"ICH WILL DIR ZEIGEN, WAS HERNACH GESCHEHEN SOLL." (Apok. 4,1)
von Hermann Schrott
II. Folge (Fortsetzung)
ZUSAMMENFASSUNG
1.) Wäre diese Welt fast ewig? wie man heute meint, dann wäre die Versuchung natürlich fast unüberwindlich, entweder auf jegliche religiöse Betätigung ganz zu verzichten oder sie auf ein Mindestmaß zu beschränken und dafür umso fester darauf zu hoffen, daß es dem Menschen noch gelingen wird, aus dieser Quasi-Ewigkeit eine echte Ewigkeit zu machen. (Das sog. "Gebet der Vereinten Nationen" geht beispielsweise ganz in diese Richtung; es ist in dem neuen sog. Gebetbuch "Selbstvergottung des Menschen", das offensichtlich infolge eines Irrtums den Titel "Gotteslob" erhielt, auf S. 73 nachzulesen.) Nachdem die Urkirche einst mit den heidnischen Vorstellungen von der Ewigkeit der Welt oder von riesigen Weltzeiten gründlich aufgeräumt hat, bleibt es uns im Zeitalter der Rückbesinnung auf eben dieselbe Urkirche nicht erspart, uns mit den Jahrmilliarden, auf die eine neuheidnische Welt ihr ganzes Vertrauen setzt, kritisch auseinanderzusetzen. 2.) Man muß vor allem unterscheiden zwischen dem theoretischen und dem tatsächlichen Ablauf dieser Jahrmilliarden und zwar einerlei, ob man sie nun für die Vergangenheit oder für die Zukunft voraussagt. Sollen diese Zeiträume nämlich wirklich ablaufen, dann genügt hierfür ihre theoretisch richtige Berechnung noch keineswegs, sondern es muß sich noch zusätzlich die rein willkürlich gemachte Annahme, daß keine übernatürlichen Eingriffe stattfinden, als richtig herausstellen. Diese Annahme beruht auf dem der modernen Physik zugrundeliegenden Glauben, daß die gesamte Wirklichkeit damit zu erfassen ist, wenn man glaubt, daß es nur Sichtbares oder zumindest Meßbares bzw. zahlenmäßig Erfaßbares gibt, daß alles nur unser eben diesen Gesichtspunkten zu betrachten ist und daß es als Wirkursachen nur meßbare Kräfte geben kann. Das alles muß ein Physiker blindlings glauben, bevor er zu seinem Wissen kommt! Es gehört deshalb zu den größten Lügen, die in unserer Zeit herumgeistern, wenn man behauptet, der tatsächliche Ablauf dieser Jahrmilliarden sei wissenschaftlich erwiesen und der traditionelle kath. Glaube sei damit wissenschaftlich unhaltbar geworden. Es steht hier ja überhaupt nicht Glaube gegen Wissenschaft! Es bleibt völlig schleierhaft, wie es nach dem Anlegen dieser Scheuklappen noch möglich sein soll, über die gesamte Wirklichkeit ein wissenschaftliches Urteil abzugeben. Im Zusammenhang mit der Weltzeit, wo es vor allem um die verflossenen Jahrmilliarden geht, wird das ganze auf wissenschaftlicher Basis noch ausführlich erörtert werden. 3.) Der Glaube an die Naturwissenschaft hat aber heute nicht nur die breite Masse erfaßt , er hat auch vielfach den Glauben der Katholiken verseucht und' zur Unfruchtbarkeit verurteilt. Sehr viele hören sich zunächst das an, was die Naturwissenschaft über die Vergangenheit und die Zukunft der Welt lehrt. Nachdem sie "eingesehen" haben, warum dies so sein "muß" bzw. "mußte", setzen sie einen - ihrer Ansicht nach - großartigen Glaubensakt und erklären, daß alles geschehe selbstverständlich mit dem' Willen Gottes. Zwangsläufig wird damit Gott ein Platz im Bereich des schlechthin Überflüssigen zugewiesen. Wenn alles natürlich erklärbar ist, bleibt es letztlich gleich, ob ich sage, das geschehe mit meiner Einwilligung oder mit der von Herrn Meier oder, wenn es nun schon einmal sein muß, mit der Einwilligung Gottes. Solche Leute schauen dann, wenn es etwa um die Möglichkeit von Wundern geht, ängstlich in den neuesten Physikbüchern nach, ob Gott nach dem letzten Stand der Quantentheorie auch~wirklich noch - physikalisch nicht voraussehbar - unvermittelt in das Weltgeschehen eingreifen kann. Zur Erkenntnis, daß etwa die Quantentheorie Max Plancks mit der Möglichkeit von Wundern rein gar nichts zu tun hat, können sie deshalb nicht kommen, weil sie Gott nicht als reinen Geist auffassen, dessen Gedanken sich mit Hilfe der modernen Physik niemals bestimmen oder vorausberechnen lassen. Es kennen ja nicht einmal die Engel alle Gedanken Gottes, wie aus 1 Petr 1,12 ganz klar hervorgeht. Dabei sind die Engel in ihrer Erkenntnis ganz bestimmt durch keinerlei Scheuklappen behindert!
