NEUERE BEITRÄGE ZUM GESCHEHEN UM ECONE
zusammengestellt von Eberhard Heller
Einleitung: Die anläßlich der Ernennung der neuen "Kardinäle" gehaltene Rede Paul VI. vom 24.5.1976 - sie wurde bereits in "Einsicht" VI(2)88 f kommentiert -, in der er in unverschämtester Weise Erzbischof Lefebvre ultimativ aufgefordert hatte, sich ihm zu unterwerfen, hatte für die von Erzbischof Lefebvre für den 29.6., dem Fest der Apostelfürsten Petrus und Paulus, angesetzten Priester- und Diakonweihen in Econe schon im voraus dramatische Akzente gesetzt. Mit teilweise bangem Erwarten schauten in der kommenden Zeit viele Gläubige, deren Hoffnungen für die Kirche auf Erzbischof Lefebvre ruhen, nach Econe: Werden die Weihen trotz aller Schwierigkeiten stattfinden oder wird sich Exzellenz dem abtrünnigen Rom fügen?
Die Antwort ist inzwischen ergangen. Unsere Leser haben das neuere Geschehen um Econe sicherlich mit wachen Interesse in den Tageszeitungen verfolgt. Um einen geschlossenen Überblick zu gewinnen, veröffentlicht die Redaktion einige Dokumente, die zugleich den Gang der Ereignisse festhalten, und läßt noch einige Stellungnahmen folgen.
I. Von Ende Mai bis Ende Juni wird Erzbischof Lefebvre von allen möglichen bzw. unmöglichen Seiten bedrängt, sich zu "unterwerfen'. U.a. ist der Schweizer Nuntius in Econe gewesen, ebenso "Kardinal" Hyazinth Thiandoum - einer der neuernannten "Kardinäle", ehemaliger Sekretär, dann Generalvikar und Weihbischof unter Erzbischof Lefebvre (als er noch Bischof von Dakar war) jetziger "Bischof" von Dakar und neuerdings auch "Kardinal" -, um seine Exzellenz zum "Gehorsam" gegenüber dem "Hl. Vater" zu bewegen. (Vgl. dazu besonders die Ausführungen Lefebvres u.a. in der Ansprache zu den Weihen.)
II. (aus DT vom 16./17.7.1976): Wie am Montag aus Econe/Schweiz verlautete, hat Erzbischof Lefebvre, Gründer und Mentor des trotz kirchlicher Suspendierung weitergeführten, umstrittenen Priesterseminars in einem Schreiben am 22. Juni aufgefordert, eine Kardinalskommission zu benennen, die mit ihm in einen Dialog über die Beilegung des Konflikts zwischen Rom und Econe treten solle. Lefebvre wiederholte in diesem Brief nochmals seine Ansicht, daß die "Kirche des Konzils" mit der katholischen Kirche unvereinbar sei und daß die von ihm abgelehnte Meßreform Papst Pauls VI. "Symbol und Programm der Kirche des Konzils" sei. Am Beginn des Briefes schrieb Lefebvre, er fühle sich "in voller Gemeinschaft mit dem Heiligen Vater" (Anm. d. Red.: Es ist wirklich schleierhaft, wie ihm das möglich sein sollte, wenn er das "moderne Rom", dessen Schöpfer eben dieser "Hl. Vater" ist, ablehnt.) und bittet den Papst, ihm einen Dialog mit Kardinälen vatikanischer Wahl zu ermöglichen, die auch seine Person lange genug kennen würden. Dieser Dialog werde, so meint der frühere Missionserzbischof, mit "Gottes Hilfe" beweisen, daß sich die bestehenden "Schwierigkeiten" aus der Welt schaffen ließen. Seine Haltung sei nach wie vor von Ergebenheit unter den Nachfolger Petri gekennzeichnet. Einen Dialog mit dem Substitut im Staatssekretariat, Ersbischof Benelli, der im Auftrag des Papstes verschiedene Schreiben an Lefebvre gerichtet hatte, lehnte der Gründer von Econe jedoch ab.
III. (aus: Ave Kurier, August 1976): PREDIGT VON S.E. ERZBISCHOF MARCEL LEFEBVRE ZUR WEIHE VON DREIZEHN PRIESTERN IN ECONE AM 29. JUNI 1976 Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Liebe Freunde, liebe Mitbrüder! Liebe Brüder, die Ihr aus allen Ländern und Himmelsrichtungen gekommen seid!
(...) Ich weiß genau, daß es zahlreiche Schwierigkeiten gibt bei der Verwirklichung dieses Vorhabens, das man uns gegenüber sogar verwegen genanot hat. Man hat uns gesagt, wir wären in einer Sackgasse. Und warum? Aus Rom sind uns, vorallem seit drei Monaten, und im besonderen seit dem 19. März, dem Fest des heiligen Josef, Beschwörungen, Bitten, Befehle und Drohungen zugegangen, die uns veranlassen sollten, unsere Tätigkeit einzustellen und im besonderen diese Priesterweihe nicht vorzunehmen. In den letzten Tagen waren diese Versuche besonders dringend. Vor allem seit zwölf Tagen erhalten wir ununterbrochen Botschaften, empfangen wir Abgesandte aus Rom, die uns dringend auffordern, von der Vornahme dieser Priesterweihe abzusehen. Wenn wir nun aber in aller Objektivität nach dem wirklichen Motiv suchen, das jene beseelt, die von uns verlangen, diese Priesterweihe nicht durchzuführen, wenn wir das eigentliche Motiv ihres Handelns suchen, so ist es dieses: Wir weihen diese Priester, damit sie jene Messe lesen, die immer gelesen wurde. Und weil man weiß, daß diese Priester der Messe der Kirche, der überlieferten Messe, jener Messe, die immer gegolten hat, treu bleiben werden, bedrängt man uns, sie nicht zu weihen.
