KATECHISMUS DER KATHOLISCHEN RELIGION
von H.H. Dr.theol. Otto Katzer
Wir dürfen es nicht an dieser Stelle umgehen den sumerischen Erlöser-Mythos aus dem dritten Jahrtausend vor Christus anzuführen: Zu Beginn der Geschichte des Menschen kommt es zu einer Sünde durch eine den Menschen verführende Schlange (= Drache) zuerst durch das Weib. Die Folgen sind kosmisch. Das gesamte Weltall ist ins Chaos versetzt, doch die Gottheit erbarmt sich des Menschen und verspricht einen Erlöser:
1. Das Erlöserkind wird von der Madonna (priesterliche Frau Nindingir, "gottgeweihte Herrin") geheimnisvoll geboren. 2. Sein Kommen wird durch kosmische Zeichen und jubilierende Prophetien erläutert. 3. In der Kindheit des Heilands spiegelt sich das kommende Heilbringer-Geschick. Das Kind wird verfolgt und geborgen. 4. Im Mysterienalter steigt der Heilbringer hervor, durch kosmische Weisheit sich kundgebend. 5. Der Heiland kämpft wider die antipolarische Macht und siegt oder leidet und stirbt (fährt in die Unterwelt). 6. Der Siegende oder Leidende und Auferstehende feiert seinen Triumph: er erhält die Leitung der neuen Welt im neuen Äon: er empfängt den "neuen Namen"; er feiert himmlische Hochzeit. (19)
Wir mußten uns hier etwas länger aufhalten, da diese Sachen heute meistens unbekannt sind und das Neue Testament ohne sie absolut nicht verstanden werden könnte, wie wir noch Gelegenheit haben werden es kennen zu lernen. Eines ist aber jetzt völlig klar, daß das Bild des Erlösers immer deutlicher aus dem Nebel der Zukunft hervortrat und vom Heiligen Geiste zuletzt unverkennbar dargeboten wurde. 122. Die Propheten haben vom Erlöser vorhergesagt:
1. die Zeit seiner Ankunft und den Ort seiner Geburt" "Nicht wird das Zepter von Juda weichen ..., bis der kommt, der gesandt werden soll, und auf ihn werden die Völker harren." (I. Mos. 49,10) - "So ist geschrieben durch den Propheten: Und du, Bethlehem im Lande Juda, bist keineswegs die geringste unter den Fürstenstädten Judas; denn aus dir wird hervorgehen ein Führer, der meinem Volke Israel ein Hirt sein wird." (Matth. 2,5. 6) 2. sein Wunder, sein Leiden und Sterben; "Gott selber wird kommen und euch erlösen. Dann werden die Augen der Blinden geöffnet und die Ohren der Tauben aufgetan werden; dann wird der Lahme wie ein Hirsch springen und die Zunge der Stummen wird gelöst werden." (Is. 35,4-6.) - "Sie haben meine Hände und meine Füße durchbohrt und alle meine Gebeine gezählt; ... meine Kleider haben sie unter sich geteilt und das Los geworfen über mein Gewand." (Ps. 21,17-19.) 3. seine Auferstehung und Himmelfahrt; "Du wirst meine Seele nicht im Totenreiche lassen und deinen Heiligen nicht schauen lassen die Verwesung.!" (Ps. 15,10.) 4. die Stiftung und die immerwährende Fortdauer seiner Kirche. "Er wird herrschen von einem Meere zum andern ... Es werden ihn anbeten alle Könige der Erde, alle Völker ihm dienen." (Ps. 71,8.11.)
123. Die vorzüglichsten Vorbilder des Erlösers sind: Abel, Melchisedech und Isaak, der ägyptische Joseph und die eherne Schlange.
Dritter Glaubensartikel.
