Das Ende des Tausendjährigen Reiches
von
H.H. Walter W.E. Dettmann
Mit den Augen des Apostels Johannes gesehen, muß die Zeit zwischen dem
Ende des römischen Weltreiches und dem Zweiten Vatikanischen Konzil
zweifellos als das Tausendjährige Reich Christi auf Erden betrachtet werden.
Das Tausendjährige Reich darf nicht gleichgesetzt werden mit der
gesamten Dauer der Kirche auf Erden. Denn aus der Apokalypse des
Apostels Johannes geht klar hervor, daß die katholische Kirche vor dem
Beginn des Tausendjährigen Reiches den blutigen Verfolgungen durch das
"Tier" und die "Babylonische Hure" ausgesetzt war. Mit diesen beiden
Bezeichnungen ist in der Geheimen Offenbarung eindeutig das römische
Weltreich gemeint.
Anmerkung: Schwester Basilea
Schlink, die Oberin der evangelischen Marienschwestern in Darmstadt,
schreibt alle heutige Unsittlichkeit unter den Christen der
"Babylonischen Hure" zu, die in der Apokalypse des Apostels Johannes
genannt ist (vgl. "Zum ersten Mal, seitdem es die Kirche Jesu Christi
gibt", Seite 35). Das ist insofern irrig, als die "Babylonische Hure"
in der Geheimen Offenbarung eindeutig das politische römische Weltreich
darstellt, das schon längst untergegangen ist ("Gefallen, gefallen ist
Babylon"). Die heute unter den Christen herrschende Unsittlichkeit hat
andere Ursachen die aber auch in der Apokalypse genannt sind, z.B. die
Loslassung Satans am Ende der Tausend Jahre.
Unser Herr Jesus Christus herrscht zwarbereits seit seiner Auferstehung
und Himmelfahrt. Aber seine Kirche herrschte noch nicht gleich auf
Erden. Das Samenkörnlein des Wortes Gottes war zuerst klein im Boden
verborgen und hatte unvorstellbare Widerwärtigkeiten zu erdulden, bis
es ein großer Baum wurde, in dessen Zweigen die Vögel des Himmels
wohnen, wie der Heiland sagt.
Das kirchliche Reich der Tausend Jahre war eine wirkliche Herrschaft
Christi. Alle früheren Götter und Götzen Europas wurden ausnahmslos
gestürzt: Ein Vorgang, der einmalig ist in der Geschichte der
Religionen der Völker. Kein Mensch betete mehr zu Zeus oder zu Jupiter
oder zu Wotan. Alle Völker Europas unterwarfen sich Christus und
widersagten dem Satan.
Millionen Menschen liebten den Gottmenschen Jesus Christus in der
heiligen Kommunion in einer Weise, wie sonst noch niemand auf der
ganzen Welt geliebt worden war.
Das unblutige Opfer Christi am Kreuz wurde in erhabenem Ernst gefeiert,
während von den früheren heidnischen Opferaltären auf einmal nichts
mehr vorhanden war.
So wie Christus in der heiligen Messe und in der heiligen Kommunion hat
noch niemand über die Menschen geherrscht und wird niemand mehr über
sie herrschen. Das ist es, was der Apostel Johannes mit der
tausendjährigen Herrschaft Christi auf Erden gemeint hat.
Er sagt aber zugleich, daß auch die "Heiligen" tausend Jahre lang mit Christus herrschen werden.
Wichtig ist es, zu beachten, daß die Herrschaft der Heiligen mit
Christus von zweifacher Art ist: Apostel sowohl die noch auf Erden
lebenden Getauften als auch die, die schon ihr Leben für Christus
geopfert haben (die "Enthaupteten").
Sobald die katholische Kirche von Kaiser Konstantin die äußere Freiheit
erhalten hatte, begannen die "Heiligen" zu herrschen: Die lebenden
"Heiligen" herrschten insofern, als die Bischöfe als Berater des
Kaisers eine beherrschende Stellung einnahmen. Dieser setzte außerdem
überall dort, wo er konnte, solche Statthalter ein, die den
christlichen Glauben bekannten.
Nach kurzer Zeit herrschten die Bischöfe bereits derartig, daß z.B. der
hl. Ambrosius von Mailand im Jahre 390 dem mächtigen Kaiser Theodosius
eine öffentliche Kirchenbuße auferlegen konnte, die dieser auch auf
sich nahm. Ambrosius vereitelte z.B. auch die mehrfachen Versuche
römischer Senatoren, den Altar der heidnischen Gattin Victoria wieder
im alten Senatsgebäude aufetellen zu lassen.
