UNSERE STELLUNGNAHME ZU ERZBISCHOF LEFEBVRE IN DER KRITIK:
1. von H.H. Walter W.E. Dettmann:
Der Jesuit Oskar Simmel, Sprecher der deutschen Bischöfe im "Rheinischen Merkur", schrieb im Juni 1977, Lefebvre wisse nicht, was ein Konzil sei; er sei "veralteten katholischen Gedankengängen aufgesessen". - Die "Basler Zeitung" schrieb am 30. Juni: "Marcel Lefebvre ist kein vorsätzlicher Kirchenspalter; er ist einfach ein Mensch, der die heutige Zeit nicht mehr versteht ... er stellt der Anmaßung der Kirche seine eigene Anmaßung entgegen". Der Pariser "Figaro" schrieb am gleichen Tage: "Der alte Bischof träumt von einer Kirche, die nicht mehr existiert". - Das Luzerner "Vaterland" sagte, Bischof Adam von Sitten habe den Erzbischof Lefebvre einen 'Wilderer' geheißen.
Auf der anderen Seite behaupten Katholiken, die der tridentinischen Messe die Treue halten, Lefebvre sei der eigentlichen Auseinandersetzung mit Paul VI. bisher aus dem Wege gegangen; es sei "beunruhigend", daß er sich bis jetzt geweigert habe, "formell und kirchenrechtlich verbindlich die Führung der rechtgläubigen Kirche zu übernehmen" ("Einsicht", Mai 1977, S.27).
Diese Worte mögen gut gemeint sein. Aber sie dienen der guten Sache wenig. Es hat sich in den letzten Tagen und Wochen gezeigt, daß Erzbischof Lefebvre richtig handelt. Jene Katholiken, die die ruhige aber beharrliche Gehorsamsverweigerung des Erzbischofs gegenüber Paul VI. geringschätzen, übersehen, was Marcel Lefebvre in seinem Buch "Ein Bischof spricht" sagt. Er verweist dort auf den hl. Thomas von Aquin, der schreibt, man dürfe das Mittel der brüderlichen Zurechtweisung sogar gegenüber Vorgesetzten anwenden,wenn es sich um Sachen des Glaubens handle (S.190).
Hier liegt die von vielen verkannte Stärke des Erzbischofs. Mit der Waffe der brüderlichen Zurechtweisung wird Paul VI. viel wirksamer getroffen, als wenn er von einem einzelnen (!) Bischof für abgesetzt erklärt würde.
Auch wenn die "brüderliche Zurechtweisung" erfolglos bleibt, behält Lefebvre seine starke Stellung vor der gesamden Kirche. Sein Ansehen wird sogar größer. Eine solche Waffe konnten Martin Luther und andere Männer der Spaltung gegenüber Rom niemals in Anwendung bringen.
Die Redaktion einer einzelnen kleinen Zeitschrift kann leicht sagen, Paul VI. sei wegen offener Häresie abgesetzt. Daraus ergeben sich für die Redaktion keine Pflichten und Lasten bezüglich der Führung der Gesamtkirche. Aber abgesehen davon, daß niemand gegen seinen eigenen Willen zur Annahme der Wahl zum Papst gezwungen werden kann, ist es unmöglich, einem von seinen Amtskollegen verratenen Bischof im höchsten Alter zumuten zu wollen, er solle die Zügel der Gegenregierung für die gesamte römischkatholische Kirche übernehmen, bevor er noch das erste Priesterseminar richtig ausgebaut hat.
Auf welche Weise soll Erzbischof Lefebvre "formell und kirchenrechtlich verbindlich" die Führung der rechtgläubigen Kirche übernehmen? Dazu gehören Dinge, die die Redaktion der "Einsicht" zu wenig bedacht hat. Niemand kann sich selbst zum Papst machen, auch nicht zum Gegenpapst. - Es muß uns vorläufig genügen, wenn Lefebvre mit zäher Auadauer in zahlreichen Ländern und Erdteilen gut vorbereitete Kundgebungen für das alte heilige Meßopfer veranstaltet. Dadurch stellt er seine Führungseigenschaften in das beste Licht.
Marcel Lefebvre ist ein zuverlässiger, kluger Kirchenfürst, der viel Erfahrung besitzt. Wir dürfen es seinem Ermessen überlassen, wie lange er die schwerste Auseinandersetzung der gesamten Kirchengeschichte mit der Waffe der brüderlichen Zurechtweisung - entweder mündlich oder schriftlich - führen wird. Die Auseinandersetzung ist von größerer Tragweite, als die meisten Gläubigen ahnen. Wir müssen Erzbischof Lefebvre voll und ganz unterstützen.
8. Juli 1977, Walter W.E. Dettmann
2. Zuschrift dazu an die Redaktion von H.H. der ARKK Erhard Smekal:
(...) Doch nun kamen zwei Rundbriefe von Pater Dettmann. In einem kritisiert er die "Einsicht" vom Mai 1977, S. 19 - Stellungnahme betr. Erzbischof Lefebvre. Doch hier meine ich hat die "Einsicht" recht:
Mgr. Lefebvre ist alt - in diesem Alter ist mit einem Ableben durchaus zu rechnen - auch ein ganz plötzliches Ableben - was dann ???
Mgr. Lefebvre hat keinen Bischof geweiht und denkt nicht daran, es zu tun. Was ist, wenn er stirbt und kein Bischof da ist, der gültige Weihen spendet und sein Werk (Econe) fortsetzt.
Mgr. Lefebvre greift wohl überall an - aber es ist leerer Kanonendonner, der verpufft - die Progressistenkirche steht fest und wird dadurch nicht aus den Angeln gehoben.
