DER PROTESTANTISCHE SCHLUSS ZUM DEUTSCHEN VATER UNSER IN DER RÖMISCH KATHOLISCHEN LITURGIE
von Luise von Weymarn
(Fortsetzung)
Warum? "Aus ökumenischen Gründen"? Es gibt keine echte Ökumene, solange sich "hoc est enim corpus meum" (das ist mein Leib und ebenso auch das ist mein Blut) bei der Hl. Wandlung der kath. Hl. Messe und das häretische "hoc significat" (das bedeutet) beim protestantischen Abendmahl gegenüberstehen. Wenn sich auch die evang. luther. Kirche bei der Abendmahlsfeier - im Gegensatz zu den Worten Zwingli' s "das bedeutet" usw. - des Einsetzungberichtes nach Lukas bediente wobei die Herrenworte "mein Blut, das für euch vergossen wird" bei der Segnung des Kelches dann "auf die anwesende Gemeinde erweitert werden können", so kann dennoch auch hier keine ökumenische Gemeinschaft zu erkennen oder gar zu rechtfertigen sein. Denn: Auch die evang-luther. Kirche leugnet die für die Gültigkeit der kath. Hl. Messe unabdingbare Voraussetzung der Transsubstantiation von Brot und Wein. Sie konsekriert nicht' sie segnet nur Brot und Wein. Außerdem fehlt auch bei der Abendmahlsfeier der evang.luther. Kirche der für die kath. Hl. Messe ebenso unabdingbare Opfergedanke als der unblutigen Fortsetzung des Kreuzesopfers Jesu Christi, von dem sich Luther schroff abgesetzt hat. Hier und nirgends anderswo ist der Eckstein, wozu also diese übrigen ökumenischen Eulenspiegeleien? Wenn man z.B. in Tageszeitungen lesen konnte, daß - unter vielen, anders gläubigen Beratern - auch die protestantischen Berater des Papstes sich sehr zufrieden geäußert hätten über die Erfolge ihrer Bemühungen und daß sich diese Herren auch mit der neuen Textgebung des Vater Unser "einverstanden" erklärt haben!
Bitte, man wird doch fragen dürfen: Wo in aller Welt und wann je hat es das gegeben, daß die höchste Lehrautorität einer Hochreligion sich der Belehrung Andersgläubiger für die Seelenführung ihrer Gläubigen bedient hat, etwa z.B. im Judentum oder im Islam? Hat dieses Lehramt vor Gott und vor den ihm anvertrauten Seelen das Recht, so zu handeln und dann die so erarbeiteten Papiere, denn mehr als Papier kann es nicht sein, seinen noch gläubigen Priestern und dem Kirchenvolk aufzuzwingen, entgegen und sogar unter vollkommener Mißachtung erheblicher Bedenken und Bitten, auch von noch rechtgläubig gebliebenen, maßgebenden katholischen Theologen wie Laien. Denn dieser willkürliche Lutherzusatz zum Vater Unser, getarnt eingeschleust am Ende der Fürbitten nach dem Vater Unser, ist doch nur ein Steinchen in der Lawine. Gibt es nicht sogar im weltlichen Recht ein international geltendes Gesetz gegen den Mißbrauch einer Amtsgewalt und damit verbundene Täuschungsmanöver?
Es könnte bei der ja hinreichend bekannten Doppelzüngigkeit höchster Stellen im kirchlichen Lehramt zu dem Nachsatz zum Vater Unser möglicherweise der Einwand einer Rückbesinnung auf die frühe Christenheit gemacht werden. Neben der Frage, warum man denn dann den ordo missae Papst Pius V. zerstören muß, bleibt in diesem besonderen Zusammenhang zu sagen, daß dann die dafür Verantwortlichen nicht den direkten Wortlaut Luthers hätten abschreiben dürfen und daß sie sich auf diese Weise eines von Luther ebenfalls "frei" aus einem Zusammenhang großer Gebete herausgerissenen und in seiner geistigen Bedeutung zudem profanierten Textes bedient haben.
Bereits in der frühen Christenheit hat die Didache Gebete, die so enden: "Vor allem sagen wir Dir Dank, daß du mächtig bist. Dir die Ehre in Ewigkeit. Gedenke o Herr Deiner Kirche, sie zu entreißen allem Bösen und sie zu vollenden in deiner Liebe und bringe sie heim aus den vier Winden, die geheiligte, in dein Reich, das du ihr bereitet hast. Denn dein ist die Macht und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen."
