MITTEILUNGEN DER REDAKTION
Sehr verehrte Leser,
der Briefwechsel zwischen einem traditionalistischen - hier in der eigentlichen Wortbedeutung - Priester und Herrn Jansen, dem Herausgeber der Zeitschrift "Das Reich Gottes" bedarf einiger Anmerkungen. Zunächst einmal zeigt sich, daß die "Traditionalisten" leider zu den eigentlichen Verhindenn der Wahrheit werden. Überall wird das Problem der wirklichen Situation der Kirche und der Person Pauls VI. beharrlich ausgeklammert. Die Tatsache, daß Herr Jansen wegen seiner Gewissenshaltung bezüglich der Person Pauls VI. von den Sakramenten ausgeschlossen wird, stellt eine Ungeheuerlichkeit dar: er wird dadurch den öffentlichen Sündern gleichgesetzt. Überspitzt könnte man den Sachverhalt so formulieren: weil Herr Jansen ein Gewissen hat, darum wird er als öffentlicher Sünder behandelt. - Mir geht es wirklich nicht um persönliche Polemik - möglicherweise ist dem betreffenden Priester die Tragweite seines Handelns nicht voll bewußt. Aber die Priester, die vorgegebenermaßen die Kirche wieder aufbauen wollen, sollten sich bewußt werden, daß sie Verwalter der Sakramente (die Verwaltung derselben ist in einem eigens von der Kirche festgelegten gültigen Rahmen zu vollziehen!) und nicht persönliche Besitzer absoluter Vollmachten sind, die sie nach ihrer Willkür gebrauchen bzw. entziehen können. Eine solche Pervertierung der Amtsauffassung ist keine nachkonziliare "Erscheinung". Im Prozeß um die Erscheinungen in Heroldsbach sagte einer der kirchlichen Vertreter zu den Seherkindern: was sie gesehen hätten, gälte nicht; wenn der Hl. Vater sage, die Wand sei schwarz - auch wenn sie weiß sei, dann sei sie eben schwarz. (Nebenbei: von den bekannten ignatianischen Exerzitien besteht die landläufige Meinung, daß es in ihnen gerade um die Erzeugung einer solchen Haltung gehe.) Mit allen Mitteln versuchte man, die Kinder dahin zu bringen, daß sie ihre Behauptungen zurücknehmen sollten, d.h. sie wurden im "Auftrag der lebendigen Wahrheit" dazu angehalten zu lügen. Wenn diese Auffassung von der manipulierbaren Wahrheit, die den Stellvertreter Christi in die Stelle der lebendigen Wahrheit, Gott selbst setzt, zum Prinzip würde, hieße das, daß die Kirche zur Institution des Antichristentums gemacht würde. (Nicht mehr und; nicht weniger; man muß diesen Gedanken ruhig durchdenken.) Zu sehen, daß das kein Witz oder müßige Spekulation ist, dazu bedarf es nur eines flüchtigen (vom Willen zur Wahrheit!) getragenen Blicks auf unsere religiös-kirchliche Situation, die zum erheblichen Teil durch die Anmaßungen gegenüber Gott und seinem Willen gekennzeichnet ist. In eine ähnliche Richtung geht die heute öfters von bestimmten Theologen, selbstverständlich 'traditionalistisch' eingestellten Theologen zu hörende Warnung: "Gläubige, besucht die Hl. Messe in bestimmten Kirchen nicht, die Gemeinde hat keinen Bischof." Und das angesichts der heutigen Verlassenheit der Gläubigen! Als ob die Kirche als Heilsinstitution nur da wirksam wäre, wo ein Bischof ist! Die Kirche wurde doch von Jesus Christus nicht gestiftet, damit Bischöfe da sind!) Die Kirche als Heilsinstitution ist überall da, wo Christus im Allerheiligsten Altarsakrament gegenwärtig ist und sich den Gläubigen schenkt. Die Vollmacht zur Konsekration hat jeder gültig geweihte Priester! Welche Ungeheuerlichkeit! Man