IST DAS NOCH DIE HEILIGE MESSE DER KATHOLISCHEN KIRCHE?
von H.H. Dr. Georg Handrick
Vorbemerkung: Im Spätsommer ist einer der ersten Mitarbeiter der "Einsicht", Hochwürden Dr. Georg Handrick verstorben. Ich selbst habe ihn nicht persönlich kennen gelernt. So empfehle ich den Verstorbenen wohl am besten durch nachfolgenden Beitrag - gleichsam als das Vermächtnis von H.H. Dr. Georg Handrick - dem Gebet der Gläubigen und dem Gedenken der Priester bei der Heiligen Messe, um deren Unversehrtheit er hier auf Erden gekämpft hat. Möge Gott ihn dafür in der Ewigkeit belohnen. E. Heller
In den "Katechetischen Blättern" vom Mai 1973 ist ein Artikel abgedruckt; der das Thema behandelt: "Korinthisches Herrenmahl", S. 305 ff.
Vorab sei die Frage gestellt: Ist die katholische Kirche, so wie sie Jesus Christus selbst gestiftet bzw. gegründet, dem hl. Petrus, den Aposteln und allen ihren Nachfolgern im priesterlichen Amt übergeben hat, eine religiöse Sekte, wie etwa Mennoniten oder die Neuapostolische Kirche oder eine Weltkirche gemäß dem Auftrage Christi? Und weiter: Hat Jesus Christus, als er vor seinem Leiden mit den Aposteln im Abendmahlssaale zu Jerusalem zusammen war, nur ein sogenanntes "Herrenmahl" gefeiert oder die Heilige Messe eingesetzt? (N.b. Aus dieser Feier hat sich doch dann die ganze Ostliturgie entwickelt, wie sie sowohl in der orthodoxen wie in der unierlen Ostkirche bis heute gefeiert "rd. Unsere bisherige Feier der heutigen Messe in der abendländischen Liturgie, wie sie besonders von Papst Pius V. für die römische Kirche festgelegt wurde, ist ja nur die Umformung der Ostliturgie.)
Die Feier, die Christus im Abendmahlssaal beim letzten 'Abendmahl' begründet hat, war eine Opferfeier und nicht ein bloßes "Herrenmahl", gewissermaßen als Fortsetzung des alttestamentlichen Paschamahles. Denn die Feier der Heiligen Messe, d.h. die Einsetzung der Hl. Messe am Vorabend des Leidens Jesu Christi und das am folgenden Freitag dargebrachte Kreuzopfer bilden ein Ganzes. Gerade das Kreuzesopfer war wahrhaftig keine "Mahlfeier"! Was soll also nun das sogenannte "Korinthische Herrenmahl"? Der hl. Paulus schreibt doch in 1. Kor. 11,23 ff: "Denn ich habe vom Herrn empfangen (...) und sprach: "Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Tut dies zu meinem Andenken (...) Denn sooft ihr dieses Brot eßt und den Kelch trinkt, feiert ihr den Tod des Herrn, bis er wiederkommt." In diesem Kor. "Herrenmahl" (im folgenden: "K.H.") wird dann eine sog. Präfation geboten. Sie ist eine Darstellung, die den wahren Sinn der Opferfeier Jesu Christi vollkommen verfälscht.
Dazu sei dargelegt: Wer ist denn die Person, die diese sog. Feier durchführt? Es wird von einem "Vorsteher" gesprochen. Wer ist dieser Vorsteher, der dann Albe und Stola anlegt? Was dieser Vorsteher in der Präfation spricht, soll wohl auch eine Konsekration darstellen? Mit welchem Recht versucht der Vorsteher Brot und Wein zu"konsekrieren"? Wenn es ein Priester ist, warum unterschlägt man dann den Priester? Wenn er nur Vorsteher ist, dann ist er kein geweihter-Priester in dem Sinne, wie Christus bei der Feier im Abendmahlsaal die Apostel kraft göttlicher Vollmacht zu Bischöfen, d.h. zu Priestern geweiht und bestellt hat.
