ICH KLAGE DAS KONZIL AN !
von H.H. Erzbischof Marcel Lefebvre
(aus dem gleichnamigen Buch, S.97-100): "Ich halte es für meine Pflicht, Ihnen (=Kardinal Ottaviani; der Brief wurde am 20.12.1966 geschrieben) in aller Klarheit darzustellen, was sich aus meinen Gesprächen mit zahlreichen Bischöfen, Priestern und Laien aus Europa und Afrika und auch aus meiner Lektüre von Veröffentlichungen in englisch- und französischsprechenden Ländern ergibt. (...) ich wage (...) zu sagen, daß mir das gegenwärtige Übel (- ausgelöst durch die doppeldeutigen Aussagen des Vat.II, Anm.d.Red.) viel schwerwiegender erscheint als eine Leugnung oder ein Infragestellen einer einzelnen Wahrheit unseres Glaubens. Dieses Übel zeigt sich in unseren Tagen in einer äußersten Verwirrung der Gedanken, in einem Zerfall der Einrichtungen der Kirche, der Ordensgemeinschaften, der Seminare, der katholischen Schulen, mit einem Wort alles dessen, wes der ständige Halt der Kirche war. Dieses Übel ist aber nichts anderes als die logische Fortsetzung der Häresien und Irrtümer, welche die Kirche seit den letzten Jahrhunderten untergraben (hat) (...). Im übrigen haben die Päpste jedesmal, wenn sich Gruppen von Katholiken von diesen Mythen angezogen fühlten, sie mutig zur Ordnung gerufen, aufgeklärt und, wenn nötig, verurteilt. Der katholische Liberalismus ist von Pius IX. verurteilt worden, der Modernismus von Leo XIII., der Sillonismus vom hl. Pius X., der Kommunismus von Pius XI. und der Neomodernismus von Pius XII. (...) Dennoch (gab) es Gruppen von Ordensleuten, die von diesen falschen Ideen durchdrungen waren (...). Diese Situation fand also das Konzil vor, als es sich durch die Vorbereitenden Kommissionen rüstete, die Wahrheit angesichts solcher Irrtümer zu verkünden. (...) Aber diese Vorbereitung wurde auf abscheuliche Weise verworfen, um der ärgsten Tragödie Platz zu machen, welche die Kirche jemals erlitten hat. Wir waren Zeugen der Vermählung der Kirche mit den liberalen Ideen. (...) Dort, wo das Konzil Neuerungen eingeführt hat, hat es fast durchwegs die Gewißheit von Wahrheiten erschüttert, die nach der Lehre des authentischen Lehramtes der Kirche endgültig zum Schatz der Überlieferung gehören. (...) Die Konsequenzen wurden sehr rasch gezogen und auf des Leben der Kirche angewendet: Die Zweifel an der Notwendigkeit der Kirche und der Sakramente führen zum Versiegen der Priesterberufe. Die Zweifel an der Notwendigkeit und der Natur der "Bekehrung" jeder Seele führen zum Versiegen der Ordensberufe, zum Ruin der überlieferten Spiritualität (...). Die Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Autorität und an der Notwendigkeit des Gehorsams (...) erschüttern jede Gemeinschaft (...) Die natürliche Folge dieses Stolzes sind alle Begierlichkeit der Augen und des Fleiaches.(...) Man muß also (...) zu dem Schluß kommen, daß das Konzil in unbegreiflicher Weise die Verbreitung der liberalen Irrtümer gefördert hat. Der Glaube, die Moral, die kirchliche Disziplin sind in ihren Grundfesten erschüttert, wie es alle Päpste vorausgesagt haben. Die Zerstörung der Kirche schreitet mit Riesenschritten fort.
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