Die "Enthaupteten" der bei Johannes genannten "Heiligen" herrschten
ebenfalls sofort, aber in anderer Weise. Denn in rascher Folge
entstanden über dem Erdboden christliche Gotteshäuser und Heiligtümer,
die nach den "Enthaupteten" benannt wurden.
Wie der hl. Augustinus schreibt, herrschten diese "Enthaupteten"
bereits zuvor, indem "am Altare Gottes ihr Andenken in Gemeinschaft des
Leibes Christi gefeiert wurde", d.h. indem ihre Namen während der
heiligen Messe genannt und jährlich im Kalender gefeiert wurden (Stadt
Gottes, 20. Buch, 9.Kap*). - Die "Enthaupteten" herrschten in der
Gemeinschaft der Gläubigen ebenso wie der auf dem Altare liegende Leib
Christi: "Sie lebten und herrschten mit Christus tausend Jahre".
Je fester die äußere Freiheit der Kirche begründet wurde, umso
deutlicher trat das hervor, was der Apostel im 20. Kapitel, Vers 4
beschreibt: "Ich sah Throne, und denen, die sich darauf setzten, wurde
das Gericht übergeben".
Damit sind nicht nur die Oberhirten der Kirche gemeint, der Papst, das
Kardinalskollegium, die Bischöfe und die Äbte der Klöster. Auch die
weltlichen Fürsten und Fürstinnen selbst sind darunter zu verstehen. In
überaus zahlreichen Fällen waren diese nicht nur deshalb "heilig", weil
sie getauft waren, sondern sie waren sehr oft wirkliche Heilige,
nämlich Vorbilder im Dienste Gottes.
Alle einzelnen Staaten Europas haben ihre großen heiligen Fürsten und
Fürstinnen, deren Andenken nur deshalb weiterlebt, weil sie zu ihren
Lebzeiten wirklich "mit Christus" geherrscht haben. Mehr als andere
Menschen waren sie sich des Wortes bewußt: "Dem Herrn gehört die Erde und alle ihre Fülle" (Ps. 23,1).
Dieses tausendjährige Reich Christi auf Erden, die Zeit der Freiheit
und der Herrschaft der Kirche, ist jene Zeit, von der es in der
Apokalypse heißt: "Selig die, die zum Hochzeitsmahl des Lammes berufen
sind" (19,9), das heißt, selig die, die endlich nach
dreihundertjähriger Verfolgung und nach den Stürmen der anschließenden
Zeit die freie und ungestörte Religionsausübung der Kirche erleben
dürfen! Selig die, die nach unvorstellbar langen Verfolgungen endlich
das Opfer des Heilands unter Brotegestalten so mitfeiern dürfen, wie es
die Kirche in ihrer kaiserlich geschützten Freiheit bestimmen wird.
Mit dem Satz "Selig die, die zum Hochzeitsmahl des Lammes berufen sind"
ist nicht in erster Linie die Seligkeit jener gemeint, die in den
Himmel kommen, sondern damit ist vor allem das Glück jener Gläubigen
bezeichnet, die die Zeit der geschützten kirchlichen Freiheit auf Erden
erleben dürfen, in der die Kirche ihren Heiland unter Brotsgestalten
öffent1ich gebührend ehren wird.
Unsere modernen Bischöfe haben noch kaum etwas von der
Kirchenverfolgung in Rußland erlebt: Was wollen sie also sagen von der
sechsmal längeren Christenverfolgung durch die "Babylonische Hure"? -
Im Jahre 67 wurden Petrus und Paulus in Rom getötet, und dreihundert
Jahre später starb der letzte römische Christenverfolger Julian der
Abtrünnigen Papst Paul VI. und die heutigen Bischöfe suchen mit dem
schönklingenden Wort "Selig die, die zum Hochzeitsmahl des Lammes
berufen sind" das Volk darüber hinwegzutäuschen, daß keine Konsekration
mehr stattfindet.
Den eigentlichen Sinn dieses Satzes haben die Fabrikanten der neuen
Liturgie nicht verstanden. Dem heute noch verbliebenen Rest der
tausendjährigen Herrschaft des Gottmenschen Jesus Christus auf Erden
hat das zweite Vatikanische Konzil den letzten Stoß gegeben.
Seit diesem Konzil ist nur noch der trügerische Schein der ehemaligen
heiligen Wandlung vorhanden, aber nicht mehr ihr Wesen. Der bloße
Zuruf: "Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, deine Auferstehung preisen
wir..." besagt noch lange nicht "An deine Gegenwart in den
Brotegestalten glauben wir".