Das "K.H." wie es in den "Kat. Bl." dargestellt wird, widerspricht vollkommen dem Wortlaut und dem Sinn aus l.Kor. 11,17-34. Der Bericht des hl. Paulus hat zwei Teile. Im 1. Teil tadelt er das Verhalten der korinthischen Christengemeinde bei ihren Zusammenkünften als Vorbereitung zur Feier "ces Mahls des Herren". Das waren Schmausereien und keine würdige Vorbereitung auf die Feier der Heiligen Geheimnisse geworden. Und dann erklärt der hl.Paulus den Korinthern die Einsetzung der Hl. Messe, wie er sie von Jesus Christus selbst empfangen hat. Daraus ergibt sich, daß der hl. Paulus darlegt: Die Feier der heiligen Geheimnisse nach Maßgabe der Einsetzung der Heiligen Messe durch Jesus Christus ist nicht eine "Mahlfeier", wie diese unwürdigen vorangehenden Gelage, sondern die Opferfeier Jesu Christi. Daher schreibt doch der hl. Paulus: "Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. (...) Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blute (...) denn sooft ihr dieses Brot eßt und den Kelch trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er wiederkommt". Weil durch die unwürdigen Gelage, so fährt der hl. Paulus fort, der Sinn der Feier de heiligen Geheimnisse nicht mehr erkannt wird, besteht die große Gefahr, daß dann bei der Feier der Heiligen Messe "Leib und Blut des Herrn" nicht mehr von gewöhnlichem Brot und Wein unterschieden werden, so empfangen dann die Teilnehmer an der heiligen Feier das heilige Sakrament unwürdig. "Denn wer (unwürdig) ißt und trinkt, ohne den Leib (ces Herr zu unterscheiden, der ißt und trinkt sich das Gericht." (I.Kor. 11,27-~
Was aber da in den "Kat. Bl." als "K. H." geschildert wird, existiert nur in der Phantasie der "Vorsteher" und seiner Gemeinde und in der des Verfassers des zitierten Artikels. Der Text in l. Kor. 11,17-34 sagt etwas vollkommen anderes. Auf diese Weise - wie es in diesem Artikel geschieht - kann man die Texte der Heligen Schrift weder exegieren noch anwenden, wenn man nicht den Sinn der Darstellung und den Text selbst des hl. Paulus verfälschen will.
Außerdem liegt diesem "K.H." noch ein ganz anderer Irrtum zugrunde. Dieser betrifft die die Ausstattung des Ortes, an dem die Urkirche die Hl. Messe feierte. Wenn in der Urkirche, d.h. in den ersten Jahrzehnten - teils sogar in den ersten drei Jahrhunderten - bei der Ausbreitung des Christentums, die Feier der Hl. Messe in Privathäusern stattfand, so ist das aus den Zeitverhältnissen zu verstehen. Das belegt auch die Apostelgeschichte. (Wo sollten denn diese jungen Gemeinden zur Feier der heiligen Geheimnisse denn zusammenkommen? Im Tempel zu Jerusalem konnten doch diese ersten Christen die Feier nicht abhalten. Ebensowenig in den Synagogen. - In Jerusalem war noch der Abendmahlsaal vorhanden bis zum Untergang dieser Stadt.- Andere spezielle gottesdienstliche Gebäude oder Räume standen den Aposteln auf ihren Missionsreisen, auch nicht in Korinth, zur Verfügung. Und dann kam die große Verfolgungszeit der Kirche.) Aber - und das ist nun das Bemerkenswerte -, sobald die Kirche frei wurde, baute man unter dem Papst Silvester und Kaiser Konstantin sofort die ersten Kirchen, um für die Feier der Hl. Messe den würdigen Raum, das entsprechende Gebäude zu haben. Von nun an wurde die heilige Messe in diesen Kirchen gefeiert. Die Lateranbasilika sollte das Vorbild für alle weiteren Kirchenbauten sein. (So steht es auf dem Sockel der Laterankirche: "Haupt und Mutter aller Kirchen der Stadt (Rom) und des Erdkreises.") In den Ostländern scheinen schon zuvor eigene Kirchen gebaut worden zu sein. Diese Tatsache weist darauf hin, daß die Feier der heiligen Messe nicht mehr in Privathäusern gefeiert werden sollte, je nach Belieben. In den Mission gebieten, in Kriegszeiten und in anderen schwierigen Verhältnissen mußte freilich von der Regel eine Ausnahme stattfinden. Das haben wir in der Gegenwart, auch in den zurückliegenden Kriegszeiten, selbst erlebt. Aber es sind und bleiben Ausnahmen.