Als Beweis dafür kann ich auch anfahren Sechsmal innerhalb der letzten drei Wochen, gezählte sechsmal, hat man von mir verlangt, normale Beziehungen mit Rom herzustellen und als Unterpfand dafür den neuen Ritus zu akzeptieren und selbst nach ihm zu zelebrieren. Man ist sogar soweit gegangen, mir jemanden zu schicken, der mit mir im neuen Ritus konzelebrieren sollte, damit ich auf diese Weise bekundete, daß ich die neue Liturgie gerne akzeptierte; sodann würde zwischen mir und Rom alles wieder in Ordnung sein. Man hat mir ein neues Meßbuch in die Hand gedrückt und gesagt: "Diese Messe hier müssen Sie feiern; sie werden sie von nun an in allen ihren Häusern lesen." Ebenso sagte man mir, daß dann, wenn ich am heutigen Tage, an diesem 29. Juni, vor allen hier Versammelten eine Messe nach dem neuen Ritus feierte, alle Schwierigkeiten zwischen uns und Rom beseitigt sein würden. Es ist also ganz klar und offenkundig, daß das ganze Drama zwischen Rom und Ecône das Problem der Messe zum Thema hat.
Haben wir nun Unrecht, wenn wir darauf beharren, jenen Ritus beizubehalten, der immer der gültige war? Wir haben gebetet, wir haben andere Personen zu Rate gezogen, wir haben nachgedacht und uns intensiv mit dem Problem beschäftigt, um zu wissen, ob wirklich wir selbst im Irrtum sind oder ob wir etwa wirklich keinen hinreichenden Grund hätten, uns dem neuen Ritus nicht zu unterwerfen. Aber gerade der Nachdruck,mit dem die römischen Abgesandten von uns die Änderung des Ritus verlangt haben, hat uns nachdenklich gemacht. Und wir sind der Überzeugung, daß eben dieser neue Meßritus einen neuen Glauben ausdrückt, einen Glauben, der nicht der unsere ist, einen Glauben der nicht der katholische Glaube ist. Diese neue Messe ist ein Symbol, ist ein Ausdruck, ist ein Bild eines neuen Glaubens, eines modernistischen Glaubens.
Denn wenn die heilige Kirche im Verlaufe so vieler Jahrhunderte diesen kostbaren Schatz bewahren wollte, den sie uns in dem Ritus der heiligen Messe gegeben hat, wie er von dem heiligen Papst Pius V. kanonisiert wurde, so hatte das seinen guten Grund. In dieser Messe ist unser ganzer Glaube enthalten, der ganze katholische Glaube der Glaube an die Allerheiligste Dreifaltigkeit, der Glaube an die Gottheit unseres Herrn Jesus Christus, der Glaube an die Erlösung durch unseren Herrn Jesus Christus, der Glaube an all das Blut unseres Herrn Jesus Christus, das vergossen wurde, um uns von unseren Sünden loszukaufen; der Glaube an die übernatürliche Gnade, die uns durch das heilige Meßopfer, die uns durch das Kreuz vermittelt wird, die uns durch alle Sakramente vermittelt wird. (...) Nun ist es ganz klar, daß dieser neue Ritus vor etwas anderes gespannt ist, wenn ich so sagen darf, daß er einen anderen Begriff von der katholischen Religion voraussetzt, eine andere Religion. Hier ist es nicht mehr der Priester, der das heilige Meßopfer darbringt, hier ist es die Versammlung der Gläubigen. Nun bedeutet das ein ganz neues Programm; es enthält ein ganzes Programm. Von nun an sind es die versammelten Gläubigen, welche die bisherige Autorität in der Kirche ersetzen. Die Versammlung der Bischöfe ersetzt die bisherige Vollmacht der Bischöfe. Der Priesterrat ersetzt die Vollmacht des Bischofs innerhalb der Diözese. Von nun an bestimmt die Zahl in der heilige Kirche. Und gerade das kommt in der neuen Messe deutlich zum Ausdruck, weil eben die Gemeinschaft den Priester ersetzt. Dies geht so weit, daß viele Priester jetzt nicht mehr die heilige Messe feiern wollen, wenn keine Gläubigen anwesend sind. Ganz langsam und vorsichtig schleicht sich die protestantische Auffassung von der Messe in die Kirche ein.
Und das entspricht ja auch der Mentalität des modernen Menschen, der Mentalität des modernistischen Menschen. Es entspricht ihr ganz genau. Denn das demokratische Ideal ist ja der leitende Gedanke des modernen Menschen. Er besagt: Die Macht liegt in der Gemeinschaft, die Autorität liegt bei den Menschen, in der Masse, nicht aber bei Gott. Und das ist überaus folgenschwer; denn wir glauben doch, daß Gott allmächtig ist; wir glauben, daß Gott alle Autorität besitzt. Wir glauben, daß jede Autorität von Gott kommt.(...)
