Ehre dem Menschen, dem König der Erde
und nunmehr Fürsten des Himmels (Paul VI.)
Die Zukunft der Kirche hängt von der Wahl ab, für die sie sich
entscheidet, ob für den mythischen, ganz mit Gott vereinten Leib oder
für den Kult des Menschen, für die Ideologie des totalen Wohlergehens
und des universellen Stolzes, welcher die heidnische Mystik der
gegenwärtigen Welt ausmacht.
Seit der Beendigung des Konzils am 7.12.1965 trägt Paul VI. die neue
Linie vor, auf die sich die Kirche eingestellt hat: die Versöhnung
beider Kulte.
"Die konziliare Kirche hat sich nicht damit begnügt, nur über das Band,
das sie mit Gott verbindet, nachzudenken, sondern sie hat sich
besonders mit dem Menschen, mit dem lebendigen Menschen befaßt, mit dem
ganz auf sich gerichteten Menschen, der sich nicht nur zum Mittelpunkt
alles dessen macht, was ihn interessiert, sondern der es wagt sich als
das letzte Prinzip und als den letzten Grund der Wirklichkeit zu
behaupten.." Der laienhafte und weltliche Humanismus ist schließlich in
seiner schrecklichen Gestalt hervorgetreten und hat - in einem gewissen
Sinn - dem Konzil getrotzt.
"Die Religion Gottes, der Mensch wurde, hat sich (beide sind ja eins)
nunmehr mit der Religion des Menschen, der zu Gott wurde, getroffen".
Was ist passiert? Eine Erschütterung, ein Kampf, eine Verurteilung? Das
könnte passieren, hat sich aber nicht zugetragen. Die alte Geschichte
des Samariters hat dem Geist des Konzils zum Vorbild gedient. Eine
Sympathie ohne Grenzen hat es überfallen. Die Entdeckung der
menschlichen Nöte hat die ganze Aufmerksamkeit der Synode aufgesogen.
"Ihr modernen Humanisten, die ihr die Transzendenz der höchsten Dinge
leugnet, dankt ihm wenigstens diesen Wert und erkennt unseren neuen
Humanismus an: denn wir, mehr als irgendjemand, praktizieren den Kult
des Menschen".
Die Jünger Dessen, der dem Satan anläßlich der dritten und letzten
Versuchung in der Wüste erwiderte: "Hinweg, Satan! Denn es strebt
geschrieben: Den Herrn, deinen Gott sollst du anbeten und ihm allein
dienen." (Matth. 4, 10), Paul VI. und die Bischöfe des Konzils haben,
um Herrschaft und Ansehen über alle Völker der Erde wiederzugewinnen,
beschlossen, den Menschen zu verehren, ohne damit Gott schaden zu
wollen.
Und am 7. Februar dieses Jahres, während die drei Astronauten in ihrem
Raumschiff dem Mond zuflogen, diesem entseelten Begleiter unseres
Planeten, stimmte der Papst anläßlich dieses Ereignisses einen HYMNUS ZUR VERHERR LICHUNG DES MENSCHEN an (La Croix, 9. 2. 1971):
"Ehre dem Menschen!
Ehre dem Denken!
Ehre der Wissenschaft!
Ehre der Technik!
Ehre der Arbeit!
Ehre der menschlichen Kühnheit!
Ehre der Verbindung der
wissenschaftlichen Aktivität und des Sinnes der Organisation des
Menschen, der es im Unterschied zu anderen Lebewesen versteht, seinem
Geist und seiner manuellen Fertigkeit die Instrumente der Eroberung zu
geben!
Ehre dem Menschen, dem König der Erde und nunmehr auch Fürsten des Himmels!
Ehre dem Lebewesen, das wir sind, in
dem sich das Bild Gottes widerspiegelt und das durch seine Beherrschung
der Dinge der biblischen Anweisung gehorcht: vermehret euch und
herrscht."
Es war erstaunlich zu sehen, daß 1965 ein Papst und ein mit ihm einiges
Konzil dem Verführung der Menschheit nicht erneut die Worte des Herrn
entgegenhielt: Weiche Satan! Aber man kann sich verwundert fragen, ob
die Kirche, wenn sie sich auf die Wege ihres Widersachers begibt, indem
sie der Versuchung nachgibt, sich mit der Welt zu verbinden und ihren
Kult zu treiben, unerwartet aufblühen und sich in wunderbarer Weise
über den ganzen Planeten ausbreiten wird? 1971, sechs Jahre danach,
läßt sich die Feststellung treffen, daß es damit nichts geworden ist.
Satan hat ihr nur einen täuschenden Handel angeboten.
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