124. Der dritte Glaubensartikel lautet: "Der empfangen ist vom Heiligen Geiste, geboren aus Maria, der Jungfrau."
125. Der dritte Glaubensartikel lehrt, wie der Sohn Gottes Mensch geworden ist.
126. Der Sohn Gottes ist Mensch geworden, indem er auf eine wunderbare Weise, durch die Kraft des Heiligen Geistes, die menschliche Natur angenommen hat.
"Der Heilige Geist wird auf dich (Maria) herabkommen und die Kraft des Allerhöchsten wird dich überschatten." (Luk. 1,35. - Fest Maria-Verkündigung, 25. März.)
Nach dem bereits Gesagten wird der Leser schon selbst wissen, was er vom "Holländischen Katechismus" und ähnlichen "Werken" zu denken hat, wenn dieser diesbezüglich schreibt: "Hat Maria genau gewußt, wen sie zur Welt brachte? Vermutlich nicht, denn erst durch die Auferstehung des Herrn begann in voller Klarheit sichtbar zu werden, wer er war." (20) Dem Theologen raten wird, abgesehen von unzähligen anderen Fachwerken, 1 die Summa des hl. Thomas von Aquin, III.-XXX. durchzustudieren. Maria, die ja Gott sich zur Mutter auserwählt hatte, die im Tempel erzogen wurde, nach der Tradition sich des Verkehrs mit den Engeln erfreute, mit der Heiligen Schrift vollauf bekannt war, wußte ganz genau im Brennpunkt der Liebe des Heiligen Geistes, worum es sich handelt. Sie hatte vom Erlöser nicht nur eine dunkle Ahnung, aber ein klares Bild, gerade deshalb fiel es ihr in ihrer Demut gar nicht ein, daß SIE die Mutter des Erlösers werden könnte. Die Demut ist es auch, die ihr die Frage aufzwingt: "Wie wird", nicht "wie kann", das geschehen, da ich doch eine "ascher lo jodea isch", d.i. eine "den Mann-nicht-Kennende" bin, also eine gottgeweihte Jungfrau!
Die Väter machen darauf aufmerksam, daß es deshalb zur Verkündigung kommen mußte, weil das Wort Gottes gewissermaßen mit der menschlichen Natur eine Ehe eingehen wollte. Dies ist jedoch ein Vertrag, und die ihn Schließenden müssen ihn kennen. Sollte nun Maria anstelle der gesamten menschlichen Natur ihre Zustimmung geben, mußte sie wissen, worum es sich handelt.
Auch die Gegenwart des Engels deutet auf den Zusammenhang mit der Geschichte der Sünde und Erlösung. So wie ein Engel der Finsternis es war, der den ersten Anlaß zur Sünde gab, sollte ein Engel des Lichtes es sein, der Anteil am Erlösungswerke haben sollte. Die Jungfräulichkeit des Engels wurde ferner ausgewählt um die Jungfräulichkeit der Mutter Gottes und Königin der Engel hervorzuheben.
Es ist eine Beleidigung der Mutter Gottes von ihr zu denken, daß sie bei all dem wunderbaren, daß sich abgespielt hat und noch ab spielen sollte, nicht wußte, worum es sich handelt! Crucifixa crucifixum concepit! Die Gekreuzigte empfing den Gekreuzigten, sagt von ihr der hl. Bernhardin von Siena. (22) Von ihrem "FIAT", es geschehe mir nach deinem Worte, war doch unsere Erlösung auch abhängig!
127. Jesus Christus hat als Mensch die seligste Jungfrau Maria zu seiner Mutter.
128. Maria wird "Mutter Gottes" genannt, weil sie Jesum Christum geboren hat, der Gott und Mensch zugleich ist. "Woher geschieht mir dies, daß die Mutter meines Herrn zu mir kommt?" (Luk. I,43.)
129. Maria wird die "seligste Jungfrau" genannt, weil sie allezeit Jungfrau geblieben und über alle Jungfrauen selig zu preisen ist.