Ebensowenig besagt dieser Zuruf. "An die unblutige Erneuerung deines Opfers glauben wir".
Mit dem neu eingeführten Zuruf hat Paul VI. dem katholischen Volk Sand in die Augen gestreut und täuscht es über die Ungültigkeit der neuen Liturgie hinweg.
Der neue Zuruf ist ein schlechtes Experiment, das aller liturgischen Forschung und Erneuerung ins Gesicht schlägt.
Die Guten im Volk meinen dabei vielfach noch, es werde der unter
Brotsgestalten gegenwärtige Heiland angesprochen. Aber gerade das ist
nicht mehr der Fall. Die so feierlich klingenden Worte sollen über
seine Abwesenheit hinwegtäuschen.
Christus herrscht auch deshalb nicht mehr, weil der Priester seit dem
2. Vatikanischen Konzil nicht mehr "der andere Christus" ist,
sondern nur noch Gemeindevorsteher.
Früher hatte die Kirche genau vorgeschrieben, wie der Priester Christus den Herrn vor der Wandlung nachzuahmen hatte:
An der Stelle, wo es heißt "er nahm das Brot in seine heiligen und
ehrwürdigen Hände, erhob die Augen zum Himmel, zu Dir, Gott, seinem
allmächtigen Vater", mußte der Priester die Augen nach unten richten.
Bei den folgenden Worten "er sagte dir Dank"' mußte der Priester sein
Haupt senken, und bei den Worten "und segnete es", mußte der Priester
ein Kreuz über die Hostie machen.
In den drei neuen sogenannten "Hochgebeten" der progressistischen
Liturgie ist von der Nachahmung Christi durch den Priester keine Spur
mehr zu finden, und auch in der neuen Fassung des ehemaligen römischen
Kanons ist davon nur die Erhebung der Augen übrig geblieben.
Das ist ein deutlicher Hinweis darauf, daß Papst Paul VI. und die
Drahtzieher des Zweiten Vatikanischen Konzils kein Interesse daran
hatten, Christus den Herrn im wichtigsten Punkt der heiligen Messe
nämlich im Willen zur Konsekration nachzuahmen.
Nach den Absichten des jetzigen Papstes und überaus vieler
Konzilbischöfe ist der Priester bei der neuen Liturgie nicht mehr
"der andere Christus".
Christus herrscht nicht mehr, weil sein Stellvertreter ihn nicht mehr
nachahmen will. Christus herrscht nicht mehr, weil die weitaus
überwiegende Zahl der Bischöfe ihn nicht mehr nachahmen will.
Eines der Zeichen, daß die tausendjährige Herrschaft Christi auf Erden
aufgehört hat, ist auch die sogenannte Handkommunion. Professor Georg
May sagt in seiner Schrift "Die sogenannte Handkommunion" nach genauen
Studien und Informationen folgendes: "Das Aufkommen der Handkommunion
in der Gegenwart hängt ursprünglich und unmittelbar mit dem Abgehen von
dem katholischen Eucharistieverständnis zusammen" (Seite 3).
Die Art und Weise des Kommunionempfanges wird jetzt nicht mehr von
jenen "Hei1igen" bestimmt, "die auf den Thronen sitzen", sondern a) von
jenen, die das Sakrament der Priesterweihe nicht empfangen haben und b)
von jenen, die nicht mehr "Heilige"' sind, weil sie amtlich die
Konsekration bei der Feier der Eucharistie abgeschafft haben. Die
Kniebeugung vor der hl. Kommunion wurde für die Laien abgeschafft,
obwohl sie unter den heutigen Verhältnissen für Laien nur noch die
einzige Gelegenheit war, Christus dem König unmittelbar den Glauben und
die Ehrfurcht sichtbar zu bezeugen. Von der heutigen Praxis der
Handkommunion kann man wirklich nicht mehr sagen: "Selig die, die zum
Hochzeitsmahl des Lammes berufen sind". Zwischen dem äußeren Ablauf der
Handkommunion und dem Wirtschaftsbetrieb in einer Kantine ist fast kein
Unterschied. In diesem Augenblick von einer Herrschaft Christi über die
Gläubigen zu sprechen, wäre verfehlt.
Wer diesen Betrieb der heutigen Handkommunion als "Hochzeitsmahl das
Lammes" bezeichnet, der ist ein liturgischer Anarchist. Denn er ist
gerade dort, wo es am meisten am Platze wäre, ein Gegner der Anbetung
Christi des Königs. Das gilt besonders von jenen Bischöfen, die die
Einführung der Handkommunion verschuldeten.
