DER ANKUPPLER
von Eberhard Heller
Die unter dem Titel "Hoffnung auf Rom?" in der "UVK" Nov./Dez. 1976 abgedruckte Rede von Eric de Saventhem, dem Präsidenten der Internationalen Föderation UNA VOCE, die er auf der alljährlichen Tagung des Verbandes am 17.11.1976 in Hattersheim gehalten hat, verdient wegen der darin hervortretenden Grundeinstellung und wegen der in ihr gezeigten Zukunftsperspektiven für die Kirche auch jetzt noch~die volle Aufmerksamkeit der nüchternen Gläubigen. Darüber hinaus muß man ihr aber auch deswegen besondere Beachtung schenken, weil sich darin die Strategie abzeichnet, die diese Organisation bzw. deren Führung verfolgt, eine Vereinigung, die sich vorgegebenermaßen der Tradition und der Rechtgläubigkeit verpflichtet fühlen will.
Da sicherlich die wenigsten diese Rede kennen, sollen deren Grundgedanken zunächst kurz skizziert werden.
Nach Auffassung von de Saventhem wird (bzw. wurde) die kirchliche Situation von dem "Phänomen Lefebvre" beherrscht, der trotz aller Vermittlungsversuche bei seiner ablehnenden Haltung gegenüber dem Konzil und seinen Folgen g~ blieben ist und die Anordnungen Paul VI. ignoriert. Alle Bemühungen in dieser Richtung - so de Saventhem - "scheitern an der prophetischen Unbeirrbarkeit des Erzbischofs"` wodurch sich zumindest die Möglichkeit eines Schismas abzeichnet, zumal die Anhängerschaft Lefebvres in Frankreich recht groß ist. Das Ergebnis einer statistischen Umfrage war für den französischen Reform-Episkopat schockierend. Um aber ein Scheitern der durch das (sog.) II. Vatikanum eingeleiteten "Erneuerungen" durch einen offenen Bruch nicht eingestehen zu müssen, wird, soweit man das aus de Saventhems Darlegungen entnehmen kann, untersucht, in wieweit die behaupteten (oder angeblich behaupteten) Positionen auf beiden Seiten sich schließlich doch noch vertragen bzw. sich nebeneinander dulden können.
Zunächst wird die Position von Erzbischof Lefebvre untersucht. Hinsichtlich der Meßfrage wird behauptet, der Erzbischof nehme nicht die ablehnende Haltung ein, die ihm von seiten bestimmter Kreise (Frau Dr. Gerstner, Anton Holzer) gern unterstellt werde. Er habe nie wie diese behauptet, die neue "Messe" sei in sich ungültig - wie es neben den beiden genannten auch unsere Zeitschrift seit Beginn ihres Bestehens getan hat.
Es wird zugestanden, daß in der Papstfrage berechtigte Kritik am Platz ist, die man auch Erzbischof Lefebvre einräumt - de Saventhem führt einige markante Äußerungen von Mgr. Lefebvre an -, aber es wird festgehalten, daß Exzellenz nie soweit gegangen sei, Paul VI. wegen seiner (häretischen) Auffassungen eo ipso für abgesetzt zu erklären, wie es z.B. Frau Dr. Gerstner und Prof. Lauth getan hätten. Er - Lefebvre - überlasse das endgültige Urteil den Theologen und Historikern.
Auf der Seite der Reformer schaue die Situation nun so aus, daß zwar der "Papst" und eine gewisse "harte Linie" die "religiöse Kapitulation des Erzbischofs" forderten, daß es aber auch innerhalb des Reformerlagers Kreise gebe, die die liturgischen und theologischen Auffassungen von Mgr. Lefebvre tolerieren würden, wenn dadurch eine Spaltung vermieden werden könnte. In diesem Zusammenhang legt de Saventhem noch einmal die Frage vor, ob nicht die "tridentinische" Messe auch zum "authentischen Kult der Kirche" gehört. Da aber Paul VI. in der Meßfrage keine Nachsicht zeigt und auf seinem Verbot dieser (wahren) Messe besteht, hofft man in diesen sogenannten gemäßigten Lagern auf die nach-paulinische Epoche, in der Erzbischof Lefebvre nach Ansicht von de Saventhem die Rolle eines katholischen "Restaurators" einnehmen kann - innerhalb der reformerischen Organisation! Und der Präsident der UNA VOCE möchte sich gerne zu denen zählen, "die der Botschaft des Propheten (Mgr. Lefebvre) zum Durchbruch verhelfen".