Die wenigen Gläubigen aber brauchten so notwendig eine Heimat-Kirche, sie sind wie Schafe, die keinen Hirten haben. Mgr. Lefebvre selbst bleibt in der Progressistenkirche und läßt andere darin - so geht es wirklich auf die Dauer nicht!
Mgr. Lefebvre spricht auch oft noch vom hl. Vater - ist dieser "Papst" aber noch "Hl. Vater"? Die "Einsicht" schreibt er sei der "Antichrist". Kann ein Antichrist "Papst" sein??? Mgr. Lefebvre hat weder bei seiner Audienz noch sonst Mgr. Montini den Zorn Gottes angedroht, wie es sonst alle Gottesmänner taten, die Mißstände anprangerten.
Alles in allem: gewiß müssen wir froh und dankbar sein, daß Mgr. Lefebvre da ist und müssen zu ihm halten, aber die bange Frage bleibt: wie wird es weitergehen?
3. Erneute Stellungnahme von H.H. Dettmann unter der Überschrift:
Lefebvre ist jetzt auf dem richtigen Wege Es ist bedauerlich, daß manche Katholiken meinen, Erzbischof Marcel Lefebvre sollte radikaler gegen Paul VI. vorgehen. Auf welche Weise sollte er dies tun? - Wenn man die Sache rein theoretisch betrachtet, muß Paul VI wegen seiner verhängnisvollen glaubensfeindlichen Regierung ohne Zweifel als abgesetzt angesehen werden. Aber praktisch hält er noch alle Macht in den Händen und genießt die vertragliche Unterstützung vieler weltlicher Regierungen. - Solange Paul VI. und seine Helfer nicht entmachtet werden können, muß es dem Ermessen des völlig allein dastehend den Erzbischofs Lefebvre überlassen bleiben, ihn vielleicht doch noch auf den richtigen Weg zu bringen, auch wenn die Aussichten auf Erfolg sehr gering sind. Jedenfalls hat die aus Laien bestehende Redaktion einer Zeitschrift, die bisher fast in jedem Heft einen oder mehrere dumme Beiträge gebracht hat, nicht das Recht, einem so hochverdienten Erzbischof vorzuschreiben, welchen Weg er in dieser einmalig und ausnahmsweise schwierigen Lage zu gehen hat. Von den Redakteuren der "Einsicht" hatte bisher kein einziger (solange sie das Amt ausübten) ein vollgültiges theologisches Studium durchlaufen, und dieser Mangel mußte sich im Laufe von sieben Jahren immer wieder bemerkbar machen. Es ist verwegen, jetzt von Erzbischof Lefebvre zu verlangen, er solle sich an die Spitze von Laien setzen, die keine hinreichende theologische Ausbildung besitzen.
Eine Irreführung ist es, zu behaupten, daß Erzbischof Lefebvre "so tut, als wäre Montini rechtmäßiger Papst". Er verweigert ihm doch ganz offen bezüglich der neuen Liturgie den Gehorsam. Mehr kann er unter den gegenwärtigen verworrenen Verhältnissen nicht tun. Eine böse Unwahrheit ist es zu sagen, Lefebvre begehe "eine schwere Unterlassungssünde", weil er nicht mit klaren Worten gegen Rom auftrete. Es ist doch bekannt, daß seine Ansprache vom 29.ó.1977 von der gesamten Welt als "irreparabler Bruch mit Rom" charakterisiert wurde. Außerdem spricht Lefebvre in seinen Büchern eine wunderbar klare Sprache. Darum ist es eine Beleidigung, den Ersbischof als einen "großen Täuscher" und als "Mitglied der Reformsekte" zu bezeichnen.
Marcel Lefebvre steht vor der einmaligen schweren Aufgabe, sein Amt als| Oberhirte gegenüber einer noch niemals erlebten Übermacht von Feinden in der Kirche und Welt zu behaupten; kein einziger Bekenner der gesamten katholischen Kirche ist jemals einer solchen Vielzahl von Hassern und Verfolgern gegenübergestanden. Der Gründer von Econe hat aber nicht nur seine eigene Person zu schützen; er muß gleichzeitig Millionen ahnungsloser Christen auf vorsichtige Weise aus der Verwirrung retten, in die sie durch die Schliche Paul's VI. und des sogenannten Zweiten Vatikanischen Konzils geraten sind. Gott segne, und schütze Lefebvre!
19. August 1977, Walter W.E. Dettmann
4. Auf diesen Rundbrief erhielten wir folgende Zuschrift von H.H. der ARKK, Erhard Smekal
(...) heute kam beiliegender Rundbrief von P. W. Dettmann. Was soll man dazu sagen? Beiträge der "Einsicht" als dumm zu bezeichnen und die Herausgeber - weil Laien - so zu sagen madig zu machen und herabzusetzen, sind eine große Anmaßung (...), eines Priesters unwürdig. Was ist da im gange, (...) was wird da wieder für ein schändliches Intriegenspiel gespielt? Ist Herr P. Dettmann aus sich heraus? oder stecken da andere Elemente dahinter, die die "Einsicht" vernichten wollen? Solange das traditionelle Lager unter sich so uneins, ja gegeneinander gehässig ist, sieht es für die Verteidigung der Wahrheit sehr schlecht aus, und die Progressisten lachen darüber und reiben sich die Hände - und freuen sich mit Recht!
So traurig es auch ist, lassen Sie sich nicht (...) irre machen, setzen Sie die bisher klare Linie der "Einsicht" wie bisher fort im Dienste der Wahrheit für die hl. Kirche. (...) Gruß Erhard Smekal Kiel
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