GRÜNDONNERSTAG DER KIRCHE
von Reinhard Lauth
Anm.d.Red.: Der folgende Beitrag ist der Zeitschrift "Das Zeichen Mariens" vom 25.3. 1968 (!) entnommen und markierte damals den Weg, den unser Kampf gegen den Abfall der Amtskirche einzuschlagen hatte. Er wurde verfaßt, als es offenbar wurde, daß die Reformer sukzessive die Hl. Messe abschaffen wollten. Heute, nachdem das Hl. Meßopfer total verstört und das Feiern der wahren Messe sogar offiziöserweise verboten wurde, nachdem aber auch die Gläubigen endlich die taktischen Possenspiele durchschauen, mit denen sie hingehalten wurden und die nur mühsam mit der Versicherung, keine Kompromisse zu machen, noch kaschiert werden können, heute weiß jeder: die Kirche als mystischer Leib Christi erleidet ihren zweiten Karfreitag. - Übrigens, als dieser Beitrag von Univ.Prof. Dr.Dr. Reinhard Lauth vor nun genau 11 Jahren im "Zeichen Mariens" erschien, war diese Zeitschrift führend im Kampf gegen den Glaubensabfall. Das sollte sich bald ändern; der Redakteur "änderte" plötzlich den Kurs. Die Hintergründe dieses Verrates einmal aufzuhellen, wäre für viele harmlose Gemüter, die immer noch meinen, 400000.- SFr. seien keine Argumente, ein erschütterndes Lehrstück: bekanntlich aber stinkt Geld nicht. E. Heller
Jeder katholische Christ, dem noch die alte Liturgie vertraut ist, die den Reformern gleicherweise als Liturgie des wahren Gebetes und als Kunstwerk verhasst ist, erinnert sich jener Zeremonie des Gründonnerstagabends nach der hl. Messe, bei der drei Priester in der Albe an den' Altar zurückkehrten, aus dem das AUerheiligste Altarsakrament fortgetragen war, um diesen Altar sinnbildlich zu zerstören: Sie legten die Kerzen-Ständer nieder und rissen die Altartucher weg; der leere Tabernakel wurde geöffnet, zum Zeichen, dass der Hochheilige sein Heiligtum verbissen hat Dabei wurde der messianische Leidenspsalm (21) gebetet Schon als Kind hat
diese Zeremonie uns in erschütternder Weise sichtbar und verständlich gemacht was eine Welt wäre, in der die Altäre zerstört sind und in der Gott nicht mehr gegenwärtig ist.
Nun, das, was wir damals alle nur als eine Tat der Gottesfeinde für möglich hielten, ist heute durch die Priester, die sich Christi Priester nennen, in der katholischen Kirche alltäglich geworden: Der Hauptaltar ist verödet und dient nur noch als Dekor für die Oberreformer, die ihren Sitz an der Stelle des entfernten Allerhettigsten aufgeschlagen haben. Das Sakrament ist in den Winkel getragen und heute schon nicht selten, wenn nämlich der Priester nicht mehr gültig konsekrieit, nur mehr der würdelose und hässliche Behälter gewöhnlichen Brotes, das man den Gläubigen gegenüber in betrügerischer Weise für den Leib des Herrn Jesus Christus ausgibt.
Die konkrete Gegenwart Gottes in Seinem Heiligtum ist den Reformern unwichtig, ja lästig geworden. Das ist nicht etwa nur an einem Ausnahmetag in der Kirche so, das ist seit 1965 der tägliche Zustand unserer Kirchen.
"In der Demokratie von morgen", schrieb Bernanos 1942 in einem seiner Briefe, "wird uns die Rolle von Idioten zufallen." - "Ich habe einen Grossteil meines Lebens damit hingebracht, die Wahrheiten verhöhnen und verlästern zu hören, denen ich zu dienen trachte. Ich fange an zu begreifen, dass das noch nichts war. Die schlimmste Prüfung, die Prüfung, auf die ich warte, wird sein, die gleichen (christlichen) Wahrheiten, entstellt und verleugnet wider uns gekehrt zu sehen." Es war den Reformern vorbehalten, die Zerstörung der Altäre im Namen der Lehre Jesu durchzuführen, nicht den äusseren Feinden der Kirche.