Hinter der geäußerten Stellungnahme und Beurteilung stehen sachlich folgende Grundpositionen: De Saventhem und die von ihm geführte UNA VOCE - es gibt u.a. einen deutschen, schweizerischen und französischen Ableger - behaupten, die neue "Messe" sei in sich gültig, nur habe die alte gewisse kulturelle und spirituelle Vorzüge, weswegen man sie nicht verbieten solle. "Die Bestrebungen der UVK zielen darauf hin, in den normalen Pfarreien eine legitime Meßfeier zu erreichen, die unseren Vorstellungen entspricht, und nicht separate Gruppen zu bilden" meint Herr Tinz im gleichen Heft. Diese "Vorstellungen" der UVK gehen nur auf "geordnete Verhältnisse" und gegen liturgischen Wildwuchs, die Frage der Gültigkeit oder Ungültigkeit der Hl. Messe taucht gar nicht auf. Die ganze Angelegenheit der Hl. Messe ist also bloß ein Problem der Disziplin. -
Die Papstfrage sieht de Saventhem recht einfach: Die Formel: Ein Papst, der den Glauben verrät, ist nach der Lehre früherer Päpste eo ipso nicht mehr Papst, tut er ab als bloße "Lehrbuchweisheit", die ohne praktische Folgerung für die Wirklichkeit sei. Solange nämlich der von den Theologen erörterte Tatbestand eines häretischen Papstes nicht von maßgeblicher Seite (Anm.d.Red.: Wer soll das nach de Saventhem noch sein?) festgestellt worden und darum nicht absolut sicher sei, "sind solche Spekulationen nicht nur müßig, sondern gefährlich". Eine Entscheidung wird also bewußt ausgeklammert. Letztlich ist das Paps~um in den Augen de Saventhems eine Willkürinstitution, über deren legitime Besetzung im Einzelfall später einmal die Historie und die Theologen entscheiden sollen, allerdings ohne irgendeinen konkreten Bezug zur gegebenen Wirklichkeit haben zu dürfen.
Schaut man diese Position an, so fällt sofort ihre innere Inkonsequenz auf. Sieht man die Meßfrage bloß als ein Problem der Disziplin - und nicht der Gültigkeit - an, dann müssen diese UVK-"Papsttreuen" schlicht gehorchen und den sog. NOM annehmen - ohne mehr als allenfalls ein erbärmliches Gejammere darum herum. Behauptet man auf der einen Seite zwar, daß die Rechtmäßigkeit eines Papstes dadurch bestimmt wird, daß er den wahren (dogmatisch festgelegten) Glauben vertritt (und durch eine gültige Wahl - selbst das ist bei Paul VI. aus mehreren Gründen zweifelhaft!), distanziert man sich aber andererseits vom konkreten Urteil über diese Rechtmäßigkeit, um es für die "Historiker" auszuklammern, dann gesteht man dem jeweiligen Papst absolute Willkürherrschaft zu, eine Amtsführung, die durch nichts mehr bestimmt zu sein braucht als durch eigene Machtentfaltung. Das Papsttum wird so zur Willkürinstitution, das Papstamt zu einem reinen Machtinstrument.
Natürlich darf man nicht meinen, daß Herr de Saventhem diese Inkonsequenzen nicht sieht. Aber warum bezieht er dann eine solche Stellung? Ganz einfach! - und das ist meine Behauptung: mit der aufgezeigten "kulturellen" Einstellung zur Messe und dem "Gehorsam" dem "hl. Vater" gegenüber geht man auf Stimmenfang aus, um die mit dem Konzil und seinen Folgen Unzufriedenen einzufangen, ihren Protest scheinbar zu organisieren, jedoch nur, um diese Widerständigen schlußendlich wieder der Reform-"Kirche" einzuverleiben. Und das ist die Strategie!
Man hat wohl doch das "Phänomen Lefebvre", wie de Saventhem so schön sagt, in Rom anfänglich unterschätzt. Durch das starre Beharren Montinis auf der Schließung des Seminars wurde der Erzbischof nicht nur in die Opposition, sondern auch in die Öffentlichkeit gedrängt, um seinem Widerstand gegen das Konzil und den es repräsentierenden Paul VI. die nötige Resonanz zu verschaffen. Um es in dieser Situation nicht zum offenen Bruch kommen zu lassen, der besonders fatal für die Reformer wäre, und weil man sieht, daß Erzbischof Lefebvre in seiner religiösen Praxis nicht den Vorstellungen der Reformer nachgibt, versucht man jetzt, ihm die oben gekennzeichneten Positionen zu unterschieben, um ihn so wieder leichter an ein nach-paulinisches Rom ankuppeln zu können. Und man darf versichert sein, daß in dieser Richtung vielerlei Bemühungen laufen!