In den "Kat. Bl." wird aber behauptet, daß, da das "K.H." in Privathäusern gefeiert wurde, es auch selbst eine private Feier dieser Gemeinde sei. Diese Behauptung widerspricht dem Sinn der Hl. Messe. Si ist eine Feier der gesamten Kirche und keine Privatangelegenheit. Die Veranstalter des "K.H." scheinen die Hl. Schrift nicht zu kennen. Wie sehr die Hl. Messe, d.h. die Opferfeier des Neuen Bundes, der Kirche, eine von Gott selbst angeordnete und gewollte Feier für das Volk Gottes sein soll, beweisen die Vorbilder des A.T.. Es können hier nur die Bibelstellen des A.T. angezeigt werden; man studiere folgende Stellen: 2.Moses, "Exodus", Kap. 25-40; "Levitikus", Kap. 1-9; 2. Buch der Chronik, Kap. 1,18-7,10, 11-16; Esdras Kap. 5,1-6,22; 1. Makk Kap. 4,31-61; 2. Makk. Kap. 10,1-8. (Zu diesen Angaben sei auch ein Artikel im "Katholischen Digest" 5/1973, S. 4 erinnert: "Die Frage, ob die Messe - nach dem NOM - noch gültig ist, ist sehr berechtigt. (...) Es ist höchste Zeit, daß diese Modemisten sich als selbständige Sekte etablieren. Was du tun willst, das tue bald.")
Dazu kommt noch das päpstliche Rundschreiben Pius XII. "Über die heilige Liturgie" "Mediator Dei" vom 20.11.1947, besonders das Kapitel II: "Die eucharistische Liturgie" a) Die Lehre vom Meßopfer, Nr. 65-135.
Schließlich sei wegen des eigens für die Hl. Messe ausgestatteten Raumes noch das Verhältnis Jesu zum Tempel und dem Gottesdienst in demselben erwähnt. Sagt er doch schon als 12-jähriger: "Wußtet ihr nicht, daß ich im Hause meines Vaters sein muß?" (Luk. 2,49) Diejenigen, die die Hl. Messe feiern sollten, waren von Anfang an nicht einfache "Vorsteher", sondern von Christus eingesetzte, geweihte und berufene "Verwalter der Geheimnisse Gottes". (I.Kor. 4,l) So war Petrus das Oberhaupt der Kirche, d.h. erster Papst. Die anderen Apostel hatten das Priestertum inne, das dann auf ihre Nachfolger übergegangen ist. Und dieses Amt hatten sie gemäß des Auftrages unseres Herrn zu verwalten.
Überschaut man die Darlegungen des Artikels über das "K.H." in den "Kat. Bl." als Ganzes, dann kommt man zu der Überzeugung, daß darin die katholische Kirche zu einer Sekte degradiert wird. Hier wird das, was Jesus Christus als Opfer für die Welt eingesetzt hat und darbrachte, zu einer sektiererischen Privatversammlung umfunktioniert. Es ist vollkommen unverständlich, wie eine solche Veranstaltung auch noch "K.H." genannt werden kann. Denn auf diese Weise wird ja die gesamte Liturgie der katholischen Kirche, wie sie sowohl in der Ostkirche wie auch in der römischen Kirche durch Jahrhunderte gefeiert wurde, verhöhnt und verfälscht. Die Modemisten sind auf dem besten Wege, die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche zu einem Privatclub oder zu einer "neuapostolischen Sekte" umzugestalten, d.h. mit anderen Worten, sie zu zerstören.
Nun ist man schon jahrelang Bezieher und Leser der "Katechetischen Blätter". Aber daß sie mit beitragen würden zum Ausverkauf der katholischen Kirche, hätte man nicht erwartet.
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