Man hat die Ideologie, die Vorstellungen des modernen Menschen in unsere heiligsten Riten eingeführt. Und das zersetzt derzeit die ganze Kirche. Denn durch diese Vorstellung von der Macht, die auch in der heiligen Messe der Basis zugestanden wurde, hat man das Priestertum zerstört. Man zerstört es noch. Denn was ist der Priester? Wenn der Priester keine persönliche Gewalt mehr hat, jene Gewalt, die ihm durch seine Weihe gegeben wurde, wie sie auch diese zukünftigen Priester in wenigen Augenblicken erhalten werden - was ist er dann? Diese jungen Menschen hier werden einen besonderen Charakter erhalten, einen Weihecharakter, der sie über das Volk Gottes erheben wird. (...)
Die Menschheit unseres Herrn Jesus Christus wurde von der Gottheit des Wortes Gottes durchdrungen. So ist er Priester geworden. Er wurde zum Mittler zwischen Gott und den Menschen. Und eben an dieser Gnade werden diese Priester teilnehmen und dadurch über das Volk Gottes erhoben werden. Sie, ja gerade sie werden die Mittler zwischen Gott und dem Volke Gottes sein. Sie werden nicht nur die Vertreter des Gottesvolkes sein. Sie werden nicht die Beauftragen des Gottesvolkes sein. Sie werden nicht einfach die Leiter einer Versammlung sein. Sie sind Priester für die Ewigkeit, mit diesem Charakter für alle Ewigkeit bezeichnet. (...) Man glaubte, die Welt dadurch anziehen zu können, daß man weltliche Vorstellungen übernahm. Man glaubte, Ungläubige dadurch für die Kirche gewinnen zu können, daß man Vorstellungen ungläubiger Menschen übernahm, dadurch, daß man die Gedanken des modernen Menschen übernahm; dieses modernen Menschen, der ein liberaler und ein modernistischer Mensch ist, ein Mensch, der die Pluralität der Religionen akzeptiert, aber nicht mehr das Königtum unseres Herrn Jesus Christus über die Gesellschaft. Das habe ich zweimal aus dem Munde der Abgesandten des Heiligen Stuhles gehört. Sie sagten mir, daß das Königtum unseres Herrn Jesus Christus in der Gesellschaft heutzutage nicht mehr denkbar wäre und daß man endgültig den Pluralismus der Religionen anerkennen müßte. Sie sagten mir auch, daß das, was in der Enzyklika Quas primas - die doch so schön ist -, von Papst Pius XI. über das Königtum unseres Herrn Jesus Christus geschrieben wurde, heute vom Papst nicht mehr geschrieben würde. Das haben sie mir gesagt, diese offiziellen Abgesandten des Heiligen Stuhles.
Mit einer solchen Religion aber haben wir nichts zu schaffen. Wir akzeptieren diese neue Religion nicht. Wir gehören jener Religion an, die immer gegolten hat. Wir bekennen uns zur katholischen Religion. Wir gehören nicht dieser universellen, dieser allgemeinen Religion an, wie man sie heute nennt. Das ist nicht die katholische Religion. Wir haben nichts zu schaffen mit dieser liberalen, modernistischen Religion, die ihren Gottesdienst hat, ihre Priester, ihren Glauben, ihre Katechismen, ihre Bibel - die ökumenische Bibel. Wir anerkennen sie nicht, wir akzeptieren die ökumenische Bibel nicht. (...)
Wir befinden uns in einer wahrhaft dramatischen Situation. Wir müssen uns also entscheiden. Es geht um einen sozusagen scheinbaren Gehorsam - denn der Heilige Vater kann von uns nicht verlangen, unseren Glauben aufzugeben, das ist ganz unmöglich! Unmöglich ist es, unseren Glauben aufzugeben! Nun, wir entscheiden uns dafür, unseren Glauben nicht aufzugeben, denn darin können wir uns nicht täuschen. In dem, was die Kirche zweitausend Jahre lang gelehrt hat, kann die Kirche nicht im Irrtum sein. Das ist völlig unmöglich. Und darum bleiben wir dieser Tradition verbunden, die auf wunderbare und zugleich endgültige Weise, wie es der heilige Papst Pius V. so treffend gesagt hat, im heiligen Meßopfer zum Ausdruck gekommen ist. Vielleicht wird morgen schon in den Zeitungen die Nachricht von unserer Verurteilung stehen. Auf Grund dieser heutigen Priesterweihe ist das sehr leicht möglich. Ich selbst werde wahrscheinlich von einer Suspension getroffen werden; diese jungen Priester werden von einer Irregularität (..) getroffen werden, die ihnen im Prinzip das Lesen der heiligen Messe unmöglich machen sollte. Nun, angesichts dieser Möglichkeiten appelliere ich an den heiligen Papst Pius V.; an den heiligen Pius V., der in seiner Bulle für immer bestimmt hat, für immer, daß kein Priester, wer er auch sei, jemals gemaßregelt werden kann, weil er diese Messe liest. Und daher wäre diese Strafe, diese Exkommunikation - wenn es wirklich soweit kommen sollte - völlig ungültig, weil sie im Widerspruch stünde zu dem, was der heilige Pius V. feierlich für alle Zeiten in seiner Bulle verkündet hat: daß man niemals, zu keiner Zeit, einen Priester maßregeln können wird, der diese heilige Messe liest. Warum? Weil diese Messe kanonisiert worden ist. Der heilige Pius V. hat sie endgültig kanonisiert. Ein Papst kann eine Kanonisation nicht aufheben. (...)