Dürfen wir darüber erstaunen? Keineswegs. Wir brauchen uns nur der Vorgänge in der Nacht des Gründonnerstags zu erinnern, um zu verstehen, dass es so kommen musste, wenn die Kirche wirklich der Leib Christi ist. Die Hl. Schrift stellt uns zweimal vor, was in dieser Nacht die Priester, durch deren Verhalten es zur Hinrichtung Christi kam, getan haben: an den Jüngern und Aposteln und an den Pharisäern und Hohepriestern.
Die Apostel, d. h. dieselben, deren heutige Nachfolger die Bischöfe und Kardinale sind, teilen sich in dieser Nacht in zwei Gruppen: in Verräter und Verleugner.
Dem Verräter erzeugte die Teilhabe an der Inkarnation Christi, die Teilnahme am hl. Abendmahle, einen solchen Hass, dass er den Herrn an seine Feinde verkaufte, also bewusst an seiner Vernichtung mitwirkte. Was ihn von den heutigen Verrätern, seinen Nachfolgern unterscheidet ist nur dies, dass er für seine "Tat" dreissig Silbertinge, zwar ein lächerliches Geld, aber immerhin einen Entgelt verlangte. Unsere heutigen Verräter hingegen bieten dem Feinde noch etwas dazu an, wenn man ihnen nur erlauben will, den Herrn zu verraten. Sie bezahlen die Feinde Christi, damit sie selbst in der Kirche und ihren Einrichtungen seine Wahrheit verhöhnen und seine Lehre ins Gegenteil verfälschen.
Die anderen Apostel-Bischöfe, ausser Judas, verliessen ihn alle! Sie wurden aus Furcht vor den Feinden Jesu und dem Verräter zu seinen Verleugnern. Sie verliessen ihn alle! Alle, ohne Ausnahme. Voran Petrus, der Papst und dann alle anderen Apostel, bis zum letzten. Genau dieses Bild bietet uns auch die heutige, von den Reformern verwüstete Kirche. Denn alle Bischöfe, ohne Ausnahme, von Papst Paul VI. an ihrer Spitze, bis zu jenen Bischöfen, von denen uns immer wieder versichert wird, sie seien noch wahrhaft rechtgläubig, verleugnen heute Jesus Christus.
Der Papst und jeder dieser Bischöfe weiss, was in der Kirche vorgeht: sie wissen um die willkürliche Zerstörung der Liturgie, der Altäre; sie wissen um das massenweise offene Auftreten häretischer Reformtheologen; sie wissen um die Missachtung des Heiligsten Altarsakramentes überall auf der Welt; sie wissen darum, dass zahlreiche Religionslehrer in den Schulen den Glauben der Kinder zersetzen; sie wissen, mit welch infamen Mitteln der Unwahrheit die reformkatholische Presse in der ganzen Welt arbeitet; sie wissen, dass der Geist des Gebets und der Sühne aus den neuen Priestern und Ordensleuten gewichen ist; sie wissen endlich, was erfolgen muss, wenn diese moralische und geistige Stütze der gesamten Menschheit genommen ist ó und sie tun (tun, nicht reden!!!) nichts dagegen. Sie lassen die Wölfe (in Schafspelzen) in der Herde der wehrlosen Schafe wüten und ehren sie noch. Sie machen sich damit vor Gott der schwersten Sünde verantwortlich: der Zerstörung der Möglichkeit, der Kirche und durch sie Gott zu glauben. Der Papst Paul VI. hat für alles Zeit, für den Empfang der Claudia Cardinale im Minirock, für die Uno, die Olympischen Spiele und für Prof. Barnard, nur nicht für die tödlich verwundeten Kinder des eigenen Hauses.
