DIE BEDEUTUNG DES HL. GEISTES
von H.H. Alois Aßmayr
Als Jesus beim letzten Abendmahle seinen Jüngern mitteilte, daß Er jetzt die Welt wieder verlassen und zum Vater heimkehren werde, tröstete der Herr die traurigen Apostel: "Es ist gut für euch, daß ich hingehe, denn wenn ich nicht hingehe, so wird der Beistand nicht zu Euch kommen. Wenn ich aber hingehe, so werde ich ihn euch senden.'' (Joh 1697) Wir können die Apostel wohl auch heute noch gut verstehen, daß das die Apostel nicht eingesehen und verstanden haben. Erst als der Hl. Geist am Pfingstfest auf sie herab kam, da begriffen sie es. Hatte Jesus doch die Apostel ausersehen und ausgewählt, daß sie nach Seinem Weggang von der Welt, Sein Werk fortsetzen und vollenden sollen allen Menschen die Wahrheit, die Lehre Jesu zu bringen und so ihnen den Weg zum Himmel zu zeigen und möglich zu machen. Diese Aufgabe aber konnten die Apostel nur mit Hilfe des Hl. Geistes lösen. Darum gab ihnen der Herr auch die Weisung, in Jerusalem zu bleiben und die Herabkunft des Hl. Geistes abzuwarten. Der Gnaden- und Gabenspender ist ja der Hl. Geist
Das Pfingstfest, die Herabkunft des Hl. Geistes hat dann gezeigt, daß Jesus vollkommen recht hatte, als Er sagte: "Es ist gut für euch ..." Der Hl. Geist hat die Apostel erst mit allem auagestattet, was sie für die Ausführung ihres Auftrages brauchten: "Geht hin in die ganze Welt ..." Wie oft hatte der Herr in Seinem Erdenleben den Aposteln zu erklären gesuchte wozu Er gekommen sei und was wichtig ist, ohne Erfolg. Sie erwarteten selbst von der Himmelfahrt des Herrn ein irdisches Weltreich der Juden, träumten von Ehre und Ansehen, Macht und Reichtum vor der Welt. Ich möchte nur auf eine Gabe des Hl. Geistes hinweisen: jetzt sehen die Apostel das Leben in der Welt, =Kreuz und Leiden, mit ganz anderen Augen. Jetzt sehen sie ein, daß wir nicht in der Welt sind, um zu genießen, sondern zu dienen. Wer im Himmel der Größte sein will, soll sich hier als den Geringsten und Diener aller fahlen und so handeln. Nicht was man in der Welt ist und gilt, ist wichtig, sondern, was man vor Gott ist, was der von uns hält. Das Leben der Apostel hat eine gewaltige Wendung bekommen. Aus der Liebe zu Jesus sahen sie es als Auszeichnung und Ehre an, für Christus Schmach und Schmerzen zu leiden. Aus Liebe zu Christus und aus Liebe zu den Menschen zogen sie von Land zu Land, von Kerker zu Kerker, von Gericht zu Gericht und gaben mit Freuden dafür ihr Leben hin, auch unter den größten Qualen des Martyriums. Mit der Einsicht gab ihnen der Hl. Geist auch die Kraft dazu. Der Hl. Geist brachte also eine gewaltige Veränderung im Leben der Apostel hervor.
Auch uns hatte das Pfingstfest, beziehungsweise der Hl. Geist sehr Vieles zu sagen und sollte uns Vieles zu sagen haben. Auch für uns ist die Gefahr sehr große daß wir das Leben ganz falsch sehen und daher ganz falsch handeln. Schauen wir das Leben der meisten Christen nur etwas an. Streben doch die allermeisten Christen auch nur nach Reichtum, Macht und Ehre. Genießen und es schön haben,wollen sie. Gelten wollen sie in der Welt. Oft ist ihnen auch kein Mittel zu schlecht, wenn es nur zum Ziele führt, obwohl sie genau wissen, wie das alles endet. Es ist wirklich so, wie Jesus einmal sagt: "Die Kinder dieser Welt sind in ihrer Art klüger, als die Kinder des Lichtes." Die Kinder dieser Welt leben nur für diese Welt. Für sie ist mit dem Tode alles aus. Darum tun sie alles, um das irdische Glück zu erreichen und zu sichern. Wir, die Christen, die glauben, daß das richtige Leben erst mit dem Tode beginnt und zwar wenn wir wollene im ewigen Glück im Himmel, sollten auch entsprechend leben. Und doch kann man sie in ihrem Tun und Lassen kaum von den Kindern dieser Welt unterscheiden, weil sie genau so nach einem angenehmen irdischen Leben streben, für das ewige Leben im Himmel kaum sich mühen und plagen, als ob sie genau so, wie die Kinder der Welt, alles Glück nur auf dieser Welt suchten, nicht aber ein ewiges im Himmel. Wohin uns diese Gesinnung, ohne den Hl. Geist, führt, das zeigen uns die Zustände in den einzelnen Staaten, der Welt und der Kirche. Alle diese Führer und Menschen brauchten den Hl. Geist genau so, wie die Apostel. Sie glauben klar zu sehen und gescheit zu sein, sind aber in Wirklichkeit blind und dumm. "Sine tuo numine nihil est in homine, nihil est innoxium".
Wenn aber einmal der Hl. Geist in die Seele hineinleuchtet, sieht man erst den Unsinn dieses Lebens ein und wird erst fähig, seinem Leben eine ganz andere Richtung zu geben wie z.B. Margaritha von Cortona, Ignatius von Loyola, die schöne, reiche und junge Dame, die aus bloßer Neugierde zum Pater Pio kam. Aus einer großen Sünderin wurde eine große Büßerin. Diese und viele andere Beispiele zeigen, wie man das Leben ohne den Hl. Geist anschaut und wie mit dem Hl. Geist.
Was nun tun? Demütig werden, d.h. seine Armseligkeit einsehen. Dem Demütigen gibt Gott seine Gnade. Den Stolzen aber widersteht Er, Jesus sagt von der Welt, daß sie den Hl. Geist nicht empfangen kann. Sie ist so von sich eingenommen, so stolz, daß der Hl. Geist sie meidet. Dann sollen wir auch eifrig beten um den Hl. Geist und zum Hl. Geiste, uns aber auch mühen, ein wirklich christliches Leben zu führen. So wird dann der Hl. Geist auch in unser Leben verändernd eingreifen und erneuern. "Emitte Spiritum tuum, et creabuntu, et renovabis faciem terrae". (Ps 103,10) O Gott, sende aus Deinen Geist und Du wirst das Angesicht der Welt und Deiner Kirche erneuern!
A-6633 Biberwier, am 19 Juni 1976.
Alois Aßmayr, Pfarrer |