Oh ja, wir haben den Glauben an Petrus, wir haben den Glauben an den Nachfolger Petri, aber so, wie es Papst Pius IX. in seiner Dogmatischen Konstitution sehr richtig gesagt hat: Der Papst hat den Heiligen Geist nicht dazu erhalten, neue Wahrheiten zu verkünden, sondern um uns in jenem Glauben zu erhalten, der immer gegolten hat. Das ist die Definition des Papstes, welche beim Ersten Vatikanischen Konzil durch Papst Pius IX. gegeben wurde. Aus diesem Grund sind wir davon überzeugte daß wir gerade durch unser Festhalten an dieser Tradition unsere Liebe unsere Unterwerfung unter das Lehramt und unseren Gehorsam dem Nachfolger Petri bezeugen."
Die Weihen fanden am 29.6.1976 unter großer Anteilnahme der Gläubigen statt - man schätzte die Besucherzahl, die an den Weihefeierlichkeiten teilnahmen, auf ungefähr 1500, u.a. war auch ein Bus von München nach Econe gefahren. (Anm.d.Red.: Wem es angesichts der von Erzbischof Lefebvre geschilderten Versuche, ihn zur Feier des sogenannten "NOM" zu zwingen, immer noch nicht klar ist, daß es Montini nur um die Zerschlagung und Ausrottung des Hl. Meßopfers geht, dem ist es überhaupt nicht mehr beizubringen. Man arbeitete nach dem Motto: Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht. Oder: Das Mädchen, das einmal bei einem Wüstling im Bett gelegen hat, ist eben keine Jungfrau mehr, auch wenn es nur ein einziges Mal gewesen ist. Einmal die "neue Messe" gelesen, und Mgr. wäre abgestempelt gewesen)
IV. Weihe- und Predigtverbot für Erzbischof Lefebvre, das der "Hl. Stuhl" am l.7.1976 verhängt hat. (aus: DT vom 6.7. - vgl. auch "Schwäbische Zeitung" vom 3.7. und "MKKZ" vom 11.7.): "Der Heilige Stuhl hat am 1. Juli Erzbischof Marcel Lefebvre, (...) die Weihe von Priestern auf mindestens ein Jahr untersagt. Darüber hinaus erließ der Bischof von Lausanne, Genf und Fribourg, Pierre Mamie, am gleichen Tag ein Predigtverbot.
Der Vatikan sah sich zu dieser Disziplinarmaßnahme gezwungen, nachdem Lefebvre am 29. Juni trotz wiederholten päpstlichen Verbots 13 Priester und 13 Diakone geweiht hatte. Bischof Mamie gab bekannt, daß Ersbischof am 17. Juni ein Schreiben des Heiligen Stuhles erhalten hatte, in dem ihm ausdrücklich im Auftrag des Papstes befohlen wurde, "sich ab Erhalt vorliegenden Befehls aufs strickteste der Vornahme von Weihen zu enthalten". Ober diese Weisung hatte sich Lefebvre mit der Feststellung hinweggesetzt, er ziehe die Wahrung des Glaubens dem Anschein von Gehorsam vor. Unter diesen Umständen, so betonte Bischof Mamie, sei es seine Pflicht gewesen, "Msgr. Lefebvre zu verbieten, im ganzen Bereich unseres Bistums zu predigen." Außerdem verbot Bischof Mamie einem der von Lefebvre geweihten Neupriester, dem aus dem Bistum Lausanne, Genf und Fribourg stammenden Denis Roch, die Zelebration der Messe, das Beichthören und die Vornahme priesterlicher Handlungen. (...) Die Verlautbarung des Heiligen Stuhles vom l. Juli erinnert daran, daß die von Lefebvre geweihten Priester und Diakone nicht die Dimissorien, also die kirchenrechtlich erforderliche Erlaubnis des jeweiligen Ortsbischofs, erhalten haben. Deswegen müßten die folgenden Normen des Kirchenrechts zur Anwendung gebracht werden: Erzbischof Lefebvre hat sich durch die unerlaubten Weihen von 29. Juni die kirchenrechtliche Strafe zugezogen, mindestens ein Jahr lang keine Weihen mehr erteilen zu dürfen. Diese Suspension geht über das vom Papst bereits ausgesprochene, "von Erzbischof Lefebvre mißachtete, aber weiterhin gültige" Weiheverbot hinaus und kann nur vom Heiligen Stuhl aufgehoben werden. Außerdem dürfen die von Lefebvre geweihten Priester und Diakone ihr Amt nicht ausüben, ihre Weihe ist nach Kirchenrecht irregulär. (Anm.d.Red.: Plötzlich beruft man sich wieder einmal auf ein Kirchenrecht, das nur dann Anwendung findet, wenn man es mißbrauchen kann, ansonsten stört man sich überhaupt nicht an festgesetzte Rechtsnormen in der Kirche!) Jeder von Lefebvre geweihte Priester oder Diakon, der dennoch seine Funktion ausübt, muß mit schweren Kirchenstrafen rechnen. Die Frage des formalen Ungehorsams von Erzbischof Lefebvre gegenüber den Anordnungen des Papstes wird getrennt von der Frage nach der Erlaubtheit der Weihen vom Heiligen Stuhl eigens geprüft. In der vatikanischen Verlautbarung wird bedauert, daß sich Lefebvre trotz der "brüderlichen Gesprächsangebote der letzten Tage, die der Papst selbst in die Wege geleitet hatte", nicht von seinem Vorhaben habe abbringen lassen. das päpstliche Verbot zu mißachten und sich damit selbst die kirchenrechtlichen Maßnahmen zuzuziehen. (...) Nachdem ("Kardinal") Marty erfuhr, daß einer dieser Priester am Samstag, 3. Juli, in Paris eine verbotene Messe gefeiert hatte, erteilte er Lefebvre ein Predigtverbot für das Gebiet der Erzdiözese Paris und untersagte den jungen Priestern, weiter Messen nach dem tridentinischen Ritus zu feiern. Marty betonte, dieser Schritt sei "in Gemeinschaft mit Papst Paul VI. und in Übereinstimmung mit dem Erzbischof (...) Pierre Mamie" erfolgt."
