KATECHISMUS DER KATHOLISCHEN RELIGION nach dem vom Gesamtepiskopate Österreichs 1894 approbierten Schulkatechismus.
Bearbeitet von H.H. Dr.theol. Otto Katzer
V. 3. Von der Erschaffung, Erhaltung und Regierung der Welt.
67) Wir nennen Gott "Schöpfer Himmels und der Erde", weil er die ganze Welt, Himmel und Erde und alles, was ist, erschaffen hat. "Im Anfange schuf Gott Himmel und Erde." (I. Mos 1,1)
68) Das Wort "erschaffen" bedeutet: aus nichts etwas hervorbringen. Wir dürfen jedoch nicht vergessen, daß die Schöpfung keine Synthese aus nichts ist! O + O = O! Vielleicht wäre es besser zu fragen, wodurch Gott die Welt erschaffen hat, nicht woraus; durch Seinen Willen! Erschaffen heißt nämlich fort, wo früher gar nichts war, durch die Kraft des Willens etwas in die Existenz rufen.
Die Heilige Schrift gliedert die Schöpfung in sechs Tage. So ist dem aber nur bezüglich zur Schöpfung selbst und zum Menschen, denn bei Gott gibt es ja kein früher und später. Die Zeit ist in Ihm, nicht Er in der Zeit! Für uns ist das nur denkbar, nicht vorstellbar, wie dem auch nicht anders sein kann, da wir uns nur das vorstellen können, was Dimensionen aufweist; Gott aber ist ewig!
Moses, ein Genie und Heiliger, mußte der ihm anvertrauten Herde Gottes klar machen, daß die von ihr der Schöpfung erwiesene Ehre ihr nicht gehört, nur Gott allein, dem sie ihre Existenz zu verdanken hat. Moses betrachtet Himmel und Erde, und beschreibt ihr relatives Werten, welches er in sechs Zeiträumen verwirklichen laßt, die er Tage nennt. Der siebente Tag, der Tag der Ruhe und der Erholung ist Gott geweiht, während die vorausgehenden dem Menschen überlassen sind. Daß er mit dem Worte "Jom" = Tag, nicht an 24 Stunden dachte, sollte allen völlig klar sein, da ja der 24 Stunden dauernde Zeitlauf erst mit dem vierten "Tag" beginnt. Niemand wird doch so naiv sein, weder Moses noch die Israeliten waren es, um zu glauben, daß Gott sich dazu vorgreifend einer Taschenuhr bediente! Die sogenannten Christen landeten wegen ihrer Verachtung der Gebote Gottes wieder in Ägypten, wie auch ihnen Moses in seinem fünften Buche (Deut 26,68) angedroht hatte, indem sie dem Sensualismus verfielen, und es findet sich nicht einmal wer sie als Sklaven wollte!!!
69) Gott hat die Welt erschaffen:
1. zu seiner Verherrlichung; 2. zum Besten der Geschöpfe. 70) Gott sorgt für die Welt nach ihrer Erschaffung, indem er sie fortwährend erhält und regiert.
71) Gott erhält die Welt, heißt: Gott bewirkt durch seine Allmacht, daß die ganze Welt und jedes einzelne Geschöpf fortbesteht, solange er will. "Wie könnte etwas bestehen ohne deinen Willen?" (Weish 11,26)
72) Gott regiert die Welt, heißt Gott ordnet und leitet alles zum Guten; nichts geschieht ohne seinen Willen oder ohne seine Zulassung. "Kauft man nicht zwei Sperlinge um einen Pfennig? Und doch fällt keiner von ihnen auf die Erde ohne eueren Vater. Euch aber sind alle Haare eueres Hauptes gezählt." (Matth 10,29-30)
73) Gott ordnet und leitet auch die Übel und die Leiden zum Guten: die Bösen will er durch dieselben bestrafen und bessern, die Guten prüfen und ihre Verdienste für den Himmel vermehren.
74) Gott läßt auch Sünden zu, weil er dem Menschen den freien Willen nicht nehmen will, und weil er auch die Folgen der Sünden zum Guten zu wenden weiß. "Ihr (die Brüder des ägyptischen Josef) sannet Böses gegen mich, Gott aber wandte es zum Guten." (I Mos 50,20)
75) Die Fürsorge, mit welcher Gott alles erhält und regiert, nennt man die göttliche Vorsehung.
