PAUL VI. DOPPELT?
von H.H. Pfr. Alois Aßmayr
Schon lange geht die Rede in der Welt herum, daß es auch einen zweiten Paul VI. gibt. Den Anfang machte ein Flugblatt von einem Abbé Auditor der Rota in Rom, der diese Behauptung aufgestellt hatte. Dieses Schriftstück hat dann eine Weltreise angetreten. Auffallend ist, daß nun seit gut 2 Jahren dieser falsche Paul VI. auch in den "Botschaften" auftaucht ("Umsturz im Vatikan" von Th. Kolberg), ja sogar bei der Teufelaustreibung ("Mahnung aus dem Jenseits" v. B. Meyer). Der echte Paul VI. sei krank, ein Martyrer, ein Gefangener u.s.w.. An seine Stelle sei ein Betrüger-Papst getreten, der mittels plastischer Chirurgie so hergerichtet wurde, daß er vom echten Paul VI. nicht mehr zu unterscheiden sei. (Anm. d.Red.: vor kurzem ist ein Buch erschienen, daß diese Behauptung mit vielen Photos belegen möchte.) Im Sept. 1975 soll es soweit gewesen sein, daß er Paul VI. so genau spielen konnte, daß den Betrug niemand merken konnte. Soweit der heute weitverbreitete Glaube.
Wenn ich zunächst einmal annehme, daß tatsächlich ein falscher Paul VI. den wahren Paul VI. spielt und daß vor diesem Betrügerpapst schon Jahre vorher einige Kardinäle unumschränkt die Kirche regierten und Montini nur eine willenlose Figur in ihren Händen war, ergeben sich für mich schwerwiegende Folgerungen:
1. Alle Regierungsakte dieser Herrn Kardinäle sind ungültig und verpflichten zu nichts. Das sind aber eine ganze Reihe von Neuerungen.
2. Da viele von diesen Neuerungen im Widerspruch zu dem früheren Lehramt stehen, muß ich sie nicht nur ablehnen, sondern direkt bekämpfen.
3. Was für Verbrecher und Tyrannen müßten da den Vatikan besetzt halten, gegen die die modernen Terroristen noch harmlose Menschen sind.
4. Ich muß annehmen, daß alle anderen Kardinäle und Bischöfe nicht nur schweigen, sondern auch noch mittun. Solche Ereignisse könnten unmöglich verborgen bleiben. (Punkt 3. und 4. kann ich unmöglich glauben.)
5. Daß alle diese Herren und Komplizen ipso facto exkommuniziert wären und daher überhaupt über keine Macht verfügten, möchte ich nur nebenbei erwähnen.
Zudem müßte man auch wissen, wer dieser falsche Paul VI. ist. Woher stammt er? Was war er vorher? Wer und (wann) hat ihn zum Priester und Bischof geweiht? Vom Himmel fällt so einer nicht, er müßte also von Unten stammen, dann wüßten wir auch wie wir dran sind. Ich kann daher nicht glauben, daß es einen doppelten Paul VI. gibt. Wer es aber glaubt, müßte dann auch die Folgerungen daraus ziehen. In Wirklichkeit aber existiert dieser Betrügerpapst gar nicht. Er ist eine Erfindung des erwähnten Auditor der Rota, der selber schwer unter den Zuständen im Vatikan und in der Kirche leidet. Frau Dr. E. Gerstner, die Herausgeberin von "Kyrie Eleison"! kennt diesen Herrn und hat ihn zur Rede gestellt, ihm aber versprochen, ihn nicht zu verraten. Frau Dr. E. Gerstner erzählt es in ihrem röm. Tagebuch ("Kyrie Eleison" April 1967, S. 127)!
Es gibt also nur einen Paul VI. und das ist Montini. Nur ist noch die Frage, ob dieser oder andere regieren und Montini nur ein willenloses Werkzeug in den Händen einiger Kardinäle ist. In Wahrheit regiert Paul VI. unumschränkt und hat sich eine Umgebung geschaffen, die ihm willenlos ergeben ist und ihm widerspruchslos gehorcht. Wer es nicht tut, muß es büßen. Wer einige Belege dafür haben will, braucht nur im "Kyrie Eleison" Jänner 1974, S. 10-15 ("röm. Tagebuch") zu lesen. Leider wird den meisten Lesern dieses Artikels die genannte Nummer nicht zugänglich sein. Ich will daher aber nur einige typische Beispiele anführen, wenn auch möglichst kurz. Ein vertrauter Bischof erzählt Frau Dr. Gerstner: Eine Konferenz der italienischen Bischöfe (ca. 300 an der Zahl) über das Thema: Soll der Papst, wenn er eine Enzyklika an irgend ein Land schicken will, die Bischöfe des betreffenden Landes zuerst fragen, oder sie einfach schicken, ob es den Bischöfen paßt oder nicht. Diskret wurde vor der Konferenz jedem einzelnen Bischof mitgeteilt, der Wunsch des Papstes sei es die Bischöfe sollten seiner Auffassung, die betreffenden Bischöfe des jeweiligen Landes zuvor zu fragen, (ob es ihnen recht ist oder nicht), zustimmen. Obwohl fast alle Bischöfe der Meinung waren, daß der Papst nicht zuerst fragen sollte, getraute sich nur einer, gegen den Wunsch Paul VI. zu stimmen, um sich Scherereien zu ersparen. Paul VI. wollte den Anschein erwecken, daß er nur den Willen der Bischöfe durchführe. Nach Frau Dr. Gerstner ist Paul VI. ein Meisterheuchler. Verschiedene andere Taten sprechen eine ähnliche Sprache.