Einmal abgesehen von der persönlichen Haltung Paul VI., der eine totale Unterwerfung verlangt, der Erzbischof Lefebvre nie nachkommen würde, wäre, sachlich gesehen, eine Annäherung beider Lager denkbar, wenn das Bild der von de Saventhem gekennzeichneten Position Lefebvres dessen wahrer Einstellung entspräche. Aber stimmt dieses Bild? Eines ist richtig: Mgr. Lefebvre hat (noch) nicht behauptet, die Form des sog. NOM sei in sich ungültig. Er hat aber von Anfang an gesagt, daß durch die Eliminierung des Opfercharakters die Intention des Priesters verfälscht und dadurch auch die Messe ungültig würde. Aber abgesehen von dieser unvollständigen oder mangelhaften Reflexion über den sog. NOM muß doch festgehalten werden: die Praxis von Exzellenz Lefebvre bezüglich der Hl. Messe ist völlig eindeutig (geworden), besonders nach dem makabren reformerischen Überredungsmanöver vor den Priesterweihen im letzten Jahr, doch nur ein einziges Mal die "neue Messe" zu lesen; mehrfach hat er sie in seinen Ansprachen als der protestantischen Mahlfeier nahestehend verworfen.
Einer öffentlichen und klaren Stellungnahme bezüglich der Rechtmäßigkeit Paul VI. auf der Cathedra Petri ist Erzbischof Lefebvre bedauerlicherweise bisher aus dem Weg gegangen. Eine direkte Verurteilung hat er vermieden, obwohl die geäußerten Kritiken nicht unterschätzt werden dürfen. In einer Erklärung, die er der französischen Tageszeitung "Le Figaro" übergab, heißt es: "Daß der Glaube, den die Kirche während zweier Jahrtausende gelehrt hat, frei ist von Irrtum, scheint uns sehr viel gewisser, als daß ein Papst jeweils mit Sicherheit wahrhaft Papst sei. Häresie, Schisma, eine ipso facto eingetretene Exkommunikation, eine ungültige Wahl - das alles sind Gründe, die dazu führen können, daß ein regierender Pontifex niemals Papst wurde oder während seiner Regierung aufgehört hat, Papst zu sein." Auch wenn in dieser verwirrten Zeit eine eindeutig verurteilende Stellungnahme gegenüber Paul VI. bisher unterblieb und der Besuch von Erzbischof Lefebvre bei Paul VI. und die darüber abgegebenen Äußerungen - vgl. die Ansprache an seine Seminaristen; abgedruckt in "Kyrie eleison" auch wieder viele an seiner Entschlossenheit zweifeln lassen, so hat er bisher wenigstens die vom "hl. Vater" ausgesprochenen Verbote ignoriert. Man darf auch nicht vergessen, daß Erzbischof Lefebvre ein Diplomat ist, und daß deswegen seine Äußerungen nicht unbedingt seine ganze Auffassung verraten. Bedauerlicherweise hat er aus dieser diplomatischen Haltung heraus auch den Konflikt in der Kirche mit seiner Person verbunden, was ihn in seinen Reaktionen von den Angriffen aus Rom abhängig macht. Beunruhigend ist auch, daß das Problem der Sukzession bisher ungeklärt geblieben ist, und Mgr. Lefebvre sich (bis jetzt) geweigert hat, formell und kirchenrechtlich verbindlich die Führung der rechtgläubigen Kirche zu übernehmen, inklusive der teilweise schutzlos dastehenden treugebliebenen Priester. Man kann nur hoffen, daß sich Erzbischof Lefebvre durch den Beistand des Heiligen Geistes neben seinen Verpflichtungen für die Priesterausbildung auch noch dieser Aufgaben annehmen wird. Darüber im Moment mehr zu sagen, lohnt sich nicht. es bliebe bloße Spekulation. Man muß die Tatsachen so nehmen, wie sie sind. Wir können heute keine Suppe mit Knochen kochen, die wir vielleicht morgen erst vom Metzger bekommen.
Faßt man das alles pauschal zusammen, so ergibt sich folgendes: Wenn sich auch teilweise gewisse gemachte Äußerungen Lefebvres mit dem von ihm von de Saventhem entworfenen Bild decken, so widersprechen doch andere Äußerungen mit dem, was sie einschlußweise besagen, und seine religiöse Praxis weitgehendst diesem Bild.
