DIE LITURGISCHE REBELLION GEGEN PAPST PIUS XII.
von H.H. Walter Dettmann
Der Brief Montinis an Bischof Carlo Rossi vom 30. Juni 1953 gehörte zu den Vorbereitungen für den sog. dritten internationalen liturgischen Kongreß von Lugano, der vom 14. - 18. September 1953 gehalten wurde.
Die Tagung von Lugano ist ein Musterbeispiel dafür, wie frech und kaltblütig die Führer der liturgischen Bewegung den Papst zu täuschen suchten. Sie wußten alle, daß sie ein Ziel anstrebten, das von Papst Pius X. (1903-1914) niemals und unter keinen Umständen gutgeheißen und erlaubt worden wäre; alle Führer der liturgischen Bewegung waren bereits im Besitz der Pläne zur Zerstückelung der heiligen Messe und zur Änderung der Wandlungsworte: Trotzdem stellte die Leitung des Kongresses von Lugano die vier Hauptreferate am 15., 16., 17. und 18. September 1953 unter das gemeinsame Thema der "Tätigen Teilnahme des Volkes an der Liturgie" gemäß der angeblichen Idee des Papstes Pius' X. (siehe Liturgisches Jahrbuch 1953, II. Seite 133). Damit war es aber noch nicht genug.
Im voraus ließen sich die Tagungsleiter bereits am 9. September 1953 ein persönliches Schreiben von Papst Pius XII. besorgen, das folgenden Wortlaut hatte: "Voller Freude rufen wir auf das Dritte Internationale Liturgische Studientreffen die Fülle göttlicher Gaben herab. Möge durch die vertiefte Kenntnis und Feier des Gottesdienstes der geheimnisvolle Strom der Gnade freier und freudiger dahinströmen und das göttliche Leben, das uns Christus gebracht hat, immer mehr seinen Reichtum und seine Kraft, die Seelen umzugestalten, offenbaren. Wir begleiten die Arbeiten der gelehrten Versammlung mit unseren Segenswünschen und erteilen von Herzen allen Teilnehmern und jedem einzelnen den Apostolischen Segen. Gegeben im Vatikan, am 9. Sept. 1953, Papst Pius XII." (Liturgisches Jahrbuch 1953, IJ., Seite 129)
Anmerkung: In der deutschen Wiedergabe dieses Schreibens durch das Liturg. Institut in Trier fällt auf, daß in der ersten und siebenten Zeile die Fürwörter, die die Person des Papstes bezeichnen, klein geschrieben sind!
Papst Pius XII. hätte diesen Brief niemals unterschrieben, wenn er die wirklichen Ziele der Männer von Lugano gekannt hätte, und man muß darum heute fragen, w e r ihn getäuscht hat.
Das Schreiben des Papstes wurde bei der Versammlung in Lugano zuerst in italienischer, dann in deutscher, französischer, englischer und niederländischer Sprache verlesen. Es wurde stehend angehört und lebhaft beklatscht. Danach richteten die Versamnlungsteilnehmer eine "Dankadresse" an den Papst, worin sie ihm ausdrücklich "Ehrfurcht und Gehorsam versprachen" ("reverentiam promittentes et oboedientiam"), siehe Liturg. Jahrbuch 1953, II., Seite 129. Es war eine Verstellung und Heuchelei wie kaum je zuvor.
Wie es mit der Ehrfurcht und dem Gehorsam gegenüber dem Papst in Lugano wirklich aussah, zeigt einer der Organisatoren, nämlich Professor Wagner aus Trier. Er schreibt: "Die Gottesdienste der Tagung fanden in der neuen St. Nikolauskirche statt, deren Innenausstattung - durch die Zuvorkommenheit und Sorge des Ortsbischofs vorangetrieben - gerade noch rechtzeitig vor Beginn der Tagung vollendet worden war. Der große einschiffige Kirchenraum mit flacher Decke wird beherrscht von einem einfach Tischaltar versus populum aus edlem Onyx, der inmitten des erhöhten rechteckigen Chorhauses steht" (Liturgisches Jahrbuch 1953, II., S. 131).
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