Ein anderes Beispiel (aus "Kyrie Eleison): Die religiösen und sittlichen Zustände in seiner Diözese ließen dem Bischof von Ischia keine Ruhe mehr, und er begab sich nach Rom zu Paul VI.. Auf seine Frage, wie es in seiner Diözese gehe, antwortete der Bischof: schlecht, sehr schlecht und er schilderte die Zustände ganz offen, wobei ihn der Papst starr und eiskalt anblickte - ohne ein Wort zu sagen außer: "So". Der Bischof redete so 20 Minuten und machte dann eine Pause. Der Papst fragte, ob er fertig sei. Auf die Antwort: "Ja", sagte Paul VI. nur: "Melden Sie sich morgen im Staatssekretariat". Dort erhielt er am nächsten Tag die Versetzung in die mindeste und abgelegenste Diözese.
Eine andere Begebenheit erzählt Frau Dr. Gerstner in einer anderen Nummer ihrer Zeitschrift. Es handelte sich um Erzb. Lefebvre. Frau Dr. Gerstner suchte den Kardinal-Dekan auf, um u.a. zu erkunden, ohne jedoch dazu beauftragt zu sein, was Erzb. Lef. unternehmen könnte, um mit Paul VI. wieder in Frieden zu kommen. Hierzu nahm sie Zeugen mit. Der Kard.-Dekan riet ihr, Erzb. Lef. sollte einen sehr unterwürfigen Brief an Paul VI. schreiben. Auf die Frage von Frau Dr. Gerstner, ob er, der Kard.-Dekan, bereit wäre, einen solchen Brief persönlich Paul VI. zu übergeben, damit dieser den Brief sicher erhalte, antwortete der Kard.-Dekan: ausgeschlossen. Ich darf den Papst nicht anreden, da ich kein Amt habe. Wenn er mich fragt habe ich zu antworten und dann Schluß.
Auch ist bekannt, daß einst Kard. Gut, als es um die Handkommunion ging, sich ernstlich mühte, Paul VI. vom Erlauben derselben abzuhalten, es ihm aber nicht gelang. Trotzdem wurde immer wieder behauptet, Paul VI. wolle die Handkommunion nicht, so daß Bischof Graber einem sagen mußte, warum dann Paul VI. sie immer erlaube, wenn er von Bischofskonferenzen darum gebeten werde.
Es gibt also nicht nur keinen doppelten Paul VI., sondern auch keinen, der der Gefangene seiner Umgebung ist, der nur tue, sage und unterschreibe, was diese ihm befiehlt, der Tag und Nacht weine und der größte Märtyrer sei. Wenn das wahr wäre, wären alle Regierungsakte von vornherein ungültig.- Paul VI. müßte es offen sagen, daß er entmachtet ist. Gelegenheit hierzu hätte er genug gehabt und hat sie noch. Außerdem müßte er zurücktreten. Was soll ein gefangener und entmachteter Papst? Für die Kirche wäre besser keiner als ein solcher.
Da niemand anderer den Weg der Kirche bestimmt, als Paul VI., ist er auch voll verantwortlich dafür, wenn auch nicht allein. Seine Mitarbeiter sind natürlich mitverantwortlich, selbstverständlich auch ich selber. Das Bewußtsein über meine Mitverantwortung bestimmt meine Haltung. Darüber in einem anderen Artikel, damit dieser nicht zu lang wird.
Biberwier, am 10. Jänner 1978
Alois Aßmayr, Pfarrer
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Anm. E. Heller Es ist vielleicht aufschlußreich zu wissen, daß diesem Wahn vom Doppelgänger weit mehr anhängen, als man vielleicht vermuten würde. Um sich heute in ein bißchen "Sicherheit" zu wiegen, greifen auch sonst nüchterne Personen zum Selbstbetrug was nicht wahr sein soll, darf nicht wahr sein. Welche makabren Züge aber solcher Selbstbetrug annehmen kann, mag nachfolgende Begebenheit zeigen.
Zu mir kam vor I l/2 Jahren ein Herr, der behauptete, er sei von der Existenz des "Betrügerpapstes" überzeugt. Auf folgende Weise sei er zu seinem "Wissen" gekommen: er habe die Gabe des Wünschelrutengehens; wenn nun im Fernsehen der "Hl. Vater" auf dem Bildschirm erschiene, setze er sich mit seiner Wünschelrute davor. Schlägt die Rute aus, dann sei der "echte" im Bild; schlägt sie nicht aus, dann zeige die Mattscheibe den "unechten" "Hl. Vater", den Betrügerpapst (oder umgekehrt). Nun, ich war höflich, man ist schon allerhand gewohnt.
Einer Ehrabschneidung bzw. einem Rufmord kam aber die Behauptung desselben Herrn gleich, als er behauptete, er habe auf ähnliche Weise feststellen (müssen), daß ein bekannter (rechtgläubiger) Priester seine Weihegewalt verloren habe.
Mache sich keiner etwas vor: die Sache mit der Wünschelrute zieht! Ich möchte nicht wissen, wieviele diesen Unsinn glauben. Da sind alle Versuche vergebens, anhand der Sakramentenlehre der Kirche das Gegenteil zu demonstrieren.
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