EINE AUSLADUNG BESONDERER ART ... IN DER VERBUNDENHEIT DES EINEN HERRN ...
BRIEF AN ERZBISCHOF LEFéBVRE VON "BISCHOF" DR. HENGSBACH
(aus: "Ruhrwort" vom 4.3. 1978)
Exzellenz, hochwürdigster Herr Erzbischof!
Soeben erfahre ich aus der Essener Tagespresse, daß Sie beabsichtigen, am Sonntag, dem 9. April, hier in der Essener Grugahalle eine Kundgebung zu halten und dort die hl. Messe zu feiern. Ich möchte Ihnen sofort, nachdem mir Ihre Absicht auf dem genannten Wege zur Kenntnis gekommen ist, folgendes sagen:
Sie selbst wissen, wie sehr die heilige Messe Quelle und Mitte unseres kirchlichen Lebens ist, wie sehr sie vor allem Quelle und Ausdruck der Einheit der Kirche ist, da sie das Kreuzopfer Chbisti unter uns gegenwärtig setzt. Sie selbst wissen, wie sehr der Empfang der hl. Kommunion Zeichen der Einheit und der Liebe ist. Alle essen von einem Tisch, alle leben von dem einen Brot, das unser Herr Jesus Christus selber ist. Ein Altar, der aufgestellt wird, ohne dieser Einheit zu dienen und sie zum Ausdruck zu bringen, ist ein scandalum.
Nun wollen Sie ausgerechnet durch die Feier der hl. Messe nicht diese Einheit verwirklichen und ihr dienen, sondern die Uneinigkeit demonstrieren. Alle Welt weiß, daß Sie in Uneinigkeit mit dem Nachfolger des hl. Petrus leben und damit auch mit dem Kollegium der Bischöfe. Alle Welt weiß, daß sich an Ihrem Handeln und Reden ein Schisma zu entzünden droht.
Zeichen der Einheit wäre auch - so ist es in aller Welt üblich -, daß ein Bischof, wenn er in ein Bistum kommt, sich des Einverständnisses des Ortsbischofs versichert. Ich erfahre von Ihrem Plan erst durch die Zeitung. Das ist gewiß kein Zeichen der Brüderlichkeit, zumal Sie schon einmal in Essen waren, nämlich bei der Bischofsweihe Ihre Ordensbruders Bischof Heinrich Ruth.
Ich möchte Sie deshalb in aller Form und in aller Dringlichkeit bitten, von Ihrem Plan, hier in der Grugahalle die heilige Messe zu feiern und eine Rede zu halten, abzusehen. Sie würden der Einheit der Kirche, um die wir alle uns so sorgen und uns so bemühen, einen schlechten Dienst tun. Wenn Sie entgegen meiner Bitte bei Ihrer Absicht verharren, muß ich Ihnen in aller Form das Auftreten im Bistum Essen verbieten.
Im übrigen können Sie davon ausgehen, daß meine Mitarbeiter und ich uns alle Mühe geben, keine Irrlehre und keine Verwirrungen im kirchlichen Leben aufkommen zu lassen und daß wir allen Versuchen dazu und allen Zersetzungserscheinungen, die auch uns nicht fremd sind, in der Gnade des Heiligen Geistes und in Seiner Kraft zu widerstehen versuchen.
In der Verbundenheit des einen Herrn Ihr ergebener Bruder im Bischofsamt Bischof von Essen
(Anm.d.Red. )
Natürlich immer das gleiche: Heuchelei, Heuchelei und Machtanmaßung. Hengsbach beruft sich auf seine Amtsbefugnisse, die er durch seinen Ungehorsam Gott gegenüber längst verloren hat. Abgesehen von dieser Demonstration bietet der Brief aber Gelegenheit, etwas Grundsätzliches darzulegen: selbstverständlich hat man mit Leuten, die die "Neue Messe" angenommen haben, d.h. mit öffentlichen Häretikern, keine "Verbundenheit" in dem einen Herrn, genau das Gegenteil ist der Fall. Hoffentlich weist Erzbischof LefËbvre diese Anzüglichkeit von sich; denn würde er die Verbundenheit in des Herrn Hengsbach "Herrn" akzeptieren, müßte er selbstverständlich auch seiner "Bitte" entsprechen.
E. Heller
S.E. Hochwürdigsten Herrn Bischof Dr. Franz Hengsbach Burgplatz 2 4300 E s s e n
OFFENER BRIEF
Ecône, den 14.3.78
Exzellenz!
Gerne würde ich von Ihnen die Erlaubnis erbitten, in Ihrer Diözese die heilige Messe zu zelebrieren und das Wort zu ergreifen. Aber ich weiß, daß Sie dies verweigern würden, ungerechterweise übrigens, völlig grundlos, indem Sie sich stützen auf die gegen mich und mein Werk in die Welt gesetzten Verleumdungen durch Kleriker, die Feinde der Kirche sind, Feinde im Innern der Kirche, und die schon der heilige Pius X. an den Pranger gestellt hat.
Wie könnte auch die heilige Messe aller Zeiten ein Zeichen der Spaltung sein? Vielmehr ist dies die oekumenische Messe, abgeschaut von jener Luthers, und diese letztere zerreißt die Kirche seit vier Jahrhunderten. Wie kann man nur die Wahrheit unserer alten Katechismen, Echo des Lehramtes der Kirche von zwanzig Jahrhunderten und der Offenbarung unseres Herrn selbst so ungerechterweise ersticken, da gleichzeitig überall oekumenische Bibeln und Katechismen mit Gutheißung der Bischöfe in Umlauf gebracht werden!