Warum dann diese (bewußte) Verzeichnung seitens de Saventhems? Man möchte die Vorwürfe des Erzbischofs gegen die sog. "neue Messe", gegen das Konzil, gegen die Amtsführung und die religiöse Einstellung Paul VI. relativieren und minimalisieren. Man möchte seinen Behauptungen ihre wahre schwerwiegende Bedeutung nehmen und sie in verharmloster Form festlegen. Sein eigentliches Bestreben, die Erneuerung der Kirche durch den wahren Glauben, soll sich in der Konfrontation mit der Reform-Kirche nicht so auswirken, daß es zum Bruch führt, sondern soll auf ein Anliegen reduziert werden, das jeder Trachtenverein vertritt, der sich organisiert, um gewisse Stilepochen in der Kleidung gegen den allgemeinen Trend lebendig zu erhalten. Und dies, um ihn in aller Form wieder an den großen Reformzug ankuppeln zu können.
Nun ist aber das Problem der Gültigkeit der Hl. Messe (und nebenbei auch das der Priesterweihe und der anderen Sakramente, der kirchlichen Hierarchie und der Amtsinhabe) auf der Ebene einer Trachtenvereinsproblematik nicht zu lösen. Es ist hier nicht die Frage, ob die alte Mode schöner ist als die neue, ob ich mich im Sonntaganzug wohler fühle als in Blue Jeans, sondern ob ich - um im Beispiel zu bleiben ordentlich angezogen oder nackt herumlaufe.
Jeder, der die ganze heutige Auseinandersetzung in der Kirche nur als Problem alter oder neuer Formen sieht, begibt sich aber tatsächlich auf dieses Niveau eines Trachtenvereins, der legitim nur ein sehr begrenztes Interesse vertreten kann. Man stuft sich und sein Anliegen auf ein bloßes Parteiinteresse zurück.
Genau dieses Herabstufen ist aber die Absicht bestimmterlKreise, deren Vertreter im sog. traditionalistischen Lager eben de Saventhem und seine Organisation sind. Man will, wie gesagt, den Eklat vermeiden, nicht nur, um den Prestigeverlust nicht noch zu vergrößern, sondern um den Widerstand zu brechen und die wahre Kirche ganz zum Schweigen zu bringen.
Die Anstrengungen, die in dieser Richtung unternommen werden, beschränken sich aber natürlich nicht nur auf Aktivitäten von Organisationen, die als Divergenten unter den rechtgläubig gebliebenen katholischen Christen fungieren. Es gibt noch einen viel kräftigeren Hebelarm - und die Hebel werden hier letztendlich von derselben Zentrale bedient. Dieser Hebelarm ist das Geld! Und dieses Geld läßt man zur rechten Zeit spielen.
Zeichnen wir ein Modell der Art, wie so etwas geschehen kann. Stellt sich heraus, daß man eine bestimmte Bewegung wie die der rechtgläubig gebliebenen katholischen Christen durch scheinbar gleichen Zielen verbundene, in Wahrheit aber aufweichlerische Parallelorganisationen nicht genügend schwächen kann, so entschließt man sich, in jene Bewegung direkt einzugreifen. Nehmen wir an, sie hat eine bestimmte Zeitschrift als wirksames Organ ihres Wollens, so drängt man sich mit Spenden an den Redakteur heran und läßt Ein- Zwei- Drei- Vierhunderttausend springen - und siehe da, der Redakteur ändert schlagartig seine Richtung, natürlich nicht der Spenden wegen! Nehmen wir an, man ist in Geldnot, um Priesterseminare aufzubauen! Wie sehr empfiehlt es sich doch da, erneut als Spender aufzutreten. Geld macht abhängig, auch Spendengeld! Denn wenn morgen die Spenden, auf die zu rechnen man sich gewöhnt hat, ausbleiben, dann gerät das Unternehmen in eine finanzielle Krise' Und um die zu verhüten, wird man sich schon etwas von seiner intraneigenten Haltung abdingen lassen.
Unsere Gläubigen stellen sich leider gar nicht deutlich genug vor, daß das zuvor gezeichnete Bild höchst real ist. Es ist ein alterprobtes Verfahren: wo man nicht ankuppeln kann, muß man eben versuchen abzukuppeln. Der wahre Feind Christi wie überhaupt der lebendigen Idee ist das Geld. Geld regiert nicht nur im Sprichwort die Welt. Man versteht, daß diejenigen, die Hunderttausende nicht sehen wollen, die selbst um jeden Preis - wörtlich: um jeden Preis - nur agitieren wollen! Aber daß so viele unter uns die Gefahr und ihre ganze Größe nicht (genügend) sehen, ist gefährlich - und das sollte sich ändern!!!