"Siehe, die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären." (Is. 7,14) - "Von nun an werden mich selig preisen alle Geschlechter." (Luk I,48)
Das Liebäugeln mit der "Jungen Frau" anstelle von Jungfrau, wie es sich im Holländischen Katechismus und verschiedenen neuen Übersetzungen von Is. 7,14 bemerkbar macht, ist ein durchsichtiges Manöver der Gegner der immerwährenden Jungfräulichkeit der Mutter Gottes. Sie sind gnädigst bereit zuzugeben, daß die junge Frau vor ihrer Ehe mit Joseph auch Jungfrau war. So ist das ausgeklügelte ökumenische Glaubensbekenntnis mit seinem "geboren von der Jungfrau Maria" zu verstehen. Die angeführte Isaias-Stelle, darf jedoch nur mit Jungfrau wiedergegeben werden:
1. weil das hebräische "alma" eine puella nubilis, virgo matura, also ein heiratsfähiges Mädchen, eine reife Jungfrau bedeutet (vgl. alamot = Jungfrauenstimme) (23). 2. weil exegetisch und dogmatisch eine normale Befruchtung mit männlichem Sperma abgelehnt werden muß, da sonst der Sinn und die Beweiskraft der angeführten Stelle verlorenginge, und im Widerspruch mit der gesamten Tradition und Lehre wäre. Wie Maria bei der geheimnisvollen jungfräulichen Empfängnis des Sohnes Gottes nichts von der Herkunft ihres Sohnes wissen konnte, wie der "Holländische Katechismus" und andere es angeben, bleibt einfach ein Rätsel!
130. Jesus Christus hat als Mensch keinen Vater; Josef, der Bräutigam Mariä, war bloß der Pflegevater Jesu Christi. (Fest des hl. Josef, 19. März.)
131. Jesus Christus ist zu - Bethlehem in einem Stalle geboren worden. (Weihnachtsfest, 25. Dezember.)
132. Die Geburt Jesu ist verkündigt worden
1. durch einen Engel den Hirten; 2. durch einen Stern den Weisen im Morgenlande; 3. durch die Weisen dem Könige Herodes und den Schriftgelehrten; 4. durch den Heiligen Geist dem Greise Simeon und der Prophetin Anna in Jerusalem; 6. durch Simeon und Anna dem Volke im Tempel.
133. Aus der Kindheit Jesu wissen wir folgendes:
1. er hat am achten Tage nach seiner Geburt bei der Beschneidung den Namen Jesus erhalten; 2. er ist am vierzigsten Tage im Tempel aufgeopfert worden; 3. er ist von den Weisen aus dem Morgenlande angebetet und mit Gold, Weihrauch und Myrrhe beschenkt worden; 4. er ist den Nachstellungen des Herodes durch die Flucht nach Ägypten entgangen und nach dem Tode desselben nach Nazareth zurückgebracht worden 1) Fest der Beschneidung des Herrn, Neujahr. 2) Mariä-Lichtmeß, 2. Februar. 3) Fest der Erscheinung des Herrn, Hl. Drei-Könige, 6. Jänner. 4) Fest der unschuldigen Kinder, 28. Dezember. - Hl. Familie.
134. Aus der Jugend Jesu wissen wir folgendes:
1. er ist im Alter von zwölf Jahren mit seinen Eltern zum Feste nach Jerusalem gegangen, ist dort zurückgeblieben und von ihnen nach drei Tagen im Tempel gefunden worden; 2. er war seinen Eltern untertan, nahm zu an Alter, Weisheit und Gnade vor Gott und den Menschen und führte ein verborgenes Leben, bis er sein öffentliches Lehramt antrat.
