Papst Paul VI., ein Freund der Neuerer und Gegner der UNA VOCE
von
H.H.P. Prof. Dr. Severin M. Grill S.Cist
Am 14.Mai 1968 schrieb mir Julius THOMA, Mitglied
der Una Voce in Innsbruck, über seine Bemühungen um die Tradition:
"Im August 1964 habe ich einen Brief an den Bischof
RUSCH geschrieben, wegen des Deutsch in der Liturgie. Nicht Pius Parsch
hat die Liturgie den Gläubigen verständlich gemacht, sondern Anselm
Schott mit seinen Meßbuch-Ausgaben. P.P hat damit begonnen, die
lateinische Kirchensprache auszuscheiden. Er hat damit die ersten
Vorbereitungen für Nationalkirchen und für den Zerfall der katholischen
Kirche getroffen. Bischof Rusch antwortete mir kurz: Die Mehrheit sei
für Deutsch, was aber nicht war ist...
Die Tiroler Nachrichten meldeten am 10.Juni 1963, daß der Erzbischof
von Mailand, Kardinal Montini, in die Fußstapfen des Papstes Johannes
treten wolle, also für die Neuerungen in der Kirche sei.
Nun sind dem Papst völlig die Hände gebunden. Er unterschreibt alle
Neuerungen und dann jammert er hintennach. Erst kürzlich kritisierte er
auch die Una Voce-Bewegung, die ihm scheint 's nicht paßt."
Soweit der Brief.
Daß Papst Paul VI. tatsächlich ein Freund der Neuerer und Gegner der
Traditionalisten ist, geht klar aus dem Buche von Jean GUITTON: Dialog
mit Paul VI. Wien 1967. Molden-Verlag, hervor. Das Buch enthält
Gespräche, die der französische Journalist J. Guitton mit dem Papste im
Laufe der Jahre gehabt hat. Die Biographie wird nur kurz berührt:
1897 geboren, erste Doktorarbeit aus Jus, nicht aus der Theologie, als
Erzbischof von Mailand vom dortigen Milieu beeinflußt. Er ist primär
Jurist, Künstler und Soziologe. Er will nicht vom Zentrum in die Welt
vorstoßen, sondern von der Peripherie ins Zentrum vordringen.
Er kennt alle modernen Schriftsteller, zitiert einmal auch Karl Marx
als Autorität, er weiß, daß für viele "der Priester heute der Erbe
eines untergegangenen Mittelalters", der "Verbündete eines egoistischen
Konservativismus", der lebensfremde Bonze einer längst überholten
Liturgie" ist (S.240).
Er begrüßt den Rückgang des Amtspriestertums, denn das fördert das
Laienpriestertum (S.251). Die künftige Theologie wird von Laien
geschrieben werden. In den Gesprächen, in denen einmal der Verfasser
als Ich und dann der Papst als Er spricht, werden viele moderne
Schriftsteller, besonders Dichter, Philosophen, Romanschreiber zitiert,
aber keine Kirchenväter und Scholastiker.
"Das Zeichen Mariens" vom 23. Mai 1968 bringt einen Aufsatz von Prof.
R. Lauth unter dem Titel: Unsere Stellung zum Heiligen Vater.
Man hat nämlich ihm und der Gruppe Maria der Una Voce in München
den Vorwurf gemacht, daß er und seine Anhänger gegen das Papsttum seien
und die Legitimität der Wahl des gegenwärtigen Papstes anzweifelt.
Beides weist Lauth zurück. In dem Aufsatz "Gründonnerstag der Kirche"
habe er nicht das Papsttum oder die Rechtmäßigkeit der Papstwahl Paul
des VI. angegriffen, sondern die Handlungen des jetzigen Papstes, die
offensichtlich falsch sind. Die regierenden Bischöfe sind nicht mutig
genug, sich dem sichtbaren Verderben der Reformkirche entgegenzusetzen.
