"ICH WILL DIR ZEIGEN, WAS HERNACH GESCHEHEN SOLL." (Apok. 4,1)vonHermann Schrott
III. Folge: "Mein Reich ist nicht von dieser Welt."
Außer den Sadduzäern, die die traditionelle Lehre von den letzten Dingen dieser Welt von Haus aus ablehnen und verspotten, gibt es auch Pharisäer, die die entsprechenden Schriftstellen zwar angeblich anerkennen, aber völlig verdreht auslegen. Sie tun so, als ob der neue Himmel und die neue Erde vom Menschen selbst herbeigeführt werden könnten. Sie meinen, der Mensch könne durch die Fortschritte, die er in der Naturwissenschaft, Medizin, Soziologie u.s.w. gemacht hat bzw. noch machen wird, diese Erde in ein Paradies verwandeln. Diese Leute, und das sind heute nicht wenige, begehen damit haargenau denselben Fehler, dem viele Juden beim 1. Kommen Christi zum Opfer fielen, indem sie von Christus ein irdisches Reich erwarten. Während man aber den damaligen Juden zugute halten muß, daß die Propheten zu einem großen Teil auch auf ein irdisches Reich gedeutet werden konnten, gibt es für die heutigen Christen keinerlei Entschuldigungsgrund. Seit nunmehr über 1900 Jahren wird ganz klipp und klar verkündet, daß Christus vom Himmel her mit großer Macht und Herrlichkeit wiederkommen wird, daß die Welt dann von Gott völlig umgestaltet werden wird, daß aber zuvor noch der Teufel, der in der Gestalt des Antichrist auftreten wird, auch auf dieser Erde überwunden werden muß u.s.w. Wer Sätze wie: "Siehe, ich mache alles neu." (Apok 21,5) auf das sog. Pfingsten der nachkonziliaren sog. Kirche bezieht, ist völlig unentschuldbar!
Der hl. Cyrill von Jerusalem gibt demgegenüber nur den allgemeinen Glauben der Kirche wieder, wenn er sagt (Cat. XV,10): "Der wahre Christus (im Gegensatz zum Antichrist) ... wird nicht von der Erde her wiederkommen ... Schaue nicht weiter nach unten auf die Erde, denn vom Himmel wird der Herr herabkommen." Der Blick auf das Irdische hindert uns also, den wahren vom falschen Christus zu unterscheiden.
In den heutigen sog. Gottesdiensten plärrt man gerne: "Denn dein ist das Reich ...", ganz gleich, ob es paßt oder nicht. Besser wäre es, mit mehr Andacht sowie dem richtigen Verständnis: "Zu uns komme dein Reich!" zu beten. Bei der Erklärung dieser Bitte bemerkt der hl. Thomas von Aquin (Exp.s.II.ep. ad Tim.), daß das Reich Christi in dieser Welt bereits unsichtbar beginne, und zwar in den Heiligen, die ja nicht von dieser Welt sind, gemäß den Worten des Herrn: "Mein Reich ist nicht von dieser Welt.", und daß es erst dann vollendet werde, wenn alle Reiche Christus unterworfen werden, ob sie wollen oder nicht, wie es David prophezeit hat mit den Worten: "Es sprach der Herr zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten bis ich deine Feinde als Schemel dir zu Füßen lege!" Nur zu verständlich, daß sich auch die heutigen Herodestypen gegen ein solches Reich Christi sträuben.
Jener Satz in der Apokalypse (7, 14): "Das sind jene, die aus der großen Drangsal gekommen sind ..." wurde immer so verstanden, wie ihn auch der hl. Beda aufgefaßt hat: "Durch viele Drangsale müssen wir ins Reich Gottes eintreten. Wer wüßte nicht, daß die Bedrängnis durch den Antichrist größer sein wird als alle früheren Drangsale?" Das "Komm, Herr Jesus!" am Ende der Apokalypse wiederhole die Kirche täglich, indem sie betet: "Zu uns komme dein Reich!" Zum Leib des Antichrist gehören alle, die sich nicht zur Erkenntnis der geistigen Heimat erheben wollen, meint der hl. Georg d.Gr. (Mor. XXXIV, 4 ) .