Da, wie der hl. Thomas von Aquin betont, sich in Christus die Fülle jeglicher Gnade befand und Er die ungetrübte Anschauung besaß, wenn auch zugleich Pilger, konnte die Gnade bei Ihm nicht zunehmen. Es vermehrte sich aber ihre Offenbarung, was die Werke der Tugenden anbelangt. (24)
135. Jesus hat sein Lehramt angetreten, als er dreißig Jahre alt war.
136. Das Lehramt Jesu wurde also vorbereitet:
1. Johannes der Täufer predigte Buße und bezeugte, daß Jesus das Lamm Gottes ist, welches die Sünden der Welt hinwegnimmt; 2. Jesus ließ sich von Johannes im Flusse Jordan taufen' (Fest des hl. Johannes des Täufers, 24. Juni.) Wenn es Christus auch nicht notwendig hatte getauft zu werden, wollte er dennoch getauft werden, damit Er die Gewässer heilige, unsere Schlechtigkeiten abwasche und uns zeige, was wir zu tun haben. Die Taufe des hl. Johannes war aber nur ein Vorbild der wahren Taufe, deshalb mußten alle, die nur mit ihr getauft waren von neuem die hl. Taufe empfangen, da sie allein die heiligmachende Gnade vermittelte. (25), 3. der Heilige Geist kam bei der Taufe Jesu in Gestalt einer Taube sichtbar über ihn herab und Gott Vater ließ die Stimme hören: "Dieser ist mein Sohn, der Geliebte, an welchem ich mein Wohlgefallen habe." (Matth. 3,17.); Dazu sei mit dem hl. Augustinus und Thomas von Aquin zu bemerken, daß es auf das äußerste ungereimt ist zu behaupten, das Christus, der bereits dreißig Jahre hatte, erst jetzt den Heiligen Geist empfangen hätte. So wie Er zur Taufe ohne Sünde gekommen war, kam Er nicht ohne den Heiligen Geist. Wenn schon von Johannes geschrieben wird, daß er bereits vom Schoße seiner Mutter an vom Heiligen Geiste erfüllt war, was erst muß da vom Menschen Christus gesagt werden, dessen Empfängnis nicht dem Fleische nach,sondern dem Geiste nach war?Bei dieser (seiner) Taufe, deutet Er gnädig seinen Körper, d.i. die Kirche an, in welcher besonders die Getauften den Heiligen Geist empfangen." (26) 4. Jesus ging auf Antrieb des Heiligen Geistes in die Wüste und fastete daselbst vierzig Tage und Nächte, wurde dann vom Teufel versucht und von Engel bedient. (Das vierzigtätige Fasten.)
137. Jesus hat sein Lehramt auf folgende Weise ausgeübt:
1. er zog in seinem Vaterlande von einem Orte zum andern und bezeigte sich überall wohltätig; 2. er nahm Jünger an und wählte aus ihnen zwölf Apostel; 3. er lehrte Wahrheiten, die wir glauben, und Tugenden, die wir üben sollen.
138. Jesus bestätigte die Wahrheit seiner Lehre:
1. durch die Heiligkeit seines Lebens; "Wer aus euch kann mich einer Sünde beschuldigen?" (Joh. 8,46) 2. durch Zeugnisse der Heiligen Schrift; "Ihr forschet in der Schrift, ... und sie ist es, welche von mir Zeugnis gibt." (Joh. 5,39.) 3. durch Wunder und Weissagungen. "Die Werke, welche ich tue, geben Zeugnis von mir, daß der Vater mich gesandt hat." (Joh. 5,36)
ANMERKUNGEN:
19) Der alte Orient 32, I. Alfred Jeremias, Der Kosmos von Sumer, S. 20. Hinrichs, Leipzig 1932. 20) Glaubensverkündigung für Erwachsene, Deutsche Ausgabe des Holländischen Katechismus, S. 88. Dekker Nijmegen, Utrecht. 21) Tractatus de beatissima Virgine Maria Matre Dei auctore Fr. Alexio Maria Lépicier, pg. 47-51. Lethielleux, Paris. 22) S. Alphons Liguori, Les Gloires de Marie, II, 462. 23) Veteris Testamenti Concordantiae Hebraicae atque Chaldaicae, Mandelkern, 1937. 24) Summa III, 7,12. 25) Summa III, 38,6; 39,1. 26) Summa III, 39,6.
|