DER HL. JOSEF, DER MANN DES VERTRAUENS
von H.H. Pfr. Josef Leutenegger
Der Monat März war von jeher dem hl. Josef geweiht. Ein ganzer Monat einem einzigen Heiligen! Er muß in der Kirche Gottes in großem Ansehen stehen. Es gibt keinen einzigen Heiligen - die Mutter Gottes ausgenommen -, dem die Kirche einen ganzen Monat weiht, nicht einmal dem größten unter den vom Weib geborenen, dem hl. Johannes dem Täufer, dessen Geburts- und Todestag wir nur feiern.
Der Grund der großen Verehrung des hl. Josefs ist klar: Er ist der Nähr- und Pflegevater unseres Heilandes und Erlösers. Ja noch mehr als das ist der hl. Josef! Die Kirche gibt ihm eine ganze Reihe anderer Ehrentitel. Sie nennt ihn nicht bloß Nährvater Jesu, sie nennt ihn Bräutigam der Gottesmutter, keuscher Hüter der reinsten Jungfrau, Stütze der Familien, Trost der Leidenden, Beistand der Sterbenden, Hoffnung der Kranken, Schutzherr der hl. Kirche und sogar Schrecken der bösen Geister. Hat die Kirche außer der Gottesmutter einem Heiligen so viele Ehrentitel gegeben? Sie alle besagen, daß der hl. Josef in der Kirche ein großes Vertrauen genießt. Ist dieses Vertrauen gerechtfertigt? Sicherlich! Er ist schlechthin der Mann des großen Vertrauens.
Er ist vor allem der Mann des Vertrauens Gottes.
Hat Gott jemals einem Menschen - die Gottesmutter wieder ausgenommen -, ein so großes Vertrauen entgegengebracht wie dem hl. Josef? Gibt es das, daß der allmächtige Gott einem Menschen Vertrauen schenkt? Einem Menschen Vertrauen schenken heißt doch, auf ihn bauen, seine Hoffnung auf ihn setzen, ihm eine Aufgabe, ein Amt übertragen, das man selber nicht übernehmen kann oder will. Das kommt im Leben x-mal vor. Am laufenden Band werden Menschen Aufgaben, Ämter übertragen, sei es vom Volk oder von einer höher gestellten Person, sei es das Amt eines Beamten, eines Lehrers, eines Chefarztes, eines Regierungsmannes etc. Allen Beauftragungen liegt ein Vertrauensvorschuß zugrunde von seiten des Auftraggebers. Jede Beauftragung ist für den Beauftragten eine Ehre! Je höher der Auftrag, je höher die auftraggebende Instanz, desto größer die Ehre für den Beauftragten, aber auch desto größer die Verantwortung und die Pflicht, das entgegengebrachte Vertrauen zu rechtfertigen. Wie schön und ehrenvoll ist es für einen Menschen, wenn die Auftraggeber sagen können: er hat unser Vertrauen vollauf gerechtfertigt! Wie oft erfährt man das Gegenteil. Ein Geschäftsmann sagte mir einmal: "Ich habe meinem Geschäftspartner zu gut vertraut, er hat mich um 40.000 Franken betrogen." Wieviel enttäuschtes Vertrauen gibt es! Wieviel enttäuschte Mädchen, die diesem oder jenem Jungmann zu gut vertraut haben und dann sitzen gelassen wurden! Wieviel enttäuschte Ehegatten, enttäuschte Eltern!
Und erst der enttäuschte Gott! Ja, auch der Herrgott vertraut) uns. Er hat uns eine Lebensaufgabe übertragen, dem einen diese, dem andern jene. Gott braucht alle Stände und Berufe. Alles ist dem einen großen Ziel koordiniert: zeitliches und ewiges Wohl der Menschheit. Gott erwartet von jedem von uns, daß er die ihm gestellte Lebensaufgabe treu und zuverlässig erfülle. Dafür verheißt er uns seinen Lohn. Ob wir immer daran denken bei der Erfüllung unserer Lebensaufgabe an den uns vertrauenden, auf uns bauenden Herrgott? Ob wir nicht oft versagen und Gott enttäuschen?
