ZUR MISERE DES RELIGIÖSEN LEBENS
von H.H. Dr.theol. Otto Katzer
Die eigentliche Ursache des allgemeinen Zerfalls der Religion sind der Klerus und die Gläubigen selbst!!! "Something is rotten in the state of Denmark", sagt Marcellus im "Hamlet", "something is rotten in the Church (militant)", müssen wir sagen, und das sind nicht ihre Sakramente und die Liturgie, sondern wir allein! Ein jeder von uns! Da gelten die Worte des hl. Augustinus: "Iussisti enim, et sic est, ut poena sua sit omnis inordinatus animus!" (Confes.I, cap.12) Gott, "qui regnare fecit hominem hypocritam propter peccata populi" (Job. 34,30), kann doch nicht ob Seiner Gerechtigkeit ewig auf unsere Bundesbrüche schauen. Bedenken wir nur gut das 28. Kapitel des Deuteronomium; wenn wir da keine Angst mehr verspüren, dann sind wir reif für die Katastrophe, die sich in einem jeden Augenblick über uns ergießen kann! Alles mögliche ist Schuld an der schauerlichen Bilanz des XX. Jahrhunderts, die ein Spottbild der Kultur ist, nur wir nicht. Umsonst bemühte sich Gott, um uns zum wahren Umdenken zu bringen (vgl. Is.1, 2-8)!
Um, wenn es überhaupt noch möglich ist, Besserung einzuführen ist dem die Hauptaufmerksamkeit zu widmen, was uns allein noch retten kann, der Partitur des Evangeliums, die auf eine skandalöse, schlendrianische Weise, theoretisch und erst recht praktisch, vorgetragen wird. Das Ergebnis ist das apokalyptische Chaos, wie angeführt im II. Brief an Thimotheus, Kap. 3,1-9. Wenn wir uns nicht bessern werden, erwartet uns dasselbe Schicksal wie bei Luk.13,1-6: omnes similiter peribitisl
Die Diagnose und die Kur hat der Arzt zu stellen, nicht der Patient, ob es ihm nun paßt oder nicht; meistens wird sie ihm nicht gerade passen!
Der Kampf geht heute nicht um die Form, sondern um den Geist. Es ist der Geist, "der sich den Körper schafft"! Ein falscher Geist schafft eine falsche Form, eine geistlose Form ist unter gewissen Umständen sogar noch gefährlicher als eine falsche. Messe und Alltag sind organisch verbunden! Die Wirksamkeit der Messe hängt vom Alltag ab!!
Wir werden keine Messe und keine Priester haben, wenn unser Alltag, das ist das individuelle, persönliche Leben als auch das der Familie und der Gesellschaft, ob Volk oder Staat, sich nicht bessern wird.
Nun kann von einem wirklich religiösen Leben, von dem die meisten, den Klerus mit inbegriffen, keine Vorstellung haben, überhaupt keine Rede sein.
Die Einführung der Landessprache in die Liturgie für die angeblich jetzt schon "reifen", "mündigen" Christen nährt tüchtig den individuellen und kollektiven Egoismus, der so wie so schon stark genug war. Von unseren Gebeten, die wir "jetzt endlich verstehen", gelten die Worte des Königs im "Hamlet":
"My words fly up, my thoughts remain below: Words, without thoughts, never to heaven go!"
Die Pädagogie ist zum Aschenbrödel geworden, das recht still und zurückgezogen leben muß; es ist unerwünscht, in unserer Selbstherrlichkeit gestört zu werden. Ist denn nicht ein jeder von uns ein Musterbild der Vollkommenheit? Es zu wagen, dagegen etwas einzuwenden, kennzeichnet uns als einen Störenfried!
Was das Familienleben anbelangt, so wurschteln sich 990 von 1000 so oder so durchs Leben durch; nur wenn die Verdauung ungestört verläuft und man sich nicht langweilt! das ist das wichtigste. Unlängst demonstrierten in Rom 100 000 italienische "mündige Christinnen" für die Zulassung der Interruption!!! Die Erziehung der Kinder ist völlig auf Irrwege geraten. Mit lauter Jeremiaden erreichen wir aber nichts. Wir müssen zeigen; wie wir nach dem Vorbild Christi zu leben haben.
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