V. Feierliche Primiz von Abbè Denis Roch am 4.7.1976 im Genfer Ausstellungspalast, die berühmt geworden ist durch die Predigt von Erzbischof Lefebvre. Zu dieser Primiz waren ca 1500 Personen aus Frankreich, Deutschland, Österreich und Italien gekommen. Msgr. Lefebvre hielt die Festpredigt. Die "FAZ" vom 9.7. schreibt in einem sonst sehr höhnisch gehaltenen Bericht (: "Da reisen Menschen Hunderte von Kilometern, um in der Sonntagsmesse nicht mit "Guten Morgen", sondern mit "Dominus vobiscum", der alten lateinischen Formel, begrüßt zu werden. So inhaltsleer die Vorwürfe der Traditionalisten in ihrem rationalen Kern auch sein mögen, die Emotionen unter den Anhängern Lefebvres sind groß.") folgendes: "Kirchenstrafen, Verbote, Aufforderungen zu Gehorsam und Unterwerfung halten den streitbaren Bischof nicht davon ab, seinen Kampf fortzusetzen, 'um die Kirche zu retten'. "Wir sind David gegenüber Goliath, Econe ist der Stein in der Schleuder Davids, der uns helfen wird, Goliath niederzugtrecken." (Anm.d.Red.: Gott gebe es, daß diese Fanfare weitergeblasen wird, um die Gläubigen zum geistigen Kampf gegen die abtrünnige, verräterische 'Hure' zusammenzurufen!)
Die Gläubigen aus der Pfalz kündigten die Heimatprimiz von H.H. Wodsack in der "Rheinpfalz" vom 9.7. mit folgendem Inserat an: "Katholiken! Halten Sie das für möglich? Der Bischof von Speyer verweigert dem Neupriester Klaus Wodsack, geweiht in Econe, die Feier seiner Heimatprimiz in den Kirchen unserer Diözese. Wir treffen uns deshalb am Sonntag, dem 11. Juli 1976 um 10.00 Uhr zur Heimatprimiz auf dem Hambacher Schloß. (...) Unsere Teilnahme ist Treuebekenntnis zum heiligen, unverfälschten-, katholischen Glauben Katholische Kulturgemeinschaft St. Pius X. e.V. Neustadt; Aktionskreis katholischer Männer Vorderpfalz Ludwigshafen." An der Primiz nahmen ca 800 Gläubige teil. (Anm.d.Red.: Dem braven "Bischof" Wetter von Speyer blieb darob nur noch übrig, fleißig zu 'wettern'. - vgl. dazu die "Rheinpfalz" vom 9.-13.7. und DT vom 21.7.)
VI. Schweizer "Bischofskonferenz" "tadelt" Erzbischof Lefebvre.(DT v.13.7.): (verfaßt am 7.7.1976) "Im Wissen um ihre schwere Verantwortung für die Einheit der Kirche haben sich die Schweizer Bischöfe in den letzten Jahren und Monaten mit wachsender Sorge mit den Geschehnissen um Econe befaßt. Der Gründer von Econe, Erzbischof Marcel Lefebvre, hat immer deutlicher zum offenen Widerstand gegen das Zweite Vatikanische Konzil und gegen die oberste Leitung der Kirche aufgerufen. Wir wissen, wie sehr Papst Paul VI. und eine Reihe von Bischöfen sich bemüht haben, zu einer Verständigung mit Erzbischof Lefebvre zu kommen. Leider sind all diese Versuche ergebnislos geblieben weil sich Erzbischof Lefebvre immer wieder über geltende kirchliche Bestimmungen hinwegsetzt. Die widerrechtlich vorgenommenen Weihen vom 29. Juni sind der Ausdruck einer offenen Auflehnung gegen Papst und Kirche. Die Schweizer Bischöfe stellen angesichts dieser Tatsachen fest:
1. Wer Mitglied der römisch-katholischen Kirche sein will, kann sich nicht eigenmächtig über Glauben und Ordnung dieser Kirche und über die Autorität des Konzils hinwegsetzen.
2. Da Erzbischof Lefebvre offensichtlich der obersten kirchlichen Autorität den Gehorsam verweigert, trennt er sich von der katholischen Kirche, sofern er in dieser Haltung verharrt.