Das ist so, als wenn Jesus, statt den verlorenen und verzweifelnden Seelen nachzugehen, seine Zeit damit verschwendet hätte, Grussadressen an die nackt auftretenden Athleten in den hellenisierten Stadien von Samaria und Caesarea zu senden und zwischen Pilatus und Herodes politisch zu vermitteln, um den "Frieden" in Palästina zu sichern. Seine Bischöfe sind nicht besser als der Papst: sie haben sich längst in Sicherheit gebracht, um sich nicht vor der Welt und den Feinden Christi zu exponieren, wenn sie nicht sogar mit diesen, " mitten in der Welt" stehend, prächtig in dem allgemeinen Bankrottgeschäft der modernen Welt zusammenarbeiten.
Ein solches Ereignis in einem Körper von der ungeheuren Grosse der katholischen Kirche, die noch vor weniger als zehn Jahren unter dem rechtgläubigen Pius XII. scheinbar wie ein Fels dastand, ist nicht zufällig. Es muss als providentiell angesehen werden. Gott will von diesen Leuten nicht mehr verteidigt werden, von diesen "Kloaken der Unreinigkeit", wie die heiligste und keuscheste Jungfrau sie in La Salette genannt hat. Seine Geduld ist erschöpft.
Er hat schon allzulange zugesehen, wie sie ihre Energie nicht auf die Rettung der Seelen, sondern auf die Verwaltung ihrer Gelder und Besitztümer wenden.
Das letzte Konzil wurde von Verwaltungsbeamten entschieden! Der Geist dieses Konzils ist nicht der Heilige Geist, sondern der Geist des Feindes Gottes, wie jeder heute deutlich an den Früchten: Häresie, Blasphemie, Auflösung der Moral, Zerstörung der Altäre und Tabernakel, Zerstörung der hl. Messe, Unglaube und offener Zynismus, erkennen kann. "Geboren aus Maria, 'der Jungfrau', steht im neuen Katechismus der Reformer, und keiner unserer Bischöfe hat mit ihnen gebrochen! - "Sie verliessen Ihn alle!"
Nun aber, wenn sie nicht mehr auf Seiner Seite sind, dann sind sie die Priester und Bischöfe Seines Feindes. In der Nacht des Gründonnerstags fragte der Hohepriester Jesus: "Bist du der Sohn Gottes?" Er fragte so in der Hoffnung, Jesus werde es nicht wagen, ihm zu antworten: "Ja, ich bin es." So hoffen auch unsere neuen Hohepriester samt ihrem Anhang von Gesetzeslehren, d. i. den Theologieprofessoren und Pharisäern, d. i. Reformpriestern, Christus werde es in Seinem Leibe, der Kirche, nicht mehr wagen, zu antworten: "Ich bin es." Sie hoffen, wir werden uns ihrem geistigen und materiellen Terror beugen und die inkarnierte Gottheit Christi verleugnen.
Sie mögen es wissen: Das wird nicht geschehen! Die Pforten der Hölle werden die wahre katholische Kirche nicht überwältigen! "Zum Schluss wird mein unbeflecktes Herz triumphieren!" Denken wir daran, was Jesus nach jenem ersten nächtlichen Verhör im Hause des Hohenpriesters, als man ihn an Schlingen unter den Armen in die Gefangenenhöhle für Schwerverbrecher hinabgelassen hatte und er in der dunklen Einsamkeit allein war, denken musste. Er war zu den Menschen gekommen, sie zu retten; nicht zu den Menschen irgendwo, sondern zu Seinen Kindern, zu denen, die der Vater auserwählt und seit vielen Jahrhunderten geführt hatte, damit durch sie das Heil käme. Und diejenigen, die die geistigen Führer dieser Kirche sein sollten, die Theologen und Priester, allen voran der amtierende Hohepriester, die also vor allen anderen bereit sein mussten, Ihn zu empfangen und sich um Ihn zu scharen, die waren nicht etwa nur nicht zur Stelle, nein, sie waren Seine schlimmsten Feinde, sie waren es, die heimtückisch auf seinen Tod sannen und ihn ans Kreuz brachten. Kann es ein grösseres Verbrechen geben als das, dass diejenigen, die es sich zum Beruf und zur Aufgabe gewählt haben, Gott in Seinem Kommen zu dienen und behilflich zu sein, statt dessen verhindern, dass Er zu den Seinen kommen kann, und nicht nur das, sondern die Ihn so abgrundtief hassen, dass sie Ihn und alle, die in Seiner Liebe leben wollen, verfolgen; die unterbinden, dass den geistig Hungernden und Armen das Brot des rechten Glaubens der Sakramente und des Gebetes ausgeteilt wird, und erzwingen, dass man ihnen überall nur Steine gibt; die sich längst mit der Welt amüsieren, da sie überzeugt sind, dass der Herr nie mehr kommen wird, da er schon so lange fort ist und sie inzwischen den Weinberg in Besitz genommen haben. Die Priester und Theologen haben es verhindert, dass Sein Volk von Ihm erlöst wurde.