Papst Gregor d.Gr. tadelt Paul VI.!
Die Wurzel sowohl für dei völlige Ablehnung wie für die Verdrehung der Lehre von der Vollendung der Welt ist freilich die gleiche, nämlich die Liebe zu dieser Welt. Hören wir deshalb ein paar Sätze aus einer Predigt Papst Gregor d.Gr. über das Weltende (PL 76, SP. 1079/80) und vergleichen sie mit dem, was Paul VI. tagtäglich verkündet: "Die Häupter erheben bedeutet soviel wie unseren Geist zu den Freuden des himmlischen Vaterlandes erheben. Die, die also Gott lieben, ermahnt Christus, angesichts des bevorstehenden Weltendes sich zu freuen und fröhlich zu sein, weil sie den, den sie lieben, bald finden werden, während die Welt, die sie nicht geliebt haben, vergehen wird. Fern sei es nämlich, daß ein Gläubiger, der Gott zu sehen verlangt, über die Erschütterungen der Welt trauere, von denen er doch weiß, daß durch sie das Ende dieser Welt herbeigeführt wird. Denn es steht geschrieben: 'Wer immer ein Freund dieser Welt sein will, macht sich zum Feinde Gottes.' (Jak. 4,4). Wer sich also nicht freut, wenn das Weltende naht, bezeugt damit, ein Freund dieser Welt zu sein und erweist sich dadurch als Feind Gottes. Aber das sei ferne von den Herzen der Gläubigen, ferne von denen, die doch glauben, daß es noch ein anderes Leben gibt und die nach diesem Leben in tätiger Liebe streben. Der Zusammenbruch der Welt ist doch für jene Grund zum Trauern, deren Herzen in der Liebe zur Welt verwurzelt sind, die das kommende Leben nicht suchen, ja die mit dem Gedanken spielen, ein solches Leben gebe es gar nicht. (...) Liebt also, meine Brüder, nicht die Welt, die, wie ihr seht, nicht mehr lange bestehen kann. Nehmt euch die Ermahnungen des Apostels zu Herzen, der da sagt: 'Liebt nicht die Welt, noch was in der Welt ist, denn wenn einer die Welt liebt, so ist die Liebe zum Vater nicht in ihm.' (1 Joh. 2,15)
Es wäre sehr zu wünschen, daß jene "prominenten Katholiken", die an der Rechtgläubigkeit Pauls VI. festhalten wollen, diese Predigt täglich 3x sich zu Gemüte führen würden. Vielleicht merken sie dann doch noch, daß Paul VI. mit seinem religiös verbrämten Diesseitskult in krassem Widerspruch zu allen heiligen Päpsten steht. Manche meinen immer, Paul VI. könne nur dann als Häretiker bezeichnet werden, wenn er beispielsweise steif und fest behaupten würde, Christus sein nicht wahrer Mensch und wahrer Gott gewesen oder etwas ähnliches. Sie vergessen dabei aber, daß der Antichrist nach allgemeiner traditioneller Auffassung unter der Maske der christlichen Religion auftreten wird, was noch ausführlicher dargelegt werden wird. Man muß also darauf achten, ob Rechtgläubigkeit echt oder geheuchelt ist, was im Falle Pauls VI. wirklich nicht schwer zu entscheiden ist. Wäre sein Credo z.B. ehrlich gemeint gewesen, dann hätte er längst eine Unzahl von Häretikern aus der Kirche ausschließen müssen,und dann hätte er Bücher wie den Holländischen Katechismus öffentlich verdammen müssen! Wir haben aber bisher nichts dergleichen von ihm vernommen. Indem er vielmehr neuerdings gegen die, deren Credo offensichtlich ernst gemeint ist, Maßnahmen ergreift, läßt er die Maske vollends fallen. Durch einzelne heuchlerischen Worte kann man sich täuschen lassen, der Geist aber, der stets im Hintergrund steht, kann auf die Dauer nicht verborgen bleiben. (Fortsetzung folgt)
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