Keinem Menschen außer der Gottesmutter hat Gott eine solch erhabene und verantwortungsvolle Lebensaufgabe gestellt wie dem hl. Josef. - Nachdem Gott in seiner unendlichen Güte und Barmherzigkeit beschlossen hatte, seinen eingeborenen Sohn in die Welt zu senden, um sie zu erlösen, damit er in allem uns gleich werde, die Sünde ausgenommen, wählte er für diesen Plan geeignete Menschen, vor allem eine menschliche| Mutter, die durch die Einwirkung des Hl. Geistes, seinem Sohne das menschliche Leben geben sollte: MARIA, die hochgebenedeite Jungfrau.
Wer aber sollte der Mann sein, der ihr als Schützer zur Seite stehen sollte? Wer sollte der Mann sein, der beiden, Mutter und Sohn, Nährer und Pfleger sein sollte? Wer sollte der Mann dieses unerhörten Vertrauens sein? Das mußte einer sein von höchsten geistigen und charakterlichen Qualitäten. Das mußte ein Alltagsheiliger sein im Vollsinne des Wortes. Und dieser Mann des göttlichen Vertrauens war eben Josef, der Zimmermann von Nazareth. Ihm schenkte Gott sein ganzes Vertrauen. Ihm allein übertrug er die unerhörte und zugleich wunderbare, aber auch opfervolle Aufgabe Nähr- und Pflegevater des Heilandes zu sein. Welch beneidenswerte Aufgabe!
Hat der hl. Josef das Vertrauen Gottes gerechtfertigt? Ja! Die hl. Schrift erzählt nicht viel von ihm, aber was sie erzählt, ist soviel, daß wir mit tiefer Bewunderung vor diesem Mann stehen müssen. Sie nennt ihn vor allem den Gerechten (Mt.l,19). Gibt es ein schöneres Prädikat für einen Mann als das Wort: Er ist gerecht. Gerecht sein heißt doch einem jeden geben, was ihm gebührt. Das heißt vor allem Gott geben, was ihm gebührt, die Ehre, die Anerkennung, das Gebet, seinen Tag. Daß Josef das gab, steht außer Zweifel. Heißt es doch in der Schrift - und I dieser eine Satz sagt alles: "Sie aber zogen der Festsitte gemäß alljährlich nach Jerusalem" (Lk. 3,41). Daß St. Josef sich jeden Sabbat in der Synagoge zum wöchentlichen Gottesdienst einfand, steht außer Zweifel. Das verlangte Gott, und der gerechte Zimmermann von Nazareth wußte das. Wer mag daran zweifeln, daß das Zimmermannshaus in Nazareth täglich vom Lobe Gottes widerhallte. Gerecht sein heißt: vor allem Gott jeden Tag das geben, was ihm gebührt, Ehre, Lob und Anbetung und Dank! Das tat der hl. Josef alles schon, ehe Gott ihm seine eigentliche große Aufgabe übertrug. Er besaß von Anfang an Gottes Vertrauen. Er hat es gerechtfertigt auch als Nähr- und Pflegevater des Heilandes, als Beschützer der heiligsten Jungfrau. Seine Aufgabe war doch wahrlich keine leichte. Mitten in der Winterzeit aus der Arbeit herausgeworfen werden und mit seiner Gemahlin, die ihrer Stunde entgegensah, Tagereisen machen nach Bethlehem zur Volkszählung, war sicherlich nicht leicht bei den damaligen schlechten Reisemöglichkeiten. Und was dann folgte, wissen wir auch: Flucht nach Ägypten, Verlust der Heimat, Flüchtlingslos, Verbannungselend. Hat St. Josef dabei versagt? das Vertrauen Gottes enttäuscht? Nein! er hat seine Aufgabe restlos erfüllt, Gottes Vertrauen gerechtfertigt. Und nicht nur das Vertrauen Gottes,
sondern auch das Vertrauen Mariens,
die sich ihm ganz vertraute und sich bei ihm vollauf geborgen fühlte.
Es vertraute auf ihn auch der heranwachsende Heiland.
Wie liebte er seinen treuen Nähr- und Pflegevater! Wie schaute er zu ihm auf befolgte seine Weisungen als Knabe, als Lehrling und Mitarbeiter. Daß unsere Jugend das auch immer sagen könnte, was jener Bub aus der 6. Klasse von seinem Vater sagte: "Ja, mein Vater ist schon etwas, zu dem kann ich aufschauen!" Er sagte das mit vollem Recht. Der betreffende Mann und Vater war nicht bloß ein fleißiger Arbeiter und treuer Sorger für seine Familie, sondern auch ein musterhafter Christ.