Wenn das aber die 'Priester' dieser Scheinkirche der Reform sind, dann gilt von ihnen das Wort Jesu, dass das Reich von ihnen genommen und sie in die Gehenna geworfen werden und dass Gott sich lieber aus den Steinen Kinder erwecken wird als aus diesen falschen "Söhnen Abrahams".
Jeder, der heute den wahren katholischen Glauben lebt und bekennt, kann nicht weiterhin die Entscheidung hinausschieben: zwischen ihnen und uns ist keine Gemeinschaft mehr möglich. Was wir zu tun haben, sagt uns das Neue Testament ausdrücklich: "Wer leugnet, dass Jesus als wahrer Gott im Fleische erschienen ist, ist Verführer und Antichrist. Kommt einer zu euch, der dies nicht lehrt, so nehmt ihn nicht in euer Haus auf und griisst ihn nicht. Wer ihn begrüsst, macht sich an seinem bösen Treiben mitschuldig." (2. Joh. 7-11.)
Was können wir in dieser Gründonnerstagsstunde der Kirche tun? Wir wollen versuchen, nicht mit den Aposteln und Bischöfen, die Christus verleugnen, uns zu verbergen, sondern Maria zu folgen, die zu Christus auf seinem Leidensweg und unter das Kreuz eilte, um mit ihm zu sein, als er hingemordet wurde und starb. "Deshalb", hat die Seherin von Fatima 1961 zu Pater Fuentes gesagt, "muss man den Menschen sagen, dass sie nicht auf den Appell des Heiligen Vaters zu Busse und Gebet warten können, nicht auf die Bischöfe und Priester, nicht auf die Vorgesetzten der Klöster."
Es ist höchste Zeit für jeden, aus eigener Initiative heilige Werke zu vollbringen und sein Leben nach dem Wunsche der hl. Jungfrau umzugestalten. Der Teufel will sich jetzt der geweihten (Priester-) Seelen bemächtigen. Er versucht sie zu verführen, um die anderen zur totalen Unbussfertigkeit zu führen.ª Wir müssen alles tun, um jene "Apostel der letzten Zeit" zu sein, die die hl. Gottesmutter in La Salette aufgerufen hat.
Bedenken wir immer: die Wahrheit bleibt unerschütterlich die Wahrheit. Nicht die Wahrheit ginge unter, wenn die Menschheit nicht mehr aus ihr lebte, sondern diese Menschheit. Kein Feind vermag etwas gegen uns, wenn wir aus und für die Wahrheit leben. Wir entscheiden nicht über die Wahrheit, wir entscheiden nur über uns und unser ewiges Leben.
Und hoffen und warten wir, dass aus der Schar der Bischöfe, die heute Christus verleugnen, einige hervorgehen, die wie der hl. Johannes nach der Flucht vom Oelberg wenigstens unter das Kreuz Christi zurückkehren, und dass Petrus sein Tun bereuen und weinen wird, wenn der Hahn zu rufen anhebt, das heisst: der Tag dämmert, an dem es heu und klar wird, was in dieser Nacht geschehen ist. |