Das Zweite Vatikanische Konzil hat die tausendjährige Herrschaft Christi auf Erden in mehrfacher Weise beendet:
Vor diesem Konzil war Christus wirklich der "König der Könige". Nach
diesem Konzil tritt nicht nur das Christkönigsfest schlagartig in den
Hintergrund, sondern noch vieles andere.
Es geht hier nicht nur darum, daß die Gebote Gottes heute weniger denn
je beobachtet werden, sondern es geht um die tatsächlich herrschende
Stellung, die Jesus Christus im öffentlichen Leben der Kirche bis heute
besaß und mit der es jetzt vorbei ist.
Alle Konzilbischöfe, an ihrer Spitze Papst Paul VI., dulden es in
ohnmächtiger Schwäche, daß nicht nur einzelne Wunder, sondern gerade
die Hauptereignisse im Leben Christi in Zweifel gezogen werden. Der
Bericht über die Empfängnis und Geburt des Herrn wird als nicht
geschichtlich bezeichnet. Als "geschichtlich", bzw. "vorgeschichtlich"
wird nur die Abstammung des Menschen vom Tier angesehen, und Christus
ist auch nur ein weiteres Glied in dieser Kette.
Die Auferstehung des Herrn wird nicht als geschichtliches Ereignis,
sondern nur als Gegenstand der Lehre der Jünger Jesu angesehen. Karl
Rahner sagte am Karsamstag 1970: "Der Begriff der Auferstehung
impliziert nicht notwendig das Leergewordensein des Grabes".
Der Zölibat als eigentliche Nachfolge Christi und als Zeichen der
unbedingten Herrschaft Jesu Christi über die eigene Person ("Folge
mir") wird heute in breiter Front abgelehnt, und während Papst Paul VI.
auf der einen Seite verspricht, den Zölibat beibehalten zu wollen,
nimmt er von den Bischöfen aller Erdteile endlose Bittschriften und
Forderungen nach Abschaffung des Zölibats an.
Dieselben Bischöfe, die auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil in
betrügerischer Weise gesagt hatten, sie billigten und bekräftigten aufs
neue das Gesetz des Zölibats, arbeiten jetzt mit aller Kraft an dessen
Entwertung.
Das Pausenzeichen von Radio Vatikan "Christus vincit, Christus regnet,
Christus imperat" ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Pausenzeichen
geworden, d. h. ein Zeichen des Aufhörens und der Beendigung. Das
griechische Wort "pauo" heißt aufhören lassen, beendigen.
Das früher so herrlich klingende Zeichen von Radio Vatikan ist heute
ein nichtssagendes, leeres Gebimmel. Denn diese tausendjährige
Herrschaft Christi auf Erden wurde von niemand anderem als vom Vatikan
selbst beendet. Wer es noch nicht gemerkt haben sollte, braucht ja nur
die kraftlosen und langweiligen Sendungen von Radio Vatikan zu hören.
Papst Paul VI. und die Bischöfe reden nur noch von "Pluralismus". Sie
haben es aufgegeben, die Lehre Christi klar und eindeutig zu verkünden.
Das Ende des hl. Meßopfers in der neuen Liturgie widerspricht aber
nicht den Worten Christi: "Die Pforten der Hölle werden sie nicht
überwältigen". Denn es wird bis zum Ende der Zeiten immer einzelne
Bischöfe und Priester geben, die die heilige Messe gültig feiern und
die an das heiligste Altarssakrament glauben und die dem Heiland dafür
danken, daß er in unaussprechlicher Güte sein heiliges Opfer
zweitausend Jahre lang auf Erden feiern ließ. Und wenn auch nur noch
ein einziger Priester auf der ganzen Erde die heilige Messe nach alter
Weise feiert, haben die Pforten der Hölle die Kirche noch nicht
überwunden. Denn die Kirche ist dort, wo das heiligste Altarssakrament
ist.
Die Pforten der Hölle werden erst recht niemals verhindern können, daß
viele Gläubige auch dann noch geistig kommunizieren, wenn sie schon
längst kein heiliges Meßopfer mehr besitzen
Es wird aber keine Zeit geben, in der das heilige Meßopfer auf Erden
völlig vergessen und völlig ausgelöscht wird. Dies ist schon aus dem
Grunde nicht möglich, weil gemäß der Apokalypse des Apostels Johannes
nachdem Tausend jährigen Reich Christus zum Gericht über die ganze Welt
kommen wird. (Fortsetzung folgt .)
Walter W. E. Dettmann, Priester
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