Kein Junge aber konnte mit größerer Berechtigung von seinem Pflegevater sagen als der jugendliche Heiland: "Ja, mein Vater ist schon etwas, zu dem kann ich aufschauen!" Welch ein Vertrauen liegt in diesen Worten! St. Josef der Mann des Vertrauens Gottes, aber auch der Mann des großen Vertrauens seiner Familie. Er ist es aber auch - und das ist das wichtigste für uns:
der Mann unseres großen Vertrauens.
Es scheint so im Lande der Heiligen zu sein, im Himmel: In dem Maße wie sich ein Mensch an Tugenden, an Liebe und Hilfsbereitschaft auf Erden auszeichnete, in dem Maße und in dieser Weise kann er auch vom Himmel aus ins Erdengeschehen eingreifen. Wir rufen ja die Heiligen dementsprechend an in unseren Nöten und Anliegen. So den hl. Wendelin in Viahund Stallnöten, weil er das Amt eines Viehhirten als heiliges Amt auffaßte und tätigte. Den hl. Rochus rufen wir in Zeiten pestilenzartiger Krankheiten an, weil er sich in Pestzeiten der Pestkranken annahm. Den hl. Blasius bitten wir in Halskrankheiten um seine Hilfe, weil er einem der Erstickung nahen Knaben mit einem Segenskreuz half. Die hl. Agnes, den hl. Aloisius, die hl. Maria Goretti rufen wir an als Beschützer der Reinheit, weil diese sich auch in schwersten Bedrängnissen bewährten. Im Himmel sind die Heiligen nicht untätig. Dort ist höchste Aktivität. Die Heiligen haben höchstes Interesse an uns. Sie sind am Ziel, wir stehen noch im Kampfe. Sie glühen vor Begierde, uns zu helfen und uns bei sich im Himmel zu haben.
Wo aber einzelne Heilige nur in besonderen Anliegen helfen, oder angerufen werden, ist der hl. Josef der universelle Helfer in allen Nöten. Das bekannte schon die hl. Theresia von Avila. Sie sagte: "Es scheint, daß Gott dem hl. Josef die Macht übertragen hat, in allen Anliegen zu helfen", und sie bekennt, daß sie nie den hl. Josef angerufen hätte, ohne erhört zu werden. Hatte sie unrecht?
St. Josef ist der Helfer in allen Nöten. Nicht umsonst nennt ihn die Kirche in der St. Josefslitanei: Stütze der Familie, Trost der Leidenden, Hoffnung der Kranken, Patron der Sterbenden. Stütze der Familien: Er hatte selber die Not der Familie erlitten. Er hat auch Sinn und Verständnis für die Nöte der heutigen Familien, seien es Geldnöte, Wohnungsnöte etc. "Wir waren in schwerer Finanznot" sagte mir eine Familienmutter, "da hielten wir eine Novene zum hl. Josef, und siehe, da gerade am letzten Tage setzte die großartige Hilfe ein." Einer Familie in W. wurde auf den 1. April die Wohnung gekündigt. Alles Suchen nach einer neuen Wohnung - die Familie hatte vier Kinder - war umsonst. Was machen? Eine Novene zum hl. Josef - es war gerade der Monat März -, und siehe, am 8. Tage der Novene erhielt der Postangestellte eine Wohnung. 32 Bewerber hatten sich bereits~gemeldet, alle mit einem oder zwei Kindern oder auch keinem. Der Hausmeister aber hatte es sich in den Kopf gesetzt: Diese Wohnung bekommt nur eine Familie mit mehreren Kindern! So erhielt sie der Postangestellte mit seinen vier Kindern.
St. Josef, Helfer in allen Nöten! Wollte man alles aufschreiben, was dieser Heilige zum Wohle der Hilfsbedürftigen getan hat, so würde die Welt die Bücher nicht fassen, könnte man auch hier sagen. St. Josef, der Mann des Vertrauens.
Bringen wir ihm großes Vertrauen entgegen, zumal im Monat März, bitten wir ihn um seinen Beistand in eigenen und fremden Nöten. Halten wir die große Novene vom 11. - 19.3.. In meinen Pfarrjahren hielt ich diese Novene unter großer Beteiligung des Volkes jedes Jahr, und stets erfuhren wir, daß St. Josef wirklich der Mann des großen Vertrauens ist. Die erbetenen Hilfen blieben nie aus.
Es grüßt und segnet Euch alle
Euer Pfarrer Josef Leutenegger.
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