4.) Gerade im Hinblick auf die Einheit weist der hl. Petrus darauf hin, daß weder in der Vergangenheit alles natürlich verlaufen sei noch in Zukunft alles natürlich verlaufen werde, wie dies in der Endzeit lose Spötter behaupten würden. Ähnlich warnt uns der hl. Paulus eindringlich davor uns bezüglich der letzten Dinge der Welt in Sicherheit zu wiegen, denn er sagt (1 Thess 5,3): "Wenn die Menschen sagen: Friede und Sicherheit, dann bricht plötzlich das Verderben über sie herein wie die Wehen über die hoffende Mutter und sie werden ihm nicht entrinnen." Unter dieser Sicherheit ist natürlich auch jene zu verstehen, die uns die moderne Naturwissenschaft zu bieten scheint. Sicher hat Gott die Ursachen, die das Ende der Welt herbeiführen werden, von Anfang an eingeplant, aber ebenso sicher ist, daß diese Ursachen den Menschen verborgen bleiben werden, sofern Gott hierüber nichts geoffenbart hat. Wie sollte auch ein Naturwissenschaftler etwas von jenen 4 Engeln wissen können, die auf Stunde, Tag, Monat und Jahr bereit stehen, den 3. Teil der Menschen zu töten? (vgl. Apok 9,14-15) Oder wie sollte er Einblick in jenes Buch nehmen können, von dem es heißt, daß niemand im Himmel und auf Erden und unter der Erde für würdig befunden wurde, es zu öffnen? (vgl. Apok 5,1-4)
5.) Man geht wohl nicht fehl in der Annahme, daß die Muttergotteserscheinungen von Lourdes und Fatima nicht zuletzt auch dazu dienen sollten, uns daran zu erinnern, daß Gott weder räumlich Millionen von Lichtjahren von uns entfernt ist noch daß uns zeitlich Jahrmillionen von seinem Erscheinen am Jüngsten Tag trennen. Die Vorstellung, Gott throne jenseits des äußersten Sternensystems, sollte man überhaupt vermeiden. Sie entspringt dem Wunsch des Menschen, sich Gott möglichst weit vom Hals zu halten, um sich in völliger Freiheit (wie es ihm scheint) entfalten zu können. Die räumlich und zeitliche Verbannung Gottes in unendliche Fernen soll dem Bedürfnis des Menschen nach "Sicherheit vor Gott" abhelfen.
6.) Wer unbedingt Jahrmilliarden braucht, um ruhig schlafen zu können, der ist sicher besser beraten, wenn er sich an die Worte des hl. Beda (In 1 Joh.) hält: "Die Welt wird vergehen, wenn sie am Tage des Gerichts durch Feuer in eine bessere Gestalt verwandelt werden wird, auf daß ein neuer Himmel und eine neue Erde se Vergehen wird auch das Verlangen nach dieser Welt ... wer aber den Willen des Herrn tut, dessen Streben wird keineswegs zusammen mit der Welt zugrundegehen, sondern weil er sein Verlangen auf Himmlisches und Ewiges richtete, bleiben seine Gedanken in Ewigkeit unveränderlich. Denn er wird die himmlischen Belohnungen erlangen, die er begehrt hatte .... Wer also in Ewigkeit in ungestörtem Frieden leben möchte, der öffne sein Herz dem Unvergänglichen und erfülle den Willen dessen, der ewig ist."
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