3. Priester, Seminaristen und Laien, die Erzbischof Lefebvre auch in Zukunft folgen, müssen sich bewußt sein, daß sie sich damit ebenfalls von der kirchlichen Gemeinschaft lossage. Wir bitten sie, ihre Haltung zu überprüfen und die Einheit der Kirche zu wahren.
4. Die in Econe ohne kirchliche Zustimmung geweihten Priester und Diakone, denen jeder kirchliche Auftrag fehlt, haben jederzeit die Möglichkeit, mit den kirchlichen Instanzen Kontakt aufzunehmen, um eine Lösung für die Zukunft zu finden. 5. Wer anderseits die von der Kirche seit dem Konzil angeordnete Erneuerung in Mißachtung der kirchlichen Vorschriften überschreitet und durch eigenmächtige Auslegungen und Experimente Verwirrung stiftet, macht sich mitschuldig an der drohenden Spaltung, sondern läuft ebenfalls Gefahr, die Einheit der Kirche zu verlassen. Da jede Spaltung dem Willen Christi widerspricht, erwarten wir, daß der eindringliche Appell des Papstes zur Einheit gehört und befolgt wird." (Anm.d.Red.: Wie gut diese Herren formal über alles Bescheid wissen! Hätten sie den Geboten Gottes und seiner Kirche gefolgt, wäre dieses Gejammer um die Einheit I
VII. 22.7.: Erzbischof Lefebvre wird seiner Ämter "enthoben" (DT vom 27.7.76): "Der französische Erzbischof Marcel Lefebvre (...) ist vom Heiligen Stuhl "a divinis" suspendiert, das heißt von allen bischöflichen und priesterlichen Funktionen enthoben worden. Erzbischof Lefebvre darf damit nicht mehr die Messe feiern, nicht mehr die Sakramente erteilen und nicht mehr predigen. Die schwere Kirchenstrafe ist von der vatikanischen Kongregation für die Bischöfe im Namen des Papstes ausgesprochen und am 22. Juli dem Erzbischof mitgeteilt worden. Die vatikanische Kongregation für die Bischöfe hatte Lefebvre in der ersten Julihälfte im Auftrag des Papstes brieflich aufgefordert, innerhalb von zehn Tagen ein Zeichen dafür zu geben, daß er von seiner starren Haltung gegenüber: dem Papst abrücke. Innerhalb dieser Zeit - so teilte das vatikanische Presseamt am Samstag, 24. Juli, mit - habe Lefebvre dem Papst lediglich einen Brief geschrieben, der "nicht nur keinen Schimmer von Hoffnung auf eine Rückbesinnung erkennen ließ, sondern im Gegenteil die herausfordernde Haltung Msgr. Lefebvres erneut unterstrich". Lefebvre hatte in seinem Schreiben den Papst gebeten, eine Kardinalskommission einzusetzen, der er sich zum Gespräch stellen konnte. Da die gestellte Frist mithin ungenutzt verstrichen sei - heißt es in der vatikanischen Mitteilung abschließend - bleibe nichts anderes übrig, als dem Erzbischof die Strafe aufzuerlegen, die der Papst in diesem Fall für angemessen hält: die Suspension "a divinis" nach Kanon 2279, §2, Absatz 2 des kirchlichen Gesetzbuches. Dem Erzbischof ist damit die Ausübung aller Funktionen verboten, die aus seiner Bischofs-, Priester- und Diakonsweihe hergeleitet werden."
VIII. Entgegnung Msgr. Lefebvres: (Rundbrief von Erzbischof Lefebvre) Einige Überlegungen zur Suspendierung a divinis. Sie stellt ein schweres Problem dar und wird noch Ströme von Tinte fließen lassen, selbst wenn ich vom Schauplatz der streitenden Kirche verschwinden sollte.
Worin besteht sie in Wirklichkeit? Sie beraubt mich des dem Priester und umso mehr dem Bischof innewohnenden Rechts, die Heilige Messe zu feiern, die Sakramente zu spenden und an geweihten Stätten zu predigen d.h.: es ist mir verboten, die neue Messe zu feiern, die neuen Sakramente zu spenden und die neue Lehre zu predigen.
Weil ich genau diese Neuerungen seit ihrer Einführung ablehne, verbietet man mir jetzt offiziell, sie in Zukunft zu praktizieren. Weil ich die neue Messe ablehne, verbietet man mir, sie zu lesen. Man kann sich leicht vorstellen, wie klein der Schaden ist, der mir dreh diese Suspendierung zugefügt wird.
Das ist ein zusätzlicher Beweis, daß die Kräfte, die sie selbst von nun an die "konziliare" nennen, sich selbst zerstört. S.E. Mgr. Benelli bezeichnet sie so in seinem Brief vom vergangenen 25. Juni. Wie er von den Seminaristen spricht, schreibt er: "Sie brauchen in ihrer Lage nicht zu verzweifeln: Wenn sie guten Willen haben und wenn sie in der wahren Treue zur konziliaren Kirche ernsthaft ausgebildet sind für die Pfarrseelsorge, so wird man darum besorgt sein, für sie die beste Lösung zu finden. Aber auch sie sollen den ersten Schritt tun durch diesen Akt des Gehorsams gegenüber der Kirche."