versucht bewußt, die Gläubigen noch von den spärlich fließenden Gnadenquellen abzuhalten, um die Position eines bestimmten Amtsinhabers zu stärken bzw. damit die andern Gnadenquellen zu zerstören. Die Perfidie solcher Argumente besteht darüber hinaus noch darin, daß die "traditionalistischen Insider", die solche Auffassung vertreten, sehr wohl wissen, daß Erzbischof Lefebvre - und sonst gibt's ja leider keinen - es permanent ablehnt, die verbindliche Führung in der Kirche zu übernehmen. Von einem jungen Mädchen, die mich nicht heiraten will, kann ich doch nicht sagen, daß sie meine Ehefrau ist! Außer den unmittelbar Unterstellten bei Mgr. Lefebvre hat (im rechtsverbindlichen Sinne - und einen andern gibt's nicht!) also niemand einen Bischof. - Das mit solch bewußter Verführerei direkt die Ziele der professionellen Ankuppler a la Saventhem, Dr, Brunner, Una voce Schweiz, - Deutschland etc., die den Widerstand einsammeln, ihn mit der "alten Messe" auf Sparflamme halten, um dann die ganze verwirrte Schar einmal wieder ankuppeln zu können, unterstützt werden, sollte wenigstens diesen Argumentierern einmal klar werden. - Eins möchte ich noch sagen: die allermeisten unterschätzen in ihrem (intellektuellen) Hochmut die Fähigkeiten unserer Feinde. Jeder glaubt, er ist im Taktieren noch einen Grad schlauer als die anderen. Angesichts der Halbherzigkeit und Feigheit, mit der unsere Positionen vertreten werden, kann die Gegenseite doch nur lachen. Ich erinnere nur an die Selbstdarstellung der "Rebellen gegen Papst und Kirche" im Fernsehen. Wenn man das sah, dann kann man nur traurig und immer trauriger werden: das waren also die großen Kämpfer!
Aus bestimmten Gründen helfen uns die, die eigentlich zur Verbreitung der Wahrheit berufen sind (bzw. es wissen), nicht bei der Verbreitung der "Einsicht" (weil viele sich in ihrem Taktieren durchkreuzt sehen durch die Offenheit unserer Zeitschrift). Andererseits sind unsere eigenen finanziellen Möglichkeiten sehr begrenzt. Darum möchte ich
1. alle Leiter der Meßzentren bitten, die "Einsicht" - und auch die andern Zeitschriften: "Das Reich Gottes", "Kyrie eleison", "Mysterium fidei", "Mariendienst" (von Rudolf Egger, A - 6010 - Innsbruck, Postfach 159)- in den Zentren zum Verkauf auszulegen.
2. appelliere ich herzlichst und eindringlich an alle Leser, auf ihre Kosten in den jeweiligen Tageszeitungen Werbeinserate für die "Einsicht" einrücken zu lassen. Bitte schreiben Sie an die Redaktion, wir geben Ihnen postwendend Werbetexte. Vielen, die gefühlsmäßig zur wahren Kirche gehören (wollen), fehlt es leider immer noch an der notwendigen Klarheit, um den entscheidenden Schritt zu tun. Fassen Sie also Ihr Mitwerben als einen Beitrag zum lebendigen Apostolat auf. In ein paar Tagen beginnt die Fastenzeit. Immer wieder werden wir ermahnt: "Seid nüchtern", "seid wachsam", "seid nicht töricht", "nehmt euer Kreuz auf euch und folget mir nach". Dieses Kreuz ist in mehrfacher Weise die Wahrheit, und wir sollen Träger der Wahrheit sein. Im Gericht soll es nicht heißen: Ihr habt damit nur gespielt! In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen für die kommende Fastenzeit eine Zeit der Klärung und der Buße, damit wir lernen, den zu sehen, der vom Kreuz herab auf uns schaut.
Ihr Eberhard Heller
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