Diejenigen aber, die man nicht kaufen kann, versucht man kaltzustellen und zu isolieren. Um es noch einmal zu wiederholen: Wo man nicht ankuppeln kann, versucht man abzukuppeln!
Und dann wird dieses Kommandounternehmen neuerdings aus dem offiziellen Reformerlager heftig unterstützt: "Läßt ihnen doch die alte Messe, wenn sie sie unbedingt wollen!" rufen plötzlich die Rahners und Congars, "natürlich ist sie auch gültig!"
Wenn man nun die sich durch diese neuen Initiativen abzeichnende Situation festhält, ergibt sich folgendes Gesamtbild: Man wird wohl bald, in der nachpaulinischen Epoche sicherlich, "offiziell" die alte Messe wieder zulassen, man bietet möglicherweise den Traditionalisten sogar eine Kirche an und läßt sie gewähren, um das leidige Querulantentum loszuwerden. Daß diese ewig Gestrigen, die einem das Spiel vermasseln wollen und sich in der Öffentlichkeit nicht benehmen können, einmal aussterben, ist bereits ausgemachte Sache. Irgendwann einmal stirbt auch Erzbischof Lefebvre - und soweit man sehen kann, scheint für eine Nachfolge noch nicht genügend gesorgt zu sein; auf jeden Fall hat, soweit man das überblicken kann, Exzellenz die lebensnotwendigen Bischöfe noch nicht geweiht - und dann geht auch sein Werk unter. Nur nichts übereilen. Auf diese Weise beraubt man nebenbei den Trachtenverein seiner Argumente. "Was wollt ihr denn noch?" wird man höhnisch fragen, "ihr habt doch nun alles, was ihr wolltet." Abgesehen davon kann man dieses Danaergeschenk auch ganz gut als neues Druckmittel gebrauchen: "Ihr dürft eure alte Messe feiern, die Bischöfe und Rom haben ein Auge zugedrückt, aber dafür müssen die Vorwürfe gegen den 'hl. Vater' und das Konzil unterbleiben!"
Auf jeden Fall zeigt sich hier, daß der Kampf um den wahren Glauben und die wahre Kirche nicht bei der Hl. Messe stehen bleiben darf, sondern daß das gesamte Reformerwerk samt der ihm anhangenden abgefallenen Hierarchie Gegenstand der Auseinandersetzung bleiben muß. Es geht nicht an, das Problem der rechtsgültigen und rechtsmäßigen Amtsinhabe und der Sukzession auszuklammern.
Die Gefahr, die durch das abzusehende zynische "Einlenken" von seiten der abgefallenen "Amtskirche" droht, ist nicht zu unterschätzen und viel größer als die meisten sicherlich meinen, kommt doch dieses Anerbieten der traditionalistischen Mentalität sehr entgegen und befriedigt sie vollauf.
Bald ist Pfingsten. Bitten wir den Heiligen Geist dringend um seinen Beistand, um seine sieben Gaben, damit er uns helfe, diese schwierige Lage zu meistern. Bitten wir auch den hl. Erzengel Michael, den Schutzpatron der Kirche in großen Bedrängnissen, damit er unseren Kampf siegreich beende! Denn, und das sei allen bloßen Traditionalisten gesagt: Man lebt nicht ungestraft mit der Häresie und Apostasie unter einem Dach!!
Nachtrag: "Hören Sie mal, Herr Heller, Sie übertreiben wieder, die Herren meinen es doch nur gut!" wird man mir sagen, "Sie sind ein Schwarzseher!" Nun ja, zugegeben, manchmal kann es einem schon schwarz vor den Augen werden, aber eines ist auch wahr: wer permanent die Augen vor der Wirklichkeit verschließt, sieht nur noch Traumbilder und hält seine Einbildungen für wahr. Von diesen Träumern gibt es zu viele. Man findet sich häufig in einer makabren Gesellschaft wieder: da befallen Heere von Termiten ein Haus, man sieht, wie sie das Gebäude von innen immer mehr zerstören und versucht nach Kräften, die Termiten zu vernichten, um vielleicht doch noch etwas zu retten. Doch siehe da, die Hausbewohner erscheinen, rufen nach dem Tierschutzverein und der Polizei, damit doch im Namen des Gesetzes "um Gottes willen" der lieblosen Tierquälerei eine Ende gemacht.
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