Das ist eindeutig! In Zukunft muß man der konziliaren Kirche gehorchen und treu ergeben sein, nicht mehr der katholischen. Genau darin besteht unser ganzes Problem. Wir sind "suspendiert a divinis" durch die konziliare Kirche und für die konziliare Kirche, der wir nicht angehören wollen. Diese konziliare Kirche ist eine schismatische Kirche, weil sie mit der katholischen Kirche aller Zeiten bricht. Sie hat ihre neuen Dogmen, ihr neues Priestertum, ihre neuen Institutionen, ihren! neuen Kult. Diese Neuerungen sind von der Kirche in mehreren offiziellen und endgültigen Dokumenten bereits verurteilt worden. Deshalb bestehen die Begründer der konziliaren Kirche so nachdrücklich auf dem Gehorsam zur Kirche von heute und lassen die Kirche von gestern beiseite, als ob es diese nicht gäbe.
Diese konziliare Kirche ist schismatisch, weil die Prinzipien, die ihr zugrundeliegen, jenen der katholischen Kirche entgegengesetzt sind: So die neue Auffassung der Messe, die zum Ausdruck kommt in der Nr. 5 der Einleitung zum (sogenannten) Missale Romanum und in der Nr. 7 des I. Kapitels. Letztere gibt der Versammlung der Gläubigen eine priesterliche Rolle, die sie nicht haben kann. Ebenso das natürliche und demzufolge göttliche Recht jeder Person und jeder Personengruppe auf Religionsfreiheit.
Das Recht auf Religionsfreiheit ist gotteslästerlich, denn es unterstellt Gott Absichten, die Seine Majestät, Seine Ehre und Seine Königswürde untergraben. Dieses Recht schließt die Gewissensfreiheit, die Gedankenfreiheit und alle freimaurerischen Freiheiten mit ein.
Die Kirche, die solche Irrtümer vertritt, ist schismatisch und häretisch zugleich. Diese konziliare Kirche ist also nicht katholisch. In dem Maße, in dem der Papst, die Bischöfe, Priester oder Gläubige dieser Kirche anhangen, trennen sie sich von der katholischen Kirche. Die Kirche von heute ist nur so weit die wahre Kirche, als sie die Kirche von gestern fortsetzt und mit ihr eins ist. Die Norm des kath. Glaubens ist die Überlieferung. Die Forderung S.E.Mgr. Benelli's ist deshalb aufschlußreich: Unterwerfung unter die konziliare Kirche, die Kirche des II. Vatikanums, die schismatische Kirche. Wir jedoch wollen beharrlich in der katholischen Kirche verbleiben mit der Gnade Unseres Herrn Jesus Christus und der Fürsprache der allerseligsten Jungfrau Maria.
+ Marcel Lefebvre Econe le 29 Juillet 1976
IX. Interview von Msgr. Lefebvre mit dem"Spiegel" (vom 9.8.1976)
(Anm.d.Red.: Die deutsche Wiedergabe des Interviews ist sicherlich mit einigem Vorbehalt zu betrachten. Da aber bisher die dort gemachten Aussagen, die aus dem Mund von Erzbischof Lefebvre neu sind - und gegebenenfalls von großem Interesse für die Gläubigen -, bisher unwidersprochen geblieben sind, geben wir hier die wichtigsten Passagen aus diesem Interview wieder):
Spiegel: Monseigneur, nach mehreren Warnungen hat Sie der Vatikan aller bischöflichen und priesterlichen Funktionen enthoben. Aufgrund dieser "suspensio a divinis" dürften Sie keine Priester mehr weihen, keine Messen mehr lesen und nicht mehr predigen. Und da Sie dieses Verbot mißachten, droht Ihnen die Exkommunikation. Damit wären Sie für den Vatikan kein wahrer Katholik mehr. Was für einen Glauben haben Sie?
Lefebvre: Ich nenne mich mehr denn je einen wahren Katholiken. Die Sanktionen gegen mich sind im übrigen null und nichtig. Denn das Verfahren ist rechtlich nicht korrekt durchgeführt worden. Außerdem habe fünfmal an den Papst geschrieben und vergebens um eine Audienz gebeten. Alles, was ich zur Beilegung getan habe, wurde abgelehnt. Ich finde diese Behandlung schändlich.
Sp.: Wird es in Zukunft zwei katholische Kirchen geben?
Exzell. L.: In gewisser Weise ja: die von der Tradition abgewichene Kirche des Zweiten Vatikanischen Konzils und die der treu gebliebenen Katholiken.
Sp.: Vielen Katholiken war das Konzil viel zu wenig reformistisch. Sie jedoch haben die Reformen als "progressistisch" und "protestantisch" abgelehnt und die Öffnung zum Pluralismus und zur Ökumene als Selbstzerstörung der katholischen Kirche verdammt. Was bekämpfen Sie eigentlich?
Exzell. L.: Ganz generell die neue Haltung der Kirche der Welt gegenüber, die auf neue Prinzipien, den alten entgegengesetzten, baut. Diesem inneren Wandel entsprechen äußere Veränderungen in der Liturgie, im Katechismus, bei den Bischofskonferenzen, an den Universitäten und in den Seminaren. Es hat ein fundamentaler Wechsel der eigenen Identität stattgefunden. Seit dem Konzil hat die katholische Kirche ihren Primat aufgegeben und ist jetzt eine beliebige Kirche neben den anderen, indem sie zum Beispiel die Religionsfreiheit propagiert.