4. Von den Engeln.
76) Die vorzüglichsten Geschöpfe Gottes sind die Engel.
77) Die Engel sind reine Geister, das ist, solche Geschöpfe, welche Verstand und freien Willen, aber keinen Leib haben. In der Heiligen Schrift werden neun Ordnungen oder Chöre der Engel angeführt, nämlich: Engel, Erzengel, Fürstentümer, Gewalten, Kräfte, Herrschafen, Throne, Cherubim und Seraphim. (Ephes. 1,2; Kol 1,16)
78) Gott hat die Engel erschaffen, daß sie ihn anbeten, ihn lieben, ihm dienen und die Menschen schützen. "Lobes den Herrn, ihr alle seine Engel; die ihr gewaltig an Kraft, vollziehet seinen Willen!" (Ps 102,20) - "Seinen Engeln hat er deinetwegen befohlen' dich zu hüten auf allen deinen Wegen." (Ps 90,11) - Beisp.e Lot (I Mos 19) (Tobias, Tob. 595)
79) Als Gott die Engel erschaffen hatte, waren sie gut und glücklich; sie waren ausgestattet mit der heiligmachenden Gnade und mit vielen Vollkommenheiten.
Nicht alle Engel haben die Gnade Gottes bewahrt; viele haben sie durch die Sünde der Hoffart verloren. Die Heilige Kirche hat bis jetzt nicht definiert, worin die Prüfung der Engel bestand. Vielleicht darin, daß sie für einen Augenblick Gott nicht direkt schauen sollten, aber indirekt durch sich und in sich, das heißt den lebendigen Abglanz des Dreieinigen in sich, die heiligmachende Gnade. Sie sollten diesen lebendigen Abglanz des dreieinigen Gottes in sich selbst geistig empfinden, erkennen und anerkennen, wie auch in tiefer Demut dafür danken. Allee sahen, wie sie es auch mußten, daß sie so schön sind wie Gott, nicht alle wollten es aber anerkennen, daß sie für diese Schönheit nur Ihm allein zu danken haben. Sie wollten aus sich selbst sein so wie Gott, wie sie auch dachten, daß dem so sein könne, so zu sein, wie Gott, ohne Gott!
81) Gott hat die Hoffärtigen Engel bestraft, indem er sie auf ewig verworfen und in die Hölle verstoßen hat. "Gott hat der Engel, die sich versündigten, nicht geschont, sondern mit Ketten der Hölle sie in den Abgrund gezogen und der Pein übergeben." (II Petr 2,4)
82) Die verworfenen Engel nennt man böse Geister oder Teufel.
83) Gott hat die gutgebliebenen Engel mit der ewigen Seligkeit im Himmel belohnt. "Ihre Engel im Himmel schauen immerfort das Angesicht meines Vater, der im Himmel ist." (Matth 18,10)
84) Die guten Engel sind wohlwollend gegen uns gesinnt; sie lieben uns an Leib und Seele; sie ermahnen uns zum Guten und bitten für uns.
85) Die Engel, welche Gott besonders zu unserem Schutze bestimmt hat, nennen wir Schutzengel.
86) Wir haben die Pflicht, unsere Schutzengel zu verehren und anzurufen, ihren Einsprechungen zu folgen und ihnen dankbar zu sein.
87) Die bösen Geister sind feindlich gegen uns gesinnt; sie hassen und beneiden uns; sie versuchen uns zur Sünde; sie trachten, uns an Leib und Seele zu schaden und uns ewig unglücklich zu machen. Beisp.: Eva (I Mos 3) Job (Job 2) Judas (Joh 13,2)
88) Wir sollen den Nachstellungen der bösen Geister dadurch widerstehen, daß wir wachen und beten und gegen ihre Versuchungen standhaft kämpfen. "Seid nüchtern und waches; denn euer Widersacher, der Teufel geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wenn er verschlingen könne. Widerstehet ihm standhaft im Glauben!" (I Petr. 5,8-9)
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