DAS UNGESICHERTE HEIL
von Johann Berghammer
Wie ein Himmel auf Erden erscheint uns in diesem Zusammenbruch der christlichen Zivilisation jener so sehr vermißte und so heiß ersehnte gesicherte Zustand unseres Glaubens und unserer Kirche, wie er bis zum letzten Konzil bestand oder zu bestehen schien. Gebannt blicken wir in diese Vergangenheit und wünschen nichts sehnlicher, als sie neu zu beleben und zu konservieren, denn da war Ordnung, war Sicherheit, da gediehen die Blüten der Heiligkeit, der Kultur und des geordneten christlichen Lebens.
Im Rückblick verklärt sich die Vergangenheit immer mehr, verdüstert sich der Blick in die Zukunft und verliert sich in abgründigem Dunkel. Trauer ergreift uns, Hoffnung und Gottvertrauen schwinden. Wir sind verwirrt und verlieren den Blick auf das Ganze.
Seitdem an jenem Tage der zerschundene und leblose Leib Christi in das Grab gelegt wurde - in den Augen der Jünger Zusammenbruch und Ende - hat es sich bis in unsere Tage hinein gezeigt, daß die aus Golgotha hervorgegangene Kirche den beschwerlichen, leidvollen, gefährlichen und ungesicherten Weg ihres Meisters, einen Weg des Kampfes gegen "Fleisch, Hölle und Welt" gehen muß, der sie wohl über lichtvolle Höhen aber auch durch dunkle Tiefen führt. Und merkwürdig: Sie scheint sich wie Feuer auszubreiten, wenn sie verfolgt und unterdrückt wird, und verliert in Zeiten äußerer und innerer Sicherheit und Gesichertheit an Lebenskraft, erlahmt bei der nächsten größeren Belastung. Wie am Grat wandert sie, zwischen Absturz und Bewährung, zwischen Leben und Tod, als wäre dies ihr Ur-Gesetz - freilich mit der Zusage des Herrn, daß die Pforten der Hölle sie nicht überwältigen werden.
So gerne würden auch wir annehmen, daß nicht nur "die vielen", sondern alle gerettet werden, denn die brennendste Sorge unseres Herzens ist das ewige Heil unserer Brüder und Schwestern in Christus. Doch mit Schmerz und Trauer müssen wir erkennen, daß es auch hier keine Rettung aller gibt, sondern nur Kampf und Bewährung des einzelnen und auch ein vielfaches Verfehlen des ewigen Heiles. Schamoni schrieb 1958: "Es muß sehr ernst stimmen, daß es bis ins 18. Jahrhundert hinein die einmütige Auffassung der Kirchenlehrer, Heiligen, Theologen, Prediger war, der größte Teil der Menschen, sogar der erwachsenen Katholiken gehe verloren ..."
Diese Worte sind hart und wir müssen erkennen, daß der Mensch nicht nur den Unglücksfällen seines irdischen Daseins ausgesetzt, sondern in dramatischster Weise auch in seinem metaphysischen Sein gefährdet ist.
Diese Welt der Gefährdungen und der Mühsale aber auch der unermeßlichen Möglichkeiten und Chancen, den unaufhörlichen Kampf zwischen gut und böse, zwischen Licht und Finsternis, zwischen dem Anhang Gottes und den Möchten der Hölle, gilt es zu begreifen und unter Anerkennung uns unergründlicher Mysterien sich ihm zu unterwerfen. Was nützt es dem Kinde, den Tisch zu schelten, an dem es sich stieß! So mußte Jesus die Apostel fragen: Wollt auch ihr gehen? So groß aber die Gefahren sind - wer darin erliegt darf immer noch auf Gottes Barmherzigkeit hoffen - so sicher ist der Sieg Gottes und seiner Getreuen, so sicher wie der Tag auf die Nacht folgt.
Nur vermögen wir Sterblichen Gottes Pläne und Wege nicht zu durchschauen und nicht mit seinem Zeitmaß zu messen; wir werden ungeduldig und verzagt, womit wir alle Dynamik verlieren, deren wir zur (neuerlichen und endlichen) Ausbreitung des Reiches Gottes in uns und um uns bedürfen. Ermessen wir doch die Gewißheit, daß nicht Niederlage und Tod das Ende ist, sondern der Sieg, das Leben, die Vollendung, der Triumpf und die Herrlichkeit. Keine Not und keine Trauer reicht hin, um diesen Ausblick, die Freude dieser Gewißheit zu verdunkeln. Aus ihr strömt unerschöpfliche Kraft für unsere Werke.
Daher brauchen wir auch heute an unserer geliebten Kirche Christi, der römisch-katholischen Kirche, nicht irre werden, da sie mit Zulassung Gottes einige Jährchen von Leuten regiert wird, die das Heil in dieser Welt suchen, Gott dem Menschen dienstbar machen und das Kreuz Christi - weil hinderlich - beiseite schaffen wollen, in ihrem neuen oder geschwächten Glauben. Über nacht kann die Tendenzwende eintreten. Schon bereitet sie sich vor.
An uns liegt es, die Zeitspanne so zu überbrücken, "daß die Kirche fortbestehe" (Eb . Lefebvre), mit zusammengefaßter Kraft und unter Hintansetzung des Ich, durch Selbstheiligung und Wiederaufbau im Geiste unbedingten Gehorsams gegen Gott, bis die Stunde da ist, die der Herr vorbereitet, von der es bei A.K. Emmerich heißt: "Ich sah nun in der Kirche, welche nach überstandenem Kampfe ganz wie eine Sonne strahlte, ein großes Fest. Ich sah viele Prozessionen hineinziehen. Ich sah einen neuen, sehr ernsten und strengen Papst. Ich sah vor dem Beginn des Festes sehr viele Bischöfe und Hirten verstoßen von ihm, weil sie schlecht waren. Ich sah dieses Fest in der Kirche besonders von den hl. Aposteln mitfeiern. Da sah ich das 'Herr, zukomme uns dein Reich' recht nahe. Es war als sehe ich himmlische, leuchtende Gärten von oben niedersteigen und sich mit auf Erden entzündeten Plätzen vereinigen und unten alles in ein ursprüngliches Licht eintauchen. Die Feinde, welche aus dem Kampf geflohen waren, wurden nicht verfolgt, aber sie schieden sich ab."
Daß diese Schauung bald wahr werde und daß wir alle wachsen im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe, das bitten wir den allmächtigen und barmherzigen Herrn! Amen.
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DIE GROSSE GUTE MEINUNG
1. O Gott, der du mein Liebstes bist, und dessen Lieb' unendlich ist, ich liebe Dich aus Herzensgrund und mach mit Dir diesen Bund!
2. So oft an mir ein Glied sich regt, so oft der Puls im Herzen schlägt, soll sein soviel, als sagte ich: "Mein Gott, mein Gott, wie lieb' ich Dich!"
3. O, wäre ich doch engelrein, um Deiner Liebe wert zu sein! Von Grund des Herzens ist mir's leid, daß ich so oft und lange Zeit,
4. Dich, meinen Gott, nicht hab1 geliebt, vielmehr durch Sünden Dich betrübt. Verzeih es mir, o höchstes Gut, und wasch mich rein in Jesu Blut!
5. Gib Gnad, daß in Zukunft ich in aller Treue liebe Dich, und laß für Dich, für Dich allein nur Platz in meiner Seele sein!
6. O Jesus, meiner Seele Heil, laß werden mir die Gnad1 zuteil, zu leben und zu sterben Dir, dann bin ich glücklich dort und hier!
Amen! |