Der falsche Oekumenismus ist eine neue Reformation, ähnlich jener Luthers, ein falscher Humanismus, der nicht mehr zwischen Wahrheit und Irrtum, zwischen gut und böse, zwischen Jesus Christus und Belial unterscheidet. Die Gläubigen bitten um das Brot der wahren Lehre - und es wird ihnen verweigert, um der Welt zu gefallen.
Deshalb halte ich es für meine Pflicht als römisch - katholischer Bischof, dem Rufe dieser Seelen Folge zu leisten, und sie zu ermuntern, dem katholischen Glauben treu zu bleiben, auf den sie sich an ihrem Tauftag verpflichtet haben, und für sie mit der Gnade Gottes wahre katholische Priester heranzubilden, die ihnen weiterhin die wahren Geheimnisse unserer heiligen Religion ausspenden und sie den katholischen und römischen
Glauben lehren. Ich weiß sehr wohl, daß Sie einiges in diesem Sinn unternehmen, doch, indem Sie am konziliaren und nachkonziliaren Oekumenismus mitarbeiten, machen Sie diese Ihre eigenen Bemühungen zunichte und ermuntern zur Selbstzerstörung der Kirche.
Vielleicht wollen Sie mit einigen Ihrer Mitbrüder dem Heiligen Stuhl verständlich machen, daß diese Neuorientierung, die aus dem Konzil hervorgegangen ist, ein unberechenbares Unglück für die Seelen und die katholische Kultur darstellt.
Empfangen Sie, Exzellenz, meine hochachtungsvollen und brüderlichen Grüße in Jesus und Maria + Marcel Lefebvre
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BRIEF AN "BISCHOF" DR. FRANZ HENGSBACH
von Josef Kortz
Sie schrieben dem H.H. Erzbischof Lefébvre, um ihn daran zu hindern, nach Essen zu kommen. In Ihrem Brief bringen Sie Argumente vor, die jeder Glaubwürdigkeit entbehren.
Wen wollen Sie, Herr Bischof, mit diesen Argumenten überzeugen? sicherlich nicht die aufgeklärten, aufrichtigen und glaubenstreuen Katholiken. Ich kann mir nicht denken, daß Sie von dem überzeugt sind, was Sie dem H.H. Erzbischof geschrieben haben'; dagegen spricht die augenscheinliche Praxis seit dem 2. Vatikanum eine zu klare Sprache. Für wie naiv halten Sie das gläubige Volk? Denken Sie an die Zahl derer, die aus Gewissensgründen den Irrweg der letzten 17 Jahre nicht mitgehen können und auch nicht gehen werden. Über das Gewissen dieser Gläubigen können Sie sich nicht so ohneweiteres hinwegsetzen.
Sie machen dem Erzbischof den Vorwurf, daß er durch die Feier der hl. Messe die Einheit nicht verwirklichen, sondern nur Uneinigkeit demonstrieren wolle.
Was ist das für eine "hl. Messe" von der Sie sprechen? An ihr wirkten acht protestantische Geistliche mit! Die ehemals Heilige Messe wurde doch zu einer simplen Mahlfeier umfunktioniert, die selbst heute von protestantischen Pastoren und Pastorinnen gefeiert werden kann.
Nein, Herr Dr. Hengsbach, in der durch diese Mahlfeier intendierten Einheit wollen wir wahrlich nicht mit Ihnen stehen! Es kann nur eine Einheit geben, und diese nur in dem einen, heiligen unverfälschten Meßopfer, kodifiziert für alle Zeiten, für den ganzen Erdkreis in der Bulle "Quo primum tempore" des heiligen Papstes Pius V.
Sie behaupten, daß alle Welt weiß, daß Erzbischof Lefébvre in Uneinigkeit lebe mit dem "Nachfolger des hl. Petrus und dem Kollegium der Bischöfe". Angesichts des allgemeinen Abfalls der Hierarchie kann man das nur hoffen!
Ebenfalls ist es eine unabänderliche Tatsache, an der auch Sie nicht vorbeikommen können, daß nicht Erzbischof Lefébvre durch sein Handeln und Reden das Schisma zu entzünden droht, sondern daß durch den Abfall der augenblicklichen Schein-Hierarchie mit allen ihren unverantwortlich handelnden und zerstörerisch gesinnten Helfeshelfern, zu denen auch Sie sich mit Ihren Mitarbeiter zählen dürfen, die Trennung der Geister längst erfolgt ist.
Man kann keinem Bischof ein Schisma anlasten, der sich getreu an die Lehre der Kirche hält. Die Abspaltung ist also längst vollzogen worden durch die Konzilskirche, die sich rücksichtslos und frevelhaft an der Lehre unserer hl. Kirche versündigt hat: kein Stein steht mehr auf dem anderen! Und es wird immer noch rücksichtslos weiterzerstört.
Die folgenschwere Glaubenskrise geht ganz allein auf Ihrer aller Konto; auf das Konto der progressistischen Machthaber und Besserwisser.
Bekehren Sie sich nicht bald und kehren bald zur Ordnung zurück, dann werden die Auswirkungen noch verhehrender sein. Hatten Sie jemals ein Ohr für die, die sich hilfesuchend an Sie wandten, in ihren Gewissensnöten? - Sie haben nichts unversucht gelassen, uns in die Hände der Feinde der Kirche zu spielen. Wir werden auch weiterhin ohne Ihre Hilfe die hl. röm.-kath. Kirche verteidigen müssen und für sie einstehen. Es ist wahrlich verfehlt, von Brüderlichkeit zu reden.
(Brief wurde von der Red. gekürzt.) |