Bei Origenes findet sich eine Unterweisung an die Katechumenen: "Dann werden wir euch auf jenem oberen und erhabenen Weg fortschreiten sehen, geleitet von dem Herrn Jesus Christus selbst, welcher Weg, Wahrheit und Leben ist, bis wir hindurch gelangen zum Vater, wenn Er das Reich Gott dem Vater übergeben und Ihm alle Fürstentümer und Mächte unterwerfen wird. Ihm sei die Herrlichkeit und die Herrschaft in die Ewigkeit der Ewigkeiten. Amen".
Nirgends in diesen, eine erhabene Geistigkeit verkündenden Gebeten findet sich das in den Bereich des Geschöpflichen gehörende Wort "Kraft" dessen sich Luther bedient , Niederschlag der "Schutz und Trutzsprüche" jener Zeit.
Das nachstehende Gebet an den Vater aus der frühen, ägyptischen Liturgie läßt diesen Unterschied ganz besonders klar aufleuchten:
"Dich beten wir an, Gott allmächtiger Vater, Schöpfer und Gestalter aller sichtbaren und unsichtbaren Dinge. Verborgen bist du und unerforschlich, unaussprechbar und unbegrenzbar; denn du bist der Ursprung alles Guten, die ursachlose Quelle allen Lebens.
Als König der Könige und Herr der Engel bist du in Hoheit erhaben über alle Wesenheiten, über Kräfte und Heerscharen. Du herrschest ewiglich auf dem Thron der Herrlichkeit in der Höhe.
Dennoch hast du uns nicht verachtet. Du hast uns vielmehr getragene als du unser Geschlecht in Gefahren sehest, als Unwissenheit und Dunkel uns umfangen hielten. Denn du sandtest uns zuerst heilige Propheten, dann aber hast du die Zeiten erwählt, in denen du dich würdigtest, selbst zu sprechen durch deinen Sohn.
Er ist der Eingeborene, der aus dir hervorgeht, Sproß und Blüte deines Schoßes und Sonne aus Deinem Lichtwesen, Ja, Wahrheit, Leben, Heil.
Der des Fleisches Enthobene ist Fleisch gewordene der Unkörperlichche hat einen Leib angenommen. Er wandelte unter uns und lehrte uns jenes erhabene Vatergebet und feierte jenes hochheilige Opfer sonder Makel. Kostbare Opfergabe süßer Wohlduft ist er für uns geworden, und gar heilige Mysterien voll allen Lebens hat er uns geschenkt.
Du also, o Herr, vollende uns in deinem weisheitsreichen Dienste auf daß wir mit reiner Seele, ungetrübtem Gewissen und loberfülltem Herzen zu dir rufen, beten und sprechen:
Vater unser, der du bist in den Himmeln geheiligt werde dein Name. Zu uns komme dein Reich. Dein Wille geschehe wie im Himmel, so auch auf Erden. Gib uns heute unser tägliches Brot. Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigem. Führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Übel. Denn dein ist das Reich und die Macht und die Herrlichkeit, Vater, Sohn und Heiliger Geist, jetzt und allezeit und in alle Ewigkeit. Amen."
Wenn das Wort "Macht", das eindeutig in Beziehung steht zu den im Eingang dieses Hochgebetes zum Vater stehenden Worten "Ursprung" (...) und "ursachlose Quelle allen Lebens" umfunktioniert wird in den Begriff Kraft (...), dann liegt hier und gerade im Zusammenhang mit dem Sinn dieses Gebetes ein beachtliches Absinken vom Glauben an das ewig-schöpferische Sein Gottes und auch von der Ehrfurcht vor, die der Mensch als Geschöpf diesem Unbegreiflichen schuldet der Weg zu Gott. Ganz abgesehen davon, daß sowohl das Hl. Meßopfer der Kirche wie auch diese ehrwürdigen Texte aus der Zeit der mit dem Blut der Martyrer gefärbten Morgenröte der Christenheit viel zu kostbar sind, als daß man sie für Zugeständnisse und Experimente jedweder Art mißbrauchen dürfte. Für Zwangseinschleusungen sind sie wirklich nicht in den christlichen Raum gestellt. Aber
"wir wollen aufrecht zwischen den Trümmern stehen und nicht am Boden liegen mit denen, die ohne Hoffnung sind."
(Cyprian v. Karthago.)
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