Eine grauenhafte Lauheit herrscht in der Kirche durch die Schuld der
Führung. Bankrott-Theologen wie K. Rahner lehren: Jeder Mensch ist
Christ. Also jeder Ehebrecher kann wieder heiraten, Priester werden von
ihren eigenen Oberen getraut. Der letztlich Verantwortliche ist der
Papst.
Aber zu dessen Entschuldigung sagt man: Er kann nicht mehr so handeln
wie er möchte. Aber das ist falsch: er kann rechtlich und physisch
gesehen als oberster Hirte handeln! Wer könnte ihn hindern hinzutreten
und zu sagen: der und der Kardinal ist nicht mehr rechtgläubig
(Alfrink, Döpfner, König).
Aber der Papst ist sehr weltlich eingestellt. An den höchsten
Feiertagen spricht er immer nur vom Fortschritt der Menschheit, vom
Frieden auf Erden, von der Politik. Der Past gleicht dem Kapitän eines
Schiffes, dessen Offiziere und Mannschaft meutern.
Die katholische Presse schreibt gegen die Verpflichtung der zehn
Gebote. Der Papst befördert die Linksreformer und setzt die
Konservativen ab. SAVENTHEM wurde als Leiter der Una Voce von ihm nicht
empfangen, dafür aber die Claudia Cardinale im Minirock.
Rechtsgerichtete Bischöfe und Priester erhalten keine Audienz und auf
Eingaben keine Antwort. "Die Kirche bekennt sich rückhaltlos zur
Solidarität des modernen Menschen", hat Kardinal Döpfner im
Zentralkomitee der deutschen Katholiken ausgerufen. Und da liegt die
ganze Lüge!
Dt 13, 2-6 warnt für den Fall, daß ein wahrer Prophet (dessen Worte bis
jetzt immer eingetroffen sind) plötzlich etwas Falsches lehrt.
"Dann darfst du auf die Worte jenes Propheten oder Träumers nicht
hören, Denn der Herr, euer Gott, stellt euch nur auf die Probe, um zu
erfahren, ob ihr den Herrn, euren Gott aus eurem ganzen Herzen und aus
eurer ganzen Seele liebet. Dem Herrn, eurem Gott, sollt ihr dienen und
ihm in Treue anhangen. Jener Prophet aber soll sterben, weil er einen
Aufruhr verkündet hat wider den Herrn."
Hl 8,8 fragen sich die Engel besorgt, ob ihre Schwester (= Israel - die
Kirche) eine Mauer oder eine Tür ist, wenn sie "angesprochen wird",
d.h., wenn die Verführung zum Unglauben an sie herantritt. Sie erklärt:
Ich bin eine Mauer, d.h., sie wird auch dann am wahren Glauben
festhalten (cf. Der Zaun um das Gesetz).
In seinem Kommentar zum Pentateuch sagt Vinzenzv. Ler.: "Klarer als das
Licht liegt die Ursache zutage, warum Gott manche Lehrer der Kirche
neue Glaubenssätze predigen läßt. "Um euch zu prüfen, spricht der Herr,
euer Gott. Und wahrlich, es ist eine große Versuchung, wenn derjenige,
den du als Jünger der Propheten und als Lehrer und Künder der Wahrheit
hältst, den du bisher mit höchster Verehrung und Liebe umfangen hast,
wenn der plötzlich schädliche Irrtümer einführt, die du nicht sofort
aufdecken kannst, weil du in der Achtung vor der Würde des Lehramtes es
für Unrecht ansiehst, den bisher so geliebten Lehrer zu verurteilen".
Commonitorium cp. 10. PL 50.
Die Gefahr für den katholischen Glauben liegt heute darin, daß die
liberale Theologie die Geschichtlickeit der Bibel anzweifelt, also die
ganze Geschichte des Alten und des Neuen Testamentes, besonders das
Leben Jesu, und daß sie diese falschen Lehren auf dem Schleichwege der
veränderten Liturgie einführen will.
Der Angriff auf die hl. Messe und die rapid einsetzend Zügelosigkeit im
Experimentieren um eine Neugestaltung können nicht hingenommen werden.
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