Sp.: Deshalb wohl werfen Sie dem Vatikan den "völligen Bankrott der Kirche" vor und "Irrlehren", die das "Innere der Kirche" zerstören. Ist demnach die ganze offizielle Kirche mitsamt Kongregationen, Kurie und Heiligem Vater der Ketzerei anheimgefallen, während nur mehr Erzbischof Lefebvre und seine Getreuen den wahren Glauben predigen?
Exzell. L.: Gewissensfreiheit, Religionsfreiheit, diese liberalen Thesen bewirken letztlich den Verlust des Seelenheils. In dem Maße also, in dem sich die Kardinäle, die Bischöfe und selbst der Papst für diese Ideen begeistern, verfallen sie tatsächlich der Ketzerei. Nach deren Auffassung kann man etwa heute glauben und tun, was man will. Dies ist der Weg des Verderbens - es ist der Weg des Zweiten Vatikanums. (...)
Sp.: Im November 1974 haben zwei nicht gerade progressive vatikanische Visitatoren Ihr Seminar besucht. Sie äußerten sich sehr zufrieden. Doch unmittelbar darauf haben Sie in einer "Erklärung" öffentlich den Ungehorsam gegenüber Rom proklamiert. Was veranlaßte Sie zu dieser Kriegserklärung?
Exzell. L.: Die zwei waren vielleicht keine Progressisten, kann sein. Aber sie sagten zu meinen Schülern völlig unannehmbare Dinge. Als man über den Glauben sprach, sagten sie: "Ja, der Glaube, das ist eben nichts Festes, der kann wechseln." Als ein Seminarist von der Auferstehung des Herrn als etwas unabwendbar Festem redete, meinten die beiden. "Oh, das ist nicht so einfach, wir sind da nicht so sicher." Und als es schließlich um die absolute Wahrheit ging, fanden beide: "Ja, die Wahrheit, die kann man nicht so einfach wie eine Schachtel in den Schrank legen und am nächsten Morgen unversehrt wieder herausnehmen. Das ändert sich eben." Ich war tief bestürzt. "Das Rom, aus dem ihr kommt, kenne ich nicht", sagte ich ihnen und schrieb meine 'Erklärung' des Ungehorsams gegen Rom. (...)
Sp.: In Ihrem Seminar wird die Messe nach Maßgabe des Konzils von Trient (...) gefeiert. Halten Sie jede Änderung der Meß-Feier für einen Glaubensverstoß?
Exzell. L.: In der Messe ist der Priester jetzt nur mehr Tagungs-Präsident einer Laien-Versammlung. Das sind protestantische Prinzipien!
Sp.: Auch in der Liturgie läßt sich wohl unterscheiden zwischen wandlungsfähigen Vermittlungsformen und rein sakralen Handlungen. (...)
Exzell. L.: Man kann hier nicht einfach trennen zwischen Form und Inhalt. Mit dem Wechsel der Handlungen ändert man auch den Inhalt des Ritus. Und man hat tatsächlich alles geändert, selbst die Worte der Heiligen Wandlung sind jetzt substantiell verändert. Im Vatikan heißt es, es seien nur Kleinigkeiten, nur unwichtige Formulierungen. Aber das ist nur eine Taktik, um den Substanzverlust zu verschleiern. (...) Sp.: Soll sich denn in Zukunft die weltweite katholische Kirche am kleinen Econe ausrichten, um zum wahren Gottesdienst zurückzufinden? Beginnt mit Erzbischof Lefebvre eine Renaissance der Gegenreformation?
Exzell. L.: Sehen Sie der hl. Vinzenz hat gesagt:"Wenn ein Teil der Kirche vom Irrglauben befallen ist, dann muß man dem anderen, gesunden Teil folgen." Keine Gegenreformation also, sondern Kontinuität im kath. Glauben. Wenn man aber davon ausgeht, daß wir gegen die neue Konzilskirche sind, dann kann man schon von einer Gegenbewegung sprechen. (...)
Sp.: Sie haben sich bereits als David bezeichnet, der den "Goliath Rom" erledigen wird. Heißt dies, daß Sie eine von Rom unabhängige Kirche aufbauen?
Exzell. L.: Wir sind schon mitten drin. In vielen Ländern bauen Laien bewegungen unsere Organisation auf. Wir haben bereits vier Länder-Distrikte, in denen je ein Superior amtiert in der Bundesrepublik, in England, in Frankreich und in den USA. Des weiteren bilden unsere Priester die Generalversammlung mit dem General-Superior, seinen zwei Assistenten, einem Ökonomen und einem Generalsekretär an der Spitze.
Sp.: Sind Sie der General-Superior?
Exzell. L.: Ja.
Sp.: David gegen Goliath: Ob, schließlich der General-Superior oder der Heilige Vater gewinnen wird - Verlierer ist doch allemal die katholische Kirche. Denn der Streit zwischen Rom und Econe muß wohl zu einer weiteren Schwächung des innerlich zerstrittenen Katholizismus führen. Sie nehmen das in Kauf?
Exzell. L.: Ich schwäche die Kirche nicht, sie hat sich selbst schwach gemacht. Jetzt müssen wir sie wieder stärken, so gut wir können. David hatte nur auf Gott vertraut. Und er hat gesiegt. Auch wir sind schwach und vertrauen auf Gott. Deshalb bringen wir das wahre Heil. Und sehen Sie, die Früchte sind auf unserer Seite Unsere Seminare sind überfüllt, die der konziliaren Kirche stehen leer.
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