirrwarr noch das Etikett "katholisch" aufzukleben. Im Glauben - so die herkömmliche Meinung - weiß man ja nicht, man glaubt eben nur; irgend etwas kann man immer für wahr halten, besonders natürlich die vielen "Botschaften", selbst wenn in ihnen die elementarsten Wahrheiten des Glaubens geleugnet werden. Ja die "Botschafts"-Sucht geht bei vielen so weit, daß sie sich gleichsam aus der Kirche ausgeschlossen fühlen, wenn sie nicht auch endlich einmal eine "Botschaft" erhalten.
Im Verhalten vieler Leute spiegelt sich dieser Skeptizismus, von dem man gelegentlich selbst angesteckt wird wie von einer Krankheit, in vielen Varianten:
Vielleicht ist der "Hl. Vater" doch ein Gefangener, da es doch in so vielen "Botschaften" gesagt wird. Man weiß zwar, daß er die Hl. Messe abgeschafft hat, aber man weiß ja nie ... vielleicht ist er doch heilig?
Die abgefallene Hierarchie hat nicht nur die Möglichkeit einer sakramentalen Verbindung mit Gott fast überall unterbunden, sondern auch jegliche sittliche Norm untergraben und (oder) pervertiert. Alle Ungläubigen besitzen heute mehr moralische Prinzipien als die modernistischen Priester oder Seminaristen, die späteren Profis der Verwirrung. Es ist schwer sündhaft, diese Abtrünnigen noch finanziell zu unterstützen, man weiß es, man sollte eigentlich aus dem Kirchensteuerverband austreten, aber man weiß ja eigentlich nie so genau ... sicherlich möchte man schließlich und endlich doch noch "kirchlich" begraben werden. Da darf man's sich dann nicht mit 'denen' verderben. (Wer dieses würdelose Schauspiel einer modernen Beerdigung einmal erlebt hat, kann froh sein, wenn die ehemaligen Sangesbrüder des Toten ihm einen würdevollen Abschied von dieser Welt bereiten.)
Die Wandlungsworte sind gefälscht, der Opfercharakter der Hl. Messe in dem sogenannten NOM geleugnet. Selbst die Spatzen pfeifen es von den Dächern herunter: alle ist nicht viele! Auch die rührige "DT", die brav auf beiden Schultern Wasser trägt, schreibt es. Man weiß, daß die "Neue Messe" aufgrund der gefälschten Konsekrationsworte ungültig ist, aber man rennt dennoch weiter fleißig nach Hl. Geist. Man weiß ja nie ... vielleicht macht der liebe Heiland doch alles wieder gut.
Man weiß, daß in St. Michael in der Baaderstr. München die gültige Hl. Messe gefeiert wird, nach der man schmachtet. Aber wir sind gegen den "Hl. Vater Paul VI.", vielleicht ist sie deswegen doch ungültig selbst ein Priester ist heute schon so sehr verblödet, daß er formal nicht mehr zwischen 'erlaubt' und 'gültig' unterscheiden kann -, man weiß ja nie so genau ...
Man weiß, daß ein Papst, der in Häresie gefallen ist, sein Amt und seine Autorität automatisch verloren hat. Dennoch redet man fleißig weiter, vom "Hl. Vater Paul VI.", man weiß nun wirklich nicht ... vielleicht kann man ihn doch noch einmal gebrauchen - als "Hl. Vater".
Für alle, die sich nur ein klein wenig auskennen, ist es vollkommen klar, daß die deutschen "Bischöfe",und natürlich auch die anderen, durch ihren "Gehorsam" gegenüber einem abgefallenen "Papst" sich selbst schuldig machen, seien es auch noch so 'große' Marienverehrer wie Graber, und ihr Amt ebenfalls verlieren. Man weiß es, die Bestimmungen im Kirchenrecht sind vollkommen eindeutig. Dennoch hört man nicht auf, von 'unseren Bischöfen' zu reden oder sie noch als legitime Amtsinhaber anzusehen. Man taktiert mit deren verloren gegangener Autorität noch herum, schreibt Petitionen, um eventuell mit diesen Mitrenständern noch ein Fernsehinterview zu arrangieren. Vielleicht hilft man mit diesen Mitteln - mit denen man höchstens den berühmten Kuhhandel betreiben kann - der Kirche doch. Man kann es ja wirklich nicht wissen ... (Ich weiß nur eins: der Hl. Geist, der Geist der Wahrheit, ist da abwesend, wo man meint, mit Taktik (sprich = Lüge) der Kirche helfen zu können. Wie soll das auch gehen? Mit Lügen verteidigt man die lebendige Wahrheit nie. Solche "Bemühungen" sind vom Heiligen Geist schon verworfen und bleiben in Ewigkeit unfruchtbar.)
Was müssen wir denn tun, um dieses immer größere Chaos der Halb- und Unwahrheiten zu durchschauen, dieses erstickende Netz aus Verblendung zu durchreißen? Ein Priester sagte mir vor kurzem, wir müssen ein unverschämtes Gottvertrauen haben, uns unserer Mutter, der Mutter Gottes anempfehlen und besonders um den Beistand des Heiligen Geistes bitten. Dann wird uns, durch den Beistand des Hl. Michaels, Gott auch